The unclosed eye. The music photography of David Redfern
von David Redfern
London 2005 (David Refern)
192 Seiten, 25 Britische Pfund
ISBN: 0-9550718-0-1
David Redfern gehört zu den großen Fotografen der europäischen Jazzszene. Sein Fotobuch „The Unclosed Eye“ ist eine Art fotografischer Autobiographie, denn nicht nur enthält es wunderbare Abbildungen aus über 40 Jahren Berufserfahrung, sondern daneben auch etliche Anekdoten, Begegnungen, die Redfern mit feinem britischem Humor gewürzt erzählt und die die Bilder aus dem bloßen Dokument heraus- und ins wirkliche Leben hineinholen. Er berichtet von seiner ersten Schallplatte (Humphrey Lytteltons „Bad Penny Blues“, seiner ersten Kamera (einer Voigtländer Bessa 66 (120)), seinem ersten selbstgeschusterten Studio, und von seiner fotografischen Ästhetik: Er habe früh gelernt, wie wichtig es sei, auch das Auge geöffnet zu haben, das nicht durch den Sucher blicke, um eine Überanstrengung des arbeitenden Auges zu vermeiden. Redfern fotografierte weit mehr als nur Jazzmusiker. Mit seiner Hasselblad lichtete er die Beatles ab und John Lee Hooker, die Rolling Stones, Bill Haley und Sandy Shaw, Rockstars und Popsternchen sowie die Größen des Jazz, Duke Ellington, Miles Davis, John Coltrane, Bill Evans und so viele mehr. Redfern hatte sich einen Namen gemacht als exzellenter Schwarzweiß- genauso wie Farbfotograf und schoss Bilder für Plattencover, Magazinartikel und die Band-Promotion. Manchmal hatte der Auftraggeber das Sagen, manchmal ließ man ihm freie Hand. So wechseln Bilder von Konzerten ab mit Studioshots, Außenaufnahmen, Fotos, bei denen man zum Teil raten mag, wer den Künstler wohl so sehen wollte, wie er abgebildet ist: der Auftraggeber, der Künstler selbst oder der Fotograf. In den 1960er Jahren reiste Redfern jedes Jahr zum Newport Jazz Festival, bis es 1971 seine Pforten schloss. In den 1970er Jahren machte George Wein ihn zum Hausfotografen des Newport in New York Festival, um so die Armada an Pressefotografen zu vermeiden und der Presse dennoch genügend Hintergrundbilder zur Verfügung stellen zu können. Redfern erzählt, wie Miles Davis ihn einmal fast wütend rausschmiss, um ihn gleich darauf freundlich wieder reinzubitten. Er berichtet von Partyfotos, die von der Presse in der Discoära nachgefragt wurden. Er berichtet von einem Konzert, das Dexter Gordon vor Gefangenen auf Rikers Island gab. Neben all den Geschichten aber stehen die Bilder, Big Joe Turner, eine Zigarette rauchend backstage in New Orleans, Josephine Baker oder Sun Ra in völlig unterschiedlichen und doch so ähnlich exotischen Kostümen, James Brown, und immer wieder Miles, Dizzy Gillespie in der Badehose in Havanna und und und. Ich selbst erlebte Dave Redfern in den 1970er und 1980er Jahren ab und zu bei Festivals, und erinnere ihn als einen jener Fotografen, die man kaum bemerkte, weil er mit seiner Hasselblad zugleich ein Freund der Musik war, weil er die Musik dokumentierte, aber wusste, dass er damit nur ein Mittler war und nicht der eigentliche Star. Sein Buch ist eine launig-spaßige Reise durch viereinhalb Jahrzehnte Musikgeschichte, die zugleich seine eigene Berufsgeschichte ist. Lesens- wie sehenswert!
(Wolfram Knauer, Jun.2010)
Freie Töne. Die Jazzszene in der DDR
herausgegeben von Rainer Bratfisch
Berlin 2005 (Ch. Links Verlag)
336 Seiten, 24,90 Euro
ISBN 3-86153-370-7
15 Jahre nach dem Mauerfall ist offenbar genügend Zeit ins Land gegangen, um die Geschichte des Jazz in der DDR angemessen aufzuarbeiten. Rainer Bratfisch hat die ehrenwerte Aufgabe der Jazz-Abwicklung übernommen, mit einem Buch, dass die Geschichte der Musik, ihrer musikalischen wie politischen Bedeutung erzählt ohne zu verklären. Nischenkultur bedeutete im totalitären Staat nun mal etwas vollkommen anderes als im westlichen Deutschland. Und so kommen in diesem Buch Vertreter der unterschiedlichsten Bereiche des DDR-Jazz zu Wort. Neben dem historischen Fließtext finden sich Kapitel zu Teilbereichen der DDR-Jazzkultur. Manfred Krug, Karlheinz Drechsel, Ernst Ludwig Petrowsky, Joachim Kühn, Ruth Hohmann, Hannes Zerbe, Conny Bauer, Joe Sachse werden in Features und Interviews vorgestellt, über Konzertreihen wie „Jazz in der Kammer“ oder die Festivals in Peitz und Eldena reflektiert, über Jazz-und-Lyrik-Projekte, die Westerfahrungen renommierter Ost-Jazzer, Jazzfans und das Publikum als solches, über das staatseigene Schallplattenlabel Amiga, den Jazzkeller Treptow, regionale Szenen in Jena, Weimar, Eisenach und Potsadam berichtet. Eine angemessene Mischung aus objektiven und höchst subjektiven Sichtweisen, in der die Betroffenheit der Autoren und Musiker durchscheint, die ja alle dabei waren, für die 40 Jahre DDR eben auch ihre musikalische Sozialisation betraf. Hilfreich: Die Chronologie, die wichtige Ereignisse des DDR-Jazz von 1949 bis 1990 festhält. Besonders interessant: Die Antworten bedeutender Musiker auf die Frage: „Was war das Besondere am jazz in der DDR?“. Bratfischs Buch schließt eine Lücke und wird zum wichtigsten Nachschlagewerk über eine scheinbar abgeschlossene Geschichte. Scheinbar? Nun, die Musiker spielen schließlich noch. Und der DDR hat im Jazzbereich durchaus Musiker hervorgebracht, die im Westen ihresgleichen suchte, die eigenständig war, einen eigenen Charakter besaß. Wer die letzte CD des Zentralquartetts hört, „Aus teutschen Landen“ (Intakt, 2006) , weiß darum, dass sie Erfahrungen der DDR-Musiker, die ihre eigene Kunst so prägten, weiterleben und aus dem kreativen gesamtdeutschen Jazz nicht wegzudenken sind.
