Jazz News
(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)

20. Mai bis 9. Juni 2021 | Ausgabe 11/2021 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Anne Brice spricht mit der Sängerin und Jazzhistorikern Kim Nalley über ihren Weg zur Musik, über den Einfluss Amiri Barakas, über Jazz als Protestmusik, sowie über die Inspiration, die ihr die junge Saxophonistin und Sängerin Camille Thurman gibt (Berkeley News). --- Hannah Schmidt schreibt über Rassismus im klassischen Musikrepertoire und fordert dazu auf, dass in musikwissenschaftlichen Seminaren George Russells Lydian Chromatic Concept neben Bach-Chorälen unterrichtet wird (Die Zeit). In eine ähnliche Stoßrichtung zielt Zachary Woolfe, der vorschlägt, sich einfach der jungen Dirigenz-Assistent:innen bewusst zu werden, wenn man mehr Diversität am Pult klassischer Orchester wünscht (New York Times).

Aaron Tsangaris blickt auf die letzten Jahre des Trompeters Miles Davis und hört sich einige seiner Aufnahmen aus jener Zeit an (Rolling Stone). --- Michael J. West berichtet über den Restart der Jazzszene von Washington, D.C., und spricht mit Musiker:innen und Booker:innen lokaler Spielorte (Washington Post).

Jeff Lunden erinnert an Eubie Blakes and und Noble Sissles Revue "Shuffle Along", die vor genau 100 Jahren als erste erfolgreiche schwarze Show am Broadway eröffnete (NPR). John Edward Hasse erzählt ebenfalls die Geschichte der Sow und erklärt ihren Erfolg (Wall Street Journal). --- Paul Talbot spricht mit Mathieu Jaton, dem CEO des Montreux Jazz Festival, über die Strategien, die es heute braucht, um ein solches Festival zu vermarkten, sowie darüber, wie Montreux auf die Einschränkungen durch die Pandemie reagiert hat (Forbes).

Matt Silver spricht mit der Harfenistin Gloria Galante über ihre lange Karriere im Jazz, über ihre Freundschaft mit dem Saxophonisten Odean Pope, sowie über ihre jüngste Komposition, "Style de Verioullage: The Lockdown Suite" (WRTI). --- Lewis Porter betrachtet Thelonious Monks Komposition "Round Midnight", hört sich einige eher wenig bekannte Interpretationen des Stücks an, darunter ein unbegleitetes Saxophonsolo Coleman Hawkins', und erklärt, wie eine Coda, die einst Dizzy Gillespie für seine Aufnahme der Komposition von 1946 schuf, die allgemeingültige Einleitung und Coda wurde, die bald sogar Monk selbst verwandte, was das Stück zu einem "Musterbeispiel der kollaborativen Natur des Jazz selbst" macht (WBGO).

Dan Rodricks spricht mit dem Pianisten Cyrus Chestnut über seinen kürzlich verstorbenen Vater, einen Postangestellten und Autodidakten am Klavier, der ihm das Instrument als Kind nahegebracht und ihm Stunden gegeben habe, bis ein Klavierlehrer übernahm, was schließlich zu einem Studium am Peabody Preparatory und am Berklee College of Music führte. Chestnut spielte auch auf der Trauerfeier für seinen Vater (The Baltimore Sun). --- Peter Wiest spricht mit dem Trompeter Thomas Siffling über seine Liebe zum "melodiebezogenen, nachvollziehbaren Jazz (...), [der] die Leute (...) nicht intellektuell überfordern darf, sondern sie musikalisch mitnehmen muss", über die Notwendigkeit wieder mehr aufs Publikum zu hören, sowie über sein jüngstes Album, auf dem er erstmals auch selbst singt (Rhein-Neckar-Zeitung).

Manfred Papst schreibt aus Anlass ihres 80sten Geburtstags über die Schweizer Pianistin Irène Schweizer, erinnert an die Feiern zu ihrem 70sten, blickt zurück auf ihre Kindheit in Schaffhausen, findet die Wurzeln ihres perkussiven Klavierstils und ihrer eigenwilligen Fingersätze im Gasthof der Eltern, erklärt die Bedeutung ihrer Freundschaft zu exilierten südafrikanischen Musikern, die damals in der Schweiz lebten, unter ihnen Dollar Brand (Abdullah Ibrahim) und Johnny Dyani, erinnert an ihr politisches Engagement, und hört sich schließlich einen privaten Mitschnitt von 1960 an, in dem Schweizer den Pianisten Erroll Garner imitiert (Neue Zürcher Zeitung). Florian Bissig lauscht "Celebration", dem neuen Album, das Irène Schweizer zusammen mit dem Perkussionisten Hamid Drake um ihren 80sten Geburtstag herum herausbrachte (Neue Zürcher Zeitung). --- Ethan Iverson spricht mit dem Schlagzeuger Jeff 'Tain' Watts über seinen Background in klassischer Perkussion, über einige seiner frühen Einflüsse, unter ihnen Billy Cobham, Harvey Mason, Mike Clark, Lenny White, über sein Studium am Berklee College und einige der Musiker:innen, die zur selben Zeit dort studierten, wie etwa Branford Marsalis, über seine Zeit im Wynton Marsalis Quartet zusammen mit Kenny Kirkland und anderen, über die Zusammenarbeit mit älteren Musikern wie Big Nick Nicholas und Milt Hinton, über eine Lektion, die ihm Ron Carter erteilte, sowie über einige andere Schlagzeuger in der Jazzgeschichte wie Jo Jones, Art Blakey, Tony Williams und Elvin Jones (Do the Math).

