(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
18. August bis 7. September 2022 | Ausgabe 16/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Daniel Hilton spricht mit der britischen Trompeterin Yazz Ahmed über Ratschläge für neue Jazzhörer (so viel Jazz wie möglich hören), über Ratschläge für Frauen im Jazz (ziemlich dickhäutig sein), über Leute, die mit dem Jazzspielen anfangen wollen (einer "Blow Band", also einer Probenband, beitreten), sowie über ihr jüngstes Album "Polyhymnia" (Varsity). --- Lauren Fox spricht mit der Pianistin Lynne Arriale über ihr jüngstes Album, das von Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen während der COVID-19-Pandemie inspiriert ist, über ihre (eher plötzliche) Entscheidung, mit 25 Jahren vom klassischen Klavier zum Jazz zu wechseln, über Jazz als universelle musikalische Sprache sowie über ihren Ansatz beim Unterrichten (Spinnaker).

Sarah Bricker Hunt spricht mit der Schlagzeugerin Allison Miller darüber, was sich änderte, als sie vor neun Jahren beschloss, sich als lesbische Feministin zu outen, und darüber, wie sie glaubt, dass sie damit auch anderen "jungen queeren und transsexuellen Künstlern geholfen hat, sich sicher zu fühlen und ganz sie selbst zu sein" (Pride Source). --- Roland Spiegel würdigt den Saxophonisten, Pädagogen und Festivalveranstalter Joe Viera, der seit den frühen 1950er Jahren in der Münchner Jazzszene aktiv ist, 1970 die Jazzwoche Burghausen gründete, unzählige Workshops gab und am 4. September 90 Jahre alt wurde (BR Klassik). Oliver Hochkeppel würdigt Joe Viera ebenfalls (Süddeutsche Zeitung).

Giovanni Russonello spricht mit dem Pianisten Ahmad Jamal über die Veröffentlichung von Live-Aufnahmen aus der Mitte bis Ende der 1960er Jahre, die im November erscheinen werden, und er spricht mit dessen Pianistenkollegen Jason Moran darüber, was Jamals Musik so ikonisch macht. Russonello spricht mit Jamal über seine musikalische Erziehung in Pittsburgh, über sein erstes Business, den Import von Grußkarten aus Afrika in die Vereinigten Staaten, über weitere Jobs, etwa als Clubbetreiber und Plattenmanager, und er spricht mit dem Produzenten Zev Feldman über Jamals Beteiligung an der Veröffentlichung seines Archivmaterials (New York Times). --- John Lynch berichtet über die Sängerin Deborah Gilmore aus San Luis Obispo in Kalifornien, die erzählt, wie sie kurz vor Beginn ihrer Obdachlosigkeit anfing, Community-Veranstaltungen zu organisieren und wieder zu singen, wie sie auf der Straße überlebte, indem sie "bettelte und arbeitete, um ihre Musikkarriere zu fördern, wobei sie sich selbst gern als 'obdachlose Unternehmerin' bezeichnete", und wie die Musik ihr half, zu überleben und nicht aufzugeben (The Tribune).

Andrew Gilbert berichtet über das California Jazz Conservatory in Berkeley, Kalifornien, das in diesen Tagen sein 25-jähriges Bestehen feiert (San Francisco Chronicle). --- Catherine Hoffman erzählt die Geschichte der Charlie Parker Memorial Foundation Music School in Kansas City, die 1971 gegründet und von Stars wie Dizzy Gillespie, Mary Lou Williams, Count Basie und Ella Fitzgerald unterstützt wurde und die immer noch Musikunterricht für Kinder aus der Stadt anbietet (Flatland KC).

Nicky Schrire spricht mit den Sängerinnen Jane Monheit (London Jazz News) und Tutu Puoane (London Jazz News) darüber, wie sie Mutterschaft und Jazzkarriere unter einen Hut bringen. --- Steve Krakow spricht mit dem Bassisten Richard Davis über seine lange musikalische Karriere (Chicago Reader). --- Keith Spera spricht mit dem Klarinettisten Charlie Gabriel aus New Orleans (New Orleans Times-Picayune).

Valerie Russ berichtet über einen Rechtsstreit um den Besitz eines Hauses in Philadelphia, das als Coltrane House bekannt ist, weil John Coltrane zwischen 1952 und 1958 dort lebte (Philadelphia Inquirer). --- T.J. English erinnert an den Pianisten Harry Whitaker (Village Voice). --- Knut Benzner besucht das Lippmann+Rau Jazz- und Blues-Archiv in Eisenach (Deutschlandfunk Kultur).

Michael J. West spricht mit dem Pianisten Orrin Evans über seine Tätigkeit als Artist-in-Residence beim DC Jazz Festival (Washington Post). --- Doug MacCash berichtet über die Perseverance Hall in New Orleans, ein historisches Gebäude, das nach heftigen Regenfällen eingestürzt ist (New Orleans Times-Picayune). --- Jens Wehn erinnert an das Jazzfest Karlsruhe, das zwischen 1978 und 1998 stattfand und nun für einen Tag wiederbelebt wird (Badische Neueste Nachrichten).