(Wolfram Knauer)
Tender Warrior. L’eredita‘ musicale di Eric Dolphy
herausgegeben von Giovanni Di Pasquale & Francesco Martinelli & Basiliano Sulis & Paolo Zucca
Sant’Anna Arresi 2005 [Sardegna e Jazz]
98 pages, many photos
Das Festival „Ai Confini tra Sardegna e Jazz 2004“ in Sardinien widmete sich der Musik Eric Dolphys. Wie es sich für einen Giganten des modernen Jazz gehört, war die Musik auf dem Festival allerdings keinesfalls Dolphy-Nostalgie, sondern die Reaktion aktueller Musiker auf seinen Einfluss. Zeitgenössische italienische Musiker waren genauso mit dabei wie amerikanische Künstler, Tim Berne beispielsweise im Duo mit Umberto Petrin, die Gruppe Nexus, ICP aus Holland mit Misha Mengelberg und Han Bennink, die auf Dolphys letzter Einspielungen zu hören sind, eine spezielle Memorial Band, die sich Dolphys Kompositionen widmetet, das David S. Ware Quartet mit Matthew Shipp und William Parker sowie Musiker wie Roy Campbell, Henry Grimes und Hamid Drake. Nun ist ein Buch erschienen, das das Festival in vielen Bildern dokumentiert und die Dolphy zugleich in Beiträgen von Musikern und Musikwissenschaftlern näher beleuchtet. Claudio Sessa beschäftigt sich in seinem Beitrag mit dem Einfluss von Thelonious Monk auf den Saxophonisten und Bassklarinettisten sowie mit dem Einfluss Dolphys auf die Chicagoer Schule, auf AACM-Musiker, insbesondere Anthony Braxton. Gérard Rouy befragt etliche zeitgenössische Musiker nach Dolphys Bedeutung für sie. Zu Wort kommen dabei vor allem Saxophonisten, Joe McPhee, Peter Brötzmann, Ken Vandermark, Michel Portal, François Jeanneau, Louis Sclavis, Carlo Actis Dato, daneben aber auch Mengelberg und Bennink und andere. Paul Karting zeichnet die letzte Tournee Dolphys nach, die er selbst von April bis Juni 1964 organisiert hatte. Graham Connah beleuchtet Dolphys kompositorisches Schaffen. Eine ausführliche Disko- und Filmographie von Alan Saul sowie eine Bibliographie vom Jazzinstitut Darmstadt beschließen das Buch, das etliche (auch seltene) Fotos enthält, sehr ansprechend aufgemacht, Bekanntes mit neuen Blickwinkeln auf die Arbeit des Musikers verbindet. Und im Buchdeckel findet sich dann noch eine CD, die einzelne der Programmpunkte des Festivals dokumentiert, und am Schluss eine bislang unveröffentlichte Dolphy-Aufnahme enthält, „Strength and Unity“ aus einem Konzert in Ann Arbor, Michigan vom 1./2. März 1964. (Wolfram Knauer)
The festival „Ai Confini tra Sardegna e Jazz 2004“ in Sardini was dedicated to the music of Eric Dolphy. Fitting for a giant of modern jazz, the music of this festival was no Dolphy nostalgia, though, but featured reactions of current musicians on his influence. Contemporary Italian musicians participated, as did American artists. Tim Berne played a duo with Umberto Petrin, the group Nexus was to be heard, ICP from the Netherlands with Misha Mengelberg and Han Benning, both of whom were present on Dolphy’s last recording, a special Memorial Band playing Dolphy compositions, the David S. Ware Quartet with Matthew Shipp and William Parker as well as musicians such as Roy Campbell, Henry Grimes and Hamid Drake. The festival now has been documented in a book which also throws a closer light on Dolphy, provided by fellow musicians and musicologists. Claudio Sessa writes about the influence of Thelonious Monk on the saxophonist and bass clarinetist and about Dolphy’s influence on the Chicago school, AACM musicians such as Anthony Braxton. Gérard Rouy asks many contemporary musicians about Dolphy’s influence on their work. Among his interview partners are mostly saxophone players, Joe McPhee, Peter Brötzmann, Ken Vandermark, Michel Portal, François Jeanneau, Louis Sclavis, Carlo Actis Dato, but also Mengelberg and Bennink and others. Paul Karting sketches Dolphy’s last tour which he himself organized from April to June 1964. Graham Connah looks at Dolphy’s compositional oeuvre. An extensive disco- and filmography by Alan Saul and a bibliography from the Jazzinstitut Darmstadt end the book which also contains many (and some rare) photos. The book is a beautifully designed labor of love which combines well-known facts with new aspects of his music. And it contains a CD documenting some of the highlights of the festival plus a hitherto un-relesed Dolphy recording, „Strength and Unity“ from a concert in Ann Arbor, Michigan, from March 1st/2nd, 1964. (Wolfram Knauer)
Contact: Assoziazione Culturale, Piazza Martiri, 5, I-09010 Sant’Anna Arresi (CA), Italien, Tel/Fax (0781) 966861, e-mail: puntagiara@santannarresijazz.it
