(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
17. bis 30. März 2022 | Ausgabe 06/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Richard Scheinin erinnert sich daran, wie er den Pianisten Cecil Taylor in den frühen 1970er Jahren hörte, und reflektiert über die kulturelle Atmosphäre jener Zeit, die Loft-Szene, Sam Rivers' Studio Rivbea (das Robert DeNiros Mutter gehörte), den Sender WKCR der Columbia University und andere Jazz-Radiosender jener Zeit, sowie darüber, wie Fred Seibert, der als Tontechniker bei WKCR arbeitete, 1973 auf die Idee kam, Taylors Town Hall-Konzert mitzuschneiden, und wie er fast 50 Jahre später die Bänder wiederentdeckte, die gerade auf dem Label Oblivion Records veröffentlicht wurden (Do the Math). --- Brent Katz gerät eine Broschüre des Bassisten Charles Mingus aus dem Jahr 1954 mit dem Titel "The Charles Mingus CAT-alog for Toilet Training Your Cat" in die Hände, und er spricht mit Mingus' Sohn Eric, der sich daran erinnert, dass die Methode nicht narrensicher war: "Manchmal machte die Katze daneben, und es gab Katzenkacke auf dem Sitz oder dem Boden" (New York Times).

Peter Jungblut berichtet über eine Inszenierung der Oper "Jonny spielt auf" von Ernst Krenek aus dem Jahr 1927 in München, bei der die Hauptfigur in Blackface auftrat, was zunächst zu Protesten und dann zu einer Ankündigung des Theaters führte, bei künftigen Aufführungen auf solches "Blackfacing" zu verzichten (Bayerischer Rundfunk). --- Gwen Ansell findet, dass das Musikstudium in seiner jetzigen Form ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit ist, die Lehrpläne der Universitäten in Südafrika zu dekolonisieren, und sie fragt, wie man das wohl anstellen und was danach kommen mag (New Frame).

Giovanni Russonello entdeckt einige der Orte, an denen der Jazz heute in New York City lebt, und stellt fest, dass es neben den üblichen Clubs und Veranstaltungsorten auch Cafés, diskothekenähnliche Clubs, gemeinnützige und private Räume gibt, die den kreativen Geist der Musik am Leben erhalten (New York Times). Spike Wilner, der Besitzer von Smalls, ist nicht sonderlich glücklich über Russonellos Charakterisierung der Jam Sessions in seinem Club (Facebook). --- Robyn Mowat spricht mit dem Saxophonisten Braxton Cook über seinen Weg zur Musik, über ein Konzert im New Yorker Blue Note Anfang des Jahres sowie über sein neues Album, das noch in diesem Jahr erscheinen soll (Okay Player).

Keziah Weir spricht mit der Sängerin Cécile McLorin Salvant über ihr neues Album "Ghost Song", über die Inspiration, die sie aus Romanen bezieht, sowie über die Musik ihrer Kindheit (Vanity Fair). Jan Wiele hört Cécile McLorin Salvant im Konzert in der Kölner Philharmonie (Frankfurter Allgemeine Zeitung). --- Mark Swed besucht "The Equality of Day and Night", eine Aufführung der Company Evidence des Choreographen Ronald K. Brown zur Musik des Pianisten Jason Moran, sowie "Canticle for Innocent Comedians", ein verschollenes Werk der legendären Choreographin Martha Graham, für das Moran ebenfalls die Musik lieferte (Los Angeles Times).

