(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
28. April bis 11. Mai 2022 | Ausgabe 09/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Garth Cartwright spricht mit dem Pianisten Brian Jackson über seine Zusammenarbeit mit dem Sänger Gil Scott-Heron in den 1970er Jahren, darüber, wie er sich von Scott-Heron betrogen fühlte, als seine Credits als Co-Autor gestrichen wurden, sowie darüber, wie er seine Wut überwand, indem er zur Musik zurückkehrte und einige der Songs wieder aufnahm, die er und Scott-Heron überhaupt erst bekannt gemacht hatten (The Guardian). --- Seth Colter Walls spricht mit dem Komponisten und Bang on a Can-Mitbegründer David Lang, dem Schlagzeuger Denardo Coleman und der Sängerin und Elektronikvirtuosin Pamela Z über ihre Neuinterpretation des Albums "The Shape of Jazz to Come" des Saxophonisten Ornette Coleman aus dem Jahr 1959 (New York Times).

John McWhorter argumentiert, dass "klassische Musik nicht hässlich sein muss, um gut zu sein" (New York Times), eine Aussage, die in den sozialen Medien eine ziemliche Debatte über die ästhetischen Kriterien auslöste, die er verwendet, und darüber, ob dies nicht eine Diskussion aus einem anderen (nämlich dem Mitt-20sten) Jahrhundert ist. --- Gary Kamiya erzählt die Geschichte des Clubs The Blackhawk in San Francisco, der "nicht ganz dicht, unbeheizt, schwach beleuchtet, schlecht eingerichtet war und nach dem kalten Rauch von Millionen Zigaretten stank" und dennoch zwischen 1949 und 1963 die Top-Acts des Jazz präsentierte, Charlie Parker, Billie Holiday, Miles Davis, John Coltrane und viele andere (San Francisco Chronicle).

Reinhard Köchl spricht mit dem Pianisten Tim Allhoff über sein breit gefächertes musikalisches Interesse, das es ihm schwer macht, seine Aktivitäten auf ein Genre zu beschränken, über sein jüngstes Album "Morla", das er lieber einfach "Musik" nennen würde als Jazz oder Klassik, über die grundlegende Funktion von Musik, Menschen emotional zu bewegen, sowie über seine andere künstlerische Seite als Fotograf (Augsburger Allgemeine). --- Anlässlich des International Jazz Day reflektiert Johannes Kunz über den Jazz als politische Musik im Wandel der Zeit und der gesellschaftlichen Systeme (Wiener Zeitung). Matthew Allen nimmt den Tag zum Anlass, den "rassistischen Ursprung" des Wortes "Jazz" zu beleuchten und Künstler, die sich gegen die Bezeichnung wehrten (The Grio).

Prathyush Parasuraman spricht mit dem indischen Pianisten und Sänger Louiz Banks darüber, wie er durch eine Aufnahme von Oscar Peterson zum Jazz kam, über die Herausforderungen und die Komplexität des Jazz, über die Improvisation im Jazz und in der indischen klassischen Musik, über seine Zusammenarbeit mit dem indischen Filmmusikkomponisten RD Burman sowie über die Produktion von rund 10 000 Jingles für Werbespots, die ihn zum "Jingle-König Indiens" machten (Firstpost). --- Anlässlich seines 85. Geburtstags spricht David Chiu mit dem Bassisten Ron Carter über seine lange Karriere, über ein Konzert zu seinen Ehren in der Carnegie Hall, über seine Anfänge am Cello, über seine Zeit mit Miles Davis in den 1960er Jahren und mit vielen anderen Musikern und Bands, einschließlich seiner eigenen, sowie darüber, dass er seine Auftritte immer als eine Art kostenlosen Unterricht betrachtet (Forbes). Tom Vitale spricht ebenfalls mit Ron Carter, darüber, dass das Alter ihn zwar langsamer werden ließ, was aber nicht dazu führe, dass er Auftritte ablehne, sowie über die Miles Davis-Band als Labor mit Miles als "head clinician" (NPR). Marcus J. Moore trifft Ron Carter zu Hause in New York, und der Bassist spricht über seinen Wechsel vom Cello zum Kontrabass, über die erste LP unter eigenem Namen, die er 1961 aufnahm, darüber, wie er erst einen Gig mit Art Farmer vollendente, als Miles Davis ihn in seine Band holen wollte, sowie über die ständige Suche nach dem richtigen Ton und nach einer stets inspirierenden Stimmung innerhalb der Band (New York Times).