Chuck Sher (ed.):
The European Real Book. The Best of Contemporary Jazz from Europe
Petaluma/CA 2005 (Sher Music)
430 Seiten, 40 US-$
ISBN 1-883217-24-5
Das „Real Book“ ist aus der Reisetasche des Jazzmusikers nicht wegzudenken – sei es das legendäre illegale Real Book früherer Jahre, das nach wie vor in zahllosen Kopien von Kopien herumgeistert, seien es die diversen „legalen“ Real Books, die vor allem Sher Music in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hat. In ihnen sind Standards der Jazzgeschichte genauso enthalten wie modernere Stücke, denen die Herausgeber Standardqualitäten zutrauen. Shers neuestes Real Book nun wendet sich an den europäischen Markt, sicher auch besonders an europäische Musiker, die nach nicht ganz so bekannten Stücken suchen und die vielleicht auch in ihrem Repertoire ihre eigene Herkunft widergespiegelt sehen möchten. Europa ist dabei weit gefasst wenn sich neben den tatsächlich in Europa tätigen Musikern auch Exileuropäer finden wie George Shearing („And Then I Wrote“), Valery Ponomarev („Messenger from Russia“), George Mraz“ („Wisteria“) oder Claus Ogerman („Favors“, „In the Presence & Absence of Each Other“). Am ältesten sind wohl die drei Django-Reinhardt-Klassiker „Nuages“, „Swing ’42“ und „Manoir de mes rêves“, der Rest sind Titel, die wohl kaum jemand sofort ansummen könnte. Immerhin: Geographisch ist nichts ausgespart: Frankreich, England, Deutschland, Italien sind genauso vertreten wie Vertreter aus osteuropäischen Ländern oder aus Skandinavien. Joe Zawinul mag als Österreicher durchgehen, auch wenn die hier enthaltenen Titel („In a Silent Way“, „Midnight Mood“, „Man in the Green Shirt“) eher seine amerikanische Sozialisation zeigen. Michel Petrucciani ist mit drei Titeln vertreten („Home“, „Looking Up“, „La Champagne“), Tommy Smith, David Linx, Kenny Wheeler und der polnische Pianist Michal Tokaj gar mit vier. Aus Deutschland stammen Peter Bolte („Miss J.“), Barbara Dennerlein („Bo-Peep“, „Birthday Blues“), Johannes Enders („Little Peace Waltz“), Paul Heller („Vista“, „Relaxation“), Gregor Hübner („910 Columbus Ave.“), Peter Lehel („Elegie“), Hendrik Meurkens („A Summer in San Francisco“, „Bolero Para Paquito“), Ludwig Nuss („Night Over Lake Tarawera“) und Florian Ross („Hal“, „Platypus“, „By Any Means Necessary“, „Getting There (Is Half The Fun)“. Bobo Stenson, NHOP, Enrico Pieranunzi, Perico Sambeat, John Dankworth, Michiel Borstlap, Anders Bergcrantz oder Stefano Di Battista sind weitere Namen hinter den mehr als 180 Kompositionen. Sicher, es ist eine willkürliche Auswahl,Lücken bleiben da nicht aus. Esbjörn Svensson, Tomasz Stanko, Michel Portal, Chano Dominguez, aber auch viele deutsche Namen kommen einem in den Sinn, die durchaus in das Buch gepasst hätten. Aber alles ließe sich eh nicht unterbringen, und es ist ein Beginn. Das Repertoire hält sich im konventionellen Bereich: Latin-Stücke, Balladen, medium und schnelle Swingnummern, Jazz-Rock, sogar Gesangstitel (Tony Lakatos‘ „A Dream Come True“ mit einem Text von Masha Bijlsma), etliche komplexer aufgebaute Arrangements, die sicher weniger zur Jam Session taugen als viel mehr zur Repertoireerweiterung. Alle Titel sind in Lead-Sheet-Form abgedruckt, mit Akkordsymbolen, eventuell Hinweisen zur Aufführung und Urheberrechtsverweisen. Viele der Titel lassen sich auf der Website von Sher Music (www.shermusic.com) im Original anhören – gewiss eine wichtige Hilfe bei wenig bekannten Stücken. Chuck Sher betont in seinem Vorwort, dass er selbst die meisten der enthaltenen Stücke zuvor nicht gekannt habe. Er dankt Enrico Pieranunzi, Dave Liebman und Sandra Costantini für Beratung und Hinweis auf wichtige europäische Komponisten. Und er schreibt, das in Amerika immer noch anzutreffende Vorurteil, europäische Jazzer könnten nicht swingen, sei lange widerlegt; die Qualität europäischer Jazzmusiker zeige sich eben auch in der Vielfalt der hier enthaltenen Stücke. „The European Real Book“ sieht er damit genauso als ein Buch für den amerikanischen als auch für den europäischen Markt an, der die Jazz-Entwicklungen in den USA ja nach wie vor oft als wichtiger ansieht als vieles, was aus den eigenen Reihen stammt. „The European Real Book“ kann also durchaus das Selbstbewusstsein des europäischen Jazz stärken helfen, und es bleibt zu hoffen, dass es Bands und Musiker dazu animiert, ihr Repertoire zu erweitern, zu Titeln zu greifen, die man sonst nicht ganz so oft hört.