Marie Fazio berichtet über eine wenig bekannte Verordnung vom März 1922, die den Jazz in den Schulen von New Orleans verbot, um die Kinder vom "groben Tanzen" abzuhalten. Jetzt, hundert Jahre später, plant die Schulbehörde, das Verbot rückgängig zu machen, das glücklicherweise nicht verhinderte, dass Jazz in den Schulen der Stadt unterrichtet wurde, denn, wie Ken Ducote, Geschäftsführer der Greater New Orleans Collaborative of Charter Schools, erklärt: "Das ist so, als ob Colorado eine Vorschrift erlassen würde, die den Schülern verbietet, sich die Rocky Mountains anzusehen" (New Orleans Times-Picayune). --- Nick Metzger spricht mit dem Kontrabassisten Damon Smith über seinen Weg zur frei improvisierten Musik, über Einflüsse wie Charles Mingus und Peter Kowald, über die Wahl des Basses als Instrument, über sein Label Balance Point Acoustics sowie über einige seiner jüngsten Arbeiten, sowohl musikalisch als auch mit dem Label (Free Jazz Blog).

Andrew Gilbert liest die Biografie des Pianisten Michael Wolff, der sowohl über seine Musik als auch über sein Leben mit nicht diagnostiziertem Tourette-Syndrom spricht (Berkeleyside). --- Ulrich Stock hört das neue Album "Muse" des deutschen Posaunisten Nils Wogram und findet eine Klanglandschaft "irgendwo zwischen Kammer- und Filmmusik". (Die Zeit). --- Der NDR fragt nach der aktuellen Situation von Frauen im Jazz und spricht mit der Pianistin Julia Hülsmann, der Bassistin Lisa Wulff und der Schlagzeugerin Eva Klesse (NDR). --- Roland Spiegel fragt, wie wichtig Jazz und improvisierte Musik in einer Welt voller dramatischer Wendungen bleiben (BR Klassik). --- Daniel Holmes erinnert sich an den 505 Club in Sydney, Australien, der 2007 eröffnet wurde und dieser Tage nach 15 Jahren geschlossen wird (The Guardian). --- Andrew Gilbert spricht mit der israelisch-amerikanischen Klarinettistin Anat Cohen (San Francisco Classical Voice). --- Gabriella Dragone nimmt an einem Workshop des Trompeters Rodney Marsalis teil, einem Cousin von Wynton (Tap into Patterson). --- Aidin Vaziri berichtet über SFJazz-Gründer Randall Kline, der sich im November 2023 nach 40 Jahren zur Ruhe setzen wird (San Francisco Chronicle). --- Thomas Lindemann entdeckt die junge Posaunistin Antonia Hausmann (Frankfurter Allgemeine Zeitung). --- WRTI blickt 97 Jahre zurück, als der Pianist Sam Wooding und seine Band The Chocolate Kiddies Kopenhagen, Dänemark (und eigentlich ganz Europa) mit Live-Jazz bekannt machten (WRTI). --- Stefan Künzli erzählt die Geschichte von Jazz 'n' More, dem Schweizer Jazzmagazin, das in diesen Tagen sein 25-jähriges Jubiläum feiert (Tagblatt). --- Dalia Jakubauskas berichtet über eine vom Monterey Jazz Festival herausgegebene Erklärung zu Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion (Music Fest News). --- Marc Myers spricht mit dem Bassisten Harvie S. über die Sängerinnen Jackie Paris und Anne Marie Moss (JazzWax). --- Oliver Hochkeppel besucht die Jazzwoche Burghausen und findet zu viele Nicht-Jazz-Acts im Programm (Süddeutsche Zeitung). --- Matthias Mast spricht mit dem Schweizer Veranstalter Hans Zurbrügg über das von ihm 1976 gegründete Jazzfestival in Bern (Jungfrau-Zeitung). --- Jens Kastner zitiert Greg Tate über die Probleme der kulturellen Aneignung in einem Kommentar, der angesichts der jüngsten Diskussion über eine weiße Popsängerin mit Dreadlocks aktuell erscheint, die letzte Woche von einer Friday for Future-Veranstaltung ausgeladen wurde (Graswurzel).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben der Pianistin Jessica Williams im Alter von 73 Jahren (KNKX, The Honest Broker, CapRadio, JazzWax), der Sängerin Barbara Morrison im Alter von 72 Jahren (Los Angeles Times, JazzWax), des Trompeters Dennis Gonzalez im Alter von 68 Jahren (Kera News, Dallas Observer), des Radiomoderators Brian Barlow im Alter von 72 Jahren (Telegram & Gazette), des Duke Ellington-Experten und -sammlers Morris Hodara im Alter von 98 Jahren (New York Times), des Trompeters Thomas Banholzer im Alter von 67 Jahren (Südkurier), des polnischen Saxophonisten Zbigniew Jaremko im Alter von 75 Jahren (Jazz Forum), des Schlagzeugers Marvin Jones im Alter von 61 Jahren (Kansas City Star), der früheren US-Außeministerin und Jazzliebhaberin Madeleine Albright im Alter von 84 Jahren (KNKX), sowie des Sängers Timmy Thomas im Alter von 77 Jahren (New York Times).

