(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
16. Juni bis 6. Juli 2022 | Ausgabe 12/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Noah Schaffer erinnert an den Trompeter Milt Ward, der in den 1970er Jahren in der Bostoner Jazzszene aktiv war, und an sein Album aus dieser Zeit, "Milt Ward and Virgo Spectrum", dessen Musik Schaffer mit den Worten "Kool & The Gang meets Sun Ra" beschreibt (WBUR). --- Ethan Iverson erinnert an den Pianisten Jaki Byard und hört sich seine Alben "Hi-Fly" (1962) und "The Jaki Byard Experience" (1968) genauer an, sieht außerdem den Mittschnitt eines Byard-Konzerts aus Berlin (1965) und liest Byards Notizen für Charles Mingus' Album "Portrait" (1965), in denen sich der Pianist sowohl an Mingus wie auch an Eric Dolphy erinnert. Er hört sich Aufnahmen an, auf denen Byard als Sideman mit Eric Dolphy, Booker Ervin, Don Ellis und Sam Rivers zu hören ist, und er erklärt, dass "Byards Vermächtnis auch in den Werken seiner beiden berühmtesten Schüler sichtbar wird: Jason Moran und Fred Hersch". (Do the Math). Schließlich verweist er auf eine 20-minütige Dokumentation über den Pianisten aus dem Jahr 1980 (YouTube).

Nate Chinen spricht mit dem ukrainischen Pianisten Vadim Neselovskyi über sein jüngstes Album mit dem Titel "Odesa. A Musical Walk Through a Legendary City", das er 2020 aufgenommen hat, darüber, wie sich die Bedeutung von "aus der Ukraine stammend" während der Orangenen Revolution 2005 zu verändern begann, darüber, wie er den andauernden Krieg aus der Ferne miterlebte, und darüber, dass er manchmal den Drang verspüre, "nach Hause zu gehen, zu den Waffen zu greifen und sich dem Kampf anzuschließen", dann aber feststelle, dass er mehr tun könne, wenn er durch Konzerte Spenden sammelt (NPR). --- Ethan Iverson spricht mit dem Bassisten Anthony Cox über die Wahl seines Instruments und den Umstieg vom E- auf den Kontrabass, nachdem er Charles Mingus in einem Konzert gehört hatte. Cox spricht über seine Lehrer Richard Davis und Dave Holland, seine erste Platte mit Milo Fine, über New York (und insbesondere den Club Bradley's) in den frühen 1980er Jahren, über Auftritte mit Sadik Hakim, über die Band Third Kind of Blue, über seine Verbindung zu Steve Coleman und M-Base, darüber, über einen dreiwöchigen Gig mit Stan Getz, über Kollegen wie Geri Allen, Joe Lovano, Billy Hart, Ed Blackwell, Dewey Redman, James Newton sowie über seine aktuellen Aktivitäten als Musiker und Lehrer (Do the Math).

Nate Chinen spricht mit dem Pianisten Vijay Iyer über Alben und Künstler, die ihn im Laufe der Jahre stark beeinflusst haben, wie John Williams' "Star Wars", Aufnahmen von The Police, Prince, A Tribe Called Quest, Nina Simone, dem Antipop Consortium, Abida Parveen, Wadada Leo Smith, Tyshawn Sorey und Igor Levit (Pitchfork). --- Barry Davis spricht mit der Sängerin Rebecca Zola, die an einem Promotionsprojekt arbeitet, das sich mit Aspekten von Gender und Jazz befasst, und erzählt von ihren eigenen Erfahrungen sowohl in der New Yorker Jazzszene wie auch in Israel, wo sie als Musikerin studierte und arbeitete (The Jerusalem Post).

Larry Blumenfeld spricht mit dem britischen Saxophonisten Shabaka Hutchings darüber, dass er während der Pandemie viel auf der Shakuhachi übte, über den Einfluss seiner Herkunft aus Barbados und der britischen Jazzszene, über die Idee hinter seinen drei Gruppen, Sons of Kemet, the Comet Is Coming, Shabaka and the Ancestors, sowie über sein jüngstes Album "Afrikan Culture", das er als rituelle Musik versteht, in dem Sinne, dass "es ein Ritual gibt, das mit der Entstehung der Musik verbunden ist". Hutchings verrät auch, dass er plant, die Band Sons of Kemet aufzulösen, um sich auf neue Projekte zu konzentrieren (Tidal). --- Hannah Edgar erinnert sich an eine Reihe von Jazzclubs auf Chicagos South Side, in denen zwischen den 1930er und 1960er Jahren Drag-Shows stattfanden und die "Gäste aller Rassen und sexuellen Ausrichtungen anzogen". Sie verweist auf das Cabin Inn, in dem der Klarinettist Jimmie Noone für Drag-Shows auftrat, den Kitty Kat Club, in dem ein junger Ahmad Jamal zu hören war, und das Queen's Mansion, in dem Sun Ra und sein Arkestra Drag-Wettbewerbe begleiteten. Sie erinnert sich an Finnie's Masquerade Ball, eine jährliche Drag-Veranstaltung, die 1935 gegründet wurde. Sie spricht mit dem Schlagzeuger Earl 'Teddy' Thomas, der in den frühen 1960er Jahren die Jewel Box Revue begleitete, bei der die Künstler Sarah Vaughan oder Dinah Washington verkörperten, und mit dem Soziologen William Sites, der erklärt, dass sowohl das Ambiente wie auch die Klientel bei solchen Shows sehr wohl Sun Ras damaliges Repertoire beeinflusst haben mögen, weil er dabei "eine Menge Broadway-Showtunes in aufwendigen - man könnte fast sagen extravaganten - Arrangements spielen musste". (Block Club Chicago).

