(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
12. Mai bis 1. Juni 2022 | Ausgabe 10/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Ethan Iverson findet, dass der Pianist Andrew Hill "nie so sehr wie Thelonious Monk klang, aber wie Monk war er eine Alternative zu den damals angesagten und konventionell virtuosen Pianisten", dann hört er sich zwei von Hills Alben an, "Shades" von 1986 und "Strange Serenade" von 1980 (Do the Math). --- Der kanadische Saxophonist Jon Gordon freut sich über seine Nominierung in der Kategorie "Bestes Solo" bei den diesjährigen Juno Awards, in der Kunst aber gehe es nicht wirklich um Wettbewerb (CBC).

Roland Spiegel und Ulrich Habersetzer sprechen mit in Deutschland lebenden ukrainischen Musiker:innen und erfahren, wie der Krieg in der Ukraine ihr Leben und ihre künstlerischen Ansätze verändert hat. Die Sängerin Ganna Gryniva erzählt von den vielen Konzerten, die sie gegeben hat, um Geld zu sammeln und die Menschen zu informieren. Die Sängerin Viktoria Leléka konzentriert sich im Moment mehr auf Hilfsprojekte als auf ihre Musik. Der Gitarrist Igor Osypov erinnert sich, dass das alles nicht das erste Mal sei, dass seine Familie bereits 2014 ihre Heimat in der Region Donezk in der Ostukraine verlassen musste, und er erklärt, dass sein nächstes Album "Mutterland" heißen solle und Gedanken und Erinnerungen an seine Heimat enthalten werde. Der Pianist Leonid Chizhik habe viel geweint, erklärt er, als er an seine Jugend in Charkiw dachte, einer Stadt, die jetzt vom Krieg zerstört wird. Die Sängerin Tasiya erzählt, dass ihre "Seele sich ständig krank fühlt" und spricht über ihre Gefühle, wenn sie mit Leonid Chizhik Benefizkonzerte gibt (BR Klassik).

Anlässlich einer Neuinszenierung der Oper "X: The Life and Times of Malcolm X" des Pianisten und Komponisten Anthony Davis in Detroit findet Seth Colter Walls, dass es an der Zeit sei, das Werk von Davis im Allgemeinen neu zu bewerten: Er erzählt von Davis' Karriere als Pianist im New York der 1970er Jahre, spricht mit Kollegen wie der Dichterin (und Cousine) Thulani Davis, dem Trompeter Wadada Leo Smith und Davis selbst, der findet, dass "Kategorien einen gefangen nehmen und die Kreativität wirklich ersticken können", und er hört sich einige von Davis' Werken noch einmal an, seine Oper "The Central Park Five" von 2019, einige "Kammerdramen" sowie "X", das nach Detroit in Omaha, New York, Seattle und Chicago aufgeführt wird (New York Times). Duante Beddingfield besucht die Vorstellung von Anthony Davis' "X" in Detroit (Detroit Free Press). --- Ulrich Stock unterhält sich mit der slowenischen Pianistin Kaja Draksler und hört ihre Musik, die, wie er findet, dem Jazz ebenso nahe oder fern stehe wie der zeitgenössischen komponierten Musik; außerdem lernt er die Bedeutung des slowenischen Wortes "vrt" = Garten (Die Zeit).

Meghna Majumdar spricht mit dem indischen Pianisten Louiz Banks über die Freude am Unterrichten während seiner frühen Karriere und darüber, wie er jetzt über eine Online-Lernplattform zum Unterrichten zurückgekehrt sei (The Hindu). --- Jazz Monroe berichtet, dass "das Sun Ra House, das dreistöckige Gebäude in Philadelphia, das seit den 1960er Jahren als Wiege für Sun Ras Arkestra diente, als historisches Wahrzeichen in das Philadelphia Register of Historic Places aufgenommen wurde" (Pitchfork).

John Thomason spricht mit dem Vibraphonisten Warren Wolf darüber, was ihn an seinem Instrument reizte, als er es erlernte, darüber, wie er im Alter von 6 Jahren mit der Boston Symphony spielte, über sein jüngstes Album "Reincarnation" sowie über den Einfluss der klassischen Musik auf seine Kunst (Boca Magazine). --- Ted Gioia erörtert die Lebens- und Einkommensrealität von Musiker:innen und erinnert daran, dass Musiker wie der Komponist Philip Glass oder die Sängerin Sheila Jordan musikfremde Nebenjobs hatten (The Honest Broker).

