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32. Darmstädter Jazz Conceptions: Abschlusskonzert 1

Vier Workshop-Bands stellen sich vor

An diesem Abend präsentieren sich vier TeilnehmerInnen-Ensembles der Darmstädter Jazz Conceptions unter Leitung der jeweiligen Dozent:innen mit ihren musikalischen Arbeits-Ergebnissen. Ein hochspannender und abwechslungsreicher Konzertverlauf wird wie immer garantiert. Der Eintritt ist beim ersten Abschlusskonzert frei. Wie in den beiden letzten Jahren gibt es wieder eine open-air-Bühne auf dem Hof. Bei schlechtem Wetter weichen wir in die Halle aus.

Foto: Taiko Saito (Christina Marx)

Dozentinnen und Dozenten 2023

Matthew Bookert …

Rocco Dürlich©

… wird gerne als erstaunlich vielseitiger Musiker beschrieben, was umso außergewöhnlicher ist, als er ein Instrument bevorzugt, dem man in der Regel wenig klangliche Varianz zuspricht – das Sousaphon. Das große, um den Bauch geschlungene Instrument ersetzt bis heute in den klassischen Marching Bands des New Orleans-Jazz den weniger mobilen Kontrabass.

Was der inzwischen in Berlin lebende Texaner allerdings mit seinem wuchtigen Instrument musikalisch macht, ist in der Tat … VIELSEITIG! Bookert ist dabei nicht nur in verschiedensten Stilen von Klassik bis Worldmusik zu Hause, sondern spielt das riesige Blasinstrument mit erstaunlicher Leichtfüßigkeit. Kein Wunder, denn Matthew Bookert studierte Tuba an der Indiana University bei Daniel Perantoni sowie an der University of Michigan bei Fritz Kaenzig. 2007 kam er nach Deutschland, wo er an der Musikhochschule Stuttgart beim Tubisten der Staatsoper Stefan Heimann ebenso Kurse belegte wie im Jazzdepartment der Hochschule.

Trotz weiterhin enger Kontakte nach Südwestdeutschland (als Mitglied der Stuttgarter Band Volxtanz oder des Mannheimer/Frankenthaler/Mainzer Blechensembles Blassportgruppe Südwest) lebt Bookert inzwischen in Berlin und spielte dort in der Vergangenheit sowohl in Hannes Zerbes Jazz Orchestra, dem zeitgenössischen Trickster Orchestra von Cymin Samawatie und Ketan Bhatty wie im akustischen Live-Ensemble der populären Elektronik-Formation Brandt Bauer Frick. Bookert arbeitet zudem auch als Komponist und MC.

Über seinen Workshop sagt Matthew Bookert folgendes:

“Groove und Riff basiertes improvisieren zum Kopfnicken und Tanzen.  Jazz als Begriff hat immer weniger mit Arsch wackeln zu tun.  Nicht hier! Funk und Balkan inspirierte tanzbare “U”-Musik für jede die gerne Musik mit groove hört.”

Daniel Guggenheim

Foto: Anja Jahn

… hat als Schweizer nicht nur musikalisch einen weiten Weg zurückgelegt. Nach der Ausbildung an der Swiss Jazz School in Bern waren Paris, Südamerika und New York weitere Stationen, bevor er schließlich Ende der 1990er-Jahre in Frankfurt am Main landete.

Von sich selbst sagt er, dass starke musikalische Persönlichkeiten ihn immer inspiriert haben, ganz gleich, ob das Jimi Hendrix oder Sonny Rollins waren. Unverkennbar aber begleitet den Tenorsaxophonisten sein größtes Vorbild John Coltrane bis heute. Schon parallel zum Studium an der Swiss Jazz School leitete er sein eigenes Quartett und interpretierte John Coltrane nach seiner Version.

1983 trifft er in Brasilien auf Hermeto Pascoal, ein wahrer Glücksfall für ihn. Durch Musikanarchist Pascoal lernt Guggenheim seine Musik zu leben und Grenzen stets neu auszuloten. Daniel Guggenheims Musik lässt immer wieder neue Bilder entstehen, die für alle Beteiligten zu einem umfassenden Erlebnis werden.

In New York schließlich spielte er mit Leuten wie Elvin Jones, Cecil McBee, Richie Beirach, Billy Hart oder dem jungen Roy Hargrove. In Frankfurt  folgten Kooperationen mit bekannten Musikern wie Bob Degen, Vitold Rek, Keith Copeland, Janusz Stefanski, David Liebman, Peter Madsen, Jeff Williams, Jürgen Wuchner, John Tchicai und Harry Beckett. In seinem aktuellen QUARTET spielen Sebastian Sternal, Dietmar Fuhr und Silvio Morger.

Guggenheim verfügt über eine unglaubliche Bühnen- und Spielerfahrung, die durch Auftritte mit Pop-Größen wie Nena und Udo Lindenberg auch musikalisch erweitert wurde.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

“Es werden eigene Kompositionen erarbeitet. Im Vordergrund wird dabei das Zusammenspiel der Gruppe stehen. Die Wahrnehmung der Mitmusiker, das gemeinsame Timing, der „Gruppensound“ und die Interaktion werden anhand von gezielten Übungen spielerisch verbessert.”

Johannes Lauer

Benedikt Lauer©

… denkt groß. Eine seiner herausragenden und international besetzten Formationen nannte sich nicht umsonst “Lauer Large” und verschob dabei alle Grenzen musikalischer Genre nach außen. Sicher bewegt sich Johannes Lauer mit seinen Kompositionen zwischen folkloristischen Motiven, dem Sound der Großstadt und Jazz und erschafft damit neue klangliche Welten.

Auch in kleineren Ensembles fühlt sich der Posaunist, Pianist und Komponist zu Hause. Zu seinen aktuellen Projekten gehören das Trio Lauer Westergaard Smith, Duos mit der afroperuanischen Musikerin Laura Robles und dem Pianisten Marc Schmolling sowie Kooperationen mit Moussa Coulibaly, Ahmed Soura und Ofrin.

Johannes Lauers stilistisches Wirken erstreckt sich über New Orleans Jazz bis Avantgarde, von zeitgenössischer Klassik bis experimenteller Pop-Musik oder traditioneller Musik aus Peru, Westafrika, Kolumbien, Brasilien und dem Alpenland.

Seine Fähigkeit des kompositorischen Weltenbummelns hat seine Wurzeln sicherlich in Lauers Biographie. Er wuchs in Ravensburg und Florenz auf, studierte bei Dieter Ammann und Nils Wogram Jazz-Posaune und Jazz-Komposition erst in Berlin und später in Luzern. Lauer war Mitglied des im Bundesjazzorchester (BuJazzo) und reiste schon in jungen Jahren mit Ensembles um die Welt. Unter anderem arbeitete er mit Künstlern wie Tyshawn Sorey, Peter Evans, Chris Speed, Henning Sieverts, Drew Gress, Michael Wollny, Steffen Schorn, dem RIAS Kammerchor, den Big Bands von SWR, NDR und WDR und Christoph Schlingensief. Seinen Lebensmittelpunkt hat Johannes Lauer seit 2008 in Berlin.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

“Was den Inhalt des Kurses angeht – ich kann mir da ganz unterschiedliche Themen vorstellen (Ellington, Monk, Shorter, Carla Bley, Jimmy Giuffre, Brasil, Hermeto Pascoal, Tom Harrell, American Songbook). Oder eben die Idee, dass in einem gemeinsamen Prozess neue Kompositionen entstehen. Oder man nimmt sich ein inhaltliches Thema (z.B. so etwas altmodisches wie “Friede”) und daraus ergibt sich dann das Repertoire. Jedenfalls hab ich das Gefühl, es wäre gut, ohne Noten auszukommen.”

Uli Partheil

… ist seit 2021 künstlerischer Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions und damit Nachfolger seines langjährigen musikalischen Mentors und Freundes Jürgen Wuchner. Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Werken geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, außerdem Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitete er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Hanns Höhn, Peter Back, dem Wiener Kronenbräu Orchester und vielen anderen zusammen. Als Begleiter ist er auch immer wieder am Staatstheater Darmstadt zu hören. Bis zum Beginn der Pandemie leitete er das von ihm selbst ins Leben gerufene Darmstädter Jugendweltmusikorchester.

Mit seinem Working Trio “Playtime” ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Ulli Jünemann, Ralf Cetto und Angela Frontera den Longplayer “Reflections2020”. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

Ich möchte wieder versuchen mindestens ein Stück auswendig und ganzheitlich zu erarbeiten, d.h. die Musiker:innen sollen nicht nur ihren Part, sondern das ganze Werk lernen und verstehen. Dazu werde ich eigene Kompositionen und andere ausgewählte Stücke mitbringen.”

Laura Robles…

Peter Tümmers©

… lebt den Beat. Geboren in Swasiland und aufgewachsen in Peru, fand Robles bereits mit vier Jahren den Zugang zur afro-peruanischen Musik. Seitdem möchte sie die Menschen mit ihren Rhythmen zum Tanzen bringen. Sie spielt Cajón, Batás, Congas und E-Bass und ist eine der wenigen Frauen, die mit ihrem Spiel derartig in der Öffentlichkeit stehen.

Ihre Rolle als Vorbild für junge Instrumentalistinnen ist Laura Robles wichtig. Sie selbst nahm mit 13 ihr Studium am Susana Bacas „Instituto Negro Continuo“ auf und studierte intensiv kubanische Folklore, Popularmusik und die komplexe Musik der Yoruba-Kultur.

Robles gründete die erfolgreichen Bands „Astrocombo“, „Stretch it to The Limit“ und die sozialpädagogische Initiative „Parió Paula“. Sie spielte mit Theater- und Tanz-Kompanien und einigen der renommiertesten Folklore-, Jazz- und Rock-Musikern Perus in Peru und auf internationalen Festivals.

Seit 2012 ist Berlin Laura Robles Wahlheimat. Hier knüpfte sie an ihre Arbeit an und gründete 2012 die Berliner Version ihrer „Astrocombo“. Robles ist eine gefragte Instrumental-Pädagogin und kooperiert in verschiedenen Projekten vom Kindergarten bis in die Hochschule. Sie musizierte gemeinsam mit Johannes Lauer, Joscha Oetz, Almut Kühne, Ahmed Soura, Uli Kempendorff, Greg Cohen, Simon Nabatov, Niels Klein, Pablo Held Trio, Wanja Slavin, Christian Weidner, Bodek Janke, MORF, DUS-TI, Berlin Art Orchestra und Lauer Large. Dabei vergisst sie nie ihre “roots” und ihre Eigenständigkeit als Musikerin.

Taiko Saito…

Foto: Natalie Savey

… liebt das Experiment. Dabei verliert die musikalische Gestaltenwanderlin Taiko Saito nie ihre Sensibilität für die Wirkung ihrer Instrumente, die durchweg mit Mallets bespielt werden. An Marimba oder Vibraphon regt sie die Zuhörenden  sofort an, innezuhalten. Sie bewegt sich gekonnt zwischen europäischer Kunstmusik und Jazz, zwischen der musikalischen Begleitung von Schauspielstücken der Schaubühne Berlin und der Arbeit in ihren Band- und Soloprojekten.

Taiko Saito wuchs in Japan auf und begann bereits mit sieben Jahren Marimba zu spielen. Sie studierte klassische Marimba und Percussion an der Toho School of Music. Ihr Drang nach freier Komposition und Improvisation zog sie 1997 an die Universität der Künste in Berlin. Dort lernte sie bei Prof. David Friedman Vibraphon und Komposition. Saito gewann zahlreiche Preise, wie den Atelierpreis des Berliner Senats im Jahr 2010.

Ihr reicher musikalischer Fundus erlaubt es der Vibraphonistin in verschiedenen Formationen zu arbeiten. 2003 gründete sie das Duo KoKo mit dem Pianisten Niko Meinhold. Mit ihm spielt sie unter anderem im Trickster Orchester, das 2022 den Deutschen Jazzpreis als bestes großes Ensemble gewann. Auch in diesem Jahr ist sie als Mitglied von Silke Eberhards Potsa Lotsa XL-Ensemble wieder für den Deutschen Jazzpreis nominiert.

Taiko Saito arbeitete außerdem mit Keiko Abe, Satoko Fujii, Yuko Oshima, David Friedman, Tom van der Geld, Eric Sammut, Michael Schiefel, Celine Rudolph, Daniel Matter, Yelena Kuljic, Cymin Samawatie, Kazuhisa Uchihashi, Oli Potratz, Ketan Batti. Sie experimentierte an musikalischen Stücken mit dem Hip-Hop-Künstler und Produzenten Shing02 und der zeitgenössischen Komponistin Sofia Gubaidulina.

