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Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz

Mittwoch, 27. bis Samstag, 30. September 2023

Der Jazz blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, in der er immer wieder totgesagt wurde, um gleich darauf mit neuen Sounds wiederzuerstehen. Er hat das Bild US-Amerikas im 20. Jahrhundert geprägt, er hat die populäre Musik beeinflusst, er hat Musiker:innen überall auf der Welt inspiriert eigene Wege zu gehen. Damit wurde der westlich geprägten Kunstmusik ein alternatives Konzept gegenübergestellt, das individuelle Kreativität nicht nur bei einzelnen Komponist:innen, sondern bei allen Musiker:innen des Ensembles verortet. Ein Grund dafür, warum der Jazz so produktiv und lebendig blieb, ist die Tatsache, dass diese Musik weniger ein Genre als vielmehr eine musikalische Praxis ist, die von jeder Generation, von Künstler:innen unterschiedlichster Herkunft und kultureller Traditionen jeweils neu interpretiert werden kann.

Programmheft fürs 18. Darmstädter Jazzforum (PDF)

Wie also ist es um die Zukunft des Jazz bestellt?

Das 18. Darmstädter Jazzforum wagt den Blick nach vorn, fragt danach, was diese musikalische Praxis alles möglich macht und wo ihre Grenzen sind.

Wir diskutieren über die Balance zwischen Respekt vor den Ursprüngen des Jazz als einer afro-amerikanischen Kunstform und den Aufgaben einer aktuellen Avantgarde sowie über die Rolle, die Jazz innerhalb der Diskurse der Zeit und der Region spielt, in der er rezipiert wird.

Wir fragen nach der Zukunft der Tonträger- und Streamingindustrie, nach der Aufgabe von Radio, Internet und Podcasts, nach einer Ausbildung, die nicht nur künftige Jazzmusiker:innen im Blick hat, sondern kreative Musik als Ganzes. Wir sprechen über Nachhaltigkeit in allen diese Musik betreffenden Bereichen.

Wir fragen nach dem Bewusstsein der Jazzszene für Themen wie etwa Klimaneutralität, Geschlechtergerechtigkeit, Diversität. Und wir diskutieren, welche Aufgaben dem „Jazz“ als einer Idee und musikalischen Praxis in einer Welt zukommen, in der sich Genregrenzen zusehends verwischen.

Wir haben das 18. Darmstädter Jazzforum mit einem Titel Sun Ras überschrieben, „Destination Unknown“. Sun Ras Musik ist ein Paradebeispiel dafür, wie Musik Zukunft  (Stichwort „Afrofuturism“) denken kann, ohne die Tradition zu vergessen. Wie es weitergeht mit dem Jazz wissen wir nicht. Darüber sprechen, was wir uns wünschen würden, wollen und werden wir bei diesem Jazzforum mit Beteiligten, mit professionellen Beobachter:innen und mit Interessierten.

Das Darmstädter Jazzforum versteht sich als aktiver Mittler zwischen musikalischer Praxis und Diskursen. Wir laden Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen ein, Journalist:innen, Veranstalter:innen, Pädagog:innen, vor allem aber auch Musiker:innen aus der aktiven Szene.

Das Jazzforum will sowohl Denkanstöße geben als auch musikalische Räume öffnen und damit zu einem Austausch anregen, bei dem die Beiträge von Jazz und improvisierter Musik für den kulturellen Diskurs der Gegenwart im Vordergrund stehen.

— siehe auch: Abstracts und Bios der Referent:innen und Panelist:innen —
— siehe auch: Zufällige Gedanken (Blog zum 18. Darmstädter Jazzforum) —

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MITTWOCH, 27.9.2023, 18 Uhr

AUSSTELLUNG
Vernissage: The all of everything@Jazzinstitut
mit Yaeko Asano und NEDE, Paulina Stulin und Johanna Krimmel, Fabian Rücker und MOLUSK, Bianca Dührssen und Jan Niklas Diwisch, Kerstin (Kiki) Rau und dink
Eintritt frei

MITTWOCH, 27.9.2023, 20 Uhr

KONZERT
Pre-Opening: young experimental music@Jazzinstitut

Karja /Renard/Wandinger Trio mit Kirke Karja, Etienne Renard, Ludwig Wandinger
Eintritt: 18 € / erm. 12 €
Kartenreservierungen an jazz@jazzinstitut.de. Tickets werden an der AK hinterlegt.

