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34. Darmstädter Jazz Conceptions 2025

Die Darmstädter Jazz Conceptions wurden 1992 von dem Darmstädter Bassisten Jürgen Wuchner (1948–2020) ins Leben gerufen und finden bis heute in nahezu unveränderter Form statt. Ihre Einzigartigkeit beruht auf dem Konzept eines reinen Ensemble-Workshops mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmenden und auch der Dozentinnen und Dozenten. Es geht darum individuelle musikalische Konzepte, die in der Welt des zeitgenössischen Jazz in großer Vielfalt existieren, den Teilnehmenden näher zu bringen und ihnen einen Einblick in die Werkstatt des Musik-Schaffens zu geben. Eine ehemalige Teilnehmerin nannte die Jazz Conceptions „die beste Erfindung seit es Musikunterricht gibt…“

Als künstlerischer Leiter des Workshops ist der Pianist Uli Partheil seit 2021 für die Auswahl der Dozierenden verantwortlich. In diesem Jahr besteht das Team, neben Partheil, aus dem austro-amerikanischen Tubisten Jon Sass, der Trägerin des Hessischen Jazzpreises 2023, die Saxophonistin Corinna Danzer, dem Frankfurter Gitarristen Martin Lejeune, der gefeierten Kontrabassistin Athina Kontou (nominiert für den Deutschen Jazzpreis 2024 „Saiteninstrumente“) und dem experimentellen österreichischen Schlagzeuger Rudi Fischerlehner.

Die Darmstädter Jazz Conceptions sind eine Gemeinschaftsveranstaltung des Kulturzentrums Bessunger Knabenschule und des städtischen Jazzinstituts Darmstadt.

Termin: Workshop von Montag, 7. bis Samstag 12. Juli 2025 (erste Woche der hessischen Sommerferien)

Abendliche Sessions an verschiedenen Open Air-Locations in Darmstadt. Abschlusskonzerte der Teilnehmenden am 11. und 12. Juli in der Bessunger Knabenschule

Punto Jazz: Berry Blue Trio

Drei leidenschaftliche Musiker voller Kontraste: Der coole Aupperle, brillant am Piano und auf dem Vibraphon trifft auf den charmanten Sänger Berry Blue mit seiner warmen Stimme und seinen Sohn, den virtuosen Gitarristen Julian Keßler. Gemeinsam präsentiert das Jazz-Trio eine aufregende Mischung aus kalt und heiß, Avantgarde und Vertrautheit. Zu hören sind neu arrangierte Bossa Novas, Balladen, Swing, Blues, Evergreens und Jazzstandards sowie überraschende Interpretationen deutscher, französischer und italienischer Chansons. Dazu gibt es erstklassige Weine sowie kleine Speisen. Der Eintritt zu den Punto-Jazz-Abenden ist frei!

Punto Jazz: Jan Jansohn Quartet

„Up N’Down“ heißt das aktuelle Album und ist ein jazziger Trip durch die mittlerweile mehr als 15jährige Bandgeschichte des Jan Jansohn Quartetts. Eine Zeit während der die Musiker viel unterwegs waren. Ihre Songs setzen auf einen leichten, dynamisch  einfühlsamen und warmen Bandsound – mit viel Groove, Swing und stilistischer Flexibilität. Dazu gibt es erstklassige Weine sowie kleine Speisen. Der Eintritt zu den Punto-Jazz-Abenden ist frei!

Peter Linhart 2Gen. Group feat. Ben Patterson

Den Saxophonisten Peter Linhart kennen die Darmstädter als langjährigen Leiter der hiesigen Bigband, in gleicher Funktion ist er in Aschaffenburg tätig. Jährlich gibt es mit der DA Bigband einen Workshop mit eingeladenem Special Guest und Abschlusskonzert. In den letzten Jahren waren dies u.a. Ernie Watts, Eric Marienthal, Bob Reynolds und Rick Margitza. Linhart war auch Saxophon-Dozent an der Akademie für Tonkunst. Nun hat er sein Quartett aus den 90er- Jahren in neuer Besetzung reaktiviert. Damals gab es z.B. Produktionen mit Mike Stern und Randy Brecker.