Zu ihren Vorstellungen für die Arbeit mit ihrem Ensemble sagt sie folgendes:

“In meinem Workshop geht es um das Öffnen der Ohren, um miteinander zuzuhören und darauf zu reagieren und zu agieren, ohne zu sprechen. Wir werden verschiedene Techniken und Methoden der aktiven Interaktion erkunden, von freier Improvisation bis hin zur minimalen Musik.”

Dozenten und Dozentinnen 2022

Rabie Azar …

… war in Syrien acht Jahre lang Mitglied des Syrischen Nationalorchesters und des National Syrian Orchestra of Arabic Music sowie des Mediterranean Orchestra gewesen, bevor er dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland entfloh. Von 2015 bis 2018 war der Bratschist Mitglied im Florida Lake Symphony Orchestra. Internationale Tourneen mit all diesen Orchestern führten ihn durch Europa und in die halbe arabische Welt.

Foto: Imago/Bridges-Musikprojekt©

In seiner Heimat Syrien lehrte er parallel zu seinen Konzertengagements zunächst auch Violine und Viola an der Al Baath Universität in Homs sowie dem Sulhi al Wadi-Institut für Musik in Damaskus. Sein Studium hatte er 2005 am nationalen Musikkonservatorium von Damaskus abgeschlossen, wo er in klassisch-westlicher und in traditionell-orientalischer ebenso wie in zeitgenössischer populärer Musik ausgebildet wurde.

In Deutschland ist Rabie Azar u.a. Mitglied des Frankfurter “Bridges – Musik verbindet”-Kammerorchesters und lebt seit ein paar Jahren in Darmstadt. Neben zahlreichen Bühnenerfahrungen in sehr unterschiedlichen Kontexten während der letzten Jahre unterrichtet Azar auch im musikalischen Weiterbildungsprojekt Waggong e.V. in Frankfurt, wo er sein Wissen über die Fusion unterschiedlichster Musiktraditionen und deren vielfältigen Elementen der Improvisation an seine Schüler:innen weitergibt.

Heidi Bayer

… hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, die sie in eine Reihe mit anderen jungen (sie ist Jahrgang 1987) europäischen Spitzen-Trompeterinnen wie Andrea Motis, Laura Jurd oder Airelle Besson stellt. Seit 2020 ist sie Resident des NICA-Artist Development Program im Kölner “Stadtgarten”. Heidi Bayer ist eine von drei Nominierten für den diesjährigen “Deutschen Jazzpreis” in der Kategorie “Blechblasinstrumente”.

Foto: Franka Hills©

Bayer, die aus dem oberfränkischen Kulmbach stammt und ursprünglich mit der Klarinette begann, kam über die Schul-Bigband zur Trompete und zum Jazz, und wurde anschließend kulturell-musikalisch im Großraum Frankfurt sozialisiert. Einem Studium im Fach Kulturmanagement in Marburg schloss sich ein Bachelor in Jazz- und Popularmusik an der Hochschule für Musik in Mainz an, bevor es sie nach einem Auslandssemester in Miami endgültig in die Jazzmetropole Köln weiterzog und einen Masterstudiengang Jazz / Improvising Artist bei Ryan Carniaux und Thomas Rückert an der Folkwangschule in Essen folgen ließ.

In ihrer neuen Wahlheimat, in der Domstadt, mischte Bayer sich in die vielfältige Szene ein, zeigte Präsenz auf unzähligen Sessions und war schnell gefragt bei diversen großen und kleinen Bands, die das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Struktur immer wieder anders ausbuchstabieren; in Bigbands wie dem Subway Jazz Orchestra, der Hendrika Entzian Bigband oder dem Fuchsthone Orchestra ebenso wie beispielsweise in den Bands von Janning Trumann, Shannon Barnett, Stefan Karl Schmid oder Sven Decker. In Darmstadt war sie zuletzt 2021 mit Luise Volkmanns LEONEsauvage zu hören.

Zunehmend fokussiert sich Bayer auf ihre eigenen Projekte, ihr Duo mit dem Pianisten Sebastian Scobel oder ihr Quartett Virtual Leak, dessen Debüt-CD im Frühjahr 2020 erschienen ist. Nicht nur als Instrumentalistin, sondern zunehmend auch als Bandleaderin, Arrangeurin und Komponistin erarbeitet sie sich den Zugriff auf die ganz große Palette der Klänge.

Christopher Dell …

… ist seit den späten 1990er Jahren Stammgast in der illustren Riege der Lehrkräfte bei den Darmstädter Jazz Conceptions.  Seitdem hat der gebürtige Darmstädter eine fantastische musikalische Karriere hingelegt, die ihm neben dem Musikpreis seiner Heimatstadt, den der Vibraphonist bereits 2005 erhielt, im vergangenen Jahr den “Deutschen Jazzpreis” und in diesem Jahr auch noch den “Hessischen Jazzpreis 2022” einbrachte.

Foto: Johanna Lippmann©

Aber nicht nur als improvisierender Musiker zählt Dell zu den herausragenden Protagonisten der Gegenwart, sondern auch als Stadtbautheoretiker, Philosoph und Architekturkritiker sind Dells Diskursbeiträge europaweit gefragt. Plan, Struktur, Komplexität, Information sind zentrale Begriffe im künstlerischen wie akademischen Kosmos Christopher Dells. Insbesondere mit seinen egalitären Trios D.R.A. (Dell/Ramond/Astor) und Dell/Lillinger/Westergaard verfolgt er diese musikalische Philosophie seit bald zwei Jahrzehnten konsequent. “Dell mag es schwierig, mag die Schwelle, den Widerstand. (…) Musikalische Forschung ohne Gefallsucht, das ist sein Metier”, schrieb Ulrich Stock in der ZEIT dazu.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

“Ich werde mit den TeilnehmerInnen Materialien aus meinem Werkzyklus “Das Arbeitende Konzert/ The Working Concert” erarbeiten.”

Angela Frontera

… fand 1993 den weiten Weg von Belo Horizonte ins beschauliche Rheinhessen. Die Tochter einer Musikerfamilie, die als Perkussionistin bereits in Brasilien mit vielen großen Namen aufgetreten war, fasste in Deutschland und Europa schnell in der vitalen Latin-Szene Fuß. Neben “ernsthaften” musikalischen Projekten mit Airto Moreira, Paulo Cardoso, Edo Zanki oder dem auch kommerziell sehr erfolgreichen LatinJazz-Projekt Café del Mundo, sah man die Perkussionistin in vielen Fernsehshows an der Seite von Nina Hagen, Grace Jones, Lou Bega oder gelegentlich auch in der “Harald-Schmidt-Show”.

Foto: Seele Zeigen©

Ihre wohl bekannteste und dauerhafteste Zusammenarbeit mit dem Duo “Rosanna & Zélia” brachte ihr viel internationale Aufmerksamkeit in der so genannten World Music-Szene der 90er und 00er-Jahre. Aber auch in der Jazzband Witchcraft um die Bassistin Lindy Huppertsberg oder der Frankfurter Frauen-Popband Kick La Luna fühlt sich Frontera in den letzten Jahren wohl. Vor allem ihre Vielseitigkeit als Perkussionistin, seltener am klassischen Schlagzeug-Set – wobei sie auch das beherrscht, wie sie nicht zuletzt auf Uli Partheils letzter Produktion “Reflections2020” unter Beweis stellt – machen Angela Frontera zu einer äußerst gefragten und damit überaus Band-erfahrenen Musikerin.

Uli Partheil

… ist seit 2021 künstlerischer Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions und damit Nachfolger seines langjährigen musikalischen Mentors und Freundes Jürgen Wuchner. Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Kompositionen geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Foto: Oskar Partheil©

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, außerdem Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitete er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Hanns Höhn, Peter Back, dem Wiener Kronenbräu Orchester und vielen anderen zusammen. Als Begleiter ist er auch immer wieder am Staatstheater Darmstadt zu hören. Bis zum Beginn der Pandemie leitete er das von ihm selbst ins Leben gerufene Darmstädter Jugendweltmusikorchester.

Mit seinem Working Trio “Playtime” ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Ulli Jünemann, Ralf Cetto und Angela Frontera den Longplayer “Reflections2020”. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

Ich möchte wieder versuchen mindestens ein Stück auswendig und ganzheitlich zu erarbeiten, d.h. die Musiker:innen sollen nicht nur ihren Part, sondern das ganze Werk lernen und verstehen. Dazu werde ich eigene Kompositionen und andere ausgewählte Stücke mitbringen.”

Christian Ramond …

… hat sie alle begleitet: Joe Pass, Lee Konitz, Dave Liebman, Kenny Wheeler, Charlie Mariano, Thomas Stanko, Albert Mangelsdorf, Doug Rainey, Randy Brecker, Don Friedman, Philippe Catherine, Keith Copeland … eine nicht enden wollende Reihe großartiger Jazzmusiker. Und wahrscheinlich wäre die Reihe der Länder, in denen Ramond noch nicht aufgetreten ist weitaus kürzer als die Liste seiner internationalen Gastspiele. Hinzu kommen annähernd 100 Einspielungen auf CD oder Schallplatte.

Foto: Christian Ramond©

Dieses enorme Lebenswerk liegt darin begründet, dass der in Bonn geborene Kontrabassist in allen Stilistiken des Jazz – von Swing bis zum freien Zusammenspiel – zuhause ist. Ramonds Spiel ist dabei nicht nur äußerst solide, sondern auch höchst wandlungsfähig – ohne seine eigene, charaktervolle Klangsprache zu verlieren, die mit Sicherheit auch in seinem Ensemble während der 31. Darmstädter Jazz Conceptions zum Tragen kommen wird.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

“In meinem Ensemble möchte ich Kompositionen von drei Wegbereitern des modernen Jazz – Duke Ellington, Charles Mingus und Ornette Coleman – erarbeiten. Die lineare, harmonische und rhythmische Sprache des Jazz soll wie bei Mingus ergänzt werden durch freie Improvisation ,Kommunikation und kollektives Zusammenspiel. Material und Form der Improvisation soll gemeinsam entdeckt und erarbeitet werden und es besteht Offenheit für Ideen, gegebenenfalls eigene Stücke der Ensemblemitglieder.”

Jazz Conceptions

Sommerworkshop seit 1992

Die Darmstädter Jazz Conceptions wurden 1992 von dem Darmstädter Bassisten Jürgen Wuchner (1948-2020) ins Leben gerufen und finden bis heute in nahezu unveränderter Form statt. Die Einzigartigkeit beruht auf dem Konzept eines reinen Ensemble-Workshops mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmenden und auch der Dozent:innen. Es geht darum individuelle musikalische Konzepte, die in der Welt des zeitgenössischen Jazz in großer Vielfalt existieren, den Teilnehmer:innen näher zu bringen und ihnen einen Einblick in die Werkstatt des Musik-Schaffens zu geben.

“Die beste Erfindung seit es Musikunterricht gibt…?” (Teilnehmer:in)

Eine offene Haltung mitbringen, sein Instrument “beherrschen”, sich wohlfühlen 

Was bedeutet dies für die Teilnahme an den Jazz Conceptions? Das allerwichtigste zuerst: Es geht immer darum innerhalb einer Woche ein Ensemble zu entwickeln, in dem alle Beteiligten, egal welchen Background sie besitzen, eine musikalische Rolle finden in der sie sich wohl fühlen. Um das zu erreichen, sind bestimmte Kompetenzen wünschenswert. Grundsätzlich sollte man beim Spielen seines Instruments nur in dem Maße mit sich selbst beschäftigt sein, dass man immer noch in der Lage ist den anderen zuzuhören. Man sollte auch wissen, dass es Techniken wie Intonation, Timing, Improvisation gibt, die im Jazz eine zentrale Rolle spielen. Dabei ist eine langjährige Erfahrung mit Jazz und Improvisation gar nicht von Bedeutung. Die Fähigkeit zuhören zu können, ist sehr viel entscheidender – und das fällt eben leichter, wenn man sein Instrument beherrscht.

Hilfreich ist auch, mit einer grundsätzlich offenen Haltung in den Workshop zu gehen und das eigene Ego hinten anzustellen. Denn es geht darum gemeinsam etwas zu erarbeiten. Und am Ende sollten alle ihren Spaß haben.