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DONNERSTAG, 28.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

PAST AND FUTURE
Am ersten Tag lassen wir das Pendel unseres Zukunftsmessgeräts gleich am weitesten ausschlagen. André Doehring überlegt, ob der Jazz nicht immer schon die Frage nach der Zukunft in sich getragen hat. Harald Kisiedu nimmt Theo Crokers Aussage „JAZZ IS DEAD“ zum Anlass zu fragen, wie oft der Jazz schon totgesagt wurde und wie sich dieser Diskurs in einem größeren historischen Kontext lesen lässt. In unserem ersten Roundtable diskutieren wir unter der Überschrift „Jazz – aber für wen eigentlich?“ ob der Jazz tatsächlich unsere gegenwärtige Gesellschaft abbildet bzw. was zu tun ist, um ihn noch stärker als eine Musik der Offenheit und des Aufeinanderhörens zu positionieren. Wir haben dafür den Bassisten James Banner eingeladen, über seine Auseinandersetzung mit Klassismus in seinem Class-Work-Projekt zu berichten; die Vibraphonistin Evi Filippou, die ihre Erfahrungen mit Schüler:innen thematisiert; sowie die Pianistin Julia Kadel, die sich im Projekt QueerCheer für sie Sichtbarkeit queerer Menschen auch in Jazz und improvisierter Musik einsetzt (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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FREITAG, 29.9.2023, 9:30-12:30 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

ANCIENT TO THE FUTURE
Der zweite Tag beginnt zwei Vorträgen, die sich dem Futurismus Afro-Amerikas widmen. Richard Herzog erklärt, wie wichtig die Idee der Traditionsverbundenheit in der Musik junger afro-amerikanischer Musiker:innen wie Matana Roberts und Moor Mother ist. Magdalena Fürnkranz wirft einen Blick auf den Afrofuturismus als historisches Konstrukt und Antriebsfeder für aktuelle Musik und stellt dabei eine Verbindung zwischen Sun Ra und Janelle Monáe her. Bettina Bohle wird genereller und fragt, inwieweit sich „Jazz“ nicht oft selbst im Wege steht. Sie holt die Diskussion damit auch von Afro-Amerika nach Deutschland und diskutiert, was mit diesem Begriff hierzulande in ganz unterschiedlichen Kontexten eigentlich gemeint ist.

FREITAG, 29.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

WAS WÄRE WENN?
Der Freitagnachmittag wird konkreter. Das BuJazzO hatte 2022 einen Kompositionswettbewerb unter der Überschrift „Zukunftsmusik“ ausgerichtet, damit allerdings vor allem auf das Alter der teilnehmenden Komponist:innen angespielt. Der Saxophonist Niels Klein, der den Wettbewerb leitete, und die Flötistin Jorik Bergman, die zu den Preisträger:innen gehörte, machen sich dennoch gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag, ganz konkret, künstlerisch oder für ihre jeweilige Lebensplanung. Der Saxophonist Frank Gratkowski fragt aus eigener Perspektive, was Jazz ist, was er sein und was aus ihm werden könnte. Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift „Macht Platz!“ danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt. Kreativität benötigt schließlich Räume, im wörtlichen Sinn genauso wie metaphorisch. Eingeladen haben wir dafür Esther Weickel, die als Projektleiterin des NICA artist development am Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik des Stadtgarten Köln arbeitet, das sie vorstellt; Camille Buscot, Co-Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin, die Einblick in regionale genauso wie nationale Strukturdiskurse hat; sowie Jonas Pirzer, Referent im Kunstminsterium Baden-Württemberg, der erklären kann, was es von öffentlicher Seite braucht, um Räume zur Verfügung zu stellen (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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Freitag, 29.9.2023, 20 Uhr

