(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
15. bis 28. Juni 2023 | Ausgabe 12/2023 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Matthew Richie spricht mit dem Pianisten Lonnie Liston Smith über Jazz als amerikanisches Kulturgut, darüber, wie er mit Gospelmusik aufgewachsen ist und durch den Vater eines Freundes, der eine Platte von Charlie Parker auflegte, für Jazz begeistert wurde, sowie über sein aktuelles Album "Jazz Is Dead" (Passion of the Weiss). --- Lewis Porter setzt seine Serie über Art Tatums "avantgardistische" Seite fort und hört sich zwei weitere Interpretationen von "Body and Soul" an (Playback with Lewis Porter).

Phil Freeman hört sich Aufnahmen an, die Peter Brötzmann mit marokkanischen Gnawa-Musikern machte, und spricht mit Brötzmann darüber, wie es zu diesem Projekt kam (Burning Ambulance; das Interview erschien, bevor die Nachricht von Brötzmanns Tod bekannt wurde). --- Stephan Kunze spricht mit der Bassistin/Sängerin/Songwriterin Meshell Ndegeocello über die ersten drei Jahre ihres Lebens, die sie in Deutschland verbrachte, über ihren aktuellen Aktivismus als Schwarze Künstlerin und queere Person, darüber, dass sie ihre Musik als Black American Music sieht, anstatt sich auf bestimmte Genres zu beziehen, sowie über ihr aktuelles Album "The Omnichord Real Book" (Die Zeit).

Marcus J. Moore hört eine neu erschienene Compilation der Musik von Horace Tapscott und erinnert an den Pianisten und Komponisten als treibende Kraft der Jazzszene von Los Angeles in den 1960er Jahren, wo er 1961 das Pan Afrikan Peoples Arkestra und etwa zur gleichen Zeit das Kollektiv Union of God's Musicians and Artists Ascension gründete. Moore erinnert an Tapscotts Karriere, seine Tourneen mit Lionel Hampton, seinen musikalischen Aktivismus während der Unruhen in Watts 1965 und spricht mit dem Sänger Dwight Trible, der seit 1987 mit dem Arkestra auftritt, und mit dem Schlagzeuger Mekala Sessions, der die Band heute leitet (New York Times). --- Nate Chinen sieht sich einen Livestream von "Unearthed" an, ein Stück, das der Schlagzeuger Kendrick Scott zum Gedenken an die Sugar Land 95 komponiert hat, Opfer des Sträflingsleasings zwischen 1878 und 1911, deren Überreste 2018 in Sugar Land, Texas, entdeckt wurden (The Gig).

Jim Johnson spricht mit dem Bassisten Christian McBride über seine Jugend in Philadelphia, über seinen Wechsel nach New York, wo er klassischen Bass studierte und bald Teil der lebendigen New Yorker Jazzszene war, über seine Moderatorentätigkeit für die Sendung "Jazz Night in America" auf NPR seit 2014 sowie über seine aktuelle Band "New Jawn" (KGOU). --- Klaus Irler besucht das Elbjazz Festival in Hamburg (die tageszeitung).

Lee Mergner listet seine Top Ten von Jazz-Solos auf klassischen Rock- und Pop-Hits auf, konkret Randy Brecker mit Bruce Springsteen, Michael Brecker mit Paul Simon, David Sanborn mit David Bowie, Jaco Pastorius mit Joni Mitchell, Phil Woods mit Billy Joel, Wayne Shorter mit Steely Dan, Sonny Rollins mit den Rolling Stones, Dizzy Gillespie mit Stevie Wonder, Chet Baker mit Elvis Costello und Branford Marsalis mit Sting (WBGO). --- Lewis Porter setzt seine Serie über Miles Davis' Composers Credits fort und schreibt über "Nardis", das Miles zugeschrieben wird, obwohl es immer wieder Gerüchte gab, Evans habe das Stück komponiert und an den Trompeter verkauft. Porter argumentiert, die harmonische Sprache von "Nardis" spiegele Miles' harmonische Interessen zu jener Zeit wider, er nennt aber auch andere Gründe, darunter Statements von Bill Evans selbst, der bestätigt, dass das Stück eine Miles Davis-Komposition gewesen sei (Playback with Lewis Porter Teil 1; Playback with Lewis Porter Teil 2).

John Edward Hasse feiert den 75. Jahrestag der 1948 eingeführten Langspielplatte (Wall Street Journal), Jens Balzer schließt sich ihm an (Die Zeit). --- Michael J. West spricht mit dem Saxophonisten David Murray über sein aktuelles Quartett mit der Pianistin Marta Sanchez, dem Bassisten Luke Stewart und dem Schlagzeuger Russell Carter, über seine Erfahrungen im Jazz Business seit Mitte der 1970er Jahre und die Erkenntnis, dass "fast alle meine Leute nicht mehr da sind", sowie über den Einfluss, den die viel jüngeren Musiker seiner aktuellen Band auf seinen eigenen musikalischen Ansatz haben (Washington Post).