Oliver Hochkeppel stellt den jungen Saxophonisten Moritz Stahl vor (Süddeutsche Zeitung). --- Charles Rees spricht mit dem Saxophonisten Jerry Bergonzi über seinen Kollegen, den vor einiger Zeit verstorbenen Steve Grossman (London Jazz News).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Klarinettisten Rolf Kühn im Alter von 92 Jahren (Die Zeit, FAZ, BR Klassik), des Organisten Joey DeFrancesco im Alter von 51 Jahren (New York Times, BR Klassik), des Cellisten Abdul Wadud im Alter von 75 Jahren (New York Times, Do the Math), des Schweizer Schlagzeugers Fredy Studer im Alter von 74 Jahren (Berner Zeitung, SRF), des Verlegers Walter Lachenmann im Alter von 85 Jahren (Münchner Merkur), des Journalisten Michael Bourne im Alter von 75 Jahren (WBGO, Down Beat), der Trompeterin Jaimie Branch im Alter von 39 Jahren (Pitchfork, NPR, The Guardian, Washington Post, New York Times, 48 Hills), des Trompeters Don Miller im Alter von 53 Jahren (Naples Daily News), des Pianisten Butch Thompson im Alter von 78 Jahren (Minneapolis Star-Tribune), der Gitarristin Monette Sudler im Alter von 70 Jahren (WHYY), des vietnamesisch-belgischen Sängers Bébé Suong im Alter von 89 Jahren (RTBF), des Produzenten Creed Taylor im Alter von 93 Jahren (New York Times, Süddeutsche Zeitung, NPR, JazzWax, The Guardian), des Schlagzeugers Billy Kaye im Alter von 89 Jahren (Allegro), des indigenen australischen Gitarristen und Sängers Archie Roach im Alter von 66 Jahren (New York Times), des Saxophonisten Gilbert Mirande aus den Französischen Antillen im Alter von 67 Jahren (France Antilles Martinique), sowie des Pianisten Warren Bernhardt im Alter von 83 Jahren (WBGO).

Aus der Welt der Jazzforschung

Playback with Lewis Porter
Der US-amerikanische Musikwissenschaftler und Pianist Lewis Porter hat einen neuen Blog ins Leben gerufen, in dem er "nie veröffentlichte Forschungsergebnisse zu zahlreichen Musikern von Jelly Roll Morton über Billie Holiday, Miles Davis, John Coltrane und darüber hinaus" veröffentlichen will. Der erste Beitrag enthält ein nie zuvor gehörtes Audio-Interview mit Charlie Parker aus dem Jahr 1954 (Playback with Lewis Porter).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Roots | Heimat. Diversity in Jazz
Beim 17. Darmstädter Jazzforums im Oktober 2021 (Roots | Heimat) sprachen wir über Diversität und darüber, wie diese sich in der heutigen Jazzszene, speziell in Deutschland, widerspiegelt (oder auch nicht). Jetzt sind die Vorträge und Diskussionen in unserer Buchreihe Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung erschienen. Hier der Klappentext: "Jazz ist ein Symbol für Diversität – so mag man zumindest meinen, wenn man die Geschichte afro-amerikanischer Musik betrachtet. Doch zollen wir insbesondere in Europa dieser Idee genügend Respekt? Ist unsere Verehrung der großen Jazzheroen nicht ein bloßes Lippenbekenntnis, wenn wir in dieser Musik, die doch von Freiheit und Individualität handelt, gleichzeitig feststellen müssen, dass Frauen hierzulande nach wie vor selten sind, von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) einmal ganz zu schweigen? Ist der Jazz in Deutschland nicht lange zu einer etablierten Hochkultur geworden, die nur von einer akademischen Minderheit gemacht und gehört wird? Und wenn dem so ist, wie zufrieden sind wir mit dem Status quo bzw. wie können wir diesen ändern? Fragen, auf die dieses Buchs in sehr unterschiedlichen Ansätzen nach Antworten sucht." Das Buch enthält Beiträge und Diskussionen von und mit Reza Askari, Vincent Bababoutilabo, Sophie Emilie Beha, Frieder Blume, Jean-Paul Bourelly, Sylvia Freydank, Ádám Havas, Therese Hueber, Peter Kemper, Harald Kisiedu, Sanni Lötzsch, Anna-Lise Malmros, Gabriele Maurer, Stephan Meinberg, Ella O'Brien-Coker, Constanze Schliebs, Philipp Schmickl, Simin Tander, Philipp Teriete, Nico Thom Joana Tischkau, Niklaus Troxler, Luise Volkmann, Timo Vollbrecht, Kornelia Vossebein und Jo Wespel (Wolke Verlag).

Die Zukunft des Jazz
Traditionell beginnen wir spätestens mit der Veröffentlichung unseres Tagungsbandes mit der Planung fürs nächste Darmstädter Jazzforum, das im Herbst 2023 stattfinden wird und sich mit der "Zukunft des Jazz" befassen soll. In den nächsten Wochen werden wir Sie über weitere Einzelheiten und einen Call for Papers informieren.

Slak! + Appaloosa
Am 21. August war das Jazzinstitut Schauplatz eines weiteren Events: der Eröffnung von "SLAK!", einer Ausstellung mit musik-affinen Graphic Novels des Frankfurter Grafikers Holger Klein (Darmstädter Echo). Die Ausstellung in der Galerie des Jazzinstituts ist noch bis Ende November zu sehen (Slak!). Gleich nach der Ausstellungseröffnung erlebte das zahlreiche Publikum ein Openair-Konzert der Band Appaloosa, eines jungen Quintetts aus Nürnberg, das wir für unsere aktuelle Kurzresidenzreihe eingeladen hatten. Ihre viertägiger Residenz konzentrierte sich sowohl auf die Musik als auch auf die Idee und die Umsetzbarkeit von Nachhaltigkeit etwa bei Tourneen und der Organisation von Konzerten (Darmstädter Echo).

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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