Geoff Edgers spricht mit dem Schlagzeuger und Musikmanager Nabil Ayers über das angespannte Verhältnis zu seinem Vater, dem Vibraphonisten Roy Ayers, mit dem er "mit Ausnahme eines einzigen Mittagessens vor 16 Jahren" nur selten gesprochen habe (Washington Post). --- Jordan Potter erfährt, dass Pete Townsend, der Gitarrist der Rockband The Who, sich ernsthaft für den Avantgarde-Jazz der 1960er Jahre interessierte, insbesondere für "The Heliocentric Worlds of Sun Ra, Volume One". (Far Out Magazine).

Annie Yanbekian spricht mit dem Pianisten Fred Hersch (France Info). --- Gwen Ansell hört sich das jüngste Album des südafrikanischen Bassisten Shane Cooper und seiner Band Mabuta, "Finish the Sun", an. (The Conversation). --- Marc Myers spricht mit dem Pianisten Alan Broadbent (JazzWax).

Scott Threlkeld berichtet (mit Fotos) über eine Second Line in New Orleans zu Ehren des verstorbenen Pianisten Ellis Marsalis (New Orleans Times-Picayune). --- Ilse Romahn stellt den tschechisch-deutschen Bassisten Ivan Habernal vor, der gerade das Frankfurter Jazzstipendium gewonnen hat (Frankfurt Live). Norbert Krampf besucht ein Konzert Ivan Habernals (FAZ). --- Der schwedisch-deutsche Bassist Petter Eldh wird mit dem SWR Jazzpreis 2022 ausgezeichnet (NMZ).

Andrian Kreye hört den Gitarristen Pat Metheny in München und ist nicht sonderlich begeistert (Süddeutsche Zeitung). --- Nate Chinen hört sich Ella Fitzgeralds "Ella at the Hollywood Bowl: The Irving Berlin Song Book", eine Live-Aufnahme von 1958, die im Juni veröffentlicht wird. (WBGO). --- Marc Myers feiert den Posaunisten Eddie Bert aus Anlass seines hundertsten Geburtstags (JazzWax).

Arthur's Tavern, ein legendärer New Yorker Club, in dem seit 1936 Jazzkonzerte stattfinden, wurde wiedereröffnet (Celebrity Access). --- Emily Lang berichtet über die Schließung der 55 Bar in New York, die seit den 1980er Jahren Live-Jazz präsentierte (Gothamist). Gus Saltonstall (The Patch) und Bill Milkowski (Bill Milkowski) berichten ebenso. --- Detlef Kinsler spricht mit Autor Rainer Erd über sein neues Buch über die Barrelhouse Jazzband (Journal Frankfurt).

Ronald Pohl würdigt den österreichischen Flügelhornisten Franz Koglmann anlässlich seines 75. Geburtstags (Der Standard). --- Gereon Hoffmann würdigt den Pianisten Richie Beirach anlässlich seines 75. Geburtstags (Die Rheinpfalz). --- Guido Holze berichtet über die Umbenennung eines Platzes in Frankfurt zu Ehren von Bernhard Sekles, der 1928 die erste "Jazzklasse" an einer Musikhochschule gründete (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Marc Myers spricht mit der Flötistin Andrea Brachfeld (JazzWax). --- Bill Parry berichtet über eine Straßenecke in Corona, New York, die zu Ehren des verstorbenen Saxophonisten Jimmy Heath benannt wurde, der einst in der Nachbarschaft lebte (QNS). --- Dana Oland spricht mit dem Saxophonisten Curtis Stigers (Idaho Stateman). --- Der Trompeter Arturo Sandoval verkauft sein Haus in Tarzana, Kalifornien, für 3,5 Millionen Dollar (Los Angeles Daily News). --- Denise Oliver Velez erzählt die Geschichte des Smalls' Paradise in Harlem (Daily Kos).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des neuseeländischen Pianisten Doug Caldwell im Alter von 94 Jahren (RNZ), der Glassharmonikaspielerin Gloria Parker im Alter von 100 Jahren (New York Times), des kanadischen Pianisten Paul Plimley im Alter von 69 Jahren (Straight), des Pianisten Bernard Wright im Alter von 58 Jahren (OkayPlayer), des Journalisten Gene Santoro im Alter von 71 Jahren (The Nation), des französischen Saxophonisten Jean-Louis Chautemps im Alter von 90 Jahren (Radio France), des argentinischen Bandoneonspielers Juan José Mosalini im Alter von 78 Jahren (Pagina 12), des Musikwissenschaftlers Stephan Richter im Alter von 59 Jahren (Jazz Podium), sowie des Gitarristen und Pianisten Hans Ottsen im Alter von 45 Jahren (VC Reporter).

