(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)

21. Oktober bis 3. November 2021 | Ausgabe 20/2021 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Jonathan Shipley spricht mit Robert Boone, dem jüngsten Schlagzeuger des Count Basie Orchestra, über seine Einflüsse, über das Vorspiel bei der Basie-Band, sowie über seine Zukunftspläne (The Atlanta Journal-Constitution). --- Giovanni Russonello hört sich die jüngst entdeckte Aufnahme von John Coltranes "A Love Supreme" aus einem 1965 in Seattle gegebenen Konzert an und vergleicht sie sowohl mit der Studioeinspielung der Suite wie auch einer weiteren Liveaufnahme aus Antibes (New York Times). Ethan Iverson hört ebenfalls Coltranes "A Love Supreme", betont die Rolle aller vier Bandmitglieder für die Komposition und hinterfragt, warum, "weil wir nun mal in einer kapitalistischen Gesellschaft leben", nur Coltrane offiziell als Komponist gilt, während die anderen drei, McCoy Tyner, Jimmy Garrison und Elvin Jones mit einem Pauschal-Aufnahmehonorar von gerade mal $142,33 abgespeist wurden (The Nation).

Maggie Donahue besucht Jason Morans Ausstellung "Bathing the Room with Blues" im Museum of Contemporary Art in Denver, Colorado, in der unter anderem die Installation "STAGED: Three Deuces" sowie andere bildnerische Werke des Pianisten zu sehen sind. Sie spricht mit Moran und dem Trompeter Ron Miles über die Magie von Jazzclubs und darüber, wie wenig davon dokumentiert wurde, ein Thema, dem sich Moran in seiner Arbeit mit New York im Hinterkopf annimmt, das aber genauso für Denver von Interesse wäre. Moran erklärt, dass "die Jazzclubs einer Stadt Teil ihrer kulturellen Identität sind. Und in den Jazzclubs von Denver lebt eine gewisse Stimmung weiter, die den Charakter und die Geschichte dieser Stadt spiegelt " (Denverite). --- A.D. Amorosi spricht mit Matt Groening, dem Schöpfer der Simpsons, über seine Liebe zum Jazz, über die Entscheidung Lisa das Baritonsaxophon spielen zu lassen, über die Figur Bleeding Gums Murphy, die lose auf Rahsaan Roland Kirk basiert, sowie über eine Video-Playlist, die er für Quincy Jones' Qwest TV kuratiert (Yahoo Entertainment).

Shaun Curran spricht mit der britischen Saxophonistin Nubya Garcia über ihr erstes Prom-Konzert in der Royal Albert Hall, über ihr Debütalbum "Source" von 2020, über einige der Botschaften, die sie in ihren Kompositionen mitgeben will, über die Notwendigkeit sich auch sozial zu engagieren, sowie über den Mythos des Jazz als elitäre Musik und ihren Wunsch, die Musik "mit mehr und ganz unterschiedlichen Menschen zu teilen " (INews). --- Dagmar Fulle spricht mit dem Saxophonisten Fabian Dudek über stilistische Offenheit, über die laufende Neuerfindung des Jazz, über junges und älteres Publikum, über Musik als eine Art Sprache, die kein dezidiertes Vorwissen bedürfe, sowie über die Vitalität der aktuellen bundesdeutschen Jazzszene (Hessenschau).

Lily O'Brien spricht mit dem Saxophonisten Ravi Coltrane über sein neues Konzertprogramm, in dem er die Musik seiner Eltern John and Alice Coltrane,  feiert, darüber, wie sehr die Spiritualität seiner Mutter ihn beeinflusst hat, über "The Coltrane Home", eine Organisation, die sein Elternhaus in Long Island erhalten will, sowie über die musikalischen Pläne seiner beiden Söhne, von denen der jüngste gerade für ein Precollege-Programm an der Manhattan School of Music angenommen wurde (San Francisco Classical Voice). --- Roland Spiegel spricht mit dem Vibraphonisten Christopher Dell über sein Interesse an Form und Struktur und die weit über die Musik hinausreichende Kraft der Improvisation (BR Klassik).