Aus der Welt der Jazzforschung

Jazz Re:Search in 21st Century Academia and Beyond
Das Institut für Jazzforschung wird seine nächste Konferenz vom 9. bis 12. Juni 2022 in Graz abhalten. Der Call for Papers umfasst Themen wie: "Fwd: Jazz Research", "The 'Jazz' in Jazz Studies: Boundaries and Synergies", "Jazz Studies and Gender" sowie "Sites of Jazz (Research)". Einsendeschluss für neue Vorschläge ist der 4. April 2022, mehr Infos hier: (jazz re:search)

Institute of Jazz Studies
Steve Adubato stellt das Institute of Jazz Studies als "verstecktes Juwel" in Newark, New Jersey, vor (New Jersey Monthly).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Darmstadt Jazz Conceptions
Seit 1992 veranstalten wir jeden Sommer gemeinsam mit dem Kulturzentrum Bessunger Knabenschule einen einwöchigen Workshop. Zu den Darmstädter Jazz Conceptions werden Dozent:innen eingeladen, die einen ganz eigenen Zugang zur Musik entwickelt haben, die Teilnehmenden stammen vor allem aus der Region. Der Workshop findet vom 25. bis 30. Juli 2022 statt, jeden Abend gibt es Konzerte und Sessions in der ganzen Stadt. Die diesjährigen Dozenten sind: Rabie Azar (arabische Violine), Heidi Bayer (Trompete), Christopher Dell (Vibraphon), Angela Frontera (Schlagzeug, Perkussion), Christian Ramond (Bass) und Uli Partheil (Klavier). Partheil ist nach dem Tod des Workshop-Gründers Jürgen Wuchner im Jahr 2020 auch der künstlerische Leiter. Mehr Infos: Darmstadt Jazz Conceptions.

Vergangene Konzerte
Letzte Woche moderierte Wolfram Knauer ein Konzert in Mainz, das die Musik von Louis Armstrong in einen anderen musikalischen Kontext übersetzte. Mit dabei der Trompeter Marko Mebus, der Gitarrist Markus Fleischer, der Schlagzeuger Maximilian Hering und der Sousaphonist Matthew Bookert (M8 Mainz).

heimat @ Jazzinstitut, #2
Nächste Woche ist die Frankfurter Band Quartertone zu Gast in unserer Residenzreihe heimat@jazzinstitut. Das junge Quartett wird drei Tage lang proben, ein eintägiges Coaching durch den Pianisten/Komponisten Florian Ross, erhalten, von dem Fotografen Wilfried Heckmann begleitet werden und am 8. April ein Konzert im Konzertraum des Jazzinstituts geben, das von Raum 103 aufgezeichnet wird. Mehr über die Residenzreihe: heimat@jazzinstitut. Mehr über das Konzert: Jazzinstitut Darmstadt.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Dafür werden wir Recherche-Slots mit genauen zeitlichen Vorgaben für jeweils immer nur eine/n Besucher/in zur Zeit vergeben. Bitte beachten Sie, dass wir für Ihren Besuch einen Nachweis über Ihren Impf- oder Genesenen-Status bzw. einen aktuellen offiziellen Test benötigen (3G-Regel). Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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