Jazz News
(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)

11. bis 24. Februar 2021 | Ausgabe 04/2021 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musikern interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musikern wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Matthias Jordan spricht mit Sybille Kornitschky, der Projektleiterin für die JazzAhead, über die Pläne, die Messe in Bremen in diesem Jahr vornehmlich digital durchzuführen (Kulturnews). --- Karl Letschke erinnert an das Aufnahmestudio des Plattenlabels Paramount in Grafton, Wisconsin, wo in den 1920er und 1930er Jahren eine Reihe an Bluesaufnahmen entstanden (WTMJ-TV).

John Lewis spricht mit dem Saxophonisten Sonny Rollins über die sich wandelnde New Yorker Szene von seiner Kindheit bis in die 1960er Jahre, über die Zeit, die er 1950 im Gefängnis von Riker's Island absaß, sowie darüber, wie Charlie Parker ihm half, von den Drogen loszukommen (Uncut). --- Amy Hogan erinnert an den Bassisten Slam Stewart in einem Beitrag für den örtlichen Radiosender von Binghamton, der Stadt, in der Stewart seit den 1970er Jahren lebte (WICZ).

Jean-Marc Le Scouarnec spricht mit der französischen Kontrabassistin Joëlle Léandre über die Kunst der Improvisation, über den Free Jazz, der sie im Paris der 1970er Jahre faszinierte, über klassische Studien, die sie als technische Basis für ihr Spiel erinnert, sowie über die Notwendigkeit immer weiter auf der Suche zu bleiben (La Depeche). --- Stephan Wuthe und Mascha Drost erinnern aus Anlass seines 100sten Geburtstags an den österreichischen Saxophonisten Hans Koller (Deutschlandfunk Kultur).

Michael Powell berichtet über eine Debatte über Rassismus, Musikwissenschaft, freie Rede und den Musiktheoretiker Heinrich Schenker (New York Times). --- Norbert Krampf spricht mit dem Pianisten Yuriy Sych über seine unterschiedlichen musikalischen Projekte, über die klassischen Grundlagen, die bei ihm in seiner Heimatstadt in der Westukraine gelegt wurden, über seine erste Faszination mit dem Jazz, über das Contrast Trio/Quartet, mit dem er seit dessen Gründung 2006 arbeitet, sowie über Frankfurt als musikalische Heimat (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Andreas Hartmann spricht mit der Harfenistin Kathrin Pechlof, dem Trompeter Nikolaus Neuser und dem Gitarristen Olaf Rupp über einige der Probleme, denen sich hiesige Musiker:innen während der Pandemie stellen müssen, über die Hilfsinstrumente der Bundesregierung sowie über ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Pandemie (die tageszeitung). --- Manfred Papst spricht mit dem Schweizer Saxophonisten Nicolas Masson über seinen Weg zum Jazz, über sein jüngstes Album, das er während des Lockdowns aufnahm, unbegleitet und ohne Overdubs, sowie über die Veränderungen, die seine Kinder in sein Leben und seine Haltung an die Musik gebracht hätten (Neue Zürcher Zeitung).

Michael Lightstone spricht mit dem kanadischen Pianisten Joe Sealy über seine Jugend in Montréal, über sein Leben und die Szene in Toronto, sowie über das schwarze Viertel von Halifax, das ihn dazu inspirierte, 1996 seine "Africville Suite" zu komponieren (Halifax Today). --- Jenn Pelly spricht mit der Sängerin Barbara Dane über den politischen Aktivismus in ihrer Musik, über ihr Plattenlabel Paredon, "dessen 50 Alben, die zwischen 1970 und 1985 erschienen, ein unglaubliches Archiv für Kunst und Widerspruch sind, für Resilienz und gesungene Geschichte innerhalb von Geschichten ", sowie über ihre Hoffnung, dass das Label "in der Ära von Black Lives Matter und der neu aufflammenden Hoffnung auf einen demokratischen Sozialismus Anregungen geben kann" (New York Times).

Ulrich Habersetzer spricht aus Anlass seines 65sten Geburtstags mit dem schwedischen Posaunisten Nils Landgren (NDR). --- John Edward Hasse erinnert an Billy Strayhorns Komposition "Take the 'A' Train", die vor 80 Jahren erstmals aufgenommen wurde (Wall Street Journal).

