Jazz News
(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)

25. März bis 7. April 2021 | Ausgabe 07/2021 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musikern interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musikern wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Sheryl Nance-Nash blickt auf die Jazzszene an Orten abseits der US-amerikanischen Jazz-Landkarte, etwa in Richmond, Virginia; Columbia, South Carolina; Buffalo, New York; Norfolk, Virginia; Madison, Wisconsin; Tulsa, Oklahoma; und Rochester, New York (New York Amsterdam News). --- Karl Lippegaus spricht mit dem dänischen Gitarristen Jakob Bro (NRW Jazz). 

Heinrich Schwazer spricht mit dem italienischen Pianisten Franco D'Andrea über Aufnahmen von Andrew Hill, die er während der Pandemie studierte, über afrikanische Musik und den Einfluss durch Thelonious Monk, über seine Initiation zum Jazz durch Louis Armstrong, über seine musikalischen Anfänge in dieser Musik mit einer Südtiroler Band, deren Mitglieder nur Deutsch sprachen, obwohl er der Sprache nicht mächtig war, über das alternde Publikum für den Jazz und die Notwendigkeit, jüngere Menschen für die Musik zu begeistern, sowie über sein Interesse am Free Jazz der 1960er Jahre und über den Einfluss sowohl Anton Weberns als auch John Coltranes auf seine Musik (Südtiroler Tageszeitung). --- Joshua Barone erinnert an den Komponisten Kurt Weill, dessen Kompositionen aus der Zeit der Weimarer Republik seiner Ansicht nach dieselben Qualitäten besaßen, die sich auch in seiner späteren Arbeit fürs amerikanische Musiktheater finden ließen (New York Times).

Peter Kemper hört sich das jüngste Album des Saxophonisten Pharoah Sanders an (FAZ), genauso wie Marcus J. Moore (The Nation) und Richard Williams (The Blue Moment). --- Dan Kelly erinnert an die Pianistin und Sängerin Julia Lee aus Kansas City (The Kansas City Star). --- Dave Itzkoff spricht mit dem Trompeter Doc Severinsen über eine neue Filmdokumentation über sein Leben und seine Karriere, über 30 Jahre als musikalischer Leiter der Tonight Show-Band, darüber, wie er mit seiner Alkohol- und Drogensucht fertigwurde, sowie darüber, dass er nach all den Jahren immer noch Neues auf der Trompete entdecke (New York Times).

Martin Chilton erinnert an die Sängerin Astrud Gilberto, die vor allem wegen ihrer Bossa Nova-Interpretationen bekannt wurde, aber auch nach ihrem erfolgreichen Debütalbum mit Stan Getz eine erfolgreiche Karriere feierte, die sich mit dem Label der Jazzsängerin nie ganz wohl fühlte, und die außerdem mit so unterschiedlichen Kollegen wie Stanley Turrentine, James Last und George Michael ins Studio ging, bevor sie 2002 eine "unbestimmte Auszeit" nahm und sich dem Kampf gegen Tierquälerei widmete (U Discover Music). --- Andreas Hartmann spricht mit dem Electro-DJ Mathias Modica über den Jazz, der in Städten wie London, Los Angeles und Berlin zurzeit wieder ganz hip sei, über seinen eigenen musikalischen Weg, auf dem er in Kontakt mit Jazz, Stockhausen und Nono kam, über "Krautjazz" sowie darüber, wie der Jazz schon bald die spannendste Klangfarbe für die in Berlin zu erlebende Vielfalt werden könne (Der Tagesspiegel).

Micha Hörnle blickt zurück auf die 70jährige Geschichte der SWR Radio Big Band, die 1951 als Südfunk-Tanzorchester gegründet wurde (Rhein-Neckar-Zeitung). --- Mitch Myers erinnert im Reprint eines Artikels von 2004 an den Saxophonisten Albert Ayler (Magnet Magazine). --- Marcus A. Woelfle spricht mit dem Saxophonisten, Komponisten und Journalisten Günter Buhles (Neue Musikzeitung).

Michael Toland spricht mit dem Posaunisten Andre Hayward über seine Wurzeln in der Gospelmusik, über seine Arbeit mit Roy Hargrove und dem Jazz at Lincoln Center Orchestra, sowie über die Jazzszene in Austin, Texas, wohin er 2011 zog (Austin Chronicle). --- Marcus J. Moore spricht mit der Bassistin und Sängerin Esperanza Spalding über ihr jüngstes Projekt "12 Little Spells", über den Kompositionsprozess für ihr neues Album "Triangle", über die heilenden Kräfte der Musik, sowie über ihr eigenes Songwrights Apthecary Lab-Label "auf dem sie, andere Musiker:innen und Musiktherapeut:innen erkunden, wie Songwriters therapeutische Klänge in ihre Arbeit einbinden können" (New York Times).

