Wochenreport aus dem Jazzinstitut #2

Was geschieht während des jazzmusikalischen Shutdowns in Darmstadt? +++ Wie nutzen Jazzmusikerinnen und -musiker ihre erzwungene, meist unbezahlte, freie Zeit? +++ Wie ergeht es verwaisten Veranstaltungsorten? +++ Welche Ideen entstehen, um die veranstaltungslose Phase produktiv zu nutzen?

Liebe Freundinnen und Freunde des Jazzinstituts,

wie alle, die mehr oder weniger regelmäßig Konzerte besuchen und die besondere Atmosphäre von Livemusik schätzen, lösen wir uns erst so ganz allmählich aus der Starre, welche uns die Corona-Pandemie aufgezwungen zu haben scheint. Kulturell Interessierte hören selbstverständlich allerorten von den enormen Belastungen und Einschränkungen, die die Krise bei Kulturschaffenden, seien sie Clubs, Initiativen, Vereine oder eben insbesondere Musiker*innen verursacht. Sie nehmen wahr, dass sämtliche Veranstaltungen und Konzerte bis mindestens Ende Mai abgesagt wurden, auch bei uns im Gewölbekeller des Jazzinstituts.

Weil der von uns alle zwei Monate erstellte Darmstädter Jazzkalender nichts anzukündigen hat, möchten wir diesen Newsletter wenigstens nutzen, um Ihnen regelmäßig und exklusiv davon zu berichten, wie bekannte Darmstädter Kulturschaffende, die Sie möglicherweise aus vielen Jazzkonzerten kennen, mit der Corona-Krise umgehen.

Einmal die Woche werden wir kurz auf neue Initiativen in Darmstadt hinweisen, erzählen wie Jazzmusiker*innen kreativ über die Runden kommen oder einfach nur deren musikalischen Grüße an Sie weiterleiten.

Was im Jazzinstitut selbst und in der großen weiten Welt passiert, darüber informieren wir übrigens alle vierzehn Tage weiterhin in unseren JazzNews (www.jazzinstitut.de/jazznews).

https://www.facebook.com/djmatthiasvogt/videos/636555673854028/
"So langsam stellt sich 'Normalität' ein", sagt Andreas Büschelberger. Die anfängliche Beschäftigung mit Bürokratie sei einer "neuen Normalität" gewichen. Der Kontrabassist und E-Bass-Spieler unterrichtet sein Instrument über FaceTime, Skype und Zoom. Die Bass-Gruppen an Schulen werden über YouTube Videos versorgt. Neue Songs für Bandprojekte werden in Heimarbeit erstellt und mit den Kollegen*innen aus ganz Deutschland zu Hause zu einem Demo zusammengefügt und neue Pläne über Telefon und Skype geschmiedet. Vor allem die bei Musiker*innen gefürchteten „mache-ich-mal-wenn-ich-Zeit-habe“-Aufgaben würden angegangen.
 
Ein positiver Nebeneffekt für den normalerweise vielbeschäftigten Musiker: Weniger Auto fahren! "Es verlagert sich alles mehr und mehr in das 11qm große Arbeitszimmer. Auf einmal klappt es auch halbwegs gut mit Kontrabass-Homerecording, auch wenn sich im Hintergrund mal die Tochter bemerkbar macht". Überhaupt: "Das positive daran ist, dass ich sehr viel Zeit mit meiner Tochter verbringen kann, was sonst in dem Maße nicht der Fall wäre". Trotzdem fehlen Andreas Büschelberger die Band-Kollegen, die Proben, der freie Gedankenaustausch und natürlich die Auftritte vor Publikum! Büschelberger, Mathias Vogt, Inga Lühning, Deniz Alatas und viele andere Kolleg*innen versuchen sich einen virtuellen Gedankenfreiraum, getrennt und dennoch gemeinsam, zu schaffen (Klick aufs Bild oben öffnet kleinen Film bei "Facebook Watch", den man ohne Anmeldung sehen kann).
Verkaufsraum Piano Berg

Wie der wunderbare Steinway im Gewölbekeller des Jazzinstituts, bleiben derzeit viele andere wertvolle Flügel in den Konzertsälen Darmstadts stumm. Gepflegt und für Konzerte gestimmt werden die allermeisten davon von Andreas Berg und seinem Team.

"Uns fehlen natürlich auch die Konzerte und Festivals, sowie die Aufträge von öffentlichen Einrichtungen, die leider wie ja auch das Jazzinstitut geschlossen bleiben müssen", stellt Andreas Berg mit Bedauern fest. Vieles davon sei auch nach der Corona-Krise nicht auf- oder nachzuholen. "Wir denken leider, dass wir uns noch einige Zeit damit arrangieren müssen."

Seit einer Woche bieten Berg und sein Team wieder Beratung und Verkauf in den Verkaufsräumen in der Martinstraße nach Terminvereinbarung an. Als der Laden geschlossen war, habe man sich damit beholfen, Kunden telefonisch oder per Bild oder Videos zu beraten. Die Handwerksleistungen, etwa im Klavier- und Cembalobau, habe man schließlich weiter anbieten können. Er komme jetzt aber auch dazu, sich mal richtig schöne Objekte, die in seiner Werkstatt schon länger auf eine Restauration warten, vorzunehmen. Wie diesen Steinway-Flügel von 1962.

Berg berichtet zugleich, dass er in vielen Gesprächen mit Kunden spüre, dass das Klavierspielen und Musikmachen in der aktuellen Situation, eine große Bedeutung hat. All das stimme ihn positiv und bestärke ihn in seiner Überzeugung, dass sich immer Lösungen finden ließen. "Aber ehrlich, wir freuen uns darauf, wenn der 'Kulturstress' endlich wieder beginnt. Das hätte ich auch nicht geglaubt, mal zu sagen."

Wir Für Kultur

"Kultur ist allgegenwärtig. Kultur ist unverzichtbar", haben sich Iris Bachmann und Hilde Förster-Heldmann gedacht und in anbetracht der kritischen Situation für viele Kulturschaffende die überparteiliche Aktion "Wir Für Kultur" ins Leben gerufen. Die beiden wünschen sich, dass sich die Darmstädter*innen überlegen, den Betrag, den sie in normalen Zeiten für Theater-, Kino- oder Konzertbesuche ausgeben würden zu spenden, um Darmstädter Kulturschaffende zu unterstützen. (Der Klick aufs Bild öffnet einen von Rainer Lind produziertes Porträt der Initiatorinnen)

Verschobene Konzerte:

ursprünglich 8.5.2020
Eskelin / Weber / Griener
verschoben auf Freitag, 14. Mai 2021

Freitag, 15.5.2020
JazzTalk 139: Krisch / Höfler / Elgart feat. Lauren Newton
abgesagt, wird 2021 nachgeholt

ursprünglich 22.5.2020
Richard Koch Quartett
verschoben auf Freitag, 7. Mai 2021

In Planung:

Freitag, 12. Juni 2020
Sven Decker's JULI Quartet

Freitag, 21. August 2020
JazzTalk 141: Sebastian Gramss' Underkarl

Freitag, 4. September 2020
Klima Kalima

Freitag, 11. September 2020
JazzTalk 142: Eva Kruse Quintett

Freitag, 6. November 2020
CL Hübschs "Langfristige Entwicklung des Universums"

Das gesamte Programm im Jazzinstitut Darmstadt auch unter
www.jazzinstitut.de/jazz-im-institut

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