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18. Darmstädter Jazzforum: Vernissage “The All Of Everything”

Das diesjährige Darmstädter Jazzforum Destination Unkown hat sich in den Kopf gesetzt, nichts weniger zu verhandeln, als die Zukunft des Jazz.

In diesem Kontext steht die Ausstellung The All Of Everything  für eine Erweiterung des Diskurses auf den gesamtgesellschaftlichen Raum.

Wie kann die Welt aussehen, in der Musik und speziell der Jazz in Zukunft existieren wird?

Wir haben fünf Expert:innen aus verschiedenen Gewerken in getrennten Interviews diese Frage gestellt und dann Künstler:innen gebeten, deren Gedanken in Bildern zu verarbeiten. Das gefilmte Interview und die Kunstwerke werden in der Ausstellung in den Zusammenhang gesetzt. Vorstellung der Tandems

Besonders wenn es um die Zukunft geht, sollten Kinder und Jugendliche zu Wort kommen können. In einer einwöchigen AG an der Montessorischule Darmstadt haben sich neun Jugendliche mit der Zukunftsforschung und der Geschichte des Jazz befasst und aus ihren Eindrücken Kunstwerke geschaffen, die ihre Sichtweise auf die Zukunft spiegeln.

Wir freuen uns über eine multimediale Ausstellung mit vielen Stimmen und Perspektiven auf die Zukunft.

Im Anschluss an die Vernissage gibt es noch die Chance auf echte Zukunftsmusik.

Im Gewölbekeller des Jazzinstituts findet von 20:00 bis 22:30 Uhr das Konzert des Trios Karja/Renard/Wandinger als Pre-Opening des 18. Darmstädter Jazzforums statt.

18. Darmstädter Jazzforum: Les Marquises & Gratkowskis 5 feat. Ingrid Laubrock

Raus aus gewohnten Klangbildern, Form und Struktur auflösen, neue Wege erforschen in der Instrumentierung oder in der Art ihre Instrumente im Bandkontext einzusetzen. Wenn die Agierenden vertrautes Terrain verlassen und über den Tellerrand ihres Genres hinausdenken, öffnen sich häufig musikalische Wege in die Zukunft. Zum Abschluss des 18. Darmstädter Jazzforums “Destination Unknown. Die Zukunft des Jazz.” präsentieren sich zwei extrem eingespielte Teams aus der ersten Liga der Improvisation jeweils in Kombination mit außergewöhnlichen Saxofonstimmen der aktuellen Musik – Christine Abdelnour und Ingrid Laubrock.

Škrijelj/Malmendier/Abdelnour (F/BE/LBN)

Seit 2019 arbeiten und leben die franko-serbische Akkordeonistin Emilie Škrijelj und der belgische Schlagzeuger Tom Malmendier zusammen und erforschen dabei die fast unmöglich scheinende Interaktion von Ziehharmonika, Trommeln und Turntables. Mit großer Freude und manchmal auch ausgelassenem Enthusiasmus lässt sich ihr Duo-Gebilde, das sich Les Marquises nennt, dabei immer wieder auf Kooperationen mit ebenso originellen Improvisator:innen ein – der amerikanische Spoken Word-Artist Mike Ladd, der Schweizer/Berliner Saxofonist Elio Amberg oder eben die aus dem Libanon stammende Christine Abdelnour.

Die Zusammenarbeit mit Abdelnour begann im Februar 2022, als Les Marquises beim Festival “Un Pavé dans le Jazz” in Toulouse eine “Carte Blanche” angeboten wurde. Sie  entschieden sich für die in Paris lebende Altsaxofonistin. Daraus erwuchs ein rein akustisches Trio, das spürbar der unbedingte Wille eint, die musikalischen Möglichkeiten ihrer Instrumente durch eine sensible Dramaturgie und fragile Klangstrukturen, nachhaltig zu erforschen. Dem Publikum bleibt zu empfehlen, ihren Improvisationen mit offenem Herzen zu lauschen.

Christine Abdelnour | Altsaxofon
Emilie Škrijelj | Akkordeon
Tom Malmendier | Schlagzeug

Frank Gratkowski Quintett feat. Ingrid Laubrock (D/CH/A/USA)

Wie in all den vergangenen Jahren erhält auch diesmal mindestens eine:r der Musiker:innen, die sich im Rahmen der Konferenz zum Darmstädter Jazzforum substantiell mit eigenen Vorträgen oder innerhalb der Panels einbringen, Gelegenheit für ein musikalisches Statement zum Thema. Dieses Mal ist es der Berliner Ausnahmesaxofonist Frank Gratkowski, der mit seinem Kölner Quartett mit Musikern wie dem Pianisten Philip Zoubek, dem Kontrabassisten Robert Landfermann und Dominik Mahnig am Schlagzeug auftritt. Als besonderen musikalischen Gast bringt Gratkowski erstmals eine Kooperation mit der in New York lebenden Saxofonistin und -Komponistin Ingrid Laubrock in Darmstadt auf die Bühne und erweitert die eingespielte Formation damit zum Quintett.