Matthieu Jouan erzählt die Geschichte des nigerianischen Schlagzeugers August Agbola Browne, der 1922 erst nach London, dann nach Warschau zog, wo er 1932 eine Polin zur Frau nahm, in den 1930er Jahren mit zahlreichen lokalen Tanzorchestern auftrat, und 1944 der einzige schwarze Teilnehmer am Warschauer Aufstand war. Nach dem Krieg arbeitete er für die Kulturbehörde der Stadt Warschau, bis er 1958 nach London emigrierte (Courier d'Europe Centrale). --- Bert Noglik blickt aus Anlass seines 85sten Geburtstags auf Leben und musikalische Karriere des Trompeters Manfred Schoof (MDR).

Nadja Sayej spricht mit dem Produzenten Quincy Jones über die Idee von Qwest TV, einer Videostreaming-Plattform, die er vor einigen Jahren ins Leben rief (Forbes). --- Paul Zollo berichtet über einen Dokumentarfilm, der nachweist, dass der Saxophonist und Grammy-Gewinner Dave Koz "gar keine reale Person ist, sondern ein aufwendig durchdachter Witz, den der renommierte britische Schauspieler Sir Richard Leighton schon seit Jahren aufrecht erhält" (American Songwriter). Das Datum der Bekanntgabe für den Dokumentarfilm (1. April 2021) lässt uns ahnen, dass hinter dieser Enthüllung noch weit mehr stecken mag.

Will Layman spricht mit dem Pianisten Jon Batiste über seine musikalischen Aktivitäten im vergangenen Jahr über die Genregrenzen hinweg, über das Beispiel Nat King Coles als klavierspielender und singender Fernsehstar, der die Stile vermischte, über die Kreativität des HipHop und die Bedeutung des Tanzes für seine Musik, über jüngste Kooperationen sowie über sein aktuelles Album "We Are" (Pop Matters). --- Ari Shapiro spricht mit der Multiinstrumentalistin Angel Bat Dawid darüber, wie sie durch den Film "Amadeus" im Alter von 4 Jahren Mozart für sich entdeckte, dessen Klarinettenkonzert wiederum der Grund war, warum sie genau das Instrument spielen wollte, über Blackness, die zentral für ihre Musik sei, sowie über die Inspiration, die sie aus George Clintons Musik zieht (NPR).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Saxophonisten Aaron Martin Jr. im Alter von 73 Jahren (Capitol Bop, Washington Post), des Pianisten Frank O'Brien im Alter von 78 Jahren (Newsday), des britischen Bassisten und Synthesizer-Pioniers Malcolm Cecil im Alter von 84 Jahren (U Discover Music, NME), des Schlagzeugers Buddy Deppenschmidt im Alter von 85 Jahren (The Philadelphia Inquirer, Washington Post), des kanadischen Saxophonisten Bernard Stepien im Alter von 74 Jahren (Ottawa Citizen), des Flötisten und Bassisten John Starr im Alter von 68 Jahren (The Baltimore Sun), sowie des französischen Filmregisseurs Bertrand Tavernier im Alter von 79 Jahren (Variety, Neue Zürcher Zeitung, New York Times, The Guardian).

Aus der Welt der Jazzforschung

openwork – Call for Papers
openwork ist eine neue peer-reviewte Fachzeitschrift für die Erforschung experimenteller Musik, Kunst und Wissenschaft. openwork lädt interessierte Autor:innen (Künstler:innen, Kurator:innen, Wissenschaftler:innen) ein, Vorschläge zu machen, mit denen sich die kritischen Theorien des Hörens erweitern lassen. Mehr Information: openwork proposals.

