(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
10. August bis 6. September 2023 | Ausgabe 16/2023 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Terry Gross spricht mit dem Pianisten Jason Moran über seine Recherchen zur Musik von James Reese Europe und das daraus resultierende Album "From the Dancehall to the Battlefield" (NPR). --- Philip Freeman hört und reflektiert die Musik der Saxophonistin Zoh Amba (Burning Ambulance).

Lewis Porter setzt seine Serie von Filmausschnitten mit Charlie Parker mit einigen "stillen Sekunden" von Birds Schwedentournee im Jahr 1950 fort (Playback with Lewis Porter). --- Martin Chilton erzählt, wie der Jazz Dichter der Beat-Generation wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg beeinflusste (U Discover Music).

Miles Marshall Lewis, Wesley Morris, Niela Orr und Tom Breihan feiern den 50. Geburtstag des Hip-Hop (New York Times Magazine). --- Marcus J. Moore spricht mit der Bassistin und Sängerin Meshell Ndegeocello über die Inspirationsquellen für ihre Musik und über ihr jüngstes Album "The Omnichord Real Book" (Washington Post).

Jessica Wood berichtet, wie es gelang, zwei bislang unveröffentlichte Mitschnitte von John Coltrane im Institute of Sound der New York Public Library zu entdecken (New York Public Library). --- Lewis Porter setzt seine Untersuchung der Aufnahmen fort, die Louis Armstrong 1923 mit King Olivers Band gemacht hat, und fragt: "Wer hat den 'Dipper Mouth Blues' geschrieben?", wobei er die verschiedenen Hinweise diskutiert, die das Stück über die Jahre entweder Oliver, Armstrong oder Lil Hardin/Armstrong zuschrieben (Playback with Lewis Porter). Porter fragt außerdem nach dem Konzept von Improvisation und Komposition in diesen frühen Aufnahmen (Playback with Lewis Porter).

Ted Gioia erinnert daran, wie 1922 eine Mrs. Martha Lee aus Baltimore alle möglichen Gründe fand, warum Jazz nicht gut für die Jugend der Nation war und deshalb verboten werden sollte, genauso wie Alkohol in den Jahren der Prohibition (The Honest Broker). --- Breanna Palmer spricht mit dem Pianisten Ronnie Fells, der nach einem Schlaganfall sein Augenlicht und die Lust am Spielen verlor, nun aber mit Hilfe seiner Freunde hofft, wieder auf die Bühne zurückkehren zu können (The Kansas City Star).

Anna Lofgren spricht mit dem Keyboarder DJ Harrison und dem Trompeter Marcus Tenney von der Band Butcher Brown, mit dem Pianisten Matthew Whitaker sowie mit dem Pianisten und Schlagzeuger Julius Rodriguez, die sie alle als "aufsteigende Stars des Newport Jazz Festivals" bezeichnet (What's Up Newport). --- Beatriz Miranda erinnert an den brasilianischen Gitarristen Bola Sete (The Guardian).

Helena Quarck berichtet über finanzielle Probleme des Festivals "Em Bebbi sy Jazz" in Basel (BZ Basel). --- Harmony Holiday reflektiert über ihre Freundschaft und Jazzgespräche mit dem Kulturtheoretiker und Dichter Fred Moten (Los Angeles Times).

Anlässlich seines 88. Geburtstags spricht Florence Baeriswyl mit dem Schweizer Saxophonisten und Pionier der elektronischen Musik Bruno Spoerri über seine lange Karriere zwischen Jazz, elektronischer Musik und als kommerzieller Komponist (SRF). --- Phil Freeman erklärt, warum die Musik von Chick Coreas Elektric Band für ihn veraltet klingt (Burning Ambulance).

Den Parlamentsnachrichten aus dem Deutschen Bundestag entnehmen wir, dass es derzeit keine Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Berlin für das geplante "House of Jazz - Zentrum für Improvisierte Musik" gibt (Deutscher Bundestag). --- Christoph Wagner besucht das legendäre MPS-Studio in Villingen im Schwarzwald, sieht einen neuen Dokumentarfilm von Micha Bojanowski und Sascha Schmidt und erfährt, dass das Studio unter Denkmalschutz steht, aber regelmäßig für Konzerte und Aufnahmen genutzt wird (Badische Zeitung).

Demien Vernieri spricht mit der kanadischen Pianistin Amanda Tosoff (Toronto Guardian). --- Russell Gray berichtet, dass Rashida Phillips, Leiterin des American Jazz Museum in Kansas City, zurückgetreten ist, um "anderen Interessen nachzugehen" (Kansas City Business Journal).

In einem sehr persönlichen Essay erinnert sich Lewis Porter an seinen allerersten Besuch im Village Vanguard im Jahr 1966 und an seine Freundschaft mit dem Schlagzeuger und Anwalt Pete La Roca (Playback with Lewis Porter). --- Veronica Johnson spricht mit der Geigerin Regina Carter (Model D Media).

