Karin Oehler ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Foto: PZ-Archiv
Kultur
Trauer um eine sensible Künstlerin: Chanson-Sängerin Karin Oehler gestorben
  • Michael Müller

Pforzheim. Sie hatte eine Stimme, die Geschichten erzählen und die Menschen zutiefst berühren konnte. Nun ist sie verstummt. Die in Pforzheim lebende Chanson-Sängerin Karin Oehler ist nach kurzer, schwerer Krankheit am Freitag, 20. März, im Alter von 69 Jahren im Stuttgarter Marienhospital gestorben.

Sie sei ein wertvoller, feinfühliger Mensch gewesen, der sich nie in den Vordergrund gedrängt habe. „Die Musik war ihr Ausgleich“, sagt Uschi Billeter. Sie verband eine intensive Freundschaft mit Karin Oehler, inklusive gemeinsamer Urlaube. „Paris war ihre Leidenschaft.“Beflügelt sei sie zurückgekehrt und habe geschwärmt: „Mein Körper ist wieder hier, aber meine Seele ist noch dort.“ In Pforzheim traf man die Sängerin oft im Kommunalen Kino oder samstags „auf einen Schwatz“ auf dem Wochenmarkt. Noch bis Ende Januar habe Oehler, die auch als Jurorin bei „Jugend musiziert“ tätig war, in Rottweil und Stuttgart Gesangsunterricht gegeben, sagt Uschi Billeter.

„Wie vom Blitz getroffen und verstört“ hat Dieter Huthmacher die Todesnachricht aufgenommen. Der Pforzheimer Liedermacher hatte Oehler zu Studentenzeiten in Weimar kennen und lieben gelernt. 1978 wurde geheiratet. Bis zur Scheidung 1999 hatten Die Huthmachers als Duett eine erfolgreiche Zeit mit zahlreichen Platten, CDs, Fernsehauftritten und Chanson-Preisen. „Karin war eine sehr disziplinierte, manchmal zu sich selbst etwas strenge Person mit einer unglaublich klaren Stimme, deren Vibrato sie lange auf einem Ton halten konnte“, schildert Huthmacher.

Erfolgreiches Duo

Karin Oehler, geboren am 13. September 1950 im westthüringischen Ruhla, besuchte die Musikschule Eisenach und studierte an der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar Gesang, Jazz und Chanson. Nach der künstlerischen Trennung der Huthmachers ging sie eigene Wege. „Die ausgesprochene Stärke dieser Sängerin liegt dort, wo Text und Musik die poetisch verhaltenen Bereiche ausloten“, schrieb die PZ im September 1999 zu ihrem ersten Soloprogramm „Kramen in Fächern“ in der Alten Kirche Wilferdingen. Häufig begleitete sie der Bassist Klaus Dusek. Auf ihren Konzerten las sie die Texte oft auf Deutsch vor und stimmte ihr Publikum so auf die Lieder ein, viele aus der Feder von Michel Legrand, ihrem großen Vorbild. „Sie mochte die ruhigen, melancholisch-traurigen Stücke sehr“, erinnert sich Dusek. Er habe sie als sehr sensibel erlebt, auch als Künstlerin. Holger Engel, der Karin Oehler bei einigen Konzerten am Klavier begleitete, behält sie als „stilsichere, geschmackvolle Sängerin“ in Erinnerung, „kultiviert und humorvoll“.

Zuletzt trat sie meist solo am Klavier auf und interpretierte Chansons mit jazzigen Elementen. Ihre letzten öffentlichen Konzerte gab sie 2019 zur Vernissage von Ruthild Haas-Kölmel in der Künstlergilde Buslat und im Oktober in Eisingen in der Scheune 16 mit Liedern voller Tiefgang sowie Texten voller Inhalt und Substanz. Lieder, die die Sängerin seit ihrer Kindheit begleiteten. Nach dem Auftritt habe Karin Oehler ihrer Freundin Uschi Billeter geschrieben: „Das Konzert war wunderbar. Ich hatte mal wieder das Gefühl von Geborgensein in der Musik. Meine Seele ist glücklich.“

Die Urnenbeisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Themen

KulturPforzheim