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Unter den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, waren: "Rabbit's Blues. The Life and Music of Johnny Hodges", von Con Chapman; sowie das Drehbuch "A Jazzman's Tale- A screenplay memoir of 1950s jazz trumpeter and pianist Charles Freeman Lee", von Annette Johnson (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

17. Darmstadt Jazzforum "Roots_Heimat. Wie offen ist der Jazz?"
Wir stoßen zurzeit überall auf Aspekte des Themas unseres nächsten Darmstädter Jazzforums. Peter Slavid berichtet zum Beispiel über die Initiative Black Lives in Music, die das Bewusstsein für schwarze Musiker:innen in Großbritannien fördern will (London Jazz News). Larry Blumenfeld bespricht Allen Lowes jüngstes Buch "'Turn Me Loose, White Man', or: Appropriating Culture: How to Listen to American Music, 1900‐1960" (Wall Street Journal). Gerdo von Randow schreibt über eine andere Seite des Umgangs mit kultureller Aneignung (Die Zeit). Und George E. Lewis moderiert beim MaerzMusik-Festival in Berlin zwei online nachzuschauende Panels (eins auf Englisch, das andere auf Deutsch) über "Afrodiasporic Experimentalism" (MaerzMusik).

Einer der Berliner Panelisten ist übrigens der Musikwissenschaftler Harald Kisiedu, der auch beim 17. Darmstädter Jazzforum dabei sein wird (30. September bis 2. Oktober 2021), dessen Titel sich schon wieder leicht geändert hat. Der nun aber wirklich finale Titel der Veranstaltung lautet: "Roots_Heimat: Wie offen ist der Jazz", und macht dabei Gebrauch von zwei Begriffen, "Roots" und "Heimat", die manchen austauschbar erscheinen mögen, tatsächlich aber – insbesondere unter deutschsprachigen Musiker:innen, Hörer:innen und Fans – recht unterschiedliche Konnotationen bedienen. Zu der Konferenz im Herbst haben wir eine Reihe an Wissenschaftler:innen, Journalist:innen und Musiker:innen eingeladen, und wir planen gleich drei Panels, die sich mit Fragen der Identität im Jazz ganz allgemein auseinandersetzen, damit, wie wichtig es gerade im Jazz ist, sich der Ursprünge der Musik bewusst zu bleiben, auch wenn diese mittlerweile überall auf der Welt als ganz eigenes Kulturgut akzeptiert wird, sowie darüber, wie sich aktuell insbesondere auch in Deutschland vieldiskutierte Fragen über Identität am Beispiel des Jazz spiegeln lassen. Wir werden Sie in den nächsten Ausgaben dieser JazzNews sowie auf unserer Website über die weiteren Planungen auf dem Laufenden halten (17th Darmstadt Jazzforum).

Louis Armstrong International Continuum
Das Jazzinstitut ist an der Konferenz "Louis Armstrong International Continuum" beteiligt, die am 8-9. April 2021 von der New Yorker Columbia University organisiert wird. Konkret gehört Wolfram Knauer vom Jazzinstitut zu den Referenten, denen außerdem Wissenschaftler:innen und Künstler:innen wie Dwight Andrews, Gina Belafonte, Daphne Brooks, Ron Carter, David Chevan, Tongo Eisen-Martin, Jackie Harris, Stefon Harris & Blackout, Emily Lordi, René Marie, Wynton Marsalis, Ingrid Monson, Jason Moran, Dan Morgenstern , Robert O’Meally, Ainissa Ramirez, Ricky Riccardi, Bobby Sanabria, Howard Schain, Robin Bell Stevens, Brianna Thomas, Chris Washburne, Cornel West, und James Zollar angehören. Das virtuelle Symposium mit Livemusik nach Voranmeldung kostenfrei zu erleben (Louis Armstrong Educational Foundation, Columbia University; Voranmeldung).

Jazzinstitut at JazzAhead
Iris Hetscher spricht mit der Projektmanagerin Sybille Kornitschky über die aktuelle Planung der Messe JazzAhead sowie darüber, wie man daran teilnehmen kann (Weser-Kurier). Das Jazzinstitut ist auf jeden Fall mit vom der Partie bei der in diesem Jahr rein digital stattfindenden JazzAhead vom 29. April bis 2. Mai 2021 (JazzAhead). Wir werden über verschiedene Aspekte unserer täglichen Arbeit als Informations- und Dokumentationszentrum berichten, und wir werden Einblick in einige der Dienstleistungen geben, die wir anbieten, etwa den Wegweiser Jazz als umfassende Datenbank des deutschen Jazzlebens (www.wegweiserjazz.de). 

 

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist bis zum 18. April 2021 für die Öffentlichkeit geschlossen. Danach sind wir wieder auf Anmeldung für Nutzer zugänglich. Dafür werden wir Recherche-Slots mit genauen zeitlichen Vorgaben für jeweils immer nur eine/n Besucher/in zur Zeit vergeben. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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Jazzinstitut Darmstadt
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