Aus der Welt der Jazzforschung

Jazz is my democracy?
Mane Stelzer berichtet über zwei Podiumsdiskussionen, die von der Musikerinneninitiative Melodiva und Jazz Montez in Frankfurt veranstaltet wurden. Monika Herzig, Johanna Schneider und Nina Hacker sprachen über die anhaltende Unterrepräsentation von Frauen im Jazz, über Ideen, wie man das ändern kann, sowie über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Fiona Grond, Oli Ribow und Michael Rütten fragten nach dem demokratischen Charakter von Jazzsessions, und Johanna Schneider, Mane Stelzer und Olaf Stötzler sprachen über die In-Group-Mentalität und entsprechende Ausgrenzungen innerhalb der deutschen Jazzszene (Melodiva).

Spirituality and Jazz
Philipp Gessler besuchte eine Konferenz und ein Festival über Spiritualität, Kirche und Jazz in Bonn, mit Vorträgen von Uwe Steinmetz, Matthias Krieg, Norman Sieroka, Tine Wiechmann und Wolfram Knauer sowie Musik von Joachim Kühns Trio, Simin Tander und anderen (Zeitzeichen).

Helmut Zacharias
Anlässlich seines hundertsten Geburtstages wird der Geiger Helmut Zacharias (1920-2002) mit einer Ausstellung (Vom Jazzgeiger zum Weltstar) sowie einem Tributkonzert geehrt. Weitere Info: Helmut Zacharias.

Speak Like a Child
Michael Rüsenberg hat in einer monatlichen Gesprächsreihe eine Reihe von Interviews mit deutschen Musikern geführt, die alle online nachgehört werden können. Zu den Musikern gehören die Pianistin Julia Hülsmann, der Posaunist Nils Wogram, der Trompeter Manfred Schoof, der Bassklarinettist und Vibraphonist Gunter Hampel, der Schlagzeuger John Hollenbeck, der Pianist Hans Lüdemann, der Saxophonist Wollie Kaiser, der Klarinettist Rolf Kühn, der Bassist Dieter Manderscheid und andere (Speak Like a Child).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörten: "Anthony Braxton. Creative Music", von Timo Hoyer; und "My Life in E Flat. The Autobiography of Phil Woods", geschrieben zusammen mit Ted Panken (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

heimat@jazzinstitut
Während die dritte Kurzresidenz unserer Reihe "heimat@jazzinstitut" letzte Woche stattfand (siehe unten) und das Ergebnis der ersten Residenz noch in der Galerie des Jazzinstituts zu sehen ist (siehe unten), bereitete die zweite Residenz mit der Frankfurter Band Quartertone das Quartett auf die Teilnahme an der Bundesbegegnung Jugend jazzt in Lübeck vor, die am vergangenen Wochenende stattfand und bei der die Band den Konzertpreis der Jazzopen Stuttgart und der Saxophonist Darius Blair einen Solistenpreis gewann (Presseportal, Jugend jazzt).

The Hidden Tune
Eine Woche lang öffnete das Jazzinstitut seine Räume (bzw. die des nahe gelegenen Kulturzentrums Bessunger Knabenschule) für die Saxophonistin Angelika Niescier und ihr Trio (Matthias Akeo Nowak, Bass, John-Dennis Renken, Trompete) für ein gemeinsames Projekt mit dem Orang Orang Drum Theatre aus Malaysia. Die sechs Perkussionist:innen und die drei Jazzmusiker:innen verschmolzen ihre unterschiedlichen Welten und präsentierten das Ergebnis in einer intensiven Uraufführung am vergangenen Freitag in der Knabenschule, bei der die Energie der Musik beide Ensembles beflügelte und befruchtete, die diese Woche in Nijmegen und beim Moers Festival und später in diesem Jahr in Kuala Lumpur zu hören sein werden (Darmstädter Echo).

Duo:log
Wir zeigen weiterhin eine Ausstellung der Darmstädter Grafikerin Nicole Schneider, die im Januar für ein gemeinsames audio-visuelles Projekt mit dem Berliner Gitarristen Ronnie Graupe ihr iPad auf die Konzertbühne des Jazzinstituts brachte (Jazzinstitut). Inzwischen ist aus dem Konzert eine Kunstinstallation in der Galerie des Jazzinstituts entstanden, die noch bis Juni zu sehen ist. Die Ausstellung gibt eine Einführung in Schneiders und Graupes Reaktion aufeinander und fasst einige der grafischen und musikalischen Ergebnisse in einem 20-minütigen Video zusammen, das auf zwei Wände in unserer Galerie im Obergeschoss projiziert wird. Wir freuen uns auf Ihren Besuch, bitten Sie aber um Terminvereinbarung, da jeweils nur eine sehr begrenzte Anzahl an Besuchern gleichzeitig in die Ausstellung kann.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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