Daniel Erdmann beim Darmstädter Jazztalk
Gespräche und Livemusik – das ist das Konzept des Darmstädter Jazztalk. Diesmal zu Gast: der Saxofonist Daniel Erdmann mit seinem ungewöhnlich besetzten Trio „Velvet Revolution“.
DARMSTADT. Schwerelos – diese Zuschreibung begleitet die Musik von Daniel Erdmann und seinem Trio „Velvet Revolution“ seit fünf Jahren. Damals veröffentlichte der Tenorsaxofonist mit seinem ungewöhnlich besetzten Trio das Album „A Short Moment Of Zero G“ und wurde prompt mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik geehrt. Just zur Veröffentlichung der neuen, wiederum beim ungarischen Label BMC veröffentlichten CD waren die drei jetzt zu Gast in Darmstadt. Wolfram Knauer hatte zum Jazztalk eingeladen, zwei intensiven Sets, unterbrochen von einem Gespräch mit dem Bandleader und Mastermind des Trios. Der hatte, so erzählt er, eine ganz bestimmte Klangvorstellung im Kopf für dieses Projekt, und mit dem französischen Geiger Theo Ceccaldi und dem englischen Vibrafonisten Jim Hart auch gleich die richtigen Mitstreiter.
Weit gespannt sind Stile und Inspirationen der Musik. Ceccaldis Geige klingt mal süffig im Stil eines Stephane Grappelli, mal hart und rhythmisch in dem gezupften Intro bei „Outcast“. „A pair of Lost Kites“ ist inspiriert von Truman Capote, „Kauas pilvet karkaavat“ (Wolken ziehen vorüber) von Bildern Aki Kaurismäkis. Versonnen und versponnen klingen die Titel, und nicht minder fantasievoll kommt die Musik daher, hat aber auch zuweilen herb-kantige Kontur. Das matte, eher nach Flohmarkt denn nach Konzertsaal aussehende Saxofon spielt Erdmann mal erdig rau, dann wieder in sachter, ja lyrischer Manier. Immer wieder wechselt der Solo-Part, den jeder der drei übernehmen kann. In keinem Moment vermisst man Bass oder Schlagzeug.
Zu guter Letzt folgt dann noch eine wonnig-skurrile Interpretation von „Over The Rainbow“ – das Publikum ist begeistert im Keller unterm Jazzinstitut.