Wolfram Knauer (Februar 2006)
Chuck Sher (ed.): The European Real Book. The Best of Contemporary Jazz from Europe
Petaluma/CA 2005 (Sher Music)
430 Seiten, 40 US-$
ISBN 1-883217-24-5
The „Real Book“ is a seemingly necessary tool for every jazz musician – be it the legendary illegal Real Books of earlier years which still are around in photo copies of photo copies or the several „legal“ Real Books which have been published much more recently, especially by the publishing house Sher Music. They contain standards of jazz history as well as more modern pieces which the editors think might make tomorrow’s standards. Sher’s newest Real Book is especially attractive to European musicians looking for music not played that often, for a repertory mirroring their musical heritage. Europe in this sense also stands for some European musicians who live in the United States since decades such as George Shearing („And Then I Wrote“), Valery Ponomarev („Messenger from Russia“), George Mraz“ („Wisteria“) or Claus Ogerman („Favors“, „In the Presence & Absence of Each Other“). The oldest pieces in the book are three Django Reinhardt classics, „Nuages“, „Swing ’42“ and „Manoir de mes rêves“, most of the other tunes will be much lesser known to the average jazz fan or musician. Geographically, the book covers a lot: France, England, Germany, Italy are present as are the Eastern European countries or all of Scandinavia. Joe Zawinul may be understood as Austrian even though the three numbers contained in the book („In a Silent Way“, „Midnight Mood“, „Man in the Green Shirt“) might more easily stand for his American socialisation. Michel Petrucciani can be found with three titles („Home“, „Looking Up“, „La Champagne“), Tommy Smith, David Linx, Kenny Wheeler and the Polish pianist Michal Tokaj even with four. From Germany we find Peter Bolte („Miss J.“), Barbara Dennerlein („Bo-Peep“, „Birthday Blues“), Johannes Enders („Little Peace Waltz“), Paul Heller („Vista“, „Relaxation“), Gregor Hübner („910 Columbus Ave.“), Peter Lehel („Elegie“), Hendrik Meurkens („A Summer in San Francisco“, „Bolero Para Paquito“), Ludwig Nuss („Night Over Lake Tarawera“) and Florian Ross („Hal“, „Platypus“, „By Any Means Necessary“, „Getting There (Is Half The Fun)“. Bobo Stenson, NHOP, Enrico Pieranunzi, Perico Sambeat, John Dankworth, Michiel Borstlap, Anders Bergcrantz or Stefano Di Battista are some other names behind the more than 180 compositions. Sure, it might look like a random choice, some important composers may be considered missing. Esbjörn Svensson, Tomasz Stanko, Michel Portal, Chano Dominguez, many German names come to mind that might easily have fit into the scope of the book. But you cannot squeeze everybody in, and: This is a beginning, after all. The repertoire stay within a more conventional framework: latin pieces, medium and fast swing titles, jazz-rock, even vocal compositions (Tony Lakatos‘ „A Dream Come True“ with lyrics by Masha Bijlsma), many more complex arrangements which may prove hard for a jam session but be welcome additions to the repertoire of jazz tunes for any band. All pieces are printed with lead sheets, chord symbols, notes about execution and copyright information. Many of them can be listened to in their original form on the website of Sher Music (www.shermusic.com). In his introduction, Chuck Sher states never to have known most of the pieces contained in the volume before Enrico Pieranunzi, Dave Liebman and Sandra Costantini pointed out some of the most important European composers to him. He also states that the prejudice common among American musicians that European jazz doesn’t swing, has proved wrong since long, and the high quality of European jazz can be easily proved by the pieces contained in this book. With „The European Real Book“ Sher aims at the American as well as at the European market for which jazz developments from the USA still seem to bear more weight than developments from their own soil. May „The European Real Book“ help maintain the self confidence of European jazz, may it inspire musicians and bands to broaden their repertoire and use some of these pieces which are rarely heard otherwise. Wolfram Knauer (February 2006)
Silvano Luca Gerosa & Karoline Thürkauf (ed.):
Jazz Life. Essays zum Alltag von Jazzmusikern anhand ihrer Autobiografien,
Frankfurt/Main 2005 (Peter Lang)
197 Seiten, 39 Euro
ISBN: 3-631-52922-8
Die Literatur zum Jazz setzt sich aus ganz unterschiedlichen Quellen zusammen. Interviews in Publikums- und Fachzeitschriften oder der anekdotischen Jazzliteratur vergangener Jahrzehnte gesellen sich seit mehr als 30 Jahren mehr und mehr wissenschaftlich fundierte Werke hinzu, die mit den Mitteln der Musikwissenschaft, der Soziologie oder Anthropologie den Geheimnissen der Musik und ihrer Macher näher zu kommen versuchen. Das vorliegende Buch verspricht, sich dem Alltag von Jazzmusikern anhand ihrer Autobiographien zu nähern. Es entstand im Rahmen eines Tutoriums am Historischen Seminar der Universität Basel, enthält sechs Beiträge zu ganz unterschiedlichen Aspekten der Jazzgeschichte und geht dem Thema „Autobiographie“ dabei genauso auf den Grund wie den Unterthemen, den durch Autobiographien sich darstellenden Musikern und ihrer musikalischen Umwelt. Karoline Thürkauf macht den Anfang: Anhand der Autobiographie von Nina Simone untersucht sie Erzähltechnik und Erzählperspektiven sowie deren Übereinstimmung mit der historischen Realität bzw. dem subjektivem Selbstverständis der Künstlerin. Paola Cimino will sich in ihrem Beitrag mit Klischees über die