Lewis Porter veröffentlicht den dritten Teil eines Gesprächs aus dem Jahr 1964 zwischen dem Kritiker Ira Gitler und den Schlagzeugern Tony Williams, Art Blakey, Cozy Cole und Mel Lewis (Playback with Lewis Porter). --- Wir erhielten gerade die DVD "Talking to You. Christof Lauer", eine Dokumentation über den Saxophonisten von der Filmemacherin Lucie Herrmann (Talking to You). --- Ted Gioia erklärt, wie er nach anfänglicher Abneigung gegen die Musik von Steely Dan schließlich zum "Dan stan", also zum Stelly Dan-Fan wurde (The Honest Broker).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Saxophonisten Bob Martin im Alter von 74 Jahren (London Jazz News), des Perkussionisten Tom Nicholas im Alter von 85 Jahren (Organissimo), des Ragtimepianisten Max Morath im Alter von 96 Jahren (New York Times), des Saxophonisten Peter Brötzmann im Alter von 82 Jahren (TAZ, Frankfurter Allgemeine Zeitung, NPR, Nowhere Street, The Guardian, The Blue Moment, Le Monde, SWR, Die Zeit: eines seiner letzten Interviews), des Posaunisten Dave Martell im Alter von 63 Jahren (YouTube), des spanischen Pianisten Lucky Guri im Alter von 73 Jahren (ES Euro), des spanischen Gitarristen Emili Baleriola im Alter von 71 Jahren (El Punt Avui), des italienischen Kritikers Adriano Mazzoletti im Alter von 87 Jahren (Giornale della Musica), des Journalisten Robert Gottlieb im Alter von 92 Jahren (Washington Post), des kubanischen Gitarristen Martin Rojas im Alter von 79 Jahren (Nation World News), des Schlagzeugers Jackie Williams im Alter von 90 Jahren (Syncopated Times), sowie des Posaunisten Tim Williams im Alter von 65 Jahren.

Aus der Welt der Jazzforschung

Louis Armstrong Center
Das Louis Armstrong House Museum in Corona, Queens, New York, ist seit langem ein Anziehungspunkt für viele Besucher, die sich für die Geschichte der afroamerikanischen Musik interessieren oder von den Aufnahmen Satchmos fasziniert sind. Am 6. Juli wird das Louis Armstrong Center eröffnet, direkt gegenüber dem ehemaligen Wohnhaus des Trompeters und Sängers. Das Zentrum wird interaktive Veranstaltungen anbieten, in denen die Archive von Satchmo und seiner Frau Lucille lebendig werden sollen. Das Zentrum umfasst einen Spielort für Konzerte, Vorträge, Filme und Konferenzen. Die erste Ausstellung "Here to Stay", die vom Pianisten Jason Moran kuratiert wird, zeigt Armstrong als großartigen Künstler wie auch als Archivar, der "sein eigenes Leben durch eine Vielzahl von Medien dokumentierte: mithilfe der Kamera, der Schreibmaschine, dem Tonbandgerät und seiner ikonischen Musik" (Time Out, Louis Armstrong Center).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörte "Vergnügen in Besatzungszeiten. Begenungen in westalliierten Offiziers- und Soldatenclubs in Deutschland, 1945-1955", von Lena Rudeck (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

Wir stellen ein:
Direktor:in des Jazzinstituts Darmstadt
Lust auf den schönsten Job der Welt? Sie können sich noch bis zum 12. Juli bewerben: Die Wissenschaftsstadt Darmstadt sucht zum 1. Februar 2024 eine neue Leitung fürs Jazzinstitut Darmstadt, eine städtische Kultureinrichtung mit internationalem Renommee. Wenn Sie diesen Newsletter erhalten, wissen Sie um die Bandbreite unserer Arbeit als Archiv, als Dokumentations- und Informationszentrum, als Lobbyorganisation für Jazz und improvisierte Musik in Deutschland und darüber hinaus, als Partner für regionale Aktivitäten, als Veranstalter von Tagungen, Workshops und Konzerten, als Herausgeber von Büchern und Artikeln, als Impulsgeber und Förderer für Forschung und andere Aktivitäten rund um den Jazz. Dabei sind wir zwar nur zu dritt (plus einige ehrenamtliche Kolleg:innen), aber mit der Unterstützung der Stadt können wir eine Menge erreichen. Die Stellenausschreibung für die Leitung des Jazzinstituts Darmstadt ist seit dem 7. Juni online, die Bewerbungsfrist endet am 12. Juli 2023. Weitere Informationen über die Aufgaben finden Sie in der Ausschreibung; bei inhaltlichen Fragen können Sie sich gern an uns wenden, bei Verfahrensfragen zur Bewerbung an die Personalabteilung der Stadt.(https://karriere.darmstadt.de/stellenangebot.html?yid=1637