DOPPELKONZERT
femenine music@Centralstation
Mother mit Athina Kontou, Lucas Leidinger, Dominik Mahnig, Luise Volkmann
Jorik Bergman’s Julius Eastman Project mit Jorik Bergman, Maripepa Contreras, Inga Rothammel, Minhye Ko, Carla Köllner, Chae Yeon Lee, Luise Volkmann, Mareike Wiening (Mitschnitt hr2 Kultur)
Eintritt: 22 € / Ermäßigungen möglich
Vorverkauf über Centralstation Darmstadt (Link zu ztix)

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SAMSTAG, 30.9.2023, 9:30-12:30 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

AM WANDEL MITWIRKEN
Teresa Becker fragt, welche Rolle Musiker:innen bei dem Zukunftsthema überhaupt spielen können: der nachhaltigen Entwicklung. Monika Herzig berichtet von der kürzlich erschienenen Sammlung „New Standards“, die Kompositionen speziell von Musikerinnen enthält, und fragt, wie der Weg zu einer Geschlechtergerechtigkeit im Jazz aussehen könnte. Der Basler Bassist Kaspar von Grünigen stellt die „Volksinitiative für mehr Musikvielfalt“ als eine Aktion aus der Schweizer Basis heraus vor, bei der eine öffentliche Musikförderung skizziert wird, die nicht in erster Linie durch Interessenspolitik und ästhetische Diskussionen gefärbt ist, sondern soziokulturelle Aspekte ins Zentrum stellt.

SAMSTAG, 30.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

ES GEHT UMS GANZE!
Am Samstagnachmittag fassen wir zusammen. Dafür ist ein Blick von außen vielleicht nicht ganz falsch. Thomas Meinecke beschäftigt sich als Autor, DJ und Musiker mit Fragen der Ästhetik, der Geschlechtertheorie, mit Authentizität und künstlerischer Utopie. Im Gespräch mit Peter Kemper wird er über die Zukunft und die Grenzen des Jazz als Genre nachdenken und uns vielleicht das Bild eines Jazz vor Augen führen, den wir uns noch gar nicht vorstellen können. Saxophonist Uli Kempendorff denkt über Fehlstellen im Diskurs an Hochschulen nach, gibt einen Streikbericht, schaut auf interessante Lösungswege aus unseren Nachbarländern und fragt, was man heute von einer künstlerischen Ausbildung erwarten können sollte. Und beim Abschlusspanel unter der Überschrift „Es geht ums Ganze!“ diskutieren wir Jazz als Teil eines aktuellen gesellschaftlichen Diskurses, fragen, welche Aspekte der Praxis improvisierter Musik dazu beitragen können, uns für Gegenwart und Zukunft zu engagieren? Saxophonist Jan Klare erläutert die inneren Strukturen und die Arbeitsweise seiner Band Das Dorf, reflektiert Rollenverständnisse im Ensemble und erklärt, wie sich politische Überzeugung und Musikmachen miteinander vereinen lassen. Die Geigerin Akiko Ahrendt berichtet über die Überschneidungen von Musik und politischem Aktivismus; und die ukrainische Kulturmanagerin Mariana Bondarenko reflektiert, welche Rolle Jazz, Musik, Kultur in Zeiten des Kriegs spielt, spricht aber auch über die ganz direkten Auswirkungen des Kriegs, in dem ja zahlreiche Musiker als Soldaten aktiv sind (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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SAMSTAG, 30.9.2023, 20 Uhr

DOPPELKONZERT
out of the box music@Knabenschule
Les Marquises mit Emilie Škrijelj, Tom Malmendier plus Christine Abdelnour
Gratkowskis 5 mit Frank Gratkowski, Philip Zoubek, Robert Landfermann, Dominik Mahnig feat. Ingrid Laubrock
Eintritt: 22 € / erm. 18 €
Vorverkauf über Bessunger Knabenschule (Link zu ztix)

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Das Darmstädter Jazzforum verbindet seit 1989  den Diskurs um Jazz und Improvisierte Musik mit dem praktischen Musikerlebnis in einer einzigartigen Verbindung aus internationaler Konferenz, Konzerten, Workshops und Ausstellungen. Alle Jazzforen sind in unserer Buchreihe „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung“ dokumentiert (Wolke Verlag).