Entstehung des Jazz in New Orleans auseinandersetzen. Dabei geht es ihr vor allem darum, die Diversität der Einflüsse aufzuzeigen und auch die Diversität der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, die an der Entstehung und frühen Entwicklung des Jazz teilhatten. Etliche der von ihr angemahnten Klischees sind natürlich schon vor Jahrzehnten aufgeklärt worden, und ihre Herleitung des Wortes „Jazz“ aus dem westafrikanischen „Jazz“ = „ungewöhnlich handeln“ ist nur eine von vielen etymologischen Erklärungen. Mit der benutzten Literatur geht sie recht unkritisch um, und den von ihr angemahnten Klischees sitzt sie letzten Endes selbst auf, insbesondere in ihrer doch recht simplen Darstellung der Jazzgeschichte als einer jeweils von Schwarzen entwickelten und von Weißen ausgebeuteten Musik. (Und dass es von Buddy Bolden nicht nur „wenige“, sondern gar keine Aufnahmen gibt, hätte sie sicher in der benutzten Literatur nachlesen können.) Ivo Chiavi hat sich die autobiographischen Notizen vorgenommen, die Charles Mingus 1971 als Buch „Beneath the Underdog“ veröffentlichte. Erste Feststellung: „Beneath the Underdog“ ist nur zu verstehen, wenn man sich bei der Lektüre die Persönlichkeit des Bassisten und Komponisten vergegenwärtigt, so wie auch seine Musik nur verständlich ist, wenn man um die Ursachen von Zorn und Verletzlichkeit bei ihm weiß. Chiavi geht dabei auf unterschiedliche Aspekte des Textes ein, berichtet über die Entstehungsgeschichte des Buchs, über Mingus‘ Identitätssuche, darüber wie seine politische Haltung einzuschätzen ist, die sich ja oft genug auch in Titelungen, Interviews und Ansprachen des Musikers finden. Schließlich beschreibt er Mingus‘ Buch als eine „Psychografie“, ein Projekt der Selbstanalyse. Fazit: Mingus‘ Buch ist eine ungewöhnlich persönliche Autobiographie – und wem das ein Widerspruch in sich zu sein scheint, muss sie nur mit anderen gängigen Biographien des Genres vergleichen. Silvano Luca Gerosa berichtet in seinem Beitrag – dem längsten des Buchs – davon, wie sich aus Sicht Eddie Condons die Musikszene Chicagos darstellt. Er vergleicht Mythen und Realität, Legenden und Tatsachen und fragt methodisch nach dem Wert und der Problematik jazzmusikalischer Autobiographien als historische Quelle. Tobias Lerch befasst sich mit der Identitätssuche des Trompeters Miles Davis, wie sie sich anhand seiner Autobiographie darstellt. Sein Kapitel allerdings ist mehr beschreibend als kritisch über das Geschriebene und über die Tatsache des Niederschreibens durch den Künstler selbst reflektierend. Luca Jerfino beendet das Buch mit dem Vergleich autobiographischer Details im Leben zweier Jazzmusiker: der Drogenprobleme bei Art Pepper und Miles Davis. Bei allen kritischen Einwänden ergeben sich die Unterschiede zwischen den Beiträgen aus dem Ursprung des Buchs. Und dass ein Tutorium doch so viele qualifizierte Beiträge hervorbringen kann, ermutigt in einer Zeit, in der insbesondere in der deutschsprachigen Welt nur wenige Fortbildungsmöglichkeiten für Jazzforscher oder -kritiker existieren.
(Wolfram Knauer)
Jazz & Blues USA. Live Jazz and Blues
Hertfortshire/GB 2005 (buffguides)
202 Seiten, $19.95 USD + Shipping
direkt erhältlich direkt bei: www.buffguides.com
Reisende Jazzfreunde fragen sich immer wieder, wo es wohl in der Stadt, in der sie gerade sind, auch ein Jazzlokal geben könnte. Die lokale Wochenzeitung, in der das abendliche Clubprogramm abgedruckt sein könnte, findet sich nicht in jedem Hotel. „Jazz & Blues USA“ will dem abhelfen. Auf über 200 Seiten präsentiert das Buch eine Auflistung von Veranstaltungsorten in New York, Chicago, New Orleans und vielen anderen Städten der Vereinigten Staaten. Der Druck des Buches ist eher einfach, die wenigen enthaltenen Bilder in minderer Qualität. Wie bei allen solchen Führern muss man sich darüber bewusst sein, dass sich die Clubszene rasend schnell verändert – und so gibt es keine Garantie dafür, dass die im Führer enthaltenen Angaben auch noch in Jahren stimmen werden. Solche Auflistungen sind immer nur eine Bestandsaufnahme. Die bedeutendsten Clubs stehen zu Beginn mit ausführlichen Beschreibungen und Berichten über Besuche der Autoren. Da finden sich Informationen zur Geschichte des Clubs, kritische Anmerkungen zu Programm, Ausstattung und Service, Hinweise auf die zu erwartenden Kosten sowie die Telefonnummern für Reservierungen. Unter „Other Places“ findet sich des weiteren eine Auflistung weiterer Veranstaltungsorte, diesmal ohne jede weitere Beschreibung, einzig mit Adressangaben, Telefonnummern und Website. Für den Touristen interessant auch das Festivalverzeichnis, vor allem aber die Rubrik „Other Information“, die für New York beispielsweise diverse Jazz-bezogene Sightseeing-Tours auflistet, Plattenläden, öffentliche Archive etc. New York, Chicago, New Orleans werden ausführlich abgehandelt, der Rest der Vereinigten Staaten nur in Kurzlistungen. Ein Index fehlt, auch gibt es keine Karten der wichtigsten Stadtkerne oder Hinweise darauf, wie man sich am besten in den jeweiligen Gegenden bewegt. Es ist klar, dass die Autoren nicht alle Clubs, nicht einmal alle Städte besuchen konnten, aber etwas mehr wäre da schon wünschenswert. Christine Bird hatte es vor Jahren mit ihrem „Jazz & Blues Lovers‘ Guide“ vorgemacht. An den reicht „Jazz & Blues USA“ nicht heran. Zur Vorbereitung einer USA-Reise taugt das Buch aber auf jeden Fall, animiert zu Besuchen in Clubs, von denen man noch nie gehört hat. Und beim Durchblättern daheim macht es Sehnsucht auf die große weite Welt, auf musikalische Ausflüge in die Nacht.
