... in aller Kürze ...
Jens Uthoff spricht mit der in Berlin lebenden ukrainischen Sängerin Ganna Gryniva über ihre Entscheidung, die Sprache des Jazz mit traditionellen ukrainischen Gesangspraktiken zu verbinden, und darüber, wie einige der von ihr vorgetragenen Lieder ukrainischen Flüchtlingen helfen, ihren Schmerz angesichts des Krieges zu lindern. Gryniva hatte ihr Repertoire lange vor dem Krieg erweitert, indem sie durch kleine Städte und Dörfer in ihrem Land reiste, alte Melodien recherchierte und verschiedene Versionen derselben Lieder sammelte (die tageszeitung). --- Ben Sisario reist nach Englewood Cliffs, New Jersey, um das historische Studio von Rudy van Gelder zu besuchen, in dem seit den 1960er Jahren viele historische Jazzaufnahmen entstanden. Er spricht mit Maureen Sickler, Van Gelders langjähriger Assistentin, der er sein Anwesen vermacht hat und die zusammen mit ihrem Mann, dem Trompeter Don Sickler, und dem Tontechniker Perry Margouleff plant, es wieder zu einem vollwertigen Aufnahmestudio zu machen. Sisario erfährt etwas über das Gebäude selbst, das von einem Schüler Frank Lloyd Wrights entworfen wurde, über einige der Instrumente, die im Laufe der Jahre von Jazzlegenden gespielt wurden, und er erzählt einige der Geschichten, die über Van Gelder kursieren. Außerdem spricht er mit dem Pianisten Jon Batiste, der dort kürzlich Aufnahmen machte und die neuen Besitzer darin bestärkt, sich bei der Studioarbeit auch weiterhin auf akustischen Jazz zu beschränken (New York Times).
Uli Fricker spricht mit dem Saxophonisten und Komponisten Bernd Konrad anlässlich seines 75. Geburtstages über seine musikalische Ästhetik und über das Standardrepertoire des Jazz, das er, wie er sagt, vor allem in der Karnevalszeit spielt, über seinen Werdegang zwischen Bebop und Jazz-Rock, über seine langjährige Lehrtätigkeit sowie über sein Leben rund um den Jazz, eine Musik, von der er überzeugt ist, dass sie auch in 100 Jahren noch lebendig sein wird (Südkurier). Hans Kumpf gratuliert Bernd Konrad ebenfalls (JazzPages). --- Phil Freeman spricht mit der Dichterin und Musikerin Moor Mother über ihr jüngstes Album "Jazz Codes", über ihre Herangehensweise an die Vertonung ihrer Songs, über einige der elektronischen Tools, Samples und Software, die sie verwendet, über die Begegnung mit Musikern, mit denen sie dann zusammenarbeitet, wie Jason Moran, über den Track "Woody Shaw" und wie sie zu den Pionieren dieser Musik aufschaut, über Amina Claudine Myers, der ein weiterer Track gewidmet ist, über ihre Band Irreversible Entanglements, über das viele Reisen, das automatisch dazu führt, dass sie in unzählige Projekte involviert ist, sowie über ihre Wahrnehmung in verschiedenen Communities, die ihre Arbeit berührt (Stereogum).
Allen Morrison spricht mit dem Pianisten Emmet Cohen über "Live from Emmet's Place", eine wöchentliche Konzertreihe, die live aus seinem Wohnzimmer in Harlem übertragen wird. Die Reihe begann während der Covid-19-Lockdowns und hat sich seitdem "von einer zusammengewürfelten Live-Aufnahme mit nur einem iPhone zu einer Hightech-Produktion mit mehreren Kameras und makellosem Sound" entwickelt. Cohen spricht über die Idee für den Webcast, über die finanzielle Unterstützung, die er von seinen Zuschauern erhielt, über die internationale Wirkung für der Sichtbarkeit seines Trios, sowie darüber, dass die Konzerte vielen Fans während der einsamen, für viele deprimierenden Lockdown-Phase der Pandemie halfen (The Guardian). --- Ted Gioias Versuch, das Pulitzer-Komitee dazu zu bringen, Duke Ellington den Pulitzer-Preis für Musik zu verleihen, der ihm 1965 verweigert worden war, macht Fortschritte (The Honest Broker). John McWhorter schließt sich Gioias Forderung in einem Meinungsartikel in der New York Times an, in dem er die Qualität von Ellingtons Schaffen von den 1920er bis zu den 1960er Jahren diskutiert und findet, dass, wenn auch das Pulitzer-Komitee Ellington 1999 anlässlich seines hundertsten Jahrestages eine besondere Ehrung zuerkannt habe, "die Brüskierung [von 1965] so ungeheuerlich war, dass sie weit deutlicher rückgängig gemacht werden muss" (New York Times).