In Linharts neuer 2Gen. Group trommelt Jens Biehl, wie auch schon ganz lang bei der Darmstädter Bigband. Biehl spielt außerdem regelmäßig in der Hausband des Frankfurter Tigerpalasts und hat sogar schon bei der hr-Bigband „ausgeholfen“. Bassist Sebastian Claas gehörte jahrelang zum bayrischen Landesjugendjazzorchester und absolviert aktuell ein Bassstudium bei Rudi Engel an der Würzburger Musikhochschule. Außerdem mit dabei ist Pianist Jona Heckmann, der ebenfalls in Würzburg studiert hat und momentan einen Masterstudiengang für Bigbandleitung an der HFMDK in Frankfurt belegt. Auch er hat bereits Erfahrungen im Bayerischen Landesjugendjazzorchester gesammelt und ist als Komponist und Arrangeur, u.a. mit seiner eigenen Formation unterwegs.

Als „Special“ dabei: der US-amerikanische Posaunist Ben Patterson. Er leitete die Bigband der US-Airforce und arbeitete mit Branford Marsalis, Randy Brecker und Chris Potter. Im Juni 2023 war er Gaststar der Darmstädter Bigband beim Konzert in der Knabenschule.

Galega_optickle | tipping point feat. Christy Doran

Wie die Klimaforschung zeigt, können bestimmte Vorgänge in relativ kurzer Zeit zu irreversiblen Umbrüchen führen. Diese Erkenntnis soll mit dem audio-visuellen Projekt „tipping point“ (Kipppunkt) ins Bewusstsein gerufen werden. Das Projekt ist so konzipiert, dass sein Ausgang offen ist und dass das Zusammenwirken von Ton und Bild schlagartig eine völlig neue und unerwartete Richtung einnehmen kann.

„tipping point“  ist eine Kooperation von galega_optickle (Jan Galega Brönnimann und Samuel Radvila) mit verschiedenen Gastmusiker:innen, die nach Ausdrucksformen für die Kontingenz aktueller klimatischer Entwicklungen sucht und dabei produzierte und spontan improvisierte Ton- und Bildkompositionen mit ungewissem Ergebnis verbindet. Die bestehenden Module der Komposition werden als live Remix jedes Mal neu angegangen. Den genauen Ablauf und die Dramaturgie der Performance kennt niemand im  Voraus. So wie sich die Entwicklung des Klimas nicht voraussagen lässt, legen die Künstler auch den Ablauf der Performance nicht fest. Gastmusiker ist der herausragende Schweizer Jazzgitarrist Christy Doran.

Jan Galega Brönnimann | Bassklarinette, electronics
Optickle | live visuals
Christy Doran | Gitarre

Ramatou Orchestra

Gefiederfarbenfrohe Paradiesvögel zwitschern klangvoll durch den Wald. Das Ramatou-Orchestra (Papageienorchester) ist ein Jazz-Oktett mit frischem, experimentellem und ganz eigenem Klang. Von semi-akustischem Jazz mit folkloristischen, afrikanischen  Anleihen, über Neo-Soul und Fusion bis zu Rock, Electro und Ambient-Elementen versammelt die achtköpfige Vogelschule alle greifbaren Einflüsse in ausdrucksstarken  Melodien und stimmungsvollen Klangflächen voller spielfreudiger Improvisation und ausgeklügeltem Arrangement mit Augenzwinkern.

 

Darmstädter Musikpreis 2025

Silvana Battisti und Marc Herbert, bekannt als Woog Riots, erhalten den diesjährigen Darmstädter Musikpreis, der mit 5.000 Euro dotiert und mit einem Preisträgerkonzert  verbunden ist. Mit dem Stipendium zum Musikpreis in Höhe von 2.000 Euro würdigt die Jury die Initiative „Internationaler Chor“, die im September 2024 durch die PaSo GmbH innerhalb des Modellprojekts WIR sind DA! Darmstadt für Neubürger*innen gegründet  wurde.

Die Musikpreisverleihung ist mit einem öffentlichen Konzert verbunden. Die Laudatio auf  die Musikpreisträger hält der Musikjournalist und Veranstalter Thomas Waldherr.

NAAMU – Voix du Mali

Der holländische Bassist und Komponist Teun Creemers arbeitet regelmäßig  mit afrikanischen Musikern zusammen. Seine Passion ist es, diese Wurzeln von Blues und Jazz mit jazzigem Groove zu verbinden. „Malinke Groove Jazz“ nennt Creemers seine Musik. Malinke ist die Sprache der Malinka. Einem Volk, das in einem Großteil Westafrikas beheimatet ist.