Roots | Heimat: Wie offen ist der Jazz?

Das Darmstädter Jazzforum 2021

Alle Beiträge und Panels bei YouTube unter jazzinstitut.darmstadt

Das 17. Darmstädter Jazzforum vom 30. September bis 2. Oktober 2021 fragte nach dem Verhältnis zwischen “Roots” und “Heimat”. Roots steht sowohl für die afro-amerikanischen Wurzeln des Jazz als auch für die die emotionale, familiäre oder ethnische Herkunft von Musiker:innen überall auf der Welt. Heimat steht für die Tatsache, dass gerade der Jazz eine kulturelle und ästhetische Selbstverortung verlangt. Für die einen ist der Jazz kreative Praxis, die global benutzt wird, aber immer zurück auf ihre afro-amerikanische Herkunft verweist. Für die anderen ist Jazz etwas, mit dem man aufgewachsen ist, mithilfe dessen sich die eigene Betroffenheit, der individuelle Standpunkt am besten ausdrücken lässt. Für viele ist Jazz beides, beinhaltet die afro-amerikanische Tradition genauso wie die produktive Freiheit, diese Praxis auch innerhalb der eigenen, von den Ursprüngen des Jazz als afro-amerikanische Musik manchmal weit entfernten Communities anzuwenden.

Und da hakten wir ein. Wir wollten Diskussionen aus dem Umfeld der Black Lives Matter-Bewegung aufnehmen und uns darüber austauschen, wie europäisch beeinflusste Sichtweisen das ethische wie ästhetische Verständnis, die Präsentation und die Rezeption des Jazz mit geprägt haben, inwieweit eine solche eurozentrische Sichtweise auch unser Verständnis von Jazz geformt, wenn nicht gar verformt hat und weiterhin formt, welchen Stellenwert in ihr sowohl die afro-amerikanischen Ursprünge der Musik besitzen als auch unser eigenes kulturelles Umfeld. Wir sprachen über historische Beispiele eurozentrischer Umdeutungen in der Jazzgeschichte, haben aber auch den aktuellen Diskurs über die Relevanz des Jazz in nicht-afroamerikanischen Communities thematisiert. Wir sprachen über Rassismus im Jazz , fragten danach, welche Formen von Ausgrenzung und anderen Othering-Strategien sich im Jazz hierzulande finden lassen, und gingen auf alternative Lesarten der Jazzrezeption ein, Beispiele etwa, wie afroamerikanische Kultur das Verständnis von Musik auf der ganzen Welt verändert hat. Wir wollten die Diskussion dabei keinesfalls auf den Jazz begrenzen, sondern auch auf ähnliche Debatten über Eurozentrismus bzw. Afroamerikanismus etwa in Neuer Musik oder der Popkultur ganz allgemein blicken.

Das Darmstädter Jazzforum ist eine internationale Konferenz. Im Vorfeld erwarteten wir Vorträge und Diskussionen, die über unsere kleine Szene der Jazzforscher:innen hinausreichen, und wir freuten uns wie immer auf ein Publikum von Musiker:innen, Journalist:innen, ernsthaften Jazzfans, aber auch von Studierenden und Forscher:innen unterschiedlichster Disziplinen.


Das Darmstädter Jazzforum ist eine Veranstaltung des Jazzinstitut Darmstadt mit Unterstützung der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Es fand 2021 in Zusammenarbeit mit dem HoffART-Theater Darmstadt und dem Kulturzentrum Bessunger Knabenschule statt. Das 17. Darmstädter Jazzforum wurde gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Es wird präsentiert von Jazzthetik – Zeitschrift für Jazz und anderes.