Frank Gratkowski | Altsaxofon, Klarinetten und Querflöte
Ingrid Laubrock | Tenor- und Sopransaxofon
Philip Zoubek | Piano und Sythesizer
Robert Landfermann | Kontrabass
Dominik Mahnig | Schlagzeug

Tickets für den 30.9.2023 im VVK über Bessunger Knabenschule

18. Darmstädter Jazzforum: Mother & Jorik Berkman’s Julius Eastman Project

Mit dem Thema des diesjährigen 18. Darmstädter Jazzforums “Destination Unknown” stellt sich die Frage nach der “Zukunft des Jazz”. Und unzweifelhaft wird diese nicht länger von stereotypen Männlichkeitsbildern musikalischer Kraftmeierei geprägt, die bis in die jüngere Vergangenheit im Jazz vorherrschen. Zwei in Deutschland aktive und international gefeierte Formationen stehen hierfür exemplarisch. Beide werden von Frauen geleitet, beide haben ihre Homebase in der vitalen Kölner Szene, beide machen in ihrer Musik aktuelle gesellschaftliche Fragen wie Migration, Diversität, Homophobie oder Rassismus zu ihrem Thema. Bassistin Athina Kontou setzt sich über die Themen Emigration, Heimat und Fremdheit mit ihren griechischen Wurzeln auseinander, während sich die niederländische Bandleaderin Jorik Bergman mit ihrem achtköpfigen All-Women Ensemble auf sensible Weise mit dem Werk des verstorbenen Komponisten Julius Eastman befasst. Beide etwa einstündigen Konzertteile in der Centralstation werden vom Hessischen Rundfunk fürs Radio aufgezeichnet.

MOTHER & ATHINA KONTOU (GR/D/CH)

Die griechisch-deutsche Kontrabassistin Athina Kontou hat ein tiefes Verständnis davon, wie uns Musik für sich einzunehmen versteht. Ihr jüngstes Albums “Tzivaeri”, nominiert für den Deutschen Jazzpreis 2023 als Debüt-Album des Jahres, behandelt das Thema der Emigration, also der Sehnsucht nach einer besseren, wenn auch ungewissen Zukunft, welches allgegenwärtig ist in der jüngeren griechischen Geschichte. Für Kontou, die Saxophonistin Luise Volkmann, Schlagzeuger Dominik Mahnig und Pianist Lukas Leidinger verbinden sich in ihrer Musik Erfahrungen als improvisierende Musiker:innen mit griechischer Folklore, die sich damit ihrer herkömmlichen Lesart entzieht.

JORIK BERGMAN’S JULIUS EASTMAN PROJECT (NL/ES/KOR/D)

Stücke wie „Stay On It“ des 1990 verstorbenen Komponisten Julius Eastman machen Hoffnung. Der US-amerikanische Pianist, Sänger und Tänzer wurde bekannt durch innovativen Minimalismus und politische Provokation. Eastman war einer der Ersten, die kompositorische Techniken der Minimal Music mit Pop-Elementen verschränkte. Seine Vision einer „organischen Musik“ und seine kreative Offenheit gaben der musikalischen Minimal-Bewegung neue Impulse. In seinen Kompositionen spielte immer auch seine eigene Rolle als aktivistischer, schwarzer Homosexueller in der rassistischen US-amerikanischen Gesellschaft eine Rolle. „Stay On It“ wurde zur Eröffnung des Kölner Week-End Fest 2021 von einem achtköpfigen Ensemble unter der Leitung der holländischen  Flötistin Jorik Bergman aufgeführt. Im Jahr 2022 wurde Eastmans „Femenine“ ins Repertoire aufgenommen, eingespielt während eines restlos ausverkauften Residency-Programms im legendären Londoner Cafe OTO.

Tickets für den 29.9.2023 im VVK über Centralstation Darmstadt

18. Darmstädter Jazzforum: Karja/Renard/Wandinger

Das Trio der 1989 geborenen Estin Kirke Karja war eine der Entdeckungen beim Jazzfest Berlin im vergangenen Jahr. Noch kurz vor der Pandemie 2020, von der kraftvollen und vielfach ausgezeichneten Pianistin und Komponistin extra für das intereuropäische 12Points-Programm des European Jazz Network gegründet, explodierte diese Formation im druckvollen Zusammenspiel auf der Bühne der Berliner Festspiele regelrecht. Ihr gemeinsames Debut-Album “The Wrong Needle” erschien im Sommer 2022. Eine akustische Kernfusion ersten Grades als Auftaktkonzert des 18. Darmstädter Jazzforums “Destination Unknown”.

Pre-Opening@Jazzinstitut Darmstadt: Karja/Renard/Wandinger

Gemeinsam mit dem französischen Bassisten Etienne Renard und dem in Berlin lebenden, bayrischen Schlagzeuger und Elektroniker Ludwig Wandinger gelingt es Kirke Karja auf phänomenale Art und Weise erweiterte Techniken auf ihrem Instrument, freie Improvisation und zeitgenössische Kompositionselemente dynamisch zu einem energetischen Sound zu verschmelzen. Ihr Inspiration beziehen die drei jungen Musiker:innen dabei nach eigener Auskunft aus Gruselfilmen der Stummfilm-Ära und den Klängen kaputter Maschinen.

Aber rein gar nichts an ihrer Musik klingt auch nur annähernd gruselig oder erinnert an den Klang defekter Gerätschaften, was auch daran liegen mag, dass die Band auf der Bühne mit enthusiastischer Hingabe und positiver Ausstrahlung agiert. Und da passt es auch ganz gut, wenn der New Yorker Kritiker Peter Magarsak die Musik des Trios eher als einen “Hybrid aus The Bad Plus und (Christian Lillingers) Punkt.Vrt.Plastik” beschreibt, weil es immer wieder “gekonnt die Swing-Impulse durch zackige Stop-Start-Rhythmen bricht”.

Das Konzert des Trios ist als Pre-Opening des 18. Darmstädter Jazzforums, “Destination Unknown. Die Zukunft des Jazz” am Mittwoch, den 27. September 2023 im akustisch exzellenten Gewölbekeller unter dem Jazzinstitut Darmstadt zu hören.

Kirke Karja | Piano (Estonia)
Etienne Renard | Kontrabass (France)
Ludwig Wandinger | Schlagzeug (Germany)