Robin Lloyd spricht mit dem Trompeter Thomas Marriott über die von ihm gegründete Seattle Jazz Fellowship (KNKX). --- Arun S. spricht mit dem Pianisten Vijay Iyer (Brown Girl Magazine). --- Oliver Hochkeppel erzählt die Geschichte des Plattenlabels Enja, das vor 50 Jahren von Matthias Winckelmann und Horst Weber gegründet wurde (Süddeutsche Zeitung). --- Todd Coolman spricht in einem Audio-Podcast mit seinem Kontrabasskollegen Bill Crow (The Cool Toddcast). --- In einem Buchauszug erzählt Allan Sutton vom Aufnahmestreik der American Federation of Musicians in den frühen 1940er Jahren und diskutiert insbesondere die Rolle, die AFM-Präsident James Caesar Petrillo dabei spielte (78 Records) --- Reiner Jäckle spricht mit dem ungarisch-deutschen Klarinettisten Lajos Dudas (Südkurier). --- R.J. Deluke spricht mit der Sängerin Karrin Allyson (Albany Times-Union).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des italienischen Gitarristen Franco Cerri im Alter von 95 Jahren (Corriere della Sera), des Veranstalters Benjamin L. Bynum Sr. im Alter von 98 Jahren (The Philadelphia Tribune), des Mitbegründers des Montreux Jazz Festivals, René Langel, im Alter von 96 Jahren (Südostschweiz), des Trompeters Jack Fine im Alter von 92 Jahren (New Orleans Times-Picayune), des irischen Saxophonisten Gay McIntyre im Alter von 88 Jahren (BBC), des Posaunisten Hill Jordan im Alter von 50 Jahren (Pittsburgh Post-Gazette, Pittsburgh Tribune), der Sängerin Ginny O'Connor (Mancini) im Alter von 97 Jahren (JazzWax), des Trompeters Dominic Spera im Alter von 89 Jahren (Kenosha News), des Gitarristen Pat Martino im Alter von 77 Jahren (The Philadelphia Inquirer), sowie des Schriftstellers, Veranstalters und Sun-Ra-Experten Hartmut Geerken im Alter von 82 Jahren (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Space is the Place
Wenn Sie schon mal im Jazzinstitut waren, wissen Sie, in welch schmuckem Gebäude wir zuhause sind, dann wissen Sie aber vielleicht auch, dass das historische Kavaliershaus aus dem frühen 18. Jahrhundert Probleme mit sich bringt, die fast alle Archive kennen: Platzmangel. Schon jetzt lagern wir hunderte Kisten in einem Archivraum am Stadtrand und haben jüngst für Materialien, die wir öfter benutzen, einen weiteren Raum angemietet, der sich in Laufweite von unserem Hauptsitz befindet. Am vergangenen Montag hat jetzt unser Oberbürgermeister Jochen Partsch den Grundstein für ein neues Archivgebäude gelegt, in dem die städtische Kunstsammlung des Instituts Mathildenhöhe genauso unterkommen soll wie Bestände des Stadtarchivs, des Internationalen Musikinstituts (für Neue Musik) und des Jazzinstituts Darmstadt. Das neue Archivgebäude soll Anfang 2023 fertig sein. Keine Sorge: Die öffentlichen Räume des Jazzinstituts bleiben auch weiterhin im idyllischen Bessunger Jagdhof. Wir freuen uns aber, dass wir bald etliches des wertvollen Materials, dass uns durch zahlreiche Schenkungen anvertraut wurde, in einem auch klimatisch dafür bestens geeigneten Archivkomplex bewahren können (Wissenschaftsstadt Darmstadt).

R.I.P. Hartmut Geerken
Wir hatten Anfang der vorletzten Woche noch mit ihm telefoniert und uns über die Fortschritte der Erschließung seines Sun Ra Archivs unterhalten, das im Mai vom Jazzinstitut Darmstadt übernommen wurde. Am Wochenende erfuhren wir dann, dass Hartmut Geerken, Dichter, Musiker, Veranstalter, Fan und Experte für afro-amerikanische Musik nur wenige Tage nach unserem Telefonat verstarb, plötzlich und unerwartet, wie uns seine Tochter schrieb, im Alter von 82 Jahren. Geerken lebte scheinbar viele Leben auf einmal, und in jedes legte er seine ganze Energie, ob er nun schriftstellerisch tätig war, alte oder neue Mythen kreierte, mit seinen zahlreichen Musikerfreunden auftrat, Studien anstellte über Philosophen wie Salomo Friedlaender, Anselm Ruest oder Sun Ra, Gedichte schrieb oder Hörspiele. Als die vielen Kisten seines Sun Ra Archivs in Darmstadt ankamen, rief Geerken an und erzählte euphorisch, wie glücklich er darüber sei, dass seine Sammlung ausgerechnet im Jazzinstitut gelandet sei, das ja auf der Sammlung von Joachim Ernst Berendt basiert, der wiederum ihn, Geerken, in einer Rundfunksendung aus den späten 1950er Jahren überhaupt erst auf Sun Ras Musik gebracht habe. Wir digitalisieren seine Sammlung zurzeit, Kiste für Kiste, Mappe für Mappe, beeindruckt von der archivalischen Genauigkeit Geerkens. Als wir kurz uns kurz vor seinem Tod unterhielten, meinten wir noch, das sollten wir öfters tun, um mehr über die Sammlung zu erfahren, über einzelne Bestandteile in ihr, über seine Erinnerungen an musikalische Weggefährten über die Jahre. Nun muss das Archiv für sich selbst sprechen. Wir werden Dich vermissen, Hartmut Geerken. Rest in Peace!

Niklaus Troxler: Jazzgeschichten in Rot und Blau
Das Gespräch mit dem Schweizer Grafiker und Veranstalter Niklaus Troxler beim Darmstädter Jazzforum Anfang Oktober ist mittlerweile Teil der Ausstellung in der Galerie des Jazzinstituts, in der darüber hinaus zahlreiche Plakate des Künstlers zu sehen sind. Kommen Sie selbst und schauen Sie sich die Ausstellung während unserer regulären Öffnungszeiten an, stellen Sie aber sicher, sich vorab anzumelden (siehe unten).

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nur auf Anmeldung geöffnet. Dafür werden wir Recherche-Slots mit genauen zeitlichen Vorgaben für jeweils immer nur eine/n Besucher/in zur Zeit vergeben. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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