Mark Segraves berichtet über die Betreiber des legendären Jazzclubs Blues Alley in Washington, DC, der nach neuen Räumlichkeiten sucht, nachdem Verhandlungen über die Miete des langjährigen Spielorts in Georgetown stockten (NBC Washington). Mikaela Lefrak schreibt ebenfalls über das Blues Alley (DCist). --- Elisa Bray spricht mit Louise Paley und Nina Fine von der Women in Jazz-Initiative in Großbritannien über einige der Gründe für die nach wie vor vorhandene Geschlechterungerechtigkeit im Jazz, und unterhält sich außerdem mit der Schlagzeugerin Jas Kayser und der Sängerin Celeste über eigenen Erfahrungen in der vornehmlich männlich geprägten Musikwelt (iNews). Tina Edwards berichtet über eine Studie, die Musikerinnen auf der Jazzszene Großbritanniens in den Fokus nimmt und dabei findet, dass diese "Diskriminierungen und sexueller Belästigung ausgesetzt sind (...), von Aufforderungen, ihre Albumcovers 'aufzusexen' bis hin zu Symbolaktionen, an denen sie beteiligt werden, der Benachteiligung von Müttern, und einer generellen Skepsis über ihre musikalischen Fähigkeiten", und sie spricht mit der Singer-Songwriterin Amahla, der Trompeterin Yazz Ahmed, der Saxophonistin Tamar Osborn, der Forscherin Sarah Raine sowie mit Louise Paley von der Women in Jazz-Initiative über die Ergebnisse der Studie und über ihre eigenen Erfahrungen (The Guardian). Das Thema ist allerdings schwerlich auf das Vereinigte Königreich beschränkt. Bettina Bohle und Laura Block stellen die Ergebnisse einer Studie vor, die von der Deutschen Jazzunion initiiert und in der die Problematik der  Geschlechtergerechtigkeit auf der deutschen Jazzszene untersucht wurde (Neue Musikzeitung).

Rita Charleston spricht mit dem Pianisten Eric Wortham (The Philadelphia Tribune). --- Brooke Ruth und Julia Dixon Evans sprechen mit dem Saxophonisten Charles McPherson über einige seiner Lieblingsaufnahmen, oder genauer über Charlie Parkers Aufnahme von "Tico Tico", Billie Holidays "You've Changed", Béla Bartóks "The Miraculous Mandarin Suite", und Charles Mingus' "Portrait" (KPBS).

In einem sehr persönlichen Artikel erzählt der Schlagzeuger Erwin Ditzner über seine Aktivitäten während Pandemie und Lockdown (Wochenblatt Reporter). --- Eddie Dean spricht mit dem Duke Ellington-Experten David Berger über seine Faszination mit dem Duke, über den Bedarf weiterer – und tiefer gehender – Analysen seiner Arbeit, über sein fünfbändiges Buchprokjekt "The Ellington Effect", über "Rockin' in Rhythm", das Berger zufolge von Sex handelt ("und nachher raucht man noch eine Zigarette"), sowie darüber, wie ihn kein Geringerer als Thad Jones auf die Bedeutung Ellingtons als Komponist und Bandleader aufmerksam machte (Washington Post Magazine).

Nicolette Baker spricht mit dem Pianisten Mark McCutchen (Southeast Arrow). --- Andrew Jeffrey erinnert an die kanadische Sängerin Judi Singh (CBC). --- Pete Mason erinnert ans New Yorker Hickory House auf der 52sten Straße (NYs Music). --- Robert Ito (New York Times) und Lauren Cochrane (The Guardian) schauen sich eine neue Filmbiographie über die Sängerin Billie Holiday an. --- Natalie Kreisz spricht mit der Pianistin Ursel Schlicht (SWR2).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Trompeters Pauly Cohen im Alter von 98 Jahren (South Florida Sun-Sentinel), des Schlagzeugers Milford Graves im Alter von 79 Jahren (NME, The Guardian [1], The Guardian [2], Pitchfork, New York Times), des österreichischen DJs und Promoters Erich Zawinul im Alter von 54 Jahren (Der Standard), des Flötisten und Bandleaders Johnny Pacheco im Alter von 85 Jahren (New York Times, Der Tagesspiegel, WBGO), des Klarinettisten Billy Gorlt im Alter von 94 Jahren (Süddeutsche Zeitung), des französischen Pianisten und Rundfunkmanns Claude Carrière im Alter von 81 Jahren (Huffington Post), des Pianisten und Sängers Martin Rucker im Alter von 37 Jahren (Columbia Chronicle), des US-kanadischen Trompeters Denny Christianson im Alter von 78 Jahren (CBC), des britisch-US-amerikanischen Produzenten Rupert Neve im Alter von 94 Jahren (New York Times), des Saxophonisten Richie Perez im Alter von 87 Jahren (KGET), sowie des Pianisten Chick Corea im Alter von 79 Jahren (New York Times, NPR, The Guardian, Time, FAZ, Le Monde, Do the Math).

