(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
7. bis 20. September 2023 | Ausgabe 17/2023 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Oliver Hochkeppel (Süddeutsche Zeitung) und Katja Sebald (Süddeutsche Zeitung) sehen sich den neuen Dokumentarfilm "Jazzfieber - The Story of German Jazz" an. --- Der Posaunist Conny Bauer wird mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis ausgezeichnet - Wolfram Knauer vom Jazzinstitut war Mitglied der Jury (JazzZeitung).

Lewis Porter stellt einige Quellen zur Jazzforschung vor, die er regelmäßig nutzt (darunter auch den Jazz-Index des Jazzinstituts) (Playback with Lewis Porter). --- Marcus J. Moore befragt Musiker, Schriftsteller und Kritiker nach Platten des Schlagzeugers Max Roach, die sie empfehlen würden. Er spricht dafür mit dem Schlagzeuger Nate Smith ("Driva' Man"), der Schlagzeugerin und Produzentin Patricia Little ("Ghost Dance"), der Geigerin Chelsea Green ("Abstrutions"), dem Produzenten Joseph Patel ("Drums Unlimited"), der Radiomoderatorin Nicole Sweeney ("Freedom Day"), der Pädagogin Brandi Waller-Pace ("Joy Spring"), der Times-Redakteurin Elena Bergeron ("Percussion Discussion"), dem MC und Sänger Kokayi ("Garvey's Ghost"), der Radiomoderatorin Tanya Rahme ("The Profit"), dem Schriftsteller Martin Johnson ("Effi"), der Dichterin aja monet ("Tears for Johannesburg"), dem Schriftsteller und DJ John Murph ("The Dream/It's Time") sowie dem Filmregisseur Sam Pollard ("Parisian Thoroughfare") (New York Times).

Jürgen Kesting berichtet über den Niedergang der 1956 gegründeten Musikzeitschrift Fono Forum, die 1963 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik entwickelt hatte, aber in den letzten Jahren immer mehr Leser verlor (Frankfurter Allgemeine Zeitung). --- Alexis Petridis berichtet über das britische Ezra Collective, das gerade den Mercury Prize 2023 für sein Album "Where I'm Meant to Be" gewonnen hat. Damit ist es das erste Jazzensemble, das diesen prestigeträchtigen Musikpreis erhält (The Guardian).

Ethan Iverson feiert den Bassisten Wilbur Ware zu seinem hundertsten Geburtstag und entdeckt, wie sehr dieser Charlie Haden beeinflusst hat (Transitional Technology). --- Troy Collins spricht mit dem Saxophonisten und Jazzforscher Allen Lowe über die Auswirkungen einer schweren Krebsbehandlung auf seine musikalischen Aktivitäten, über sein jüngstes Album, das "eine Auseinandersetzung mit Leuten wie Nicholas Payton und Bill Frisell" sei, über Free Jazz und seine Bewunderung für einige der älteren Musiker, über seine Herangehensweise an Harmonik, über den Einfluss von Musikern, die ihn inspiriert haben, über Sun Ra und Rahsaan Roland Kirk (und Jaki Byard und Julius Hemphill), über seine Meinung zum aktuellen Musikmarkt sowie über ein Filmprojekt, an dem er gerade arbeitet (Point of Departure).

Gary G. Vercelli spricht mit dem Tabla-Virtuosen Zakir Hussain über die Fusion von Jazz und klassischer indischer Musik (Cap Radio). --- Seth Colter Walls hört sich zwei neue Aufnahmen von Kompositionen aus der Zeit vor dem Third Stream von James P. Johnson ("De Organizer") sowie Mary Lou Williams ("Zodiac Suite") an (New York Times).

Wolfgang Sandner liest Ilona Haberkamps Biografie der Pianistin Jutta Hipp (Frankfurter Allgemeine Zeitung). --- Nate Chinen zeigt sich beeindruckt von Cécile McLorin Salvants Interpretation von "America the Beautiful" bei den US Open (The Gig).

Lewis Porter beginnt eine Serie, die Aspekte von John Coltranes Album "A Love Supreme" untersucht (Playback with Lewis Porter Teil 1, Playback with Lewis Porter Teil 2). --- Hili Perlson berichtet über eine von Jason Moran und Paola Malavassi kuratierte Ausstellung über Louis Armstrongs DDR-Tournee im Jahr 1965 (ArtNet). Johann Frederik Paul (RBB) und Robert Miessner (TAZ) berichten ebenfalls.