Darmstädter Musikgespräch
Neue Musik / Jazz: Who Cares?
In diesem Jahr finden sowohl die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik als auch das Darmstädter Jazzforum statt, zwei international beachtete Veranstaltungen, in denen viel Musik erklingt, aber auch über die Gegenwart und Zukunft der aktuellen Musik gesprochen wird. Beim Darmstädter Musikgespräch fragt Moderator Thomas Schäfer (Internationales Musikinstitut) den Komponisten Arne Gieshoff (Akademie für Tonkunst), die Musikwissenschaftlerin Melanie Wald-Fuhrmann (Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik) und den Jazzforscher Wolfram Knauer (Jazzinstitut Darmstadt) danach, was Genrebezeichnungen wie Jazz oder Neue Musik eigentlich noch bedeuten im 21sten Jahrhundert, wie sie innerhalb der Szenen wahrgenommen werden und welche Bedeutung sie für das Publikum haben. Das Darmstädter Musikgespräch findet im ehemaligen Wohn- und Atelierhaus des Komponisten Hans-Ulrich und der Künstlerin Roma Engelmann statt, Ludwig-Engel-Weg 15 (Rosenhöhe), 64287 Darmstadt. Termin: Mittwoch, 28. Juni 2023 (ja, heute!), 20-21.30 Uhr. Eintritt: frei (Darmstädter Musikgespräch)

Destination Unknown: The Future of Jazz
Das Progamm fürs 18. Darmstädter Jazzforums steht, das Thema, also wie wir uns die Zukunft des Jazz vorstellen, ist nach wie vor tägliches Gesprächsthema im Jazzinstitut, in unseren Gesprächen mit Kollegen, Musikern, Journalisten, Wissenschaftlern, Studenten und Fans. Der neueste Blogeintrag zum Jazzforum greift eines dieser Themen auf: die Diskussion über Diversität und Vielfalt im heutigen Jazz. Der Beitrag gibt nur eine, dazu noch ganz persönliche Perspektive wider, verweist daneben aber auch auf die lebhaften Diskussionen, die wir uns im Herbst erhoffen. Merken Sie sich schon jetzt den Termin vor: 27./28. bis 30. September 2023. Mehr hier: Destination Unknown sowie auf dem korrespondierenden Blog, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zum Thema diskutieren.

Glückwunsch an den Wolke Verlag
Unsere Zusammenarbeit mit dem Wolke Verlag reicht bis in die Zeit vor der Gründung des Jazzinstituts zurück. Der Hofheimer Verlag mit Schwerpunkt auf Jazz und Neue Musik hat alle bislang 17 Bände der "Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung" herausgebracht, die unser Darmstädter Jazzforum dokumentieren. Jetzt wird Peter Mischung, Gründer und Leiter des kleinen unabhängigen Verlags, mit dem mit 20.000 Euro dotierten Hessischen Verlagspreis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es, Peter Mischung habe "eindrucksvoll die große Bandbreite und hohe Qualität des verlegerischen Arbeitens in Hessen mit Publikationen gezeigt, die ein ungeheures Spek­trum abdecken – mit großen Namen und ebenso Entdeckungen". Geehrt werde der Verlag "für die Qualität einzelner Titel und die schöne Gestaltung vieler Bände wie für sein konsequentes Programm". Wir freuen uns, sind stolz auf unsere langjährige Zusammenarbeit und werden auf jeden Fall mit dabei sein, wenn Mischung den Preis Mitte Juli aus den Händen der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst entgegennimmt (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wolke Verlag).

Virtueller Besuch in Paris
Wir nahmen an einer eintägigen, von Laurent Cugny, Jérôme Fronty und Martin Guerpin organisierten Konferenz in der Bibliothèque Nationale de France in Paris teil, bei der es um Jazzarchive im allgemeinen ging sowie um den Umgang mit öffentlichen Jazzsammlungen. Zu den Referent:innen gehörten Anne Legrand (über den Erwerb der Sammlung Charles Delaunay), Pierre Fargeton (über die Sammlungen von André Hodeir und Hugues Panassié), Yavier Prévost (über das André-Francis-Archiv bei Radio France), François Lacharme (über das Francis-Paudras-Archiv), Hugo Rodriguez (über die Sammlung Toots Thielemans in der Bibliothèque Royale de Belgique), John Edward Hasse (über die Sammlungen des Smithsonian National Museum of American History), Martin Guerpin (über BiblioJazz und eine Anthologie französischer Schriften zum Jazz, 1918-1929), Stéphane Audard (über den fonds pédagogique Jean-Louis Chautemps) sowie unabhängige Sammler und Forscher wie Philippe Baudoin, Dan Vernhettes und Alexandre Litwak. John Hasse und Wolfram Knauer wurden über ZOOM zugeschaltet, Knauer mit einem kurzen Vortrag über "Window to the Past, Enabler for the Present. A jazz archive as a source for scholars and discourse space for the music" (Journée d'étude. Actualité de la recherche sur le jazz en France).

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

Unsubscribe   |   Manage your subscription   |   View online
facebook  youtube  soundcloud  instagram  vimeo 
Jazzinstitut Darmstadt
Bessunger Strasse 88d | 64285 Darmstadt | Germany
The Jazzinstitut is an institution of the City of Sciences Darmstadt | Das Jazzinstitut ist eine Einrichtung der Wissenschaftsstadt Darmstadt