Michael Toland spricht mit dem Schlagzeuger Andrew Cyrille über sein neues Duo mit dem Saxophonisten Billy Harper, darüber, dass er oft als Avantgarde-Musiker abgestempelt wird, über die Notwendigkeit, dass Musiker mit ihrem Publikum in Kontakt treten, sowie über einige der Musiker, mit denen er gearbeitet hat, und einige der Musiker, mit denen er gerne gearbeitet hätte (Austin Chronicle). --- Ted Gioia schreibt über ein Interview aus dem Jahr 1935, in dem sich Duke Ellington ungewöhnlich offen über George Gershwin und "Porgy and Bess" äußerte, und setzt diese Äußerungen in Beziehung zu Ellingtons eigenen Ambitionen, eine Oper zu schreiben. Er geht auch auf Gerüchte ein, nach denen Gershwin versucht habe, mit Ellington zusammenzuarbeiten, vom Duke aber einen Korb erhielt. Gioia stellt fest, dass Ellington nur selten Gershwin-Songs spielte, und argumentiert, dass "die angespannte Beziehung zwischen Ellington und Gershwin ein klassisches Beispiel für den positiven Einfluss von Rivalitäten auf die Musikkultur war" (The Honest Broker).

Thomas Lindemann spricht mit dem ukrainisch-deutschen Pianisten Vadim Neselovskyi über sein jüngstes Album "Odesa", das er noch vor Kriegsbeginn geplant und aufgenommen hat, darüber, wie der Krieg alles für ihn verändert habe, auch seine Herangehensweise an die Kunst, über seine eigene Biographie, etwa, wie er 1995 als jüdischer Flüchtling nach Deutschland kam, darüber, dass er sich sowohl im Jazz als auch in der klassischen Musik zu Hause fühlt, über die emotionale Tiefe des Blues sowie über die Notwendigkeit, dass Musik in Kriegszeiten auch als Quelle der Hoffnung dienen müsse (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung). --- Ben Sisario berichtet über das neue Bob Dylan-Zentrum in Tulsa, Oklahoma, und öffnet ein Notizbuch mit handgeschriebenen Originaltexten, die auf dem Dylan-Album "Blood on the Tracks" verwendet wurden, das außerdem einen Hinweis darauf enthält, dass Dylan und seine Freunde damals viel John Coltrane gehört hatten (New York Times).