Blogger "gsohn" erinnert an den Journalisten Reginald Rudorf (Ich sag mal). --- Lewis Porter setzt seine Serie über "jeden Filmclip Charlie Parkers" fort und kommentiert den berühmten Down Beat Award Clip von 1952, in dem Bird und Dizzy Gillespie "Hot House" spielen (Playback with Lewis Porter [1], Playback with Lewis Porter [2], Playback with Lewis Porter‚ [3]) .

Walter Allen spricht mit dem blinden Saxophonisten und Pädagogen Matt Weihmuller (Fox 13 News). --- Kelsi Thorud berichtet über den Black Cat Jazz Supper Club in San Francisco, der aufgrund der Straßenkriminalität in der Nachbarschaft beschlossen hat, seine Shows früher am Abend zu beginnen, damit die Besucher noch vor Mitternacht wieder zuhause sind (CBS News).

Neal Broverman spricht mit dem Saxophonisten Dave Koz über seine Auftritte in der Hollywood Bowl, über eine musikalische Kreuzfahrt und darüber, dass er seine Haare nicht mehr färbt (Advocate). --- Michael Ernst feiert den Schlagzeuger Günter 'Baby' Sommer aus Anlass seines 80. Geburtstags (Musik in Dresden).

Shriram Iyengar spricht mit den indischen Sängerinnen Vasundhara Vee, Sonia Saigal, Dominique Cerejo, Merlin D'Souza und Radha Thomas über den Stand des Jazz in Indien (Mid-Day). --- Stella Lorenz spricht mit dem Pianisten und Produzenten Matthias Vogt (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Ted Gioia plädiert für mehr Jazz-Vinyl-Cafés nach dem Vorbild der Jazz-Kissa in Japan (The Honest Broker). --- Vinnie Sperrazza spricht mit Schlagzeuger Josh Dion (Chronicles).

Ted Gioia fragt, welche Trompeter in den 1930er Jahren mit Louis Armstrong mithalten konnten, und diskutiert dann Aufnahmen von Jabbo Smith, Hot Lips Page, Bubber Miley, Henry Red Allen, Bix Beiderbecke, Frankie Newton, Bunny Berigan und Roy Eldridge (The Honest Broker). --- Michelle Mercer schreibt über ihre Erfahrungen als Beraterin und Interviewpartnerin für Dorsay Alavis Dokumentarfilm "Wayne Shorter. Zero Gravity" (Call & Response).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Klarinettisten Dietrich Geldermacher (Geldern) im Alter von 86 Jahren (VRM Trauer), des Schlagzeugers Pete Magadini im Alter von 81 Jahren (Facebook: Pete Magadini), des Veranstalters Nate Lawrence im Alter von 80 Jahren (Our Quad Cities), des Veranstalters Robert L. Jones im Alter von 86 Jahren (The Ridgefield Press), der südafrikanischen Sängerin Sylvia Mdunyelwa im Alter von 74 Jahren (The Conversation), des französischen Saxophonisten Robert Pettinelli im Alter von 97 Jahren (France Info), des Posaunisten Curtis Fowlkes im Alter von 73 Jahren (Facebook: John Lurie), des Pianisten Lee Evans im Alter von 90 Jahren (Jazz Passings), des Posaunisten William Shepherd im Alter von 89 Jahren (Waterloo Cedar Falls Courier), des ungarischen Bassisten Mátyás Szandai im Alter von 46 Jahren (JazzMa), des schwedischen Trompeters Bosse Broberg im Alter von 85 Jahren (Upsala Nya Fidning), des Schlagzeugers Billy Brooks im Alter von 80 Jahren (Der Bund), des Posaunisten Morgan Powell im Alter von 85 Jahren (The News-Gazette), des schwedischen Saxophonisten Frans Sjöström im Alter von 78 Jahren (Bebop Spoken Here), des japanischen Klarinettisten Ryoichi Kawai im Alter von 83 Jahren (Jazz Passings), des Soziologen und Pianisten Howard S. Becker im Alter von 95 Jahren (Deutschlandfunk Kultur), des Produzenten Jerry Moss im Alter von 88 Jahren (WPXI), des Musikagenten Clarence Avant im Alter von 92 Jahren (NPR), des Trompeters Tom Williams im Alter von 61 Jahren (Washington City Paper), sowie des britischen Pianisten und Komponisten Peter Dickinson im Alter von 88 Jahren (The Telegraph).