“Meine ersten Jazz Conceptions / Die bestehenden Zweifel an dem offenen Konzept hatten sich nach einem Tag vollständig zerschlagen. / Es ist anders, aber sehr gut.” (Teilnehmer:in)

Die Jazz Conceptions sind ein Ensembleworkshop

Bei der Bildung der Ensembles ist die Eigenverantwortung und Selbsteinschätzung der Teilnehmenden gefragt. Beim ersten Zusammentreffen erklären alle Dozent:innen, was sie in der Woche vorhaben. Anschließend überlegen die Teilnehmer:innen sich, in wessen Gruppe sie gerne möchten. Auf dem Hof der Knabenschule finden sich dann die Ensembles erstmals zusammen. Man kann in Ruhe miteinander reden über Erwartungen und eventuelle Unsicherheiten. Man muss vielleicht Kompromisse eingehen. Am Ende haben sich die Ensembles gefunden. Das funktioniert seit über 30 Jahren in hervorragender Weise und ist eine der Besonderheiten dieses Workshops.

“Ein breites Leistungsspektrum der TeilnehmerInnen wird durch das Konzept und die Qualität der DozentInnen zu sehr guten musikalischen Ergebnissen gelenkt. Jeder ist in die Ausarbeitung der Stücke eingebunden.” (Teilnehmer:in)

Seit Corona: Veränderte Raumbelegungen

Zwei Dinge, die sich in den beiden vergangenen Corona-Jahren bewährt haben möchten wir künftig gerne beibehalten: Die Begrenzung der Ensemblegrößen auf höchstens acht Mitglieder sowie die räumliche Verteilung der Gruppen auf verschiedene Probenorte, wobei der zentrale Treffpunkt im Hof der Bessunger Knabenschule beibehalten wird. Mit je drei Proberäumen in der nahe gelegenen Akademie für Tonkunst sowie in der Bessunger Knabenschule wird ruhiges und konzentriertes Arbeiten in den Gruppen mit ausreichend Platz wesentlich einfacher.

“Zentraler Treffpunkt: Bessunger Knabenschule! Super Team. Verpflegung und Ambiente bei tollem Wetter perfekt.” (Teilnehmer:in)

Was sind die typischen Inhalte der Jazz Conceptions?

Die Darmstädter Jazz Conceptions bieten die einmalige Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit professionellen Musikschaffenden im wahrsten Sinne des Wortes etwas aus der Werkstatt des Jazz zu erfahren. Gruppen erarbeiten Stücke; da wird über die richtige Art des Übens gesprochen und harmonische Feinheiten erklärt, solistische oder kollektive Improvisationen geprobt und besprochen. Zwischen den Gruppensitzungen besteht die Möglichkeit des individuellen Übens oder des lockeren Gesprächs in der nur für den Workshop geöffneten Cafeteria unter freiem Himmel. Begleitend werden theoretische oder gelegentlich auch jazzhistorische Programmpunkte angeboten. An jedem Abend der Woche gibt es bei Sessions in verschiedenen Darmstädter Openair Locations die Möglichkeit, die Ergebnisse der täglichen Arbeit zu zeigen oder einfach nur zu “jammen”.

“Was mir neben den super Locations der Jamsessions besonders gefallen hat, war die unterstützende Haltung der Dozenten an diesen Abenden. Hierdurch haben sich einige Teilnehmer mehr auf die Bühne getraut – trotz eines voll besetzten Schlossgartens.” (Teilnehmer:in)

Die Profis als ein Teil des Ganzen

Die fünf Dozent:innen, die von uns ausgewählt werden, sowie der künstlerische Leiter Uli Partheil bringen Kompetenzen mit, die es ihnen ermöglichen offen, flexibel und spontan aus einer mehr oder weniger zufällig entstandenen Gruppe von unterschiedlichen Talenten ein funktionierendes Ensemble zu formen. Dabei ist es wichtig, dass sie in der Lage sind auf die individuellen Fähigkeiten der Gruppenmitglieder einzugehen und vor allem deren individuellen Stärken herauszuarbeiten.

Die Ensemblearbeit bewegt sich immer in einem Spannungsfeld. Alle Teilnehmenden möchten einerseits tun, was sie schon gut können, andererseits möchten sie aber auch neue Erfahrungen machen und Dinge ausprobieren. Die Herausforderung für Lernende und Unterrichtende besteht darin, hier eine Balance zu finden.

Die Darmstädter Jazz Conceptions arbeiten jedes Jahr aufs Neue daran, Laien und professionelle Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen, die sich gemeinsam auf die Suche nach dieser Balance machen. Am Ende geht es immer nur um die Musik und ihr zu dienen.

“Super Dozent:innen mit ganz unterschiedlichen Konzepten. Durch die gelöste Atmosphäre entstand die Möglichkeit, auch abseits des offiziellen Teils mit diesen neue Möglichkeiten zu entdecken und auch bekanntes anders einzuordnen. Tolle Erfahrungen. Danke dafür.” (Teilnehmer:in)

Dozentinnen und Dozenten 2024

Christopher Dell (Vibraphon)
Norbert Dömling (Bass)
Jan Leipnitz (Schlagzeug)
Uli Partheil (Piano)
Anke Lucks (Posaune)
Almut Schlichting (Baritonsaxophon)

Als künstlerischer Leiter des Workshops ist der Pianist Uli Partheil seit 2022 für die Auswahl der Dozent:innen verantwortlich. Die ausgewählten  Musiker:innen für den Sommer-Workshop stehen in der Regel im Februar oder März fest. Das aktuelle Workshop-Programm wird dann um Ostern herum bekannt gegeben. Anmeldungen sind erst dann verbindlich möglich, wenn das Online-Anmeldeformular auf dieser Seite freigeschaltet wurde.

HIER GEHT’S zu weiteren INFORMATIONEN (bitte zuerst lesen!) zur Teilnahme.
Das  ANMELDEFORMULAR für die Darmstädter Jazz Conceptions 2024 wird am 6. April 2024 freigeschaltet. 

“Ein tiefgreifender musikalischer Plan. Am Ende der Woche fühlt man ein Leuchten.” (Teilnehmer:in)

Die Darmstädter Jazz Conceptions sind eine Gemeinschaftsveranstaltung des Kulturzentrums Bessunger Knabenschule und des städtischen Jazzinstituts Darmstadt.

Mit freundlicher Unterstützung der Wissenschaftsstadt Darmstadt und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Alle Dozenten der Jazz Conceptions von 1992 bis 2023

Felix Astor, Rabie Azar, Peter Back, Johannes Bauer, Heidi Bayer, Harry Beckett, Han Bennink, Karl Berger, Matthew Bookert, Élodie Brochier, Rüdiger Carl, Graham Collier, Marty Cook, Thomas Cremer, Christopher Dell, Erwin Ditzner, Axel Dörner, Silke Eberhard, Reimer von Essen, Johannes Fink, Jörg Fischer, Martial Frenzel, Angela Frontera, Christina Fuchs, Valentin Garvie, Peter Giger, Rachel Gould, Sebastian Gramss, Carola Grey, Michael Griener, Gerhard Gschlößl, Daniel Guggenheim, Gunter Hampel, Gabriele Hasler, Maike Hilbig, Allen Jacobson, Ute Jeutter, Nicole Johänntgen, Sven-Ake Johansson, Llewellyn Jones, Ekkehard Jost, Wollie Kaiser, Kalle Kalima, Anna Kaluza, Günter Klatt, Morris Kliphuis, Richard Koch, Hans Koller, Peter Kowald, Steve Lacy, Tony Lakatos, Detlef Landeck, Ingrid Laubrock, Christoph Lauer, Johannes Lauer, Hazel Leach, Martin LeJeune, Kathrin Lemke, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Lucía Martínez, Stefan Meinberg, Krzysztof Misiak, Frank Möbus, Mani Neumaier, Angelika Niescier, Tom Nicholas, Uwe Oberg, Axel Pape, Uli Partheil, Michel Pilz, Elvira Plenar, Wolfgang Puschnig, Gerd Putschögl, Adam Pieronczyk, Christian Ramond, John-Dennis Renken, Wolfgang Reisinger, Bertram Ritter, Laura Robles, Michael Sagmeister, Heinz Sauer, Ack van Rooyen, Joe Sachse, Taiko Saito, Jon Sass, Uli Scherer, Ulli Schiffelholz, Daniel Schmitz, Johannes Schmitz, John Schröder, Matthias Schubert, Henning Sieverts, Thomas Siffling, Günter ‘Baby’ Sommer, Janusz Stefanski, Oliver Steidle, Norbert Stein, John Tchicai, Christof Thewes, Gebhard Ullmann, Philipp van Endert, Felix Wahnschaffe, Peter Weiss, Jürgen Wuchner … (to be continued)

[:de]Dozentinnen und Dozenten 2018[:en]Teachers of the Darmstadt Jazz Conceptions Workshop in 2018[:]

[:de]

Morris Kliphuis …

… ist in diesem Jahr Jürgen Wuchners ganz spezielle Entdeckung. Der künstlerische Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions sah den niederländischen Blechbläser mit seiner elektro-akustischen Band Kapok, einer Band zwischen Indie- und Impro-Sound, beim internationalen Jazzfestival in Kairo und war von deren Selbstbewusstsein und origineller Kreativität begeistert. Dazu ein Bandleader, der ein im Jazz nun wirklich nicht allzu verbreitetes Instrument spielt – das Frenchhorn.

Der 1986 geborene Kliphuis ist improvisierender Hornist (auch Kornettist), vielgefragter Komponist und Arrangeur. Sein energetisches und melodiöses Spiel wird inzwischen nicht nur in seiner Heimat, den Niederlanden, hochgeschätzt. Er lebt und arbeitet seit kurzem von Berlin aus.

Da sein Instrument außerhalb des klassischen Kontextes keine allzu große Tradition hat, entwickelte er in seinen eigenen Stücken und Projekten einen höchst individuellen Stil, der den warmen, fast melancholischen Sound des Horns als eigenständige, insbesondere auch solistisch agierende Klangfarbe zulässt. Von Anfang an erkundete Kliphuis, der im Alter von acht Jahren mit dem Frenchhorn-Spielen begann und zunächst eine klassische Ausbildung durchlief, die Möglichkeiten der Improvisation und erweiterte für sich selbst die nur scheinbar natürlichen Grenzen seines Instruments.

Nach einem Jahr Studium in Klassischer Komposition wechselte er in den Jazzstudiengang des Amsterdamer Konservatoriums. Es folgte ein Semester am Purchase College in New York, wo er von dem großartigen Jazzhornisten James Clark unterrichtet wurde. Im Anschluss an das Studium sammelte er zunächst Preise und Auszeichnungen in Holland und anderswo, tourte durch ganz Europa.

Als Komponist arbeitet Morris Kliphuis in ganz unterschiedlichen Settings, schrieb Stücke für Solo Fagott bis hin zu großen Orchesterwerken, für das Ragazze String Quartet, schrieb für Musiktheater Stücke, die sowohl Improvisationen wie ausnotierte Passagen enthalten, produziert Musikvideos mit den in Holland überaus erfolgreichen Popkünstlern Lucky Fonz III und Nora Fischer. Natürlich schreibt er Stücke für die Formationen, mit denen er auch regelmäßig auftritt, etwa das Jazzensemble Windkracht 7, die Neoklassik/Pop-Formation stargaze und das New Rotterdam Jazz Orchestra. Außerdem spielte er Konzerte mit so namhaften Kollegen wie Matthew Herbert, Nils Frahm, Julia Holter und Bill Frisell.

Porträt des niederländischen Jazznu-Magazins von Morris Kliphuis


Lucía Martínez

… ist eine Tochter Europas. Sie gehört zu den vielen jungen Musikerinnen und Musikern, die in den vergangenen Jahren in der deutschen Hauptstadt ihr künstlerisches Zuhause gefunden haben. Als vielseitige Multi-Instrumentalistin und Komponistin ist sie Teil einer neuen Generation von Jazzmusikern, deren Einflüsse unüberhörbar aus dem Süden des Kontinents kommen. Martinez’ Stil ist von der Volksmusik ihrer Heimat Galizien, dem Flamenco und der Musik des Mittelmeeres beeinflusst, der nun in der Metropole Berlin auf die Avantgarde-Musik aus allen Himmelsrichtungen trifft.

Die bisherige musikalische Vita der Schlagzeugerin, Vibraphonistin und Perkussionistin ist bunt, vielfältig und beeindruckend. Geboren in Vigo, im stürmischen Nordosten Spaniens, begann sie bereits mit 9 Jahren mit dem Unterricht in traditioneller Perkussion und der galicischen Drehleier. Über die Folklore kam sie zunächst zur klassischen Musik, machte ein Abschluss-Diplom in klassischer Orchester-Perkussion und absolvierte die Solistenprüfung an der Guildhall School of Music and Drama in London. Nach einer Zeit bei der Real Filarmonía de Galicia begann sie sich mehr dem Jazz zuzuwenden, wechselte ins nahe Portugal, wo sie 2006 ihr Bachelorstudium in Jazz-Schlagzeug an der Escola Superior de Música e Artes do Espectáculo in Porto abschloss. Im gleichen Jahr studierte Lucía Martínez Vibraphon und Jazz-Schlagzeug mit dem Erasmus-Programm am Polytechnischen Institut von Helsinki Stadia. Von dort ging es direkt weiter an die Universität der Künste nach Berlin, wo Martínez 2009 am Jazz-Institut ihren „Master of Music“ mit Auszeichnung abschloss.