Robert Bell erinnert an den Pythodd Club in Rochester, New York (Democrat & Chronicle). --- Anlässlich des hundertsten Geburtstags des Geigers Helmut Zacharias zeigt die Staatsbibliothek Hamburg eine kleine Ausstellung über sein Leben und seine Musik (Hamburger Abendblatt). --- Der Saxophonist Matthias Butzlaff hat seinen "Tagesjob" als erfolgreicher Bankmanager aufgegeben, um hauptberuflich Jazz zu spielen (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Im ersten Teil eines dreiteiligen Essays befasst sich Ted Gioia mit der Kunst und Ästhetik Frank Zappas (The Honest Broker). --- John Murph spricht mit dem DJ und Produzenten Louie Vega über den Einfluss seiner Musik auf die LGBTQIA+-Community (Tidal). --- Alan Scherstuhl spricht mit Patricia Nicholson über das diesjährige Vision Festival (The Village Voice).

Wolfgang Kehle spricht mit dem Gitarristen John McLaughlin (Gitarre & Bass). --- Nick Vadala berichtet über den Radiomoderator Bob Perkins, der nach fast 60 Jahren auf Sendung in den Ruhestand geht (The Philadelphia Inquirer). --- Andreas Hartmann spricht mit Klaus Söhnel, einem der ehrenamtlichen Organisatoren von "Jazz im Palmengarten" in Frankfurt, der ältesten Open-Air-Konzertreihe der Welt (Frankfurter Rundschau).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben der Veranstalterin Meghan Stabile im Alter von 39 Jahren (NPR, Jazz Times, New York Times), des Saxophonisten Gabe Baltazar im Alter von 92 Jahren (Honolulu Star Adviser, JazzWax, WBGO), des Produzenten Matthias Winckelmann im Alter von 81 Jahren (BR Klassik, London Jazz News), der Sängerin Sara Rogers im Alter von 29 Jahren (Buffalo News), des Bassisten Eddie de Haas im Alter von 92 Jahren (Legacy), des Sängers Lee J. Harold (Times-Herald), des Pianisten Charles Eubanks im Alter von 73 Jahren (Facebook), des südafrikanischen Rundfunkmoderators Eric Alan Wannenburg (Sis Gwen Jazz), sowie des Musikforschers Joel Whitburn im Alter von 82 Jahren (New York Times).

Aus der Welt der Jazzforschung

Ü50 Amateurbands
Im Rahmen eines Forschungsprojekts führt die Leuphana Universität Lüneburg zurzeit eine Studie zur Lebenssituation von Amateurmusiker:innen Ü50 aus den Bereichen Pop, Rock, Jazz und Blues durch. Zum Fragebogen: Leuphana.

Louis Armstrong International Continuum. Armstrong & Company
Die internationale Konferenz Louis Armstrong Continuum 2022: Armstrong & Company fand im Juni statt. Alle Präsentationen, Diskussionen und Aufführungen können online nachgeschaut werden (Columbia University).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehören: "Dave Brubeck's Time Out", von Stephen A. Crist; sowie "The Recordings of Andy Kirk and His Clouds of Joy", von George Burrows (siehe die Rubrik
"Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

Veränderungen im Jazzinstitut
Das Jazzinstitut hat einen kleinen Mitarbeiterstab - nur drei feste Stellen und eine Reihe an ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Jetzt deutet sich ein Wandel an: eine der festen Stellen wird zum Winter frei. Die Stadt Darmstadt hat die Stelle ausgeschrieben, die ab 1. Dezember 2022 zu besetzen ist. Die Stellenbeschreibung findet sich auf der Website der Stadt Darmstadt; Bewerbungen sind an die Personalabteilung der Stadt zu richten (Link in der Stellenausschreibung).

2022 Kyoto Prize
Die Preisträger des Kyoto-Preises 2022 wurden bekannt gegeben, und Preisträger in der Kategorie Musik ist der indische Tabla-Spieler Zakir Hussain. Verbindung zum Jazzinstitut? Seit 2012 gehört Wolfram Knauer zu einer ausgewählten Gruppe, die Nominierungen für die Kategorie Musik einreichen dürfen. Mehr Infos: Kyoto Prize.

75ste Tagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung
Das Institut für Neue Musik und Musikerziehung veranstaltete seine 75. Jahrestagung und feierte das Jubiläum mit einem Abend voller Live-Musik und Erinnerungen. Wolfram Knauer hielt eines der Grußworte, auch, weil das Jazzinstitut seit 20 Jahren mit dem INMM zusammenarbeitet (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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