(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
1. bis 14. Juni 2023 | Ausgabe 11/2023 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Lewis Porter diskutiert einige der Fälle, in denen Miles Davis Stücke zugeschrieben wurden, die er eigentlich gar nicht geschrieben hat. Porter erklärt, wie Tantiemen funktionieren, was "mechanische Tantiemen" sind, was es überhaupt bedeutet, ein Stück zu "veröffentlichen", und wie Musikern von ihrer Plattenfirma oft geraten wurde, alle Urheberrechtsfragen über ihre jeweilige Verlagsabteilung zu regeln. Dann zeigt er auf, wie es dazu kommen konnte, dass "Solar", eine Komposition des Gitarristen Chuck Wayne, Miles statt Wayne gutgeschrieben wurde, und zwar durch Prestige Records, die das Urheberrecht für das Stück beantragt und Miles als Komponisten angegeben hatten (Playback with Lewis Porter; Teil 2: Playback with Lewis Porter); Teil 3: Playback with Lewis Porter). --- Nate Chinen hört ein neues Album, das die Zusammenarbeit von John Coltrane und Eric Dolphy bei einem Konzert im New Yorker Village Gate im Spätsommer 1961 dokumentiert (NPR).

Der Saxophonist Donald Harrison erlitt während seines Auftritts auf dem Big Island Jazz and Blues Festival in Hawaii einen Herzinfarkt, befindet sich aber wieder in stabilem Zustand (WGNO). --- Vinnie Sperrazza hört Aufnahmen des Schlagzeugers Horacee Arnold und erinnert an dessen Karriere (Chronicles).

David P. Ball erinnert an die Karriere des kanadischen Klarinettisten Phil Nimmons, der 1960 zusammen mit Oscar Peterson und Ray Brown die Advanced School of Contemporary Music in Toronto gründete und gerade seinen 100. Geburtstag feierte (CBC). --- Debra L. Eckerling spricht mit dem israelischen Pianisten Tamir Hendelman, der seit seinem 12. Lebensjahr in den USA lebt und kürzlich für einen Workshop in sein Heimatland zurückgekehrt ist (Jewish Journal).

Mike Cook spricht mit dem Trompeter Frank "Pancho" Romero (The Las Cruces Bulletin). --- David Hudnall berichtet, dass die Familie des Musikers Ronnie McFadden aus Kansas City gegen das Hotel geklagt hat, in dem er bei einem Auftritt ausrutschte, stürzte und anschließend an seinen Verletzungen starb (The Kansas City Star). --- Jarrad Saffren spricht mit dem Schlagzeuger und Autor Bruce Klauber über sein Leben in der Musik, über das Spielen mit Charlie Ventura und darüber, dass er nach 60 Jahren immer noch auftritt (Jewish Exponent).

Troy Collins spricht mit dem Geiger Sam Bardfeld über seine Anfänge auf dem Instrument, über sein Studium beim Saxophonisten Bill Barron, über die Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen, über das, was er in der Musik gerne hört, über das Buch "Latin Violin", das er 2002 veröffentlicht hat, und sein Engagement für afro-kubanische Musik in jener Zeit, über den Zustand der Plattenindustrie und die Notwendigkeit von Fördermitteln sowie über einige seiner aktuellen Projekte und sein neues Album "Refuge" (Point of Departure). --- Noah Schaffer spricht mit dem Posaunisten Bill Lowe ebenfalls über den Saxophonisten Bill Barron, der Lowes Mentor war, über "Sweet Cane", sein jüngstes und erstes Album als Bandleader, über Musik in der Familie, über seinen Tagesablauf, als er in New York lebte, tagsüber als Englischlehrer arbeitete, dann in der Pit-Band von Broadway-Shows, dann mit Frank Fosters Big Band oder mit Alvin Aileys Dance Theatre und mit Latin-Bands, über seine Liebe zum Unterrichten und darüber, dass er nie "das Intellektuelle vom Musikalischen getrennt" habe, sowie über den Namen seiner Band, "The Signifyin' Natives" (The Boston Globe).