Programmübersicht:

Donnerstag, 30. September 2021, ab 14:00 Uhr
Diskussion – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Wie wird kulturelle Identität geformt und deren Wahrnehmung beeinflusst?
Am ersten Tag des 17. Darmstädter Jazzforums fragen wir danach, wie sich kulturelle Identität in der Musik ausdrückt bzw. wie sie in Musik wahr- oder auch nicht wahrgenommen wird. Philipp Teriete wird über den Ausbildungskanon an den Historically Black Colleges and Universities in den USA im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sprechen und den Einfluss dieser Art an Musikausbildung auf den frühen Jazz diskutieren. Anna-Lisa Malmros diskutiert die sehr unterschiedlichen Identitäten des dänisch-kongolesischen Saxophonisten John Tchicai, der spätestens seit seiner Beteiligung an einigen herausragenden Aufnahmen des US-amerikanischen Free Jazz in den 1960er Jahren auch mit dieser Szene identifiziert wurde.

Welcome-Dinner – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Über Identitäten geht es anschließend auch beim Gespräch mit der Saxophonistin Gabriele Maurer, dem Kontrabassisten Reza Askari und der Sängerin Simin Tander, die ganz persönlich die Erfahrungen von Künstler:innen vorstellen, die auf unterschiedliche Art und Weise betroffen sind, durch Hautfarbe, familiäre Herkunft und/oder ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Traditionen, die außerhalb ihrer deutschen Heimat liegen (Moderation: Sophie Emilie Beha). Wir haben dieses Panel überschrieben: „Vom Fremdsein, Ankommen, Fremdbleiben. Gespräch über eigene Erfahrung der Identitätswahrnehmung“.
Ausführliche Abstracts für Donnerstag

Freitag, 1. Oktober 2021, ab 09:30 Uhr
Ádám Havas – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Kulturelle Aneignung und nationales Selbstverständnis (case studies)
Am Vormittag des zweiten Tags sprechen wir über den oft sehr persönlich geprägten Aneignungsprozess afro-amerikanischer Musik in Europa. Philipp Schmickl stellt das Beispiel des Österreichers Hans Falb vor, der 1978 den afro-amerikanischen Trompeter Clifford Thornton in Paris traf und darauf in seiner Heimatstadt im Osten Österreichs Konzerte für und mit Thornton plante, aus denen schließlich ein international beachtetes Festival hervorging. Er hinterfragt die Beweggründe für Falbs kuratorische Aktivität und setzt sie in Beziehung zu Thorntons Ansichten über Musik und Politik der Zeit.

Pausentalk – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Ádám Havas bezieht sich auf eine Aussage Bruce Johnsons von 2002 („Der Jazz wurde nicht einfach ‚erfunden‘ und dann exportiert. Er wurde im Prozess seiner eigenen Verbreitung erfunden“) und wendet sie auf die Rezeption des Jazz in Ungarn an, der sehr bewusst auf kulturelle Praktiken von in Ungarn lebenden Roma-Musiker:innen zurückgriff. Niklaus Troxler schließlich, dessen Plakate Thema einer Ausstellung im Jazzinstitut sind, wird über seinen eigenen Weg zum Jazz erzählen, als Fan, als Begründer und langjähriger Veranstalter des Willisau Jazzfestivals, mit dem er Musiker:innen, für die sein Herz schlägt, in die Schweiz holen konnte, sowie als international renommierter Grafiker und Plakatkünstler.
Ausführliche Abstracts für Freitag

Freitag, 1. Oktober 2021, ab 14 Uhr
Sophie Emilie Beha, Frieder Blume, Joana Tischkau, Jean-Paul Bourelly, Konnie Vossebein
Panel 2: An die Arbeit – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