Nate Sloan und Charlie Harding sprechen mit dem Pianisten Vijay Iyer über sein jüngstes Album "Uneasy" und den politische Hintergrund einiger der Stücke darauf, sowie darüber, dass er versuche das Wort "Jazz" für seine Musik zu vermeiden (Vulture). --- Carine Zuber verlässt den Zürcher Club Moods, dem sie acht Jahre lang als künstlerische Leiterin vorstand (Neue Zürcher Zeitung). --- Victoriah Szirmai spricht mit dem Schlagzeuger Tilo Weber (Klangverführer) und dem Saxophonisten Tobias Meinhart (Klangverführer).

Marc Myers erinnert an den holländischen Pianisten Rob Madna (JazzWax). --- Chris Kies spricht mit dem Gitarristen Gilad Hekselman über seine Instrumente (Premier Guitar). --- Andrea Shea spricht mit der südafrikanischen Sängerin Naledi Masilo (WBUR). --- Jon Pareles spricht mit der Sängerin Georgia Anne Muldrow (New York Times).

Klaus Denzer besuchte das diesjährige Moers Festival, das teils als Livestream, teils als Open-Air-Festival vor Publikum stattfand (Wochen Magazin [1], Wochen Magazin [2]). Andreas Schnell berichtet ebenfalls (Neues Deutschland), genauso wie Peter Kemper (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Das Festival ist nach wie vor online zu sehen (Arte Concert).

Marc Myers spricht mit der Posaunistin Jennifer Wharton (JazzWax). --- Nicole Seipp-Isele spricht mit dem Schweizer Trompeter Peter Schärli (Lokal Info Zürich). --- Alexander Nöbauer berichtet über Spannungen zwischen den Organisatoren des nahezu 50 Jahre alten Workshops in Burghausen, seinem Gründer und einigen seiner langjährigen Dozent:innen (Passauer Neue Presse).

Der tschechische Klarinettist und Bandleader Gustav Brom wäre dieser Tage 100 Jahre alt geworden (Radio Prag). --- Das Chicagoer Haus der Blueslegende Muddy Waters soll unter Denkmalschutz gestellt werden (City of Chicago). --- Cat Zhang erklärt verschiedene Aspekte der Musik mit asiatisch-amerikanischem Einfluss (Pitchfork).

Andrian Kreye feiert den Pianisten Erroll Garner aus Anlass seines bevorstehenden 100sten Geburtstags (Süddeutsche Zeitung). --- Der Rolling Stones-Drummer Charlie Watts wird 80 und weit über die Rockszene hinaus gefeiert (Schwäbisches Tagblatt, Frankfurter Rundschau). --- Jeff McGinnis erinnert an den wenig bekannten, dennoch legendären Gitarristen Arv Garrison und spricht mit dem Garrison-Experten James Harrod (Toledo City Paper).

Marc Myers erinnert an den Pianisten Marty Napoleon, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre (JazzWax). --- Titus Arnu spricht mit der Schweizer Alphornistin Eliana Burki (Süddeutsche Zeitung). --- Tim Parsons spricht mit dem Schlagzeuger Dan Weiss (Tahoe Onstage). --- Manfred Papst hört sich "Black to the Future" an, das neue Album der britischen Band Sons of Kemet um den Saxophonisten Shabaka Hutchings (Neue Zürcher Zeitung).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Jazzveranstalters Arthur Pomposello im Alter von 85 Jahren (New York Times), des Bandleaders Sam Marabella im Alter von 95 Jahren (WFMZ), des Pianisten Achim Pils im Alter von 77 Jahren (Göttinger Tageblatt), des französischen Veranstalters und künstlerischen Leiters von Jazz à Juan Jean-René Palacio im Alter von 67 Jahren (Nice Matin, France Info), des Trompeters Keith Johnson im Alter von 80 Jahren (Register Guard), des Schweizer Gitarristen Urs Vögeli im Alter von 45 Jahren (Aargauer Zeitung), des Schlagzeugers Scott Laningham im Alter von 61 Jahren (Austin 360), des Trompeters Johnny Trudell im Alter von 82 Jahren (Macomb Daily), des Sopransaxophonisten Stan McDonald im Alter von 85 Jahren (Syncopated Times), des Schlagzeugers Peter Hollinger im Alter von 76 Jahren (Berliner Zeitung), des Journalisten Manfred Miller im Alter von 78 Jahren (Jazz City), des in Japan geborenen Komponisten und Künstlers Yoshi Wada im Alter von 77 Jahren (New York Times), des Schauspielers Clarence Williams III (Enkel des Pianisten und Komponisten Clarence Williams) im Alter von 81 Jahren (WCAX), des südafrikanischen Schlagzeugers Mabi Thobejane im Alter von 74 Jahren (New Frame), sowie des Sängers Pervis Staples im Alter von 85 Jahren (New York Times).

Aus der Welt der Jazzforschung

Dizzy Gillespie-Sammlung an der Vanderbilt University
Ann Marie Deer Owens berichtet, dass die Vanderbilt Heard Libraries die Dizzy Gillespie-Sammlung angekauft haben, "eine überreiche Sammlung an Portraits, persönlichen Erinnerungsbüchern, signierten Alben und mehr aus dem Leben und der Karriere von Dizzy Gillespie" (Vanderbilt News).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörten: "This Uncontainable Feeling of Freedom. Irène Schweizer – European Jazz and the Politics of Improvisation", von Christian Broecking (übersetzt von Jeb Bishop)  (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

17. Darmstadt Jazzforum über "Roots | Heimat: Wie offen ist der Jazz?"
Das Programm des 17. Darmstädter Jazzforums steht. Unsere Konferenz Ende September, Anfang Oktober wird sich mit Fragen nach Identität und Repräsentation im Jazz befassen, sie wird fragen, wie sich damit umgehen lässt, dass der Jazz sowohl eine afro-amerikanische Musik ist als auch diverse hierzulande aktuelle gesellschaftliche Diskurse repräsentiert. Wir haben dazu eine ganze Reihe an Kolleg:innen eingeladen – die meisten von ihnen neu im Spektrum der Jazzforums-Referent:innen –, um in Vorträgen und Paneldiskussionen verschiedene Themen zu adressieren, die inzwischen auch in der Musikszene diskutiert werden – wie etwa eine kürzlich gelaunchte Website zeigt, die sich gegen "verschiedenartige Formen struktureller Diskriminierung" wendet (Musicians for). Mehr zum 17. Darmstädter Jazzforum jedenfalls, insbesondere das Wer, Wann und Was, findet sich inzwischen auf unserer Website (Roots | Heimat).

Deutscher Jazzpreis
Letzte Woche wurde der Deutscher Jazzpreis in nicht weniger als 31 Kategorien vergeben (Deutscher Jazzpreis, Initiative Musik). Das Jazzinstitut war in verschiedenen Rollen daran beteiligt; Arndt Weidler gehörte dem Beirat an, Wolfram Knauer der Hauptjury. Die Presse lobte sowohl die Initiative wie auch die stilistische Bandbreite der Gewinner:innen, war allerdings von der Umsetzung der Preisverleihung weniger beeindruckt, einer Show, die eigentlich zwei Stunden dauern sollte, aber erst nach dreieinhalb Stunden zu Ende ging (Berliner Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, JazzCity). Kritik kam zudem von der Seite einiger Musiker:innen, die mehr Intersektionalität bei der Auswahl sowohl des Beirats als auch der Jury forderten (Musicians for).

William Claxton-Ausstellung
Die von Doris Schröder kuratierte Ausstellung mit Fotos, die William Claxton 1960 während seiner gemeinsamen Reise mit Joachim Ernst Berendt durch die Vereinigten Staaten machte und die im Buchprojekt "Jazz Life" mündete, ist wieder geöffnet. Die Ausstellung bietet zugleich einen audiovisuellen Guide, der Facetten jener Reise und Claxtons Sichtweise auf die Musik erklärt und durch den QR-Code-Reader Ihres Smartphones genutzt werden kann. Zum Besuch der Ausstellung in der Galerie des Jazzinstituts ist eine Anmeldung notwendig (Claxton-Ausstellung).

Louis Armstrong
Im August wäre er 120 Jahre alt geworden, und im Juli ist es genau 50 Jahre her, dass er starb. Und das sind nur zwei von vielen Gründen sich an Louis Armstrong zu erinnern, den ersten großen Star des Jazz, einen virtuosen Trompeter, einen der einflussreichsten Musiker dieser Musik, einen eindrucksvollen Sänger, und einen ehrlichen und immer authentischen Menschen. Wolfram Knauer, Leiter des Jazzinstituts, legt Mitte Juni jetzt eine neue Biographie über Satchmo vor die seine Musik, sein Leben, seine Karriere und sein gesellschaftspolitisches Bewusstsein miteinander in Beziehung setzt. Eine Linkliste wird auf Aufnahmen verweisen, die im Buch diskutiert werden (Reclam). Kürzlich hielt Knauer an der Columbia University einen Vortrag über "das Politische" in Armstrongs Musik, der jetzt in deutscher Übersetzung in der Sommerausgabe des Jazz Podium nachzulesen ist.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nur auf Anmeldung geöffnet. Dafür werden wir Recherche-Slots mit genauen zeitlichen Vorgaben für jeweils immer nur eine/n Besucher/in zur Zeit vergeben. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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