Giovanni Russonello ist fasziniert vom Sog des New Orleans Jazz und fragt Musiker, Schauspieler und Schriftsteller nach Aufnahmen, die sie spielen würden, um Freunde von der reichen Geschichte der Musik aus New Orleans zu überzeugen. Dafür spricht er mit dem Schauspieler Wendell Pierce (Louis Armstrongs "West End Blues"), dem Autor Ned Sublette (Piron's New Orleans Orchestra's "Bouncing Around"), der Forscherin Melissa A. Walker (Rebirth Brass Band's "Right Foot"), dem Schlagzeuger Adonis Rose (Leroy Jones' "New Orleans"), dem Saxophonisten Charlie Gabriel (Louis Armstrongs "Do You Know What It Means to Miss New Orleans"), dem Autor Giovanni Russonello (Sweet Emma Barretts "None of My Jelly Roll"), dem Pianisten Courtney Bryan (Improvisation Arts Quintet's "River Niger"), dem Musiker P. J. Morton (Louis Armstrongs "On the Sunny Side of the Street"), der Sängerin Tarriona Ball (Chocolate Milk's "Groove City") sowie dem Autor Marcus J. Moore (Chief Xian aTunde Adjuah's "Guinnevere") (New York Times). --- Nicky Schrire spricht mit der dänischen Saxophonistin Cecilie Strange über den Spagat zwischen ihrer Rolle als Mutter und Musikerin (London Jazz News).

Julian Lucas wirft einen Blick auf die Karriere der Harfenistin Dorothy Ashby und erklärt, wie sie sich in der High School in das Instrument verliebte, wie sie in den 1950er Jahren Teil der lebendigen Jazzszene von Detroit wurde und welche Hindernisse sowohl ihr Instrument als auch die Tatsache, dass sie eine Frau war, in der Jazzwelt bedeuteten. Er schreibt über den Erfolg ihrer Alben in den späten 1950er und 1960er Jahren, über eine Kolumne, die sie für die Detroit Free Press schrieb, über "psychedelischere" Alben, die sich auf afrikanische und asiatische Einflüsse stützten, und er findet heraus, dass sie auch auf einer ganzen Reihe von Platten populärerer Künstler:innen zu hören war (The New Yorker). --- K. Shriver spricht mit der aus Nigeria stammenden Sängerin Douyé über ihren Approach an Standards, bei dem sie sich "mit dem Spirit der einzelnen Songs verbindet, um diese direkter verstehen zu können", über ihre Zusammenarbeit mit Lionel Loueke und Buster Williams sowie darüber, wie sowohl Frank Sinatra als auch ihre afrikanische Herkunft in ihren Interpretationen des Great American Songbook hörbar sind (The Nigerian Voice).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Saxophonisten Vincent Lato im Alter von 77 Jahren (Go Local Prov), des Pianisten George Winston im Alter von 73 Jahren (Brooklyn Vegan), des Schlagzeugers Dave Koether im Alter von 79 Jahren (MLive), der brasilianischen Sängerin Astrud Gilberto im Alter von 83 Jahren (BBC, New York Times), des Klarinettisten Kim Cusack im Alter von 84 Jahren (Jazz Lives), des schwedischen Pianisten Stefan Nilsson im Alter von 67 Jahren (SVT Nyheter), des Schlagzeugers und Toningenieurs Joachim Luhrmann im Alter von 71 Jahren (NOZ) sowie des Organisten Reuben Wilson im Alter von 88 Jahren (NPR).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Wir stellen ein:
Direktor:in des Jazzinstituts Darmstadt
Sie suchen einen neuen Job? Hier ist einer: Die Wissenschaftsstadt Darmstadt sucht zum 1. Februar 2024 eine neue Leitung fürs Jazzinstitut Darmstadt, eine städtische Kultureinrichtung mit internationalem Renommee. Wenn Sie diesen Newsletter erhalten, wissen Sie um die Bandbreite unserer Arbeit als Archiv, als Dokumentations- und Informationszentrum, als Lobbyorganisation für Jazz und improvisierte Musik in Deutschland und darüber hinaus, als Partner für regionale Aktivitäten, als Veranstalter von Tagungen, Workshops und Konzerten, als Herausgeber von Büchern und Artikeln, als Impulsgeber und Förderer für Forschung und andere Aktivitäten rund um den Jazz. Dabei sind wir zwar nur zu dritt (plus einige ehrenamtliche Kolleg:innen), aber mit der Unterstützung der Stadt können wir eine Menge erreichen. Die Stellenausschreibung für die Leitung des Jazzinstituts Darmstadt ist seit dem 7. Juni online, die Bewerbungsfrist endet am 12. Juli 2023. Weitere Informationen über die Aufgaben finden Sie in der Ausschreibung; bei inhaltlichen Fragen können Sie sich gern an uns wenden, bei Verfahrensfragen zur Bewerbung an die Personalabteilung der Stadt.
(https://karriere.darmstadt.de/stellenangebot.html?yid=1637