Rob Taylor Jr. spricht mit Alyce Claerbaut, der Nichte des Pianisten/Komponisten Billy Strayhorn, über die Weltpremiere von "Sugar Hill - The Ellington/Strayhorn Nutcracker", einer Show, die die Zusammenarbeit zwischen Strayhorn und Duke Ellington neu interpretiert, und er erfährt mehr über Strayhorns Persönlichkeit und seinen politischen Aktivismus durch Musik. Claerbaut erinnert sich auch daran, wie ihr Onkel zu einer Probe ihrer Highschool-Jazzband kam, und sie erklärt, dass eine ganz neue Generation seine Musik kennenlernte, als Lady Gaga "Lush Life" sang (New Pittsburgh Courier). --- Alan Sherstuhl besucht den New Yorker Jazzclub Smoke, der erst kürzlich wiedereröffnet wurde, nachdem er mehr als zwei Jahre lang geschlossen war. Er spricht mit dem Clubbesitzer Paul Stache über den 1999 eröffneten Club und das von ihm 2014 mitgegründete Label Smoke Sessions, sowie über den Saxophonisten George Coleman, der den Club 1999 eröffnete, 2001 die ersten Smoke-Sets nach dem 11. September spielte und auch beim Wiedereröffnungskonzert zu hören war (New York Times).
Rob Baker berichtet über den Boxer Jack Johnson, der mehrere Clubs besaß, von denen er einen, den Club Deluxe in Harlem, 1922 an den Gangster Owney Madden verkaufte, der das Lokal in "The Cotton Club" umbenannte; der Rest ist Jazzgeschichte (Flashbak). --- Linda Laban unterhält sich mit T.J. English, dem Autor eines neuen Buches über "Jazz und die Unterwelt", und erfährt dabei, dass es Kontakte zwischen Jazz und der Gangsterszene im Chicago der Prohibition genauso gab wie im New York der Nachkriegszeit (New York Post).
Bruce Handy spricht mit dem 84-jährigen Saxophonisten Charles Lloyd über seine lange Karriere, über sein "Sabbatical" in Big Sur in den 1970er und 1980er Jahren, über sein Elternhaus in Memphis, wo seine Mutter oft "Künstler beherbergte, die in den segregierten Hotels in Memphis nicht übernachten durften, darunter auch [Duke] Ellington", der seiner Mutter riet, ihren Sohn nicht Musiker werden zu lassen, darüber, dass er immer noch dazulernt, dass aber Tourneen in seinem Alter doch etwas lästig seien, sowie über einen der Gründe, warum er nie aufgehört hat, Musik zu machen: "Ich war einfach nie so gut, um aufzuhören" (The New Yorker). --- Shaun Brady spricht mit dem Schlagzeuger Kevin Diehl darüber, wie er die Loft-Jazz-Szene und das afro-kubanische Schlagzeugspiel im New York der 1970er Jahre entdeckte, die beide die von ihm im Jahr 2000 gegründete Band Sonic Liberation Front beeinflussten (The Philadelphia Inquirer).
J.R. Nelson und Leor Galil sprechen mit dem Posaunisten Jeb Bishop über seine Rückkehr nach Chicago nach zehnjähriger Abwesenheit (Chicago Reader). --- Hans-Jürgen Linke hört sich das jüngste Album des Saxophonisten Daniel Guggenheim an (Frankfurter Rundschau). --- David Daniel spricht mit dem Veranstalter Alex Lemski (Arts Fuse).
Am Beispiel der Blue-Note-Gründer Alfred Lion und Francis Wolff hält Harry Nutt den aktuellen Diskussionen über kulturelle Aneignung entgegen, dass kulturübergreifende Inspirationen schon immer eine wichtige Quelle für kulturelle Kreativität gewesen seien (Berliner Zeitung). --- Die in Oregon geborene und seit den 1970er Jahren in Deutschland lebende Sängerin Lauren Newton ist mit dem Jazz-Preis Baden-Württemberg für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden (Baden-Württemberg).
Meaghan Kacmarcik erinnert sich an den Radiomann Felix Grant, der in Washington, D.C., eine viel gehörte Radiosendung moderierte und dessen Sammlung sich heute in der University of the District of Columbia befindet (Boundary Stones). --- Ted Gioia zollt der Kunst der Straßenmusiker Tribut und stellt Gene Palma in den Mittelpunkt, der in den Straßen New Yorks Schlagzeug spielte, dabei aber auch immer auf einige der großen Jazztrommler hinwies, ein Act, der es sogar in Martin Scorseses Film "Taxi Driver" von 1976 schaffte (The Honest Broker). |