Ethan Iverson sieht sich einen zweiteiligen Dokumentarfilm des Baritonsaxophonisten Joe Temperley aus dem Jahr 1990 an, in dem Buck Clayton, Milt Hinton, Sammy Price, Jimmy Heath, Ralph Moore, Mulgrew Miller und viele andere zu sehen und zu hören sind (Transitional Technology). --- Maxi Sickert spricht mit dem Saxophonisten Henry Threadgill über den Einfluss der AACM auf seine musikalische Entwicklung, über seinen kompositorischen Ansatz und die Frage, wo er darin Raum für Improvisation lässt, über sein 2021 erschienenes Album "The Other One" sowie über seine Ernennung zum Artist in Residence beim Jazzfest Berlin 2023 (Die Zeit).

Nate Chinen betont, wie wichtig die Unterstützung lokaler Zeitungen durch die Auflistung von Konzerten, Rezensionen und anderes mehr für die lokale Jazzszene ist und erinnert sich an seine eigene Arbeit für das Philadelphia City Paper und die New York Times (The Gig). --- Norbert Krampf spricht mit dem Bassklarinettisten Burkard Kunkel über seine Herangehensweise an die Improvisation, über sein Interesse am Bassetthorn und an der Zither sowie über die Verbindungen zwischen seiner Arbeit als Musiker und seiner Tätigkeit als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychotherapie (Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Lewis Porter erinnert sich an einen Besuch im Village Vanguard im Jahr 1966, bei dem er das Coleman Hawkins Quartet hörte (Playback with Lewis Porter). --- Ethan Iverson listet 17 Jazztitel auf, die sich, wie er findet, auf die Musik, das Werk und die Ideen von Charles Ives beziehen (Transitional Technology); in einem weiteren Beitrag reflektiert er über seine eigene musikalische Beziehung zu dem Komponisten (Transitional Technology). --- Andrew Gilbert spricht mit dem Saxophonisten Joshua Redman (Santa Cruz Sentinel).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Bassisten Richard Davis im Alter von 93 Jahren (Rolling Stone, Madison 365, WBGO, New York Times, Fox47), der Sängerin Andrea Pancur im Alter von 54 Jahren (JazzThing), des britischen Schlagzeugers Simon Pearson im Alter von 54 Jahren (London Jazz News), von Tracy Cole, dem Großneffen Nat King Coles, im Alter von 31 Jahren (Atlanta News First), des Saxophonisten Axel Jankowski im Alter von 62 Jahren (Lüneburger Landeszeitung), des Produzenten Jost Gebers im Alter von 83 Jahren (Free Jazz Blog, BR-Klassik), des britischen Schlagzeugers John Marshall im Alter von 82 Jahren (Jazz City, London Jazz News), des Saxophonisten Wolfgang Engstfeld im Alter von 72 Jahren (Jazz City, Rheinische Post), des Saxophonisten Al Hamme im Alter von 84 Jahren (Jazz Passings), des Pianisten Frank Owens im Alter von 90 Jahren (Memorial Haven), des südafrikanischen Bassisten Spencer Mbadu im Alter von 68 Jahren (Western Cape Government), sowie des Saxophonisten Charles Gayle im Alter von 84 Jahren (Rock and Roll Globe, Burning Ambulance).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehörten "Watching With My Ears. 20 Years Vision Festival New York", von Jorgo Schäfer; "Viersener Köpfe. Bekannte Bürger(innen) unserer Stadt und ihre Geschichte(n)", von Paul Eßer und Torsten Eßer; sowie "Formation. Building a Personal Canon, Part One", von Brad Mehldau (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz
Nur noch eine Woche bis zum 18. Darmstädter Jazzforum vom 27.-30. September 2023. Wir haben das Programmheft gerade an Interessierte verschickt, das Sie auch als PDF-Datei von unserer Website herunterladen können. Letzte Änderungen und das komplette Programm einschließlich Bios und Abstracts der Papers und Panels sind jetzt online. Hier ein kurzer Abriss:

Ausstellung und Pre-Opening-Konzert:
Den Auftakt bildet die Ausstellung "The All of Everything" in der Galerie des Jazzinstituts, die danach fragt, in welcher Musik wohl der Jazz der Zukunft erklingen wird; danach folgt ein Pre-Opening-Konzert des Trios Karja/Renard/Wandinger am Mittwoch, 27. September, im Gewölbekeller des Jazzinstituts.