Jan Kricke: Jazz Frames
Das Museum Künstlerkolonie auf der Darmstädter Mathildenhöhe zeigt zurzeit eine faszinierende Ausstellung des Fotografen Jan Kricke, dessen Arbeiten von Licht und Schatten handeln, von Naturstrukturen und urbaner Energie. In Jazzkreisen ist Kricke aber auch als Konzertfotograf bekannt, dessen Aufnahmen etwa von Wayne Shorter, Albert Mangelsdorff, Anja Lechner, Charles Lloyd, Matthew Shipp und vielen anderen sich in Fachzeitschriften und Album-Notes finden. Und seine Naturfotografie wurde als Coverart für mittlerweile weit über 30 Alben des Münchner Plattenlabels ECM verwendet. Über den Zusammenhang zwischen Jazz und Fotografie auf ganz unterschiedlichen Ebenen und den Einfluss der Musik auf sein gegenwärtiges Schaffen spricht Kricke am Donnerstag, den 15. Juni 2023, um 18:30 Uhr mit Wolfram Knauer. Das Gespräch wird moderiert von Philipp Gutbrod, dem Direktor des Instituts Mathildenhöhe. Wenn Sie in der Nähe sind, schauen Sie vorbei... (Mathildenhöhe Darmstadt) 

Darmstädter Musikgespräch
Neue Musik / Jazz: Who Cares?
In diesem Jahr finden sowohl die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik als auch das Darmstädter Jazzforum statt, zwei international beachtete Veranstaltungen, in denen viel Musik erklingt, aber auch über die Gegenwart und Zukunft der aktuellen Musik gesprochen wird. Beim Darmstädter Musikgespräch fragt Moderator Thomas Schäfer (Internationales Musikinstitut) den Komponisten Arne Gieshoff (Akademie für Tonkunst), die Musikwissenschaftlerin Melanie Wald-Fuhrmann (Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik) und den Jazzforscher Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt) danach, was Genrebezeichnungen wie Jazz oder Neue Musik eigentlich noch bedeuten im 21sten Jahrhundert, wie sie innerhalb der Szenen wahrgenommen werden und welche Bedeutung sie für das Publikum haben. Das Darmstädter Musikgespräch findet im ehemaligen Wohn- und Atelierhaus des Komponisten Hans-Ulrich und der Künstlerin Roma Engelmann statt, Ludwig-Engel-Weg 15 (Rosenhöhe), 64287 Darmstadt. Termin: Mittwoch, 28. Juni 2023, 20-21.30 Uhr. Eintritt: frei (Darmstädter Musikgespräch).