Aus der Welt der Jazzforschung

Click Corea über Erroll Garner
Wir hörten uns ein Gespräch an, dass der Jazzforscher und Autor Robin D.G. Kelley im August 2020 mit dem gerade verstorbenen Pianisten Chick Corea über Erroll Garners Album "Closeup in Swing" führte (Erroll Garner Uncovered).

Letzte Woche im Jazzinstitut

"Something Else" – Wie offen ist der Jazz?

Zurzeit bereiten wir das 17. Darmstädter Jazzforum vor, dessen Arbeitstitel jetzt "Something Else – Wie offen ist der Jazz?" lautet. Bei der Konferenz auf Deutsch und Englisch, die vom 30. September bis 2. Oktober 2021 stattfinden wird, wollen wir Diskussionen aus dem Umfeld der Black Lives Matter-Bewegung aufnehmen und uns darüber austauschen, wie europäisch beeinflusste Sichtweisen das ethische wie ästhetische Verständnis, die Präsentation und die Rezeption des Jazz mit geprägt haben, inwieweit eine solche eurozentrische Sichtweise auch unser Verständnis von Jazz geformt, wenn nicht gar verformt hat und weiterhin formt, welchen Stellenwert in ihr sowohl die afro-amerikanischen Ursprünge der Musik besitzen als auch unser eigenes kulturelles Umfeld. Unsere Diskussionen könnten etwa beim Begriff "Jazz" beginnen, wir können über historische Beispiele eurozentrischer Umdeutungen in der Jazzgeschichte sprechen, aber auch den aktuellen Diskurs über die Relevanz des Jazz in nicht-afroamerikanischen Communities thematisieren. Wir werden über Rassismus im Jazz sprechen, danach fragen, welche Formen von Ausgrenzung und anderen Othering-Strategien sich im Jazz hierzulande finden lassen, und auf alternative Lesarten der Jazzrezeption eingehen, Beispiele etwa, wie afroamerikanische Kultur das Verständnis von Musik auf der ganzen Welt verändert hat. Wir wollen die Diskussion dabei keinesfalls auf den Jazz begrenzen, sondern auch auf ähnliche Debatten über Eurozentrismus bzw. Afroamerikanismus etwa in Neuer Musik oder der Popkultur ganz allgemein blicken.

Wir haben mittlerweile die zahlreichen Vorschläge für Präsentationen gesichtet und planen neben Vorträgen auch Diskussionsrunden, bei denen ganz unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache kommen sollen: die persönliche Erfahrung genauso wie die Analyse einer globalen Kulturlandschaft, sowie die Perspektiven von Musiker:innen, Promoter:innen und Pädagog:innen. Zurzeit stimmen wir den Konferenzplan genauer ab und bereiten uns daneben auf alle Eventualitäten vor: Wir hoffen auf eine Präsenz-Konferenz, wahrscheinlich mit auch hybrid zu erlebenden Vorträgen, sind aber auch bereit, sollte dies notwendig sein,  auf eine reine Online-Konferenz umzuschwenken. Wir sind voraussichtlich in etwa zwei Monaten dazu in der Lage mehr zum Programm mitzuteilen; sollten Sie bereits jetzt Fragen haben, kontaktieren Sie uns. Alle aktuellen Informationen zum Stand der Konferenzplanung werden wir auf unserer Website einstellen (17. Darmstädter Jazzforum).

Sammlungszuwächse
Wir erhielten ein Konvolut von Noten aus der Sammlung des Trompeters Gerhard Vohwinkel, außerdem von einer Dame einen Mallet und einen Schlagzeugstock, den Lionel Hampton ihrem Mann vor Jahren nach einem Konzert geschenkt hatte.

Unsere Öffnungszeiten während des Lockdowns
Das Jazzinstitut ist während des Lockdowns bis Mitte März für die Öffentlichkeit geschlossen. Sie können uns allerdings weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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