(Wolfram Knauer)
Traveling jazz friends often ask themselves where they might hear good music in the cities they come to. The local weekly containing the club program of the region might not be found in every hotel. „Jazz & Blues USA“ is there to help. On more than 200 pages the book presents a listing of clubs and venues in New York, Chicago, New Orleans and many other US cities. Printing quality is not the best, the photos hardly worth looking at. As is the case with guide books of this type, one has to be aware of the fact that the club scene changes constantly – no guarantee, thus, that the entries are still valid when you visit years later. Listings such as this are only a moment’s picture. He best known clubs start the chapters, described extensively and commented upon by the authors who visited the clubs. You find historical details about the clubs, critical notes about their program, sound, service, the entry fee as well as telephone numbers for reservation. „Other Places“ lists more clubs with just contact details, phone numbers and websites. There is a festival listing and under „Other Information“ a listing of jazz-related sightseeing tours, record shops public archives etc. New York, Chicago, New Orleans have extensive chapters, the rest of the USA is listed in shorthand. There is no index, no maps pf the city centers or tips about how to move around in the respective areas. Of course, the authors could not have visited all of the clubs, not even all of the cities, but a bit more might have been helpful. Christine Bird had set the example a couple of years ago in her „Jazz & Blues Lovers‘ Guide“, not reached by this „Jazz & Blues USA“. It helps preparing a USA trip, inspires travelers to visit clubs they never would have heard about otherwise. And just leafing through it, one gets hungry for traveling the world, for musical trips into the night.
(Wolfram Knauer)
Friedel Keim
Das große Buch der Trompete
Instrument, Geschichte, Trompeterlexikon,
Mainz 2005 [Schott]
ED 9863
860 Seiten, 42,95 Euro
ISBN: 3-7957-0530-4
Trompeterbibel …
Der Ur-Maizer Trompeter Friedel Keim hat mit dem großen Buch der Trompete wirklich ein umfassendes Kompendium vorgelegt, das die verschiedensten Seiten des Instruments und seiner Musiker beleuchtet. Von Klassik über Jazz bis zur volkstümlichen Musik reicht das Spektrum. Keim kennt keine Berührungsängste, versteht es genauso, sich über die Kunst der Barocktrompete auszulassen wie über die Probleme, die viele Jazzer mit der Ästhetik eines Wynton Marsalis haben. Und neben den großen Stars finden auch die Satzbläser Erwähnung oder Modernisten wie Axel Dörner. Neben den vielen ausführlichen Portraits gibt es eher lexikalisch-biographische Einträge, ein Trompeten-Kreuzworträtsel, Trompeter-Witze und -Cartoons und jede Menge an Wissenswertem rund um die Trompete. Preisspannen verschiedener Trompetenmodelle finden sich da genauso wie Kommentare zu Neuentwicklungen. Keim ist ein akribischer Dokumentar seines Instruments, in seinem Buch finden sich Instrumentalisten, die kaum irgendwo sonst erwähnt werden. So hat Keim Geburtsdaten eruiert, die sich in keinem anderen Lexikon nachschlagen lassen. Die großen Namen werden natürlich auch abgehandelt, aber man merkt schnell, dass Keims Herz eben auch den „kleinen“ Vertretern des Instruments gehört, Satzspielern, jungen Musikern, die durchaus auch zwischen den stilistischen Welten leben und arbeiten, Dixieland- und Swingmusikern, die eher der Amateur- als der Profiszene angehören, aber dennoch gute Musiker sind. Musiker von denen man noch nie gehört hat oder aber auch Musiker, die man persönlich kennt, aber nie in einem Lexikon vermutet hätte, weil ihr Arbeitsschwerpunkt doch eher regional begrenzt ist. Keim hat sich ihnen allen angenommen mit einem Vollständigkeitsanspruch, der jede Kritik an der Auswahl im Keim ersticken ließe (man entschuldige das Wortspiel). Und gerade in den Einträgen zu den kleinen Vertretern der Trompete erkennt man die „labor of love“ dieses Buches, das zu alledem noch exzellent lesbar ist. Kein kritisches Buch vielleicht, dafür ein verlässliches und mit 860 Seiten mehr als umfangreiches Nachschlagewerk für jeden, der sich für die Trompete interessiert: eine Trompeterbibel fürwahr!