Cormac Larkin spricht mit dem Gitarristen John McLaughlin über Arthritis, Kunst statt Geld und die Zusammenarbeit mit Miles Davis (The Irish Times). --- Bobbi I. Booker erinnert an die Pianistin Beryl Booker und unterhält sich mit dem Journalisten Thom Nickels, einem guten Freund der Pianistin in ihren letzten Lebensjahren (WRTI). --- Ken Daly berichtet über den Trompeter Irvin Mayfield, der immer noch wegen Betrugs im Gefängnis sitzt (Fox8Live). --- Simon Perry findet heraus, dass Queen Elizabeth eine Leidenschaft für Jazz hat, insbesondere für Duke Ellington (People). --- Herbie Hancock hat bei der Beerdigung der ehemaligen US-Außenministerin Madeleine Albright sein eigenes "Maiden Voyage" gespielt (YouTube). --- Ted Gioia erinnert zu dessen hundertstem Geburtstag an den belgischen Mundharmonika-Virtuosen Toots Thielemans (The Honest Broker). --- Ray Tawney erinnert an die Karriere des kubanischen Trompeters Arturo Sandoval (U Discover Music). --- Der New Yorker Impresario Jack Kleinsinger erinnert sich daran, wie er 1973 die Konzertreihe "Highlights in Jazz" ins Leben rief, die bis heute Bestand hat (Nite Life Exchange). --- Die Jazz Journalists Association hat die Gewinner der JJA Awards bekannt gegeben (JJA Jazz Awards). --- Elizabeth Blair berichtet über die 16-jährige Trompeterin Skylar Tang, die gerade einen Preis für eine Komposition gewonnen hat, die vom Jazz at Lincoln Center Orchestra aufgenommen wurde (NPR).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Pianisten Donald Smith im Alter von 78 Jahren (New York Amsterdam News), des italienischen Fotografen Roberto Masotti im Alter von 75 Jahren (Manafonistas), des kubanischen Flötisten José Luis Cortés im Alter von 70 Jahren (New York Times), des Schlagzeugers Allen Blairman im Alter von 81 Jahren (Mannheimer Morgen, Jazzpages), des Schlagzeugers und Veranstalters Edward A. Klitsch im Alter von 82 Jahren (Legacy), des österreichischen Fotografen Rainer Rygalyk im Alter von 69 Jahren (Kurier), des Autors Gene Santoro im Alter von 71 Jahren (Facebook), des österreichischen Bassisten Adelhard Roidinger im Alter von 80 Jahren (ORF), des australischen Trompeters Bob Barnard im Alter von 88 Jahren (ABC), sowie des Saxophonisten Andrew Woolfolk im Alter von 71 Jahren (Rolling Stone).

Aus der Welt der Jazzforschung

Harmony of Difference. Die Spiritualität des Jazz
An diesem Wochenende (12.-15. Mai 2022) befasst sich ein Festival und eine Konferenz in Bonn mit dem Thema Spiritualität und Jazz, nicht nur, aber auch in Verbindung mit Kirche und Religion. Unter den Musikern, die auftreten, sind der Pianist Joachim Kühn und der Saxophonist Roger Hanschel; zu den Referent:innen der Konferenz gehören der Saxophonist Uwe Steinmetz (dessen Idee die Konferenz überhaupt war) und Wolfram Knauer vom Jazzinstitut Darmstadt, der über "Spiritualität, Gemeinschaft und Ritual" im Jazz spricht. Mehr Infos: Harmony of Difference.

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörten: "The Syntax of Sound. Untersuchungen zur Musik Pat Methenys (1974-1994)", von Georg Alkofer; sowie "Further On Up the Road. Traveling To the Blues", von Martin Feldmann (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).  

Deutscher Jazzpreis
Der Deutsche Jazzpreis wurde Ende April in Bremen in 31 Kategorien verliehen. Arndt Weidler war als Mitglied des Beirats mit dabei. Auch die Presse berichtete (BR Klassik, Süddeutsche Zeitung, Tagblatt, Jazz City), und wenn Sie die Show nachschauen wollen, ist das hier möglich (YouTube).

Hör halt hin: Louis Armstrong
Im März war Wolfram Knauer Gast von Markus Fleischer und Maximilian Hering in einer zweistündigen Show über Louis Armstrong auf Radio Rheinwelle, Wiesbaden, die jetzt als Podcast zum Nachhören bereitsteht (Hör halt hin, Spotify) 

Duo:log
Wir zeigen weiterhin eine Ausstellung der Darmstädter Grafikerin Nicole Schneider, die im Januar für ein gemeinsames audio-visuelles Projekt mit dem Berliner Gitarristen Ronnie Graupe ihr iPad auf die Konzertbühne des Jazzinstituts brachte (Jazzinstitut). Inzwischen ist aus dem Konzert eine Kunstinstallation in der Galerie des Jazzinstituts entstanden, die noch bis Juni zu sehen ist. Die Ausstellung gibt eine Einführung in Schneiders und Graupes Reaktion aufeinander und fasst einige der grafischen und musikalischen Ergebnisse in einem 20-minütigen Video zusammen, das auf zwei Wände in unserer Galerie im Obergeschoss projiziert wird. Wir freuen uns auf Ihren Besuch, bitten Sie aber um Terminvereinbarung, da jeweils nur eine sehr begrenzte Anzahl an Besuchern gleichzeitig in die Ausstellung kann. 

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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