Aus der Welt der Jazzforschung

Eubie Blake's "Shuffle Along"
Klaus Pehl, Klarinettist und Forscher über Ragtime und frühen Jazz, hat eine Studie über die Show "Shuffle Along" von Eubie Blake und Noble Sissle aus dem Jahr 1921 veröffentlicht. Er kommentiert darin eine Neubearbeitung der Orchesterpartitur und bietet Links zu den meisten Instrumentalstimmen sowie zu veröffentlichten Noten und Brass-Band-Arrangements einzelner Songs aus der Show. Eine wahre Fundgrube an historischen Dokumenten (Klaus Pehl).

Leszek Żądło
Im Juni 2023 luden Slawek und Ela Heller den Saxophonisten Leszek Żądło zu einem Gespräch über sein Leben und seine Musik zwischen Polen und Deutschland ein. Ein Video seiner Erinnerungen ist jetzt online zu sehen (YouTube).

Louis Armstrong in East Germany
Das Minsk Kunsthaus in Potsdam zeigt eine Ausstellung über Louis Armstrongs Tournee durch die DDR im Jahr 1965 und die Wirkung, die Satchmos internationaler Erfolg jenseits des Eisernen Vorhangs auf den Trompeter haben musste. Die Ausstellung geht beispielsweise der Frage nach, was die Diskrepanz zwischen Armstrongs Popularität auf der ganzen Welt und der anhaltenden Erfahrung von Rassismus in den Vereinigten Staaten über die Lebenswirklichkeit von Musiker:innen damals (und heute?) aussagt. Die von Paola Malavassi und Jason Moran kuratierte Ausstellung wird am 16. September 2023 eröffnet und läuft bis zum 4. Februar 2024; ein begleitender Katalog ist in Druck (Das Minsk).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörten "De Motu", von Evan Parker; "Jazzklubs und Jazzmusiker in Thüringen 1959-1989. Eigensinn, Aneignung und die Praktiken sozialistischer Kulturpolitik", von Martin Breternitz; sowie "Prehistory of Jazz", von Maximilian Hendler (letzteres rezensiert von Andy Hamilton) (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz
Nur noch drei Wochen bis zum 18. Darmstädter Jazzforum vom 27.-30. September 2023. Letzte Änderungen und das komplette Programm einschließlich Bios und Abstracts der Papers und Panels sind jetzt online. Hier ein kurzer Abriss:

Ausstellung und Pre-Opening-Konzert:
Den Auftakt bilden die Ausstellung "The All of Everything" in der Galerie des Jazzinstituts und ein Eröffnungskonzert des Karja/Renard/Wandinger Trios am Mittwoch, 27. September, in unserem Gewölbekeller.

Konferenz:
Am Donnerstag (28. September) wird Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz die Konferenz eröffnen. Der erste Nachmittag steht unter dem Titel "Past and Future" und befasst sich mit der Frage, wie der Jazz irgendwie schon immer seine eigene Zukunft im Blick hatte. Beim anschließenden Panel sprechen wir darüber, wen diese Musik eigentlich erreicht und wen sie repräsentiert. Am Freitagmorgen (29. September: "Ancient to the Future") stehen Vorträge über Afrofuturismus sowie über die Bedeutung von "Jazz" in der heutigen Kulturlandschaft auf dem Programm. Am Nachmittag ("Was wäre wenn?") folgen eine Reihe an Statements von Musikern über das, was diese Musik sein kann und sein könnte, sowie ein Panel über kreative Räume. Der Samstagvormittag (30. September: "Am Wandel mitwirken") gibt Beispiele dafür, wie Musiker zu Aktivisten für den Wandel werden können. Der Nachmittag ("Es geht ums Ganze!") fasst die auf der Konferenz diskutierten Aspekte zusammen, fügt einige Überlegungen zum Studium des Jazz an Musikhochschulen hinzu und endet mit einer Podiumsdiskussion über das Privileg, in diesem Bereich tätig zu sein, und die damit aber auch verbundene Verantwortung.

Weitere Konzerte:
Es gibt zwei weitere Doppelkonzerte: Am Freitagabend (29. September) sind in der Centralstation die Band Athina Kontou and Mother sowie Jorik Bergman's Julius Eastman Project zu hören. Das Jazzforum endet am Samstagabend (30. September) in der Bessunger Knabenschule mit dem Trio Les Marquises und dem Frank Gratkowski Quintet featuring Ingrid Laubrock.

Besuch der Konferenz / Konzerttickets:
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, aber Sie helfen uns sehr, wenn Sie sich auf unserer Website registrieren. Eintrittskarten für die Konzerte sind an den jeweiligen Veranstaltungsorten erhältlich (siehe die Links zu den Vorverkaufsstellen auf unserer Website). Darüber hinaus wird es einen Livestream der Konferenz auf unserem YouTube-Kanal geben.

Weitere Information:
Mehr hier: Destination Unknown sowie auf dem korrespondierenden Blog, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zum Thema diskutieren.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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