(Wolfram Knauer)
Trumpeters‘ bible …
Trumpeter Friedel Keim from Mainz has written an all-comprising opus about his favorite instrument presenting the different sides of the trumpet and its players. His range includes classical music, jazz as well as folklore. Keim knows how to talk about the art of baroque trumpet playing as well as about the problems many jazz musicians have with Wynton Marsalis‘ aesthetic. And next to the big stars one finds entries on lesser known section musicians or modern players such as Axel Dörner. There are many extensive portraits and smaller, more biographical entries, there is a crossword puzzle on trumpets, a section with trumpeter jokes and cartoons and a lot of data around the instrument itself. You can read about the range of prices of different trumpet models as well as comments about some new developments. Keim is a detailed archivist of his instrument, his book contains data about musicians you will find in no other encyclopaedia. Of course he mentions the big stars, but one soon notices that his heart really belongs to the „small“ representatives of his instrument, section players, young musicians who live and work somewhere between the stylistic worlds, dixieland and swing musicians who belong more to an amateur than a professional scene but who nevertheless are good musicians. You’ll find musicians you have never heard about or musicians you might have known personally but never would have expected to find in a dictionary as their fame is mostly regional. Keim has taken them on with a ideal of completeness which drowns out every criticism about his choice of entries. And especially his entries on the small musicians show the „labor of love“ which went into this book that nevertheless is highly readable. No critical book, perhaps, but a reliable one and with 860 pages a thick reference book for everyone interested in the trumpet: a trumpeters‘ bible, indeed.
(Wolfram Knauer)
Nils Landgren – red & cool
Herausgegeben von Rainer Placke und Ingo Wulff
Eine Bildbiografie
Lübbecke 2005 (jazzprezzo Verlag)
176 Seiten, Fadenheftung, 17,5 x 24 cm
24,80 Euro
ISBN 3-9810250-0-8
Eine Biographie über einen ja doch noch relativ jungen europäischen Jazzmusiker? Nun, wenn dies überhaupt über jemanden möglich ist, so mag es wohl tatsächlich Nils Landgren sein, der die Grenzen zwischen Jazz, Soul und Pop munter überschritt, als Musiker, bandleader und sogar künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfestes Furore machte und zu den vielleicht populärsten Musikern seines Genres hierzulande gehört. Die einen mögen die Nase rümpfen, weil Landgren sicher keiner der intellektuellen Avantgardisten ist, die die Vorhut des Jazz so oft ausmachen. Aber Landgren hat dieser Musik ein Publikum zugeführt, das von seinem erdigen Posaunenspiel genauso begeistert ist wie von den Liedern, die er im Repertoire hat und die sich in der Jazztradition genauso bedienen wie im großen Pool globaler Popmusik. Ingo Wulff und Rainer Placke ist ein schönes Buch gelungen, voll mit Beiträgen von Journalisten und Musikerkollegen des Posaunisten, die ihrem Kollegen Reverenz erweisen. Eine kritische Biographie ist dies sicher nicht, aber das Buch kann sehr wohl helfen, Landgrens Musik zu verstehen, seine Herkunft, seine Entwicklung, seinen Musikgeschmack über den Jazz hinaus. Und die Fotos allein sind den Preis des Buchs wert: Schnappschüsse und Fotos, die hinter die Kulissen blicken auf den Musiker, den Kollegen, den Macher Landgren. Zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim Verlag: www.jazzprezzo.de
(Wolfram Knauer)
A biography about a relatively young European jazz musician? Well, if this is a possible project at all, then Nils Landgren is a fitting subject, bridging the worlds of jazz, soul and pop as musician, bandleader and even musical director of the Berlin Jazzfest and became one of the most popular musicians of his genre in Germany. Some may be sceptical at his art because Landgren is not one of the intellectual avantgardists. But Landgren has brought this music to an audience which is just as enthusiastic about his down home trombone style as about his repertoire making use of the jazz tradition just as of the big pool of global pop music. Ingo Wulff and Rainer Placke have produced a beautiful book, filled with essays of journalists and interviews with musical colleagues. This is certainly not a critical biography, but the book might nevertheless help understand Landgren’s music, his origin, his development, his musical taste which steps over the borders of jazz. And the photographs alone are worth the price of the book: lucky shots and photos looking behind the stage persona and presenting Landgren as musician, as colleague, as someone who gets things done. To be bought at your bookdealer or directly at the publisher: www.jazzprezzo.de
(Wolfram Knauer)
Arne Reimer
Jazz Calendiary 2006
Mit einem Vorwort von Brian Blade
Lübbecke 2005 (jazzprezzo Verlag)
112 Seiten, Spiralbindung, 17 x 22,5 cm
14,80 Euro
ISBN 3-9810250-1-6