„Wir“ und „die anderen“
Die viel-postulierte „Emanzipation“ des europäischen Jazz in den 1950er und 1960er Jahren von den US-amerikanischen (und damit insbesondere auch den afro-amerikanischen) Vorbildern führte oft zu einer Haltung des „Wir müssen etwas Eigenes machen“, das – meist eher unbewusst als bewusst – zur Vorstellung führte, das, was die produktive Kraft des Jazz da in Europa hervorbrachte, sei tatsächlich völlig verschieden von dem, was in den USA passierte. Harald Kisiedu hinterfragt diese Zusammenhänge, diskutiert die wichtigen afro-diasporischen Beiträge zum europäischen experimentellen Jazz und die in der Jazzszene ja immer vorhandene Bewunderung afro-amerikanischer Heroen unter dem Aspekt der kulturellen creolization. Timo Vollbrecht arbeitet seit langem als Saxophonist auf der New Yorker Musikszene aktiv, tourt außerdem mit divers besetzten Bands durch Deutschland und Europa. Er hat Mitmusiker:innen nach ihren Erfahrungen mit „social othering“ und der Exotisierung ihrer Person/Kunst/Musik befragt und diskutiert davon ausgehend mögliche Strategien, was sich denn für jeden Künstler, jede Künstlerin selbst tun ließe, um mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit in der Musik-Community zu erreichen.

Luise Volkmann LEONEsauvage – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Trompeter Stephan Meinberg fragt nach möglichen Umgangsweisen mit dem eigenen Privilegiert-Sein als „weiß“ gelesene Person, die sich zudem beruflich, z.B. als ausübender Musiker, mit größtenteils afro-amerikanischer Musik befasst. In einem Roundtable mit zwei dem Gitarristen Jean-Paul Bourelly, der Veranstalterin Kornelia Vossebein und den Kulturaktivist:innen Joana Tischkau und Frieder Blume wollen wir schließlich darüber diskutieren, was es bedarf, um nicht nur zu einem Bewusstseinswandel, sondern darüber hinaus auch zu einer anderen Repräsentation von Musiker:innen auf der Bühne beizutragen (Moderation: Sophie Emilie Beha). Wir haben dieses Panel optimistisch überschrieben: „An die Arbeit: Realität verändern!!!“
Ausführliche Abstracts für Freitag

Samstag, 2. Oktober 2021, ab 09:30 Uhr
Peter Kemper – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Von Leuten und Menschen (case studies)
Identität ist zum einen etwas ungemein Persönliches, wird zum anderen von außen allerdings oft anders wahrgenommen als von einem selbst. Damit beschäftigt sich der Vormittag des dritten Tags beim Jazzforum, an dem konkrete, sehr verschiedene Beispiele ausgebreitet werden. Nico Thom stellt Bill Ramsey vor, den weißen US-Amerikaner, der (neben einer Schlagerkarriere) in der deutschen Jazzszene der 1950er Jahre als „Mann mit der schwarzen Stimme“ gefeiert wurde, und diskutiert dabei unterschiedliche Aspekte der „Amerikanisierung Europas, bei der sich die ‚westeuropäischen Nachkriegsgesellschaften aktiv mit strategischen Eigeninteressen und geschickten Aneignungsstrategien an der Amerikanisierung beteiligt haben'“.

Vincent Bababoutilabo + Wolfram Knauer – 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Ausgehend von einem Konzert beim Deutschen Jazz Festival 1978, bei dem der Saxophonist Heinz Sauer gemeinsam mit Archie Shepp und George Adams auf der Bühne stand, setzt sich Peter Kemper schließlich mit Entwicklungsprozess sowohl der Musik wie auch der musikästhetischen Haltungen sowohl Shepps wie auch Sauers auseinander und fragt, ob es dabei auch ästhetische Qualitäten des Jazz gebe, die über alle ethnischen, geographischen und nationalen Identitäten hinausweisen. Als Überleitung zum letzten Nachmittag des Jazzforums betont Vincent Bababoutilabo die Notwendigkeit rassismuskritischer Perspektiven in der Musikpädagogik heute und hierzulande.

Ausführliche Abstracts für Samstag

Samstag, 2. Oktober 2021, ab 14:00 Uhr
Luise Volkmann + Ella O’Brien-Coker – Vortrag beim 17. Darmstädter Jazzforum Roots/Heimat (Foto: Wilfried Heckmann)

Wir wie die Welt sehen
Für die eigene Perspektive ist jede:r einzelne von uns selbst zuständig. Perspektiven sind aber keine feste Vorgabe, sie lassen sich verändern. Von solchