Wochenreport aus dem Jazzinstitut #1

Was geschieht während des jazzmusikalischen Shutdowns in Darmstadt? +++ Wie nutzen Jazzmusikerinnen und -musiker ihre erzwungene, meist unbezahlte, freie Zeit? +++ Wie ergeht es verwaisten Veranstaltungsorten? +++ Welche Ideen entstehen, um die veranstaltungslose Phase produktiv zu nutzen?

Liebe Freundinnen und Freunde des Jazzinstituts,

wie alle, die mehr oder weniger regelmäßig Konzerte besuchen und die besondere Atmosphäre von Livemusik schätzen, lösen wir uns erst so ganz allmählich aus der Starre, welche uns die Corona-Pandemie aufgezwungen zu haben scheint. Kulturell Interessierte hören selbstverständlich allerorten von den enormen Belastungen und Einschränkungen, die die Krise bei Kulturschaffenden, seien sie Clubs, Initiativen, Vereine oder eben insbesondere Musiker*innen verursacht. Sie nehmen wahr, dass sämtliche Veranstaltungen und Konzerte bis mindestens Ende Mai abgesagt wurden, auch bei uns im Gewölbekeller des Jazzinstituts.

Weil der von uns alle zwei Monate erstellte Darmstädter Jazzkalender nichts anzukündigen hat, möchten wir diesen Newsletter wenigstens nutzen, um Ihnen regelmäßig und exklusiv davon zu berichten, wie bekannte Darmstädter Kulturschaffende, die Sie möglicherweise aus vielen Jazzkonzerten kennen, mit der Corona-Krise umgehen.

Einmal die Woche werden wir kurz auf neue Initiativen in Darmstadt hinweisen, erzählen wie Jazzmusiker*innen kreativ über die Runden kommen oder einfach nur deren musikalischen Grüße an Sie weiterleiten.

Was im Jazzinstitut selbst und in der großen weiten Welt passiert, darüber informieren wir übrigens alle vierzehn Tage weiterhin in unseren JazzNews (www.jazzinstitut.de/jazznews).

Der Jazzpianist Uli Partheil erzählt uns, dass er derzeit viele neue Stücke übe, aber auch viel komponiere. Der vielseitig engagierte Pädagoge erteilt seinen Klavierunterricht über Skype, was für ihn eine völlig neue Erfahrung sei. Außerdem habe er viel Zeit mit seinem "Family-Trio" (Oskar Partheil /dr, Leo Partheil /tuba, Uli Partheil /p) zu proben, mit dem der Darmstädter Musikpreisträger demnächst einen kurzen Auftritt vor einem Altenheim spiele. Alle paar Tage steige er auf sein altes Herkules-Fahrrad (36 Jahre) und radle 40 - 50 km, damit er nicht nicht einroste. Und dennoch sagt er "Wenn ich alte Fotos (6 Wochen) anschaue, werde ich ganz wehmütig ... so wie bei dem Bild von meinem Trio mit dem Bassisten Ralf Cetto und Schlagzeuger Holger Nesweda".

Exklusiv für unseren Newsletter hat uns Uli Partheil einen kleinen Mitschnitt von seiner neuen Komposition "Orientation" zugeschickt. (Klick aufs Bild unten öffnet sich in YouTube)

Trotz der für Musiker*innen "katastrophalen" Situation, wie sie die Saxophonistin Anke Schimpf nennt, dürfe man den Humor nicht verlieren. (Was sie damit meint? Auf's Bild klicken!)

Musikunterricht erteilt Anke Schimpf über Skype. Dafür habe sie allerdings erst ein paar technische Voraussetzungen schaffen müssen, denn mit Saxofon und Querflöte sei es nicht so einfach, über Laptop, Tablett oder Handy eine vernünftige akustische Situation herzustellen, zumal wenn mit Play-along gespielt werde. "Das Zusammenspielen online funktioniert leider überhaupt nicht wegen der zeitlichen Latenz. Die unmittelbare Körperlichkeit beim gemeinsame Musizieren fehlt tatsächlich sehr." Zum Glück, sagt sie, seien alle ihre Schüler*innen mit großem Engagement - und trotz Online-Unterricht - dabei geblieben.

Mit Saxofonkollegen aus Norddeutschland, mit denen sie zusammen auf Burg Fürsteneck und in Hannover regelmäßige Saxofonworkshops gibt, habe sie zudem die Online-Plattform saxsofort.de aufgebaut. Hier könne man Saxofonunterricht, -workshops, -noten erwerben und sogar per Tutorial kleine Saxofon-Reparaturhilfen anschauen. Per Gutschein kann man auch etwas von dem Angebot verschenken. Wenn einen ein bestimmtes Thema interessiert, habe man die Möglichkeit ein Video nach Wunsch anzufragen, sagt Anke Schimpf.

Gerade weil unsere Galerie im Jazzinstitut zur Zeit nicht besucht werden kann, möchten wir, dass bildenden Künstler*innen und deren Werke auch in dieser Zeit nicht in Vergessenheit geraten. Nicole Schneider und ihre beeindruckenden Live-Skizzen hängen als Ausstellung in unserer (noch geschlossenen) Galerie, können aber in einer Auswahl ab sofort auch online betrachtet und sogar käuflich erworben werden. Der Erlös aus diesen Bildern kommt dabei in zweierlei Hinsicht der Kunst zugute.

Auf Ihrer Nepalreise 2018/2019 lernte Nicole Schneider beim Besuch eines der wenigen Jazzclubs in Kathmandu den Direktor des Kathmandu Jazz Conservatory, Abhisek Bhadra, kennen. Ihre Jazzskizzen waren der Türöffner, sie kamen ins Gespräch und in Folge wurde sie eingeladen, dieses Jahr als „artist in residence“ beim Festival des Konservatoriums dabei zu sein.

Das Festival selbst dient dazu, Gelder für Schulstipendien zu generieren und ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil zur Finanzierung des Konservatoriums.

Auf Grund der Corona-Pandemie fällt nun alles aus, sowohl das Festival als auch die Reise. Nicole Schneider möchte gerne versuchen, die Arbeit des Konservatoriums von hier aus zu unterstützen und spendet 25% aus dem Erlös der verkauften Bilder für Stipendiate.

Die Liste der verkäuflichen Bilder findet sich auf Nicole Schneiders Internetseite.

Verschobene Konzerte:

ursprünglich 3.4.2020
CL Hübschs "Langfristige Entwicklung des Universums"
verschoben auf Freitag, 6. November 2020

ursprünglich 8.5.2020
Eskelin / Weber / Griener
verschoben auf Freitag, 14. Mai 2021

Freitag, 15.5.2020
JazzTalk 139: Krisch / Höfler / Elgart feat. Lauren Newton
abgesagt, wird 2021 nachgeholt

ursprünglich 22.5.2020
Richard Koch Quartett
verschoben auf Freitag, 7. Mai 2021

In Planung:

Freitag, 12. Juni 2020
Sven Decker's JULI Quartet

Freitag, 21. August 2020
JazzTalk 141: Sebastian Gramss' Underkarl

Freitag, 4. September 2020
Klima Kalima

Freitag, 11. September 2020
JazzTalk 142: Eva Kruse Quintett

Das gesamte Programm im Jazzinstitut Darmstadt auch unter
www.jazzinstitut.de/jazz-im-institut

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