Seitdem lebt sie an der Spree, komponiert sehr viel Filmmusik, schreibt für Bigbands und tritt regelmäßig mit namhaften Kollegen wie Alexander von Schlippenbach, Sebastian Schunke, Kalle Kalima oder Carlos Bica auf. Mit dem auch in Darmstadt bestens bekannten Pianisten Agustí Fernandez bildet sie seit einigen Jahren ein kongeniales Duo und veröffentlichte zuletzt die gemeinsame CD “Desalambrado”. Sie hat die Bühne mit vielen Musikern aus den Bereichen Jazz, Folk, traditionelle Musik, klassische Musik geteilt, u.a. mit Maria João, Perico Sambeat, Jason Lindner, Allan Ferber, dem Orquestra de Jazz de Matosinhos – Portugal, Laszlo Süle, Uxía Senlle, Mercedes Peon, Rodrigo Romaní und Xabier Díaz. In ihrer alten Heimat Vigo ist die 35jährige zudem künstlerische Leiterin des Festivals IMAXINASONS.

„Martínez Kompositionen sind anmutige Klanglandschaften. Sie profitieren von der Freiheit des Jazz, und in ihnen klingen Echos galicischer Folklore, Flamenco oder Tango nach. (…) spielerisch und fantasiebegabt erweitert sie mit Hilfe von allerlei Gegenständen und Soundideen das übliche Vokabular des Jazz-Schlagzeugs. Dabei ergeben sich Geschichten und Szenerien, die filmreife Namen tragen wie “Taglilien”, “Frühstück mit Mango” oder “Still, das Licht von Campo Oeste kündigt den Sturm an”.
Katrin Wilke (Deutsche Welle)

Über ihre Vorstellungen zum diesjährigen Kurs schreibt sie folgendes:

“Wir werden viel experimentieren, mit Stücken, mit Texturen, mit Geräuschen und am wichtigsten, mit viel Fantasie und viel Energie. Mir ist es wichtig, dass wir die Musik nicht nur lesen, sondern auch zusammen komponieren, spontan reagieren, miteinander sprechen und vor allem, zusammen Musik machen. Spielerisch üben. Bilder als Inspiration. Zeichnen als Signal… Ob Jazz oder freie Improvisation, werden wir dann sehen!”

Atelierbesuch bei dem Bildhauer und Maler Paco Leiro (Dokumentarfilm von Mario Burbano, Musik von Lucía Martínez)


Uli Partheil

… leitet in diesem Jahr einen eigenen Workshop nur für Jugendliche zwischen 12 und 22 Jahren (weitere Informationen zum Jugendensemble).

Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Kompositionen geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitet er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Daniel Guggenheim, Wolfgang Puschnigg, Thomas Siffling, dem Wiener Kronenbräu Orchester, dem Palatina Swing Orchestra und vielen anderen zusammen.

Mit seinem Working Trio “Playtime” ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

“Es werden Stücke aus den unterschiedlichsten Stilistiken des Jazz und vom Jazz beeinflusster Musik erarbeitet. Die Improvisation und das spontane Reagieren werden dabei immer eine wichtige Rolle spielen. Wichtig auch: Es muss nicht jede/r Teilnehmer/in improvisieren! Die Arrangements sind zum Teil vorbereitet und werden dann auf die Gruppe “zugeschneidert”. Für jeden wird eine passende Rolle gefunden. Wer lieber nur nach Noten spielt, kann das auch tun.

Und: Wir werden richtig arbeiten! 2,5 Stunden jeden Tag volle Konzentration auf die Musik und dabei alles geben! Das Wichtigste bleibt aber immer: Der Spaß am Musikmachen! Sich mit offenen Ohren dem Abenteuer aus Rhythmus, Groove, Spannung und Auflösung voll hinzugeben!

Interviewportät von Uli Partheil von Rainer Lind


Johannes Schmitz

… ist genau das, was Amerikaner gerne als “versatile” bezeichnen, ein vielschichtiger Künstler, dem brachialen Sound ebenso zugeneigt wie den zarten Klängen seiner Gitarre. Die Arbeit mit Effekten, Loops und Verzerrern erweitern dieses Spektrum noch um ein Vielfaches. Nicht nur im Saarland ist Schmitz, Jahrgang 1987, in sehr unterschiedlichen Ensembles aktiv – von solo bis Bigband und von Punkrock bis Mainstream Jazz. Seine Tonträger veröffentlichte er bei so verschiedenen Plattenfirmen wie dem renommierten Kölner Label JazzHausMusik oder dem inzwischen eingestellten Saarländischen Free Jazz-Label gligg records.

Insbesondere mit der Formation Krassport erhielt Johannes Schmitz große internationale Anerkennung. Ihre CD “under-stand-art” wurde für den Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Das Trio um den Pianisten Manuel Krass und Schmitz an der Gitarre gewann verschiedene Preise (Grand Prix und Publikumspreis auf dem Tremplin Jazz Festival Avignon, 3. Platz beim Biberacher Jazzpreis, Förderpreis des Internationalen Jazzfestivals St. Ingbert). 2013 wurde Johannes Schmitz zudem beim HFM-Jazzpreis der Hochschule für Musik Saarbrücken als bester Solist ausgezeichnet.

Neben der Band Uhl (u.a. mit Martial Frenzel, Lukas Reidenbach und gelegentlich Wollie Kaiser) wirkt Johannes u.a. in den Ensembles Botanic Mob (mit Jörg Fischer, Daniel Schmitz) und zahlreichen Projekten des Posaunisten Christof Thewes mit.

“Among the countless piano trios in this world, there are only few bands, who really let on about enjoying experiments with this seemingly antediluvian formation. The musicians of ‘Krassport’ obviously enjoy experimenting a lot, and that’s of course due to their musical course of action also.” (New York Cadence Magazine)

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

“Mein Schwerpunkt beim diesjährigen Workshop liegt bei Kompositionen des Jazzmusikers Ornette Coleman (1930-2015). Die originellen und Ohrwurmtauglichen Stücke Colemans wurden von seinen Ensembles stets mit einem hohen Maß an improvisatorischer Freiheit interpretiert. In meinem Workshop soll neben der Einstudierung der Themenmelodien und dem Zuschnitt der Stücke auf unsere Ensemblezusammensetzung auch eine spielerische Auseinandersetzung mit Improvisation im Verhältnis zwischen rhythmischen, zeitlichen, melodischen bzw. harmonischen  Vorgaben und totaler Freiheit erfolgen.” 

Promo-Video of Johannes Schmitz & Uhl on Youtube


Matthias Schubert

… ist ein Intensitätswunder und eigentlich genauso Tänzer wie Musiker. Die Körperlichkeit seiner Spiels ist fesselnd und befreiend zugleich. Der Saxophonist reist mit seinem raumgreifenden Spiel durch eine Welt bizarrer Stilzitate und surrealistischer Erinnerungen, angereichert mit souveräner Technik und hingebungsvoller Sinnlichkeit des Tons.

“Jedem Ton, den er spielt, gibt er so viel eigenen Schwung mit, dass er sich wuchtig und zielgerichtet wie eine Kugel auf der Kegelbahn bewegt”, schrieb ein Kritiker. Denn Schubert spielt fast niemals die rasend schnellen Tonfolgen, mit denen sein Instrument seit der Bebop-Ära identifiziert wird, aber das, was er spielt, ist voller Eindeutigkeit, Nachdruck und Konsequenz. Selten beendet er eine Phrase so, wie er sie angefangen hat, aber alle Töne treffen, und seiner Phrasierung kann sich keiner entziehen.

1960 in Kassel geboren, studierte Schubert zunächst bei Herb Geller und Walter Norris in Hamburg und zuvor kurz bei Andy Scherrer an der Jazzschool in Bern. Er spielte in Klaus Königs Bigband Pinguin Liquid, mit Gunter Hampel, Albert Mangelsdorff und Barry Altschul. Erst 1992 gründete er das erfolgreiche Matthias Schubert Quartett zunächst mit Pianist Simon Nabatov, Schlagzeuger Tom Rainey und Bassist Lindsey Homer, später dann mit Rainey, Carl Ludwig Hübsch, Tuba und Claudio Puntin an der Klarinette.

Dass Schubert sich lange Zeit in der Free-Sparte tummelte, lässt sich nicht überhören. Die Verbindung fest umrissener Formteile mit Free-Einschüben gelingt ihm dabei erstaunlich gut. Komplexe Strukturen und das Solieren “aus dem Bauch heraus” wirken bei Schubert nicht widersprüchlich.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

“Ich beschäftige mich musikalisch mit dem Spannungsfeld zwischen freier Improvisation, gestischer Darstellung, Komposition und natürlich auch Jazzmusik.

Bei den Jazz Conceptions würde ich anhand von Stücken oder Vorgaben Improvisationskonzepte zum freien Improvisieren, Konzepte zum Improvisieren über harmonische und metrische Vorgaben und Konzepte über Spielweisen im Bereich von musikalisch/theatralisch Darstellung, mit den Teilnehmern erarbeiten.”

Auftritt Matthias Schubert mit Hamid Drake beim 19. Kanjiža Jazz Festival 2013


Henning Sieverts

… ist gleichermaßen unscheinbar wie omnipräsent in der deutschen Jazzszene. Musikalisch von allen Kolleginnen und Kollegen über die Maßen geschätzt, ja verehrt aufgrund seines einfühlsamen Spiels, aber selbst den eingefleischtesten Jazzfans als Name viel zu wenig vertraut (es sei denn als Radiohörer in Bayern, wo Sieverts auch Redakteur von Jazzsendungen im Bayrischen Rundfunk ist). Sieverts leitet bei den 27. Darmstädter Jazz Conceptions das Großensemble.

Der Kontrabassist und Cellist, geboren in Berlin, besuchte dort zwar das Konservatorium, wo er klassisches Klavier und Cello lernte, als Kontrabassist, zumal als Jazzmusiker, gehört er zu der eher seltenen Spezies der Autodidakten auf der deutschen Jazzszene. Sieverts lernte nämlich etwas “Anständiges” und studierte in München Journalistik.

Der für seine Kompositionen und sein Spiel vielfach Ausgezeichnete (Musikförderpreis der Landeshauptstadt München, Förderpreis des Landes Bayern, Solistenpreis Neuer Deutscher Jazzpreis Mannheim, ECHO Jazz “Bassist national”) ist inzwischen auf über 120 Produktionen zu hören. Sieverts  veröffentlichte außerdem seit 1995 16 CDs unter eigenem Namen, bereiste mit seiner Musik Länder, deren Namen nur den wenigsten Mitteleuropäern geläufig sein dürften, und unterrichtet nebenher seit 2011 Kontrabass an der Musikhochschule München. Nicht nur für seine Musik gilt also: Sieverts ist ein Großmeister in der Kunst, Komplexes in jedem Moment leicht und berührend rüberzubringen.

In Darmstadt hat er zuletzt 2015 Spuren als Kurator der Round Midnight-Reihe in der Ev. Stadtkirche hinterlassen, wo er auch selbst mit Musikern wie Verneri Pohjola, Francois Thuillier, Peter O’Mara, Johannes Bauer, Ronny Graupe und Florian Weber auftrat. Allein dieses Line-up macht deutlich, was die Zeitschrift Jazzthetik über ihn schrieb: “Eines haben Sieverts’ Projekte, so unterschiedlich sie auch sein mögen, gemeinsam: Auf dem Papier erscheinen sie stets intellektuell und leicht verkopft, auf der heimischen Stereoanlage und den Konzertbühnen erweisen sie sich als Herausforderungen, die großen Spaß machen.” (Jazzthetik)

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

“Wir werden spielerisch und sicher mit viel Spaß ganz unterschiedliche Formate der Improvisation ausprobieren – einige Stichworte dazu: Kollektiv-Individuum, Hell-Dunkel, Laut-Leise, Scharf-Unscharf, Stille-Post, Koffer-Packen, Orgelpfeifen-Hierarchien, Minimal Music, modale Flächen, Pentatonik, Symmetrie, undundund. Lasst Euch überraschen! Einzige Vorbedingung: Neugier auf Euch selbst und die Anderen!”

Henning Sieverts’ Bach’s Blüten. Aufführung mit dem EOS Kammerorchester im Stadtgarten Köln


Jürgen Wuchner

Juergen_Wuchner_Wilfried_Heckmann01… ist der eigentliche Initiator der Jazz Conceptions. Wuchner spielte u.a. mit Hans Koller, Heinz Sauer und dem Vienna Art Orchestra und tritt im Rhein-Main-Gebiet vor allem mit seinen eigenen Bands in Erscheinung, mit denen er sich immer wieder neuen Projekten widmet. Er besitzt einen erdigen, ungemein warmen und persönlichen Basston, viele seiner Kompositionen kann zumindest die Darmstädter Jazzgemeinde mitpfeifen.

In Darmstadt ist er außerdem als langjähriger Leiter eines regelmäßigen kleineren Jazz-Workshops bekannt. Für seine Arbeit als Musiker und Pädagoge wurde Wuchner 1996 mit dem Hessischen Jazzpreis ausgezeichnet. Wuchner unterrichtete bis 2013 an der Darmstädter Akademie für Tonkunst und leitet zusammen mit Uli Partheil die Jazz & Pop School. 2012 erhielt Wuchner den Darmstädter Musikpreis.

Interviewporträt von Jürgen Wuchner von Rainer Lind

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Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung

Ekkehard Jost (Hg.): Darmstädter Jazzforum 89. Beiträge zur Jazzforschung
Hofheim 1990 (Wolke Verlag), 237 Seiten, ISBN 3-923997-40-X, 19 €

1989_darmstaedter-jazzforumBeim 1. Darmstädter Jazzforum trafen sich im Dezember 1989 Jazzforscher aus ganz Deutschland zu einem informellen, inhaltlich noch bunt-gemischten Symposium.

Die Beiträge:

  • Bert Noglik: Improvisierte Musik in der Folge des Free Jazz
  • Jürg Solothurnmann: Die aktuelle Situation des Jazz und der improvisierten Musik
  • Hans Kumpf: Sowjetischer Jazz
  • Klaus Scheuer: Zur Improvisationsweise Bix Beiderbeckes
  • Wolfram Knauer: Die Entwicklung des Jazz zwischen Bebop und Free Jazz
  • Ekkehard Jost: Cecil Taylor – Solo
  • Günter Sommer: Die Jazzszene in der DDR
  • Dieter Glawischnig: Eine Gemeinschaftsproduktion mit Ernst Jandl
  • Bernd Konrad: Probleme der Jazzpädagogik
  • Ludolf Kuchenbuch: “Notation” im Amateurjazz der 60er und 70er Jahre
  • Wolfgang Schickhaus: Das Phänomen Swing
  • Peter Niklas Wilson: Syntax und Ästhetik der Musik Ornette Colemans
  • Herbert Hellhund: Einige Strukturprinzipien improvisierter Avantgardemusik

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Komposition. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 2
Hofheim 1992 (Wolke Verlag), 225 Seiten, ISBN 3-923997-41-8, 19 €

1991_jazz-und-kompositionBeim 2. Darmstädter Jazzforum ging es um unterschiedlichste Konzepte jazzmusikalischen Komponierens.

Die Beiträge:

  • J. Bradford Robinson: “Jazz”-Rezeption in der Weimarer Periode
  • Hans Ulrich Engelmann: Hans Ulrich Engelmann und der Jazz
  • Lutz Neitzert: Über das problematische Verhältnis der bürgerlichen Musikkultur zu improvisierter Musik
  • Gerhard Putschögl: John Coltrane. Strukturelle Organisation als orale Komposition
  • Wolfram Knauer: Charles Mingus. Jazzkomposition nach Ellington
  • Peter Niklas Wilson: Musikalische Systemphilosophie nach ihrem Ende. Anthony Braxtons musikalische Metaphysik
  • Ekkehard Jost: Typen jazzmusikalischer Komposition
  • Ran Blake: Third Stream – Vorrang des Ohrs
  • Hermann Keller: Komplexe Vorgänge – einfache Grundlagen. Was vom kompositorischen Handwerk in meine Improvisationen eingeht
  • Ulrich Kurth: Zur Rolle der Streichinstrumente. Kompositionen von Tony Oxley, Peter Herborn und Mark Dresser
  • Bert Noglik: Komposition und Improvisation. Anmerkungen zu einem spannungsreichen Verhältnis

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz in Europa. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 3
Hofheim 1994 (Wolke Verlag), 261 Seiten, ISBN 3-923997-42-6, 19 €

1993_jazz-in-europaDas 3. Darmstädter Jazzforum versuchte eine Rundreise mit allgemeinen genauso wie mit ganz speziellen Beiträgen zum europäischen Jazz.

Die Beiträge:

  • Marko Paysan: Transatlantic Rhythm. Jazzkontakte zwischen Deutschland und den USA vor 1945
  • Erik Wiedemann: Jazz in Dänemark 1933 bis 1945
  • Kees Wouters: Von den Wandervögeln zum Wanderers Hotclub
  • Theo Mäusli: Jazz und Geistige Landesverteidigun. Zur Rezeption des Jazz in der Schweiz der Jahre 1933 bis 1945
  • Walter Ojakäär: Jazz in Estland. Hoffnungen und Wirklichkeit
  • Virgil Mihaiu: Entwicklung und Probleme des Jazz in Rumänien 1965 bis 1993
  • Lubomir Doruzka: Jazz in der Tschechoslowakei 1945 bis 1993
  • Bert Noglik: Osteuropäischer Jazz im Umbruch der Verhältnisse. Vom Wandel der Sinne im Prozeß gesellschaftlicher Veränderungen
  • Misha Mengelberg: Misha Mengelberg spricht über seine Musik
  • Wolfram Knauer: “Musicianer”, oder: Der Jazzmusiker als Musikant. Anmerkungen zum Verhältnis von Jazz und Folklore
  • Jürg Solothurnmann: Die Alpine Jazz Herd. Zeitgenössischer Jazz und natonale Folklore, paßt das zusammen?
  • Erik Kjellberg: “Old Folklore in Swedish Modern”. Zum Thema Volksmusik und Jazz in Schweden
  • Ekkehard Jost: Über das Europäische im europäischen Jazz

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz in Deutschland. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 4
Hofheim 1996 (Wolke Verlag), 287 Seiten, ISBN 3-923997-70-1, 19 €

1995_jazz-in-deutschlandBeim 4. Darmstädter Jazzforum wurde der deutsche Jazz thematisiert: von den 30er Jahren bis in die Gegenwart.

Die Beiträge:

  • Horst Bergmeier & Rainer Lotz: Charlie and his Orchestra. Ein obskures Kapitel der deutschen Jazzgeschichte
  • Guido Fackler: Jazz im KZ. Ein Forschungsbericht
  • Bernd Hoffmann: Die “Mitteilungen”. Anmerkungen zu einer “verbotenen Fanpostille”; Die “Mitteilungen (Reproduktion)
  • Wolfram Knauer: Emanzipation wovon? Zum Verhältnis des amerikanischen und des deutschen Jazz in den 50er und 60er Jahren
  • Musikergespräch mit Michael Naura: Es war ein lustiges Völkchen
  • Komponistengespräch mit Klaus König: Reviews (A Revue for Frank Zappa)
  • Bert Noglik: Hürdenlauf zum freien Spiel. Ein Rückblick auf den Jazz der DDR
  • Ernst Ludwig Pettrowsky & Uschi Brüning: Gednaken eines Menschen aus Güstrow, der zwischen Nazi-Märschen, Stalin-Panzern und FDJ-Liedern der Faszination des Jazz erlag
  • Ulrich Kurth: “Kurze Geschichten”. Die 90er Jahre
  • Joachim Ernst Berendt: Wandel und Widerstand

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Sprache, Sprache und Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 5
Hofheim 1998 (Wolke Verlag), 189 Seiten, ISBN 3-923997-79-5, 19 €

1997_jazz-und-spracheBeim 5. Darmstädter Jazzforum im Oktober 1997 ging es um den Einfluß des Jazz auf die Literatur, um den Einfluß von Literatur und Literaturästhetik auf das Verständnis des Jazz, um Lyrik-und-Jazz-Projekte in den USA wie in Europa, um die Umsetzung sprachlich-literarischer Vorlagen im kleinen wie im großen Umfang, um die Sprachlichkeit oder Sprachähnlichkeit von Jazznimprovisation, um Bezüge zwischen dem Sprechen über Musik (also: Jazzkritik) und der Musik selbst.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Jazz – Sprache – Lyrik – Kritik. Einige grundsätzliche Anmerkungen
  • Stephan Richter: Magic Books and a Jam Session. Das Spannungsfeld von Literatur, Literaturtheorie und Jazz
  • Heinz Steinert: “… und in dem allen ist der Gestus von Musik der Stimme entlehnt, die redet.” Über das komplexe Arbeitsbündnis des Genres “Jazz und Lyrik”
  • Ernst Jandl & Dieter Glawischnig: ….. ‘texte und Jazz’ …..
  • Mike Westbrook: The Westbrook Song Book
  • Ekkehard Jost: Zum Sprachcharakter von Musik im allgemeinen und Jazz im speziellen
  • Hans Ulrich Engelmann: Zur szenischen Kantate “Die Mauer”
  • Wolfram Knauer: From Ellington to Malcolm X. Vom Umgang mit Texten/Libretti im Jazz
  • George Gruntz: Jazz – Was für ein Theater?
  • Christian Broecking: Viel Lärm um große Worte. Auch fiese Sätze können swingen. Wynton Marsalis und die Verbalisierung des Jazz in den 90er Jahren

Wolfram Knauer (Hg.): Duke Ellington und die Folgen. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 6
Hofheim 2000 (Wolke Verlag), 276 Seiten, ISBN 3-923997-91-4, 19 €

1999_duke-ellingtonDas 6. Darmstädter Jazzforum widmete sich erstmals einem einzelnen Musiker. Aus Anlass seines 100. Geburtstages beschäftigten sich die Referate und Konzerte im September/Oktober 1999 mit der Musik des Pianisten, Komponisten und Bandleaders Edward Kennedy “Duke” Ellington. Ellington, einer der wenigen stilübergreifenden Persönlichkeiten der Jazzgeschichte, war auf Musiker der 1920er und 1930er Jahre genauso einflussreich wie auf solche der 1960er bis 1990er Jahre. Die Referate des Darmstädter Jazzforums untersuchen ganz unterschiedliche Aspekte in Ellingtons Schaffen. Es geht um seine Rolle als Komponist, Arrangeur und Pianist, um seinen Einfluss auf die Musiker seiner eigenen Bands sowie viele nachfolgende Musiker, um seine Ästhetik und um die Rezeption seiner Konzerte in Deutschland. Die Vielfalt der Ansätze zwischen musikalischer Analyse und musikästhetischer Betrachtung lässt bekannte wie weniger bekannte Seiten seines Schaffens in neuem Licht erscheinen.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: “Each Man Prays In His Own Language…” Duke Ellington und seine Welt
  • Wolfram Knauer: “Reminiscing in Tempo”. Tradition und musikästhetische Ideale in Ellingtons kompositorischem OEuvre
  • Bernd Hoffmann: “Zugunsten der deutschen Jugend”. Zur Rezeption afro-amerikanischer Musik in der Nachkriegszeit
  • Peter Niklas Wilson: “Money Jungle”. Fäden eines Beziehungsnetzes
  • Ekkehard Jost: “Open Letter to Duke”. Was Charles Mingus an Duke Ellington schrieb
  • Franz Krieger: “Piano in the Foreground?”. Zum Klavierstil Duke Ellingtons
  • Günter Lenz: “Die kulturelle Dynamik der afroamerikanischen Musik”. Duke Ellingtons Kulturbegriff und seine Bedeutung in der afro-amerikanischen Literatur
  • Bill Dobbins: “Mood Indigo”. Die harmonische Sprache Duke Ellingtons
  • Walter van de Leur: “Scores of Scores”. Einige Anmerkungen zu Manuscripten der Billy-Strayhorn- und Duke-Ellington-Sammlungen in den USA

Martin Pfleiderer: “Far East of the Blues”. Ellington und Weltmusik


Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Gesellschaft. Sozialgeschichtliche Aspekte des Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 7
Hofheim 2002 (Wolke Verlag), 304 Seiten, ISBN 3-936000-01-8, 19 €

2003_jazz-und-gesellschaftDer Jazz war immer eine gesellschaftlich relevante Musik. Er hat das 20. Jahrhundert begleitet wie keine andere Musikrichtung, stand für kulturelle Entwicklungen, die auch auf anderen Gebieten von Bedeutung waren: den Wandel vom Euro- zum Amerikazentrismus, die Einführung neuer Medien zur massenkulturellen Verwertung, den Vorrang von Interpretation vor Komposition und individuellem Sound vor klassischem Klangideal. Um die unterschiedlichsten Aspekte der gegenseitigen Einflüsse von Jazzmusik und Gesellschaft, um die Lebensumstände der Musiker in den USA wie in Europa, um musikästhetische Fragen, um den Themenkreis Jazz und Kritik, um eine kritische Bestandsaufnahme soziologischer Forschungen zum Jazz und dergleichen mehr ging es beim 7. Darmstädter Jazzforum, dessen Referate in diesem Band zusammengefasst sind. Das 7. Darmstädter Jazzforum fand gerade mal zwei Wochen nach dem 11. September 2001 statt. Seine Beiträge über die soziale Relevanz von Kunst erhalten dadurch besondere Aktualität.

Die Beiträge:

  • Ralf-Peter Fuchs: Neue Menschen und Kultur der Moderne. Der Jazz und sein Publikum in der deutschen Nachkriegspresse 1945 – 1953
  • Christian Broecking: Adorno versus Berendt revisited. Was bleibt von der Kontroverse im Merkur 1953?
  • Tobias Richtsteig: Jazz und Zahlen. www.jazzpublikum.de – Sozialpsychologische Basisdaten im Zeitvergleich. Ein Forschungsbericht
  • Wolfram Knauer: “Wegweiser Jazz“. Anmerkungen zum Zustand der deutschen Jazzszene
  • Heinz Steinert: Musik und Lebensweise. Warum und wie sich Jazz-Musik eignet, eine soziale Position zu markieren
  • Wolfgang Sandner: Verbaler Impressionismus, wohlmeinende Apologie. Probleme der Jazzkritik
  • Ursel Schlicht: Individuelle Musik auf Jazzbasis. Arbeitsbedingungen und Ausdrucksformen von Musikerinnen in Hamburg und New York
  • Lewis A. Erenberg: Swing Left. Linke Politik und Bigband-Jazz in der Zeit des New-Deal
  • Ingrid Monson: Über Jazz, Geschichte und soziale Theorie. Theoretische Hintergründe der “Freedom Sounds“
  • George E. Lewis: “Gittin’ to know y’all“. Von improvisierter Musik, vom Treffen der Kulturen und von der “racial imagination“
  • Mike Heffley: Vom Anarchischen zum Archaischen. Zur Theorie der freienImprovisation
  • Peter Niklas Wilson: Von der sozialen Irrelevanz improvisierter Musik
  • Ekkehard Jost: Reflexionen über die Soziologie des Jazz

Wolfram Knauer (Hg.): improvisieren… Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 8
Hofheim 2004 (Wolke Verlag), 248 Seiten, ISBN 3-936000-02-6, 19,- €

2001_improvisieren… keine Definition des Jazz wird um diesen Eingangssatz herumkommen. Viele andere Momente spielen eine wichtige Rolle – swing, drive, Instrumentation, spezifische Soundcharakteristika – aber wo zu verschiedenen Zeiten all solche Parameter Schwankungen unterworfen, wechselbar waren, da bleibt die Improvisation sicheres Kontinuum in der Geschichte dieser Musik. Ein großartiger Musiker ist sicher auch, wer gut zu swingen vermag, an erster Stelle aber steht die Fähigkeit, in der Improvisation eine „gute Geschichte“ erzählen zu können. Die Improvisation wurde so sehr zum zentralen Merkmal des Jazz, dass die beiden fast synonym schienen: Wenn sich in den USA oder Europa ab den 1960er Jahren jemand als „improvising musician“, als „improvisierender Musiker“ bezeichnete, so erhielt er sicher in der Regel die Antwort, „Ach ja, Jazz!“ Solche Gleichsetzung zeigt nur, dass die Musikgeschichte offenbar vergesslich ist, denn auch die europäische Musik besaß ja über lange Zeit ihre ganz eigenen Improvisationstraditionen. Und in außereuropäischen Musikkulturen ist Improvisation bis heute selbstverständlich – und hier übrigens wiederum eine ganz andere Form von Improvisation als jene, die im Jazz entwickelt wurde.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Noodlin’ and Doodlin’ and Playin’ Around…Zum sich wandelnden Selbstverständnis des Jazz als improvisierter Musik
  • Lawrence Gushee: Improvisation im frühen Jazz
  • Martin Pfleiderer: Improvisieren – ästhetische Mythen und psychologische Einsichten
  • Thomas Mießgang: Die Kunst des Spontanen. Kann ein Bild improvisiert werden? Über Free Jazz, automatische Saxophone, Jack the Dripper, Materialaktionen und letzte Lockerungen
  • Christopher Dell: Möglicherweise Improvisation
  • George E. Lewis: “Voyager“ … Improvisieren mit dem Computer
  • Ekkehard Jost: Notizen zur Improvisation
  • Joachim Kühn und Bert Noglik im Gespräch: Improvisation und musikalische Realität
  • Paul F. Steinhardt: between the lines. Die verwunderliche Verbindung von Geld und Musik
  • Michael Rüsenberg: Improvisation als Modell wirtschaftlichen Handelns. Eine Erkundung
  • Peter Niklas Wilson: Neue Paradigmen in der improvisierten Musik

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz goes Pop goes Jazz. Der Jazz und sein gespaltenes Verhältnis zur Popularmusik. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 9
Hofheim 2006 (Wolke Verlag), 284 Seiten, ISBN: 3-936000-03-4; 22 €

2005_jazz-goes-popDer Jazz saß zeitlebens zwischen den Stühlen der ästhetischen Schubladen: Für die einen war er die populäre Musik der 1930er Jahre und Grundlage für viele Musikstile in der späteren Popmusik, für die anderen eine dezidierte Kunstmusik, ein Gegenentwurf zu den kommerziellen Seiten der Popmusik. Mit diesem Spagat mussten Jazzmusiker immer leben, mit ihm mussten sie sich auseinandersetzen, ihn konnten sie allerdings durchaus auch für ihre Zwecke nutzen. Beim 9. Darmstädter Jazzforum werden die verschiedenen Seiten im Verhältnis von populärer Musik und Jazz beleuchtet. Dabei geht es um grundsätzliche Fragen (Was macht Musik populär?), um historische Einordnungen (Wo trennen sich Jazz und Popmusik und wie entwickelte sich ihr Verhältnis zueinander?), um wirtschaftliche Fragen (den Einfluss der Plattenfirmen), um aktuelle Tendenzen (das bewusste Spiel mit Popmusik in Aktivitäten jüngerer Musiker), um ästhetische Fragen (Jazz als Kunstmusik und der suspekte Charakter des kommerziellen Erfolgs) und vieles mehr. Neben Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich, Dänemark und Australien kommen auch Praktiker zu Wort wie der britische Komponist Colin Towns, der New Yorker Paul D. Miller alias DJ Spooky. Schließlich kommen in einer Diskussionsrunde Vertreter aus der Plattenproduktion, diverser Medien, Agenturen aber auch Musiker zusammen.

Die Beiträge:

  • Martin Pfleiderer: Was macht Musik populär? Überlegungen zur (Un-)Popularität im Jazz und anderswo
  • Andrew Hurley: Joachim Ernst Berendt – Jazz, U-Musik, Pop-Jazz und die Ambivalenz (1950-1970)
  • Fabian Holt: Not a Silent Way. Populäre Musik und Jazzmodernismus nach Elvis
  • Wolfram Knauer: Healing Force of the Universe? Warum der Free Jazz zahm wurde
  • Jürgen Schwab: New Standards – Die (gar nicht mal so) neue Lust am Covern im Jazz
  • Frithjof Strauß: Zwischen Mystizismus und Funktionalismus. Zur Popularität des Jazz aus Skandinavien
  • Doris Schröder: Bunte Musik. Die Jazzbilder Tony Munzlingers zwischen Karikatur, Popart und Gebrauchskunst
  • Roundtable zu Aspekten der Produktion und Vermarktung von Jazz mit Veit Bremme, Bodo Jacoby, Harald Justin, Reiner Michalke und Olaf Schönborn
  • Peter Kemper: Wer wär nicht gern ein Global Player? – Über die orthodoxe und paradoxe Annäherung von Jazz und Pop
  • Colin Towns: Musik für Herz, Kopf und Füße. Die unterschiedlichen musikalischen Seiten des Colin Towns
  • Wolfram Knauer: Die Wissenschaft vom Rhythmus. DJ Spooky, der Philosoph der Plattenleger, erklärt die DJ-Kunst
  • Andreas Felber: Alter Greis auf der Suche nach neuer Jugend? Anmerkungen zur neuen Offenheit zwischen Jazz und populärer Musik in den 90er- und 00er-Jahren
  • Diedrich Diederichsen: Jazz als Concept-Art

Wolfram Knauer (Hg.): Begegnungen. The World Meets Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 10
Hofheim 2008 (Wolke Verlag), 320 Seiten, ISBN: 3-936000-04-7; 24 €

2007_begegnungen-the-worldDer Jazz ist eine Musik mit afro-amerikanischen Wurzeln, doch er blüht überall auf der Welt in allen möglichen (Klang)-Farben. Jazz ist eine produktive Kunst: Musiker in aller Welt, die sich ihm zuwandten, mussten seine Wurzeln als afro-amerikanische Musik genauso kennen und respektieren wie sie aufgefordert waren, ihre eigenen Traditionen mit einzubringen. Von diesen Prozessen zwischen Respekt und Eigenständigkeit handelt dieses Buch. Es geht dabei nicht so sehr um “Weltmusik“ an sich als vielmehr um die produktive Auseinandersetzung mit den Traditionen, und um die Tatsache, dass der Jazz mittlerweile jede Menge Impulse aus allen möglichen Ecken der Welt erhält, wo man ihn auch als eigene Musik begreift.

Dieser Band enthält die Referate des 10. Darmstädter Jazzforums, in denen unterschiedliche musikalische Annäherungen, Adaptionen oder Adoptionen näher beleuchtet werden. Oft handelt es sich dabei um Ideen, die zwar aus ethnischen Musikrichtungen stammen, aber mit der Spielhaltung des Jazz so hervorragend harmonieren, dass es schwer fällt, die musikalischen Ergebnisse noch unter gängigen Genrebegriffen abzulegen. Weder kann man dann nämlich wirklich von „Weltmusik“ sprechen, noch ist es Mainstream-Jazz im herkömmlichen Sinne. Es ist ein kreativer Austausch, der den Jazz verändert, egal ob einem das gefällt oder nicht.

Die Beiträge:

  • Andrew W. Hurley: But Did the World Meet Jazz? Ein Blick hinter Joachim Ernst Berendts Plattenreihe”Jazz Meets the World”
  • Martin Pfleiderer: The World Meets Jazz. Zur Ästhetik des Jazz im Zeitalter der Globalisierung
  • Maximilian Hendler: Jazz oder nicht Jazz? Rollenpolyphonie und ihr Vorkommen auch außerhalb des Jazz
  • Torsten Eßer: Jazz in Lateinamerika – Eine periphere Erscheinung?
  • Wolfram Knauer: Blowin’ Up a (European) Storm. Eine Annäherung an die Personalstile von Harry Beckett, Tomasz Stanko und Enrico Rava
  • Gerhard Putschögl: Flamenco Jazz
  • Timothy R. Mangin: Cosmopolitan Roots. Jazz im Senegal
  • Gerhard Kubik: Referentielle Elementarpulsationen. Bemerkungen zur konzeptuellen Welt unseres Jazz aus dem südlichen Afrika
  • Günther Huesmann: John Zorn und der japanische Traditionsbegriff
  • Ralf Dombrowski: Das Originale und das Originelle. Techniken kultureller Aneignung am Beispiel des Oriental Jazz
  • Gilad Atzmon: Jazz und Jihad. Ein (Bird-)Fundamentalist erklärt seine Sicht des Jazz
  • Karl Berger: Skizzen weltmusikalischer Erfahrungen
  • Harald Justin: Jazz und World Music im Fadenkreuz des Kulturkampfes

Wolfram Knauer (Hg.): Albert Mangelsdorff. Tension | Spannung. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 11
Hofheim 2010 (Wolke Verlag), 320 Seiten, ISBN: 078-3-936000-05-4; 27,- €

2009_albert-mangelsdorffAlbert Mangelsdorff galt seit den 1950er Jahren als die überragende Persönlichkeit des deutschen Jazz. Er war ein Musiker, der stil- und genreübergreifend Anerkennung fand und an Projekten beteiligt war, die zwischen Tradition, Avantgarde und Rock/Pop wechselten. Man achtete ihn international als einen Künstler mit einem ausgewiesen eigenständigen Stil, als einen Virtuosen auf der Posaune, als einen bedeutenden Komponisten und als einen Wegbereiter des Jazz in Deutschland. Für die Autoren dieses Bandes ist Mangelsdorff Ideengeber für Beiträge, in denen es um Albert Mangelsdorff geht, um die Geschichte des Jazz in Deutschland, um Instrumentaltechnik, um Free Jazz, die Frankfurter Szene, um vokale Expressivität im Jazz, soziale Ordnung im Free-Jazz-Kontext, ein erwachendes politisches Bewusstsein bei Musikern der 1960er Jahre oder das neue ästhetische Selbstbewusstsein europäischer Jazzmusiker heute.

Der Band enthält die Referate des 11. Darmstädter Jazzforums vom Oktober 2009. Er beleuchtet Facetten im Schaffen des Posaunisten, schaut auf musikalische und ästhetische Parallelentwicklungen, aber auch auf jüngste Entwicklungen im deutschen Jazz. Der rote Faden ist dabei letztlich die musikalische Offenheit, die Albert Mangelsdorff vorgelebt hat.

Beiträge:

  • Wolfgang Sandner: Ein Prototyp und Sonderfall: Albert Mangelsdorff, Jazzmusiker in Deutschland
  • Rüdiger Ritter: Jazz-Musiker als „Gründungsväter“ für nationale Jazzszenen? Krzysztof Komeda und der polnische Jazz
  • René Grohnert: Bilder zur Musik. Jazzplakate (von Günther Kieser und Niklaus Troxler) zwischen Ankündigung und Erinnerung
  • Wolfram Knauer: Es sungen drei Engel. Zum Umgang von Jazzmusikern mit deutscher Musiktradition
  • Martin Pfleiderer: Singin’ the Blues. Vokale Expressivität im instrumentalen Jazz
  • Kai Stefan Lothwesen: Emanzipation, Jazz-Dissidenten und Paradigmenwechsel. Anmerkungen zur Diversität des europäischen Jazz
  • Harald Kisiedu: „European Freedom“. Zum Verhältnis von Musik und Politik bei Peter Brötzmann
  • William Bares: Play Your Own Thing „Our“ Thing: „Young German Jazz“ und die deutsche Jazzidentität
  • Silvana K. Figueroa-Dreher: Was kann die Soziologie vom Free Jazz lernen?
  • Harald Justin: Jenseits des Skandals. Albert Mangelsdorff: Autobiographisches Erzählen im Kontext (und mögliche Paradigmenwechsel im deutschen Jazz)
  • Michael Rieth: Goethe und der Blues, Kropotkin und die Krone, Albert und die Anarchie
  • Jürgen Schwab: „50 Jahre institutionalisierte Subkultur“. Das hr-Jazzensemble, eine Bestandsaufnahme
  • Michael Rüsenberg: „Ein musikalisches Zwiegespräch zwischen dem weltberühmten Posaunisten und dem unbekannten Wal“. Anmerkungen zu Albert Mangelsdorff

Wolfram Knauer (Hg.): JAZZ.SCHULE.MEDIEN. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Band 12
Hofheim 2012 (Wolke Verlag), 256 Seiten, ISBN: 978-3-936000-92-4; 24,- €

2011_jazz-schule-medienAuch eine unmittelbare Musik wie der Jazz kommt nicht um Vermittlungsstrategien herum. Die Beiträge in diesem Buch beleuchten unterschiedliche Facetten einer solchen Jazzvermittlung. In einem ersten Block geht es darum, welchen Stellenwert Jazz im schulischen Unterricht besitzt, wie er in Lehrpläne eingebaut werden kann, welche pädagogischen Ansätze sich mit jazzaffinen Themen verbinden lassen, worauf die Musiklehrerausbildung achten muss, um Jazz und Popularmusik an Allgemeinbildenden Schulen gezielt einsetzen zu können. In einem zweiten Block wird aus unterschiedlichen Sichtweisen der Stellenwert diskutiert, den Jazz in den tagesaktuellen Medien besitzt, also in Tageszeitungen, Blogs etc. Schließlich kommen auch Jazzmusiker selbst zu Wort, die über Strategien berichten, ihr Publikum zu erreichen, in einer Zeit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne Lust auf die Konzentration machen, die der Jazz verlangt, Neugier zu wecken auf das spontane Experiment der musikalischen Improvisation.

Die in diesem Band enthaltenen Beiträge entstanden aus Anlass des 12. Darmstädter Jazzforums im September 2011, das der theoretischen Diskussion über Jazzvermittlung auch einige praktische Workshops und Konzerte zur Seite stellte. Mit der Publikation wollen wir den Leser mit in den Diskurs darüber einbinden, wie der Jazz auch in Zukunft ein breites Publikum erreichen kann, ohne sich zu verbiegen, ohne seine kreative Freiheit aufzugeben.

Beiträge:

  • Walter Turkenburg: Jazzpädagogik in Europa . Straße und Schule
  • Joe Viera: Jazzpädagogik. Zur Geschichte in Deutschland nach 1945. Aufgaben – Methoden – Zukunft
  • Siegried Busch: Jazz für Lehrer
  • Bert Gerhardt: Jazz in der Schule – nur was für die Elite?
  • Jürgen Terhag: Jazz als Basis der musikpädagogischen Arbeit mit Populärer Musik. Wege aus dem Ghetto
  • Günter B. Schmidt und Cordula Groß: Black Music als Teil der Schulsozialarbeit
  • Daphne Lipp und Sascha Wild: Jazz und improvisierte Musik in der Schule.! Eine Förderausschreibung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main
  • Olaf Stötzler und Jochen Stolla: Vermittlung durch Begegnung. Jugendprojekte der hr-Bigband. Bedingungen und Chancen musikalischer Bildung durch eine Rundfunk-Bigband
  • Wolfram Knauer: jazzwissen.de. Online-Modul als Hilfe zur Vermittlung von Jazz im Schulunterricht
  • Michael Rüsenberg: “Amylgada: das Jazz-Zentrum im Gehirn”. Eine Exkursion zu den Neurowissenschaften
  • Elena Ungeheuer: Herausforderungen der Musikvermittlung heute
  • Bernd Hoffmann: Spieglein, Spieglein an der Wand. Präsentationen des Jazz in deutschsprachigen Medien
  • Hans-Jürgen Linke: Alltagsraunen. Über inhaltliche FRagen, Jazz in der Tagespresse, Feulleton-Betrieb und andere langsam veraltende Probleme
  • Reinhard Köchl: Jazzjournalismus heute: Ohne Anzeige keine Zeile?
  • Nils Wülker: Über dem Publikum muss die Sonne aufgehen
  • Roundtable Jazzjournalismus: Reporter, Kritiker, Vermittler
  • Arndt Weidler: PSSST! … und wenn das Jazzpublikum schuld daran ist, dass so wenig Publikum zu Jazzkonzerten kommt?!
  • Roundtable Musiker: Das Publikum: Amorphe Masse oder Energiespender?

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Jazz Debates / Jazzdebatten, Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 13
Wolke Verlag (Hofheim), 2014, English and German, 224 pp., Photos, Paperback, € 24,-, ISBN: 978-3-95593-013-4

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Debatten in der Jazzgeschichte sind ästhetische Wegmarken. Sie spiegeln Entscheidungsdiskurse darüber wider, wie es in der Musik weitergehen kann. Beim Darmstädter Jazzforum im September 2013 ergründeten Experten aus Europa und den USA, wie solche Debatten bis heute die Wahrnehmung des Jazz bestimmen. Die Beiträge dieses Buchs fragen etwa nach den Auswirkungen von Debatten auf das ästhetische Urteil. Sie beleuchten historische und aktuelle Jazzdebatten der deutschen Jazzszene. Sie diskutieren die Genderdebatte, fragen also, wie das Ideal von Maskulinität die Musik und ihre Rezeption prägt und wo in den Jazzdiskursen Raum etwa für Frauen oder die LGBT-Community ist. Und sie thematisieren die jüngste Debatte über den Begriff “Jazz” selbst und damit die Frage, wem der Jazz seiner historischen und ästhetischen Entwicklung nach “gehört”.

Beiträge:

  • Jürgen Arndt: Schlager, Jazz und Argumente: 1953 und 60 Jahre danach oder: Als der Jazz seine Stimme verlor
  • Siegfried Schmidt-Joos: Jazzpapst Revisited. Rückblick auf einen Konflikt
  • Martin Pfleiderer / Wolf-Georg Zaddach: Der gegenwärtige Jazzdiskurs in Deutschland. Versuch einer empirischen Rekonstruktion anhand von Jazzzeitschriften
  • John Gennari:  Remapping the Boundaries of Jazz: The Case of Jason Moran
  • Peter Elsdon: The Potential of the Jazz Record
  • Nichole Rustin-Paschal: Self Portrait: On Emotion and Experience As Useful Categories of Gender Analysis in Jazz History
  • John Gill: Miles in the Sky: Dismantling the glass closet in jazz
  • Tony Whyton: Crosscurrents: the cultural dynamics of jazz
  • Christian Broecking: Not Black enough? Debating jazz in the post-blackness time space
  • Wolfram Knauer “Jazz” or not “Jazz”. From Word to Non-Word and Back

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Gender and Identity in Jazz, Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 14
Wolke Verlag (Hofheim), 2016, English and German, 308 pp., Photos, Paperback, € 28,-, ISBN: 978-3-95593-014-1

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Das 14. Darmstädter Jazzforum im Oktober 2015 befasste sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten von Identität im Jazz. Es ging um die Wahrnehmung von Instrumentalistinnen, um “männlichen” oder “weiblichen” Sound, um Homosexualität, Körperlichkeit und die Verleugnung des erotischen Moments in der Musik, um Jutta Hipp, Ivy Benson, Clare Fischer, Sun Ra und andere. Die Teilnehmer der Konferenz reflektierten über Jazzgeschichte und schauten selbstbewusst auf die Gegenwart. Sie diskutierten Wege, wie sich Vorurteile überwinden lassen und wie man den Gender-Diskurs des 21sten Jahrhunderts im Jazz angemessen beschreiben kann. Dass der Blick auf den Jazz verfälscht wird, wenn man seine Protagonisten auf einzelne Teile ihrer vielfältigen Identität reduziert, ist klar. Diese jedoch in Jazzgeschichte und -gegenwart völlig außer Acht zu lassen, ist ein genauso großes Versäumnis. In diesem Buch wollen wir somit einen Diskurs fortführen, der auch in unserer bereits erheblich veränderten Welt wichtig bleibt.

Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Clash of Identities
  • Mario Dunkel: Sexuality, Eroticism, and the Construction of the Jazz Tradition
  • Katherine Williams: “Alright for a Girl”, and Other Jazz Myths
  • Michael Kahr: Chromaticism and Identity in the Music of Clare Fischer
  • Yoko Suzuki: Gendering Musical Sound in Jazz Saxophone Performance
  • Ilona Haberkamp: Hipp Style or Adaption?
  • Martin Niederauer: Male Hegemony in Jazz – Trying to Understand One Important Element of Jazz’s Gender Relations
  • Joy Ellis and Adam Osmianski: Women and the Jazz Jam
  • Christopher Dennison: One-Armed Ball Players: The Language of Homophobia in Jazz
  • Jenna Bailey: “Play Like a Man and Look Like a Woman”, Exploring the Role of Gender in Ivy Benson’s All Girl Band
  • Ilka Siedenburg: Bigbandklassen: Ein Weg zur musikalischen Praxis jenseits von Geschlechterstereotypen?
  • Mane Stelzer: „Für uns war es fremde Musik“, Wie junge Instrumentalistinnen zum Jazz finden (oder auch nicht)
  • Nicole Johänntgen: SOFIA und mehr, Eine persönliche Annäherung an ein Frauen-Musikprojekt
  • Sherrie Tucker: A Conundrum is a Woman-in-Jazz: Enduring Improvisations on the Categorical Exclusions of Being Included
  • John Murph: Exploring Queer Notions Inside Sun Ra’s Outer Space Ways
  • Christian Broecking: “Authentic Lesbian As I Am”, Aspects of Gender, Marginalization and Political Protest in the Life and Work of Irène Schweizer
  • Nicolas Pillai: Watching Men Play. The Erotics of the Hollywood Jazz Film

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Jazz@100. An alternative to a story of heroes. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 15
Wolke Verlag (Hofheim), 2018, English, 296 pp., Photos, Paperback, € 28,-, ISBN: 978-3-95593-015-8

Im hundertsten Geburtsjahr des Jazz warf das Darmstädter Jazzforum 2017 einen Blick auf die Tücken einer Jazzgeschichtsschreibung, in der Legenden oft den Blick auf das verstellen, worauf es in dieser Musik noch viel mehr ankommt: auf die Multiperspektivität einer Musik, die nicht nur von den großen Meistern, auf jeden Fall aber von vielen Individualisten geprägt wird. Die fünfzehn Aufsätze in diesem Buch wagen die Perspektivverschiebung im Blick auf Personen, Orte oder Stile. Sie legen den Fokus auf scheinbar Bekanntes, um genau das zu hinterfragen, und sie machen uns dadurch darauf aufmerksam, auf welche Weise unser Verständnis von Jazz, seiner Geschichte und Ästhetik geprägt wurde und wie es bis in die Gegenwart Veränderungen unterworfen ist.

Beiträge:

  • Arne Reimer: My Encounters with American Jazz Heroes
  • Nicholas Gebhardt: Reality Remade. Narrative and the historical imagination in Alan Lomax’s Mister Jelly Roll
  • Katherine M. Leo: The ODJB at 100. Revisiting Essential Narratives and Copyright Control of Victor 18255
  • Klaus Frieler: A Feature History of Jazz Improvisation
  • Andrew Wright Hurley: In and Out: Processes of Inclusion and Exclusion in Joachim Ernst Berendt’s Jazzbuch, or Towards the Biography of a Book
  • Tony Whyton: A Familial Story: Hidden Musicians and Cosmopolitan Connections in Jazz History
  • Mario Dunkel: Darcy James Argue’s Uchronic Jazz
  • A talk with pianist and composer Orrin Evans: “Just be me!”
  • Krin Gabbard: Syncopated Women. Gender and Jazz History in 1942 Hollywood
  • Wolfram Knauer: Four Sides of a House. How Jazz Spaces Irritate, Fascinate, Stimulate Creativity or Become Icons
  • Oleg Pronitschew: Die Institutionalisierung des Jazz. Wie die westdeutsche Jazzdebatte der 1970er Jahre das Selbstverständnis einer Szene veränderte
  • Rüdiger Ritter: Myths in Jazz – Artistic Prison or Productive Element? The Shaping of “Polish Jazz”
  • Karen A. Chandler: Bin Yah (Been Here). Africanisms and Jazz Influences in Gullah Culture
  • Scott DeVeaux: Was Bebop a Mistake?
  • Nicolas Pillai: A Star Named Miles. Tracking Jazz Musicians Across Media

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Positionen! Jazz und Politik. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 16
Wolke Verlag (Hofheim), 2020, Deutsch, 248 pp., Photos, Paperback, € 24,-, ISBN: 978-3-95593-016-5

„Jazz ist immer politisch …“ Was ist übrig geblieben vom oft behaupteten politischen Impetus und der gesellschaftlichen Relevanz im Jazz der Gegenwart? Der Blick beim 16. Darmstädter Jazzforum im Herbst 2019 richtete sich weniger auf das Mutterland des Jazz, wo lange vor #BlackLivesMatter, #Metoo und Donald Trump viele Jazzmusiker:innen politische Statements abgaben. In Darmstadt wurde vielmehr darüber diskutiert, ob Musik einerseits überhaupt politische Aussagen treffen kann, welche konkreten Beispiele sich andererseits hierzulande dafür finden lassen, dass sich aktuelle Jazzmusiker:innen mit Themen auseinandersetzen wie dem wachsenden Populismus, dem Klimawandel, Krieg, Hunger, ungleicher Wohlstandsverteilung, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus. In Vorträgen und Diskussionsrunden mit Musiker:innen, Journalist:innen und Expert:innen unterschiedlicher Fachbereiche ging es dabei auch um die grundlegende Frage, inwiefern nicht vielleicht gerade durch die Tatsache, dass improvisierte Musik ein seismographisch ziemlich empfindliches Abbild der Gegenwart ist, dieser Musik auch 2020 and beyond ein besonders wichtiger Platz im Kanon der aktuellen Musik gebührt.

Beiträge:

  • Stephan Braese: Stammheim war nie Attica. Zur politischen Widerständigkeit des Jazz in Deutschland seit 1945
  • Henning Vetter: Politischer Jazz oder Deutungshoheit: Wem gehört das Gehörte? Eine Untersuchung am Beispiel des Musikerkollektives The Dorf
  • Nina Polaschegg: Sind frei Improvisierende die besseren Demokraten?
  • Benjamin Weidekamp + Michael Haves: Alles wird gut gegangen sein – Der Talk
  • Wolfram Knauer: Jazz und Politik – politischer Jazz?Eine bundesdeutsche Perspektive
  • Mario Dunkel: Zusammenhänge zwischen Populismus, Jazz und afrodiasporischen Musiken als Ausgangspunkt für Demokratiebildung
  • Martin Pfleiderer: „… an outstanding artistic model of democratic cooperation“? Zur Interaktion im Jazz
  • Nadin Deventer, Tina Heine, Lena Jeckel, Ulrich Stock: Veranstalter:innen: die Influencer des Jazz?
  • Nikolaus Neuser (Trompete) und Florian Juncker (Posaune): „Occupied Reading“. Musikalische Intervention
  • Hans Lüdemann: Gesellschaftliche und politische Positionierung eines deutschen Jazzmusikers heute
  • Nikolaus Neuser: Improvisation als Handlungskonzept
  • Michael Rüsenberg: „Jazz ist stets politisch“. Stimmt diese Aussage von Mark Turner? Und, hört man sie in seiner Musik?
  • Thomas Krüger:Politische Dimensionen des Jazz im Kontext von Emanzipation und Kulturalisierung
  • Korhan Erel, Tim Isfort, Angelika Niescier, Victoriah Szirmai: … im Ohr des Betrachters …Ein Panel über das Politische in der Musik
  • Atef Ben Bouzid / Ulrich Stock: „Cairo Jazzman – The Groove of a Megacity“

Wolfram Knauer (Hg.): ROOTS | HEIMAT. Diversity in Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 17
Wolke Verlag (Hofheim), 2022, Deutsch, 303 pp., Fotos, Paperback, € 29,-, ISBN: 978-3-95593-017-2

Jazz ist ein Symbol für Diversität – so mag man zumindest meinen, wenn man die Geschichte afro-amerikanischer Musik betrachtet. Doch zollen wir insbesondere in Europa dieser Idee genügend Respekt? Ist unsere Verehrung der großen Jazzheroen nicht ein bloßes Lippenbekenntnis, wenn wir in dieser Musik, die doch von Freiheit und Individualität handelt, gleichzeitig feststellen müssen, dass Frauen hierzulande nach wie vor selten sind, von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) einmal ganz zu schweigen? Ist der Jazz in Deutschland nicht lange zu einer etablierten Hochkultur geworden, die nur von einer akademischen Minderheit gemacht und gehört wird? Und wenn dem so ist, wie zufrieden sind wir mit dem Status quo bzw. wie können wir diesen ändern? Fragen, auf die dieses Buchs in sehr unterschiedlichen Ansätzen nach Antworten sucht.

Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Vorwort – Wie offen ist der Jazz?
  • Philipp Teriete: The Classical Training of Early African American Jazz Musicians. Der musikalische Ausbildungskanon an den Historically Black Colleges and Universities im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und der Einfluss auf den frühen Jazz
  • Vincent Bababoutilabo: Black Music Matters. Beobachtungen eines Antirassisten in der deutschen Jazzausbildung
  • Roundtable 1 mit Simin Tander, Reza Askari, Gabriele Maurer: Vom Fremdsein, Ankommen, Fremdbleiben. Gespräch über eigene Erfahrung der Identitätswahrnehmung.
  • Philipp Schmickl: Re-inventing the World at Home. How Globally Circulating Forms Fuel the Imagination of Local Festival Organizers
  • Ádám Havas: Zur Dekonstruktion hegemonialer Jazz-Narrative. Die Rolle von Roma-Musikern bei der Artikulation einer osteuropäischen Differenz
  • Gestaltung ist eine Haltung. Niklaus Troxler im Gespräch mit Wolfram Knauer
  • Harald Kisiedu: „We Are Bessie Smith’s Grandchildren“. Reflections on Creolization in post-1950s Experimental Jazz in Europe
  • Timo Vollbrecht: Das Problem des Othering. Exotismus im Jazz, Artistic Othering und Komplexe Intersektionalität
  • Stephan Meinberg: Vom Umgang mit dem Privilegiert-Sein
  • Roundtable 2 mit Jean-Paul Bourelly, Kornelia Vossebein, Frieder Blume und Joana Tischkau: An die Arbeit: Realität verändern!!! Get to work! Let’s change reality!!!
  • Nico Thom: „Der Mann mit der schwarzen Stimme“. Europäischer Amerikanismus am Beispiel von Bill Ramsey
  • Anna-Lise Malmros: Black Dada / Ascension Unending. From Baraka to Coltrane, from Hell to Heaven. John Tchicai in the 1960s in New York and Copenhagen: Breaking the Hidden and Open Rules of Jazz
  • Peter Kemper: „Ich hatte halt den Blues nicht mit der Muttermilch eingesogen.“ Heinz Sauer & Archie Shepp: Differenzen eines musikalischen Dialogs
  • Wir wie die Welt sehen (wollen) Jo Wespel & Sanni Lötzsch: FESTIVAL BOOST NOW! Selbstermächtigung der Musiker:innen, Communities und zugängliche Strukturen
  • Luise Volkmann: Ritualität im Jazz. Das Musikritual als Synthese von Herkunft, Heimat und dem futuristischen Jetzt
  • Luise Volkmann & Ella O’Brien-Coker: Ritualität, unsere vielen Identitäten und das performative Sprechen
  • Roundtable 3 mit Constanze Schliebs, Therese Hueber und Sylvia Freydank: Exportieren wir eigentlich nur Musik oder auch unsere Weltsicht?

Wolfram Knauer (Hg.): destination unknown. Die Zukunft des Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 18
Wolke Verlag (Hofheim), 2024, Deutsch, 272 pp., Fotos, Paperback, € 29,-, ISBN: 978-3-95593-018-9
Wie klingt der Jazz der Zukunft? Wen erreichen wir mit dieser Musik und wen wollen wir erreichen? Wie wichtig sind Räume, im wörtlichen genauso wie im metaphorischen Sinne, um musikalische Kreativität zu ermöglichen, und wie sichern wir diese? Wie sahen Musiker:innen der Vergangenheit die Zukunft ihrer Kunst und was lässt sich daraus für die Gegenwart ableiten? Macht es überhaupt noch Sinn von der Zukunft einer Musik zu sprechen, die als Genre Vergangenheit zu sein scheint? Und überhaupt: Was ist eigentlich „Jazz“ in einer Welt des Post-Genre? Dieses Buch enthält einige Antworten, vor allem aber weitere Fragen, die zeigen, dass Jazz, improvisierte Musik, Black American Music oder wie immer man sie bezeichnen will, gerade deshalb eine Zukunft hat, weil sie Diskurse der Gegenwart aufgreift, dreht, wendet und dabei neue Perspektiven aufzeigt.
Beiträge:
  • Wolfram Knauer: Vorwort – Destination Unknown. Die Zukunft des Jazz
  • André Doehring: Glotzmusik und Blubberbumm: Wolfgang Dauners vergangene Zukunft des Jazz ins Heute gewendet
  • Harald Kisiedu: “JAZZ IS DEAD”: Überlegungen zu einer gar nicht mal so neuen Idee
  • Panel 1 Jazz – aber für wen eigentlich? mit James Banner, Evi Filippou und Julia Kadel
  • Richard Herzog: Ancient to the Future – Jazz ersteht aus seiner Vergangenheit auf, bei Matana Roberts und Moor Mother
  • Magdalena Fürnkranz: Jazz and Afrofuturism. When Sun Ra met Janelle Monáe
  • Bettina Bohle: Genre & Jazz – Eine sprachpragmatische Annäherung an eine hitzige Diskussion
  • Niels Klein + Jorik Bergman: Zukunftsmusik. Ein Gespräch
  • Marie Härtling: The All of Everything
  • Frank Gratkowski: Was ist Jazz? Was könnte Jazz sein? Was könnte aus ihm werden? Ein paar persönliche Anmerkungen
  • Panel 2 Macht Platz! mit Esther Weickel, Jonas Pirzer und Camille Buscot
  • Teresa Becker: Zur Rolle und Funktion von Musiker:innen in der Nachhaltigkeitskommunikation
  • Monika Herzig: New Standards: 101 Action Items. Ein praktischer Leitfaden zur Genderparität
  • Kaspar von Grünigen: Möglichkeiten und Grenzen der Demokratisierung von Kulturpolitik: Die Basler „Initiative für mehr Musikvielfalt“
  • Thomas Meinecke im Gespräch mit Peter Kemper
  • Uli Kempendorff: Exit from the Nineties
  • Panel 3 Es geht ums Ganze! mit Mariana Bondarenko, Akiko Arendt und Jan Klare