Jazzkalender sind seit den 1960er Jahren beliebte Spielwiesen für Fotografen, die hier eine Präsentation ihrer Bilder mit dem Nützlichen verbinden können: Wo man ein Fotobuch schnell durchsieht und dann in den Schrank stellt, da nutzt man einen Kalender täglich. Und so erhalten die Fotos in Fotokalendern die Chance, immer wieder neu entdeckt zu werden, den Besitzer durch den tag, durch die Woche zu begleiten. Das Jazz Calendiary aus dem jungen jazzprezzo-Verlag lehnt sich in der Gestaltung an das Jazz Diary an, das Layouter Ingo Wulff vor einigen Jahren im Kieler Nieswandt-Verlag herausbrachte. Und dieser Tatsache allein bürgt für Qualität: gutes Papier, exzellente Druckqualität, saubere und nützliche Spiralbindung (der Kalender lässt sich tatsächlich flach auf den Schreibtisch legen). Neben dem Nützlichen dann das Schöne: Schwarzweiß- und Farbfotos von Arne Reimer, entstanden auf und hinter der Bühne, in Hamburg, Schleswig-Holstein, Nürnberg, Dresden, Leipzig und anderswo in der Welt des Jazz. Reimer hat einen Blick für die Menschen hinter der Musik, und so sind die Fotos Bilder von Menschen, die ihrem Beruf nachkommen, proben, sich unterhalten, sich auf den bevorstehenden Auftritt vorbereiten, ihre e-Mail auf dem Laptop abholen, Noten sortieren, sich konzentrieren oder einfach nur in die Kamera blicken. Die 53 Duoton- und Farbfotografien zeigen unter anderem: Geri Allen, Brian Blade, Philip Catherine, Ornette Coleman, Dave Douglas, Harry »Sweets« Edison, Bill Frisell, Johnny Griffin, Herbie Hancock, Roy Hargrove, Charlie Hunter, Abdullah Ibrahim, Hank Jones, Joachim Kühn, Nils Landgren, Abbey Lincoln, Charles Lloyd, Joe Lovano, Wynton Marsalis, Brad Mehldau, Paul Motian, Enrico Rava, Pharoah Sanders, John Scofield, Wayne Shorter, Esbjörn Svensson, Viktoria Tolstoy, Ralph Towner, Mal Waldron und viele andere. Eine limitierte Auflage von je fünfundzwanzig Exemplaren ist direkt beim Verlag erhältlich und enthält jeweils ein Original-Color-Print von Brian Blade und Hank Jones, signiert und nummeriert. Zu beziehen über den Buchhandel oder direkt beim Verlag: www.jazzprezzo.de
(Wolfram Knauer)
Werner Josh Sellhorn
Jazz – DDR – Fakten. Interpreten, Diskographien, Fotos, CD
Mit einem Geleitwort von Manfred Krug
Berlin 2005
Neunplus 1 Edition Kunst
297 Seiten; 35,80 Euro
ISBN: 3-936033-19-6
Der Jazz in der DDR hatte über die vier Jahrzehnte realsozialistischer Existenz seine eigene Stimme entwickelt. Von den Anfängen der Amiga-Star-Bands bis zu den Klängen eines oft augenzwinkernden, recht eigenwilligen DDR-Free Jazz dokumentiert Werner Josh Sellhorn diese Szene in seinem Buch, das vor allem eine Diskographie der DDR-Jazzgeschichte darstellt. Kein historischer Abriss also, kein Fließtext, sondern einzig Plattenverzeichnis, mit Besetzungen, Ort und Datum, Titelliste, Titellänge, Veröffentlichungsdaten und eventuell erklärenden Anmerkungen. Das Buch gliedert sich dabei in sechs Abschnitte: „Jazz und Swing in der Nachkriegszeit auf Amiga“; „Aufnahmen der DDR-Jazzmusiker“; „Aufnahmen von Nicht-DDR-Musikern mit Beteiligung von DDR-Musikern“; „Aufnahmen von Nicht-DDR-Musikern in der DDR“; „Aufnahmen von Verbindungen Jazz und Literatur“ sowie „Amiga-Editionen“. Ein Personen- und ein Titelregister schließt das Buch ab, das damit auf jeden Fall Grundlagen für jede weitere Erforschung zum DDR-Jazz bieten dürfte. Einziges Manko dürfte der fehlende chronologische Index sein (innerhalb der Abschnitte sind die diskographischen Kapitel nach Ensembles sortiert), aber so etwas wäre vielleicht nachzuliefern (und wenn im Internet). Viele zum Teil seltene Fotos bebildern diese Dokumentation, die für den Sammler und den Interessenten am europäischen Nachkriegsjazz interessant sein dürfte. Und der Sampler mit Aufnahmen von 1962 bis 1988, von Manfred Krug und den Jazz-Optimisten bis zu den Fun Horns erlaubt auch einen hörenden Einblick in die Besonderheiten dieser kreativen Szene.
(Wolfram Knauer)
Jazz in the German Democratic Republic over the 40 years of its real-socialist existence had developed its own distinctive voice. From the beginnings of the Amiga-Star-Bands Werner Josh Sellhorn documents this scene in his book which is mainly a discography of the East German jazz history. No history, then, no story to read, but lists of records, with personnel, place and date of recordings, track listing, track length, release date and notes. The book has six chapters: „Jazz and swing in the post war era as recorded on Amiga“; „recordings of GDR jazz musicians“; „recordings of non-GDR musicians under participation of GDR musicians“; „recordings of jazz and literature projects“; and „Amiga editions“. An name and title index ends the book which will be extremely helpful for further research of the East German jazz history. I would wish for a chronological index (within the chapters the discography is sorted by ensembles / bands), but that might be added in a subsequent edition (or on the internet). Many photos, some of them rare round up this documentation which should be of interest to the collector as well as those interested in European post war jazz history. And the enclosed sampler with recordings from 1962 to 1988, from Manfred Krug with the Jazz-Optimisten to the Fun Horns allows a listening in into the special sounds of this creative scene.
(Wolfram Knauer)