Konferenz:
Am Donnerstag (28. September) wird Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz die Konferenz eröffnen. Der erste Nachmittag steht unter dem Titel "Past and Future" und befasst sich mit der Frage, wie der Jazz irgendwie schon immer seine eigene Zukunft im Blick hatte. Beim anschließenden Panel sprechen wir darüber, wen diese Musik eigentlich erreicht und wen sie repräsentiert. Am Freitagmorgen (29. September: "Ancient to the Future") stehen Vorträge über Afrofuturismus sowie über die Bedeutung von "Jazz" in der heutigen Kulturlandschaft auf dem Programm. Am Nachmittag ("Was wäre wenn?") folgen eine Reihe an Statements von Musikern über das, was diese Musik sein kann und sein könnte, sowie ein Panel über kreative Räume. Der Samstagvormittag (30. September: "Am Wandel mitwirken") gibt Beispiele dafür, wie Musiker zu Aktivisten für den Wandel werden können. Der Nachmittag ("Es geht ums Ganze!") fasst die auf der Konferenz diskutierten Aspekte zusammen, fügt einige Überlegungen zum Studium des Jazz an Musikhochschulen hinzu und endet mit einer Podiumsdiskussion über das Privileg, in diesem Bereich tätig zu sein, und die damit aber auch verbundene Verantwortung.

Weitere Konzerte:
Es gibt zwei weitere Doppelkonzerte: Am Freitagabend (29. September) sind in der Centralstation die Band Athina Kontou and Mother sowie Jorik Bergman's Julius Eastman Project zu hören. Das Jazzforum endet am Samstagabend (30. September) in der Bessunger Knabenschule mit dem Trio Les Marquises und dem Frank Gratkowski Quintet featuring Ingrid Laubrock.

Besuch der Konferenz / Konzerttickets:
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, aber Sie helfen uns sehr, wenn Sie sich auf unserer Website registrieren. Eintrittskarten für die Konzerte sind an den jeweiligen Veranstaltungsorten erhältlich (siehe die Links zu den Vorverkaufsstellen auf unserer Website). Darüber hinaus wird es einen Livestream der Konferenz auf unserer Website und unserem YouTube-Kanal geben.

Weitere Information:
Mehr hier: Destination Unknown sowie auf dem korrespondierenden Blog, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zum Thema diskutieren.

R.I.P. Jost Gebers
Nur drei Monate nach Peter Brötzmann hat uns Jost Gebers verlassen, erst Partner, dann Produzent, Förderer freier Musik, schließlich Inhaber des Labels FMP (Free Music Production), auf dem er in den 1970er und 1980er Jahren improvisierte Musik dokumentierte. Gebers war maßgeblich an vielen wichtigen Konzerten, an Aufnahmen und an der Schaffung kreativer Räume beteiligt. Dieser Newsletter ist viel zu kurz, um all das zu würdigen, was er im Laufe der Jahre für unsere Musik tat, immerhin gab es in der jüngsten Zeit Ausstellungen, Bücher und CD-Editionen zu Ehren seiner Arbeit, zuletzt das von Markus Müller im Wolke-Verlag erschienene Buch "Free Music Production. FMP - The Living Music". Als FMP 1969 gegründet wurde, hatten die Gründer sich zum Ziel gesetzt, die Entscheidung darüber, was veröffentlicht wird, in den Händen der Musiker zu halten. Im Laufe der Jahre kämpfte Gebers um Geld, um seine Berliner Veranstaltungen zu finanzieren, den Workshop Freie Musik, das Total Music Meeting, den einmonatigen Aufenthalt von Cecil Taylor in Berlin 1988, der zu einer gefeierten 11-Disc-Box führte. Schließlich zog Gebers nach Borken, arbeitete auch dort weiter mit den Masterbändern vieler der von ihm produzierten Aufnahmesessions und verhandelte mit Labels in aller Welt, um die Musik verfügbar zu halten.

Das Jazzinstitut erwarb 2004 seine persönliche Plattensammlung, darunter alle FMP-Veröffentlichungen, viele der FMP-Plakate sowie Alben, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte, persönliche Favoriten und Veröffentlichungen, die ihm von Musikern zugesandt wurden. Jost schaute regelmäßig im Jazzinstitut vorbei, wenn eine unserer Veranstaltungen sein musikalisches Interessengebiet berührte. Er besuchte mehrere Jazzforen, er kam zu einem Vortrag zum 50-jährigen Jubiläum von Brötzmanns Album "Machine Gun" in Bremen, und natürlich trafen wir ihn regelmäßig beim Jazzfest Berlin.

Jost war ein warmherziger Mensch, der zu Beginn etwas knorrig wirken konnte, der sich aber schnell öffnete und dann eine fast schon romantische Begeisterung für die Musik zeigte. Ich glaube, er war stolz darauf, dass seine Sammlung im Archiv des Jazzinstituts landete, und ich bewunderte die Kraft, mit der er auch nach seiner aktiven Kraft als Produzent weiter für die Musik kämpfte. Jost Gebers wird uns fehlen als ein Macher, als ein ernsthafter Fürsprecher improvisierter Musik UND - vor allem - der Musikerinnen und Musiker, die diese Musik machen.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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