Das Programm „Voix du Mali“ ging 2024 erstmals auf Tournee durch die Niederlande, Belgien und Deutschland. Dieses Projekt erlebt mit neuem Programm in diesem Jahr eine Fortsetzung. Wobei ein Auftritt im „Porgy und Bess“ Wien der Tourabschluss sein wird. Und natürlich war ein Konzert im HoffART Theater Darmstadt der Herzenswunsch der Band gewesen.  Schließlich hat das Essemble im letzten Jahr das Theater in eine Dance-Hall verwandelt.

Das HoffART Theater heißt nun erneut alle Jazzbegeisterten und Tanzwütigen sehr herzlich willkommen. Bei der sechsköpfigen Band ist erneut die in Europa bekannte Sängerin Kankou Koujate aus Mali dabei. Sie stammt aus einer der angesehensten Griot Familien. Griots sind in weiten Teilen Westafrikas „berufsmäßige“ Sänger und Sängerinnen. Sie dichten auch , übermitteln Nachrichten oder erzählen Geschichten. Der Großvater von Kankou Koujaté war „The Old Lion“ Bazoumaná. Ein legendärer Griot.

Die NAAMU Band besteht aus der „jungen Garde“ der sehr lebendigen holländischen „Jazz und Beyond Szene“. Yannick van ter Beek (Percussionist), Lauriane Ghils (vocals, Kamale n’goni, percussion),  Jesse Schilderink (Tenorsaxophon), Jelle Roozenburg (Gitarre), Tuur Moens (Schlagzeug) und Teun Creemers (Bass).

Der Blaue Bereich

Bülent Ates, der schon über 80 Jahre auf dieser Welt weilt, ist eine lebende Legende der Frankfurter Musiklandschaft und weiterhin voller Energie. Der in Ankara geborene Schlagzeuger erlebte vor vielen Jahren Albert Mangelsdorff bei einem Auftritt in Istanbul und beschloss daraufhin, nach Deutschland zu kommen. Er tourte zuvor schon durch Europa und spielte bereits 1968 mit Don Cherry in Schweden bei den “Summer House Sessions”, die 2023 endlich auf CD dokumentiert wurden. In Frankfurt wurde er zu einem wichtigen Eckpfeiler der Szene und arbeitete u.a. mit Heinz Sauer, Christoph Lauer, Bob Degen, Harry Petersen und Alfred Harth zusammen. Mit Jürgen Wuchner verband ihn eine langjährige musikalische Partnerschaft in vielen Projekten.

Gitarrist Michael Bernschneider ist seit vielen Jahren in der Frankfurter Jazzszene aktiv und spielte u.a. mit Jürgen Wuchner, Natalya Karmazin und Thomas Langer. Er wird auch bei einigen Stücken die chromatische Mundharmonika zu Gehör bringen.

Chris Rücker ist ein stilistisch vielseitiger Kontra- und E-Bassist. Er spielt bei Nachttierhaus und der Karma Jazz Group, mit der er auch das Jazz Arbeitsstipendium der Stadt Frankfurt erhielt. Konzertiert hat er beim Deutschen Jazzfestival Frankfurt und in der Alten Oper.

Debasish Ganguly und Mads Egetoft

Sitar und Saxophon sind eine ungewöhnliche Kombination von Instrumenten. In den Händen zweier meisterhafter Improvisateure ergibt es ein sehens- und hörenswertes Musikerlebnis. Debasish Ganguly und der jüngere Mads Egetoft spielten schon 2018 das erste Mal zusammen nachdem jemand aus der Kopenhagener Musikszene Debasish auf dem Moskauer Flughafen kennengelernt hatte. Das führte zu einer ersten Tour durch Dänemark mit Mads Egetoft, einem der renommiertesten Musiker aus der dänischen Jazz und Improvisationsszene. Seitdem spielen die beiden im Duo, aber auch als Quintett, alljährlich zusammen, immer wenn Debasish von Calcutta nach Europa kommt. Ein ähnlicher Fixpunkt auf den Reisen der letzten Jahre wurde für ihn auch Darmstadt, mehrfach auch mit dem Multiinstrumentalisten Markus Wach, der die Musiken im Orient und in Innerasien sehr gut kennt. Nachdem Debasish an beiden Orten jeweils vom anderen Ort berichtet hat, lag es nahe, dass beide sich auch hier begegnen.

Die Mischung von klassischer indischer Raga-Musik und zeitgenössischem Jazz stellte sich als sehr interessant und inspirierend raus. Die Basis sind die verschiedenen Improvisationskulturen mit herausfordernden Rhythmen und einem lyrischen Umgang mit Melodien.