Song of the Shank
Letzte Woche waren wir begeistert von der Uraufführung des Monodramas "Song of the Shank" von George Lewis, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jeffery Renard Allen, aufgeführt vom Ensemble Modern (Leitung: Vimbayi Kaziboni) mit Gwendolyn Brown (dramatische Altstimme) und Hermann Kretzschmar (Klavier) (Ensemble Modern). George Lewis wird im August in Darmstadt sein, genauso wie Anthony Braxton, Tyshawn Sorey und andere bei den alle zwei Jahre stattfindenden Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik (Darmstädter Ferienkurse). Teil der Ferienkurse ist diesmal auch eine zweitägige Konferenz über Anthony Braxton (Braxton conference) sowie die Vorstellung eines neuen, von Harald Kisiedu und George Lewis herausgegebenen Buchs mit dem Titel "Composing While Black. Afrodiasporische Musik heute" (Wolke-Verlag). 

Kisten verschieben (2: fast fertig)
Mit Hilfe eines Umzugsunternehmens und zweier Studenten konnten wir letzte Woche mehr als 400 Kartons ins neue Kunstdepot der Stadt umziehen. Die meisten Kartons befanden sich zuvor in einem Außenlager, das wir die letzten fünfzehn Jahren angemietet hatten, etwa 70 Kartons wurden von unserem Hauptstandort, dem historischen Kavaliershaus im Darmstädter Stadtteil Bessungen, umgezogen.

Destination Unknown: The Future of Jazz
Es gibt kleine Änderungen im Konzertprogramm des 18. Darmstädter Jazzforums im Herbst: Wir freuen uns für das Schlusskonzert am Samstag, den 30. September, das Quintett des Saxophonisten Frank Gratkowski featuring Ingrid Laubrock gewonnen zu haben. Gratkowski ist zugleich einer der Referenten während der Konferenz, spricht am Tag zuvor über seine ganz persönliche Vision der Zukunft von Jazz und improvisierter Musik. Merken Sie sich schon jetzt den Termin vor: 27./28. bis 30. September 2023. Mehr hier: Destination Unknown sowie auf dem korrespondierenden Blog, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zum Thema diskutieren.

R.I.P. Helmut Lücke
Sie kennen Helmut Lücke wahrscheinlich nicht, aber für uns war er mehr als 15 Jahre lang eine feste Größe. Helmut Lücke bot uns Mitte der 2000er Jahre seine ehrenamtliche Mitarbeit an, katalogisierte seither vor allem CDs, Neuerscheinungen genauso wie Schenkungen. Er katalogisierte sie nicht nur, sondern er hörte auch in die Musik hinein und entwickelte dabei im Laufe der Jahre seinen eigenen Jazzgeschmack weiter. Er besuchte unsere Konzerte und war für neue musikalische Abenteuer immer offen, auch wenn - oder gerade wenn - er mal nicht ganz verstand, worum es dabei ging. Genau diese Art von Herausforderung nämlich gefiel ihm, und es war ihm wichtig, seine Erfahrungen anschließend mit uns zu teilen. Helmut Lücke war ein leidenschaftlicher Wanderer, der sicher alle guten Wanderwege im Odenwald kannte. Am meisten aber strahlten seine Augen, wenn er von seinen "Enkelchen" erzählte. Anfang Mai rief uns Helmut Lücke aus dem Krankenhaus an und teilte uns mit, dass er wahrscheinlich nicht mehr zur Arbeit kommen würde. Er wurde zur palliativen Pflege nach Hause entlassen und starb kurz darauf am 30. Mai 2023 im Alter von 81 Jahren. Wir vermissen ihn sehr.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

Zurzeit ist unsere Telefonanlage defekt. Wundern Sie sich also nicht, wenn nach einigen Klingeltönen das Besetztzeichen oder eine Fehlermeldung kommt. Wir hören und sehen Ihren Anruf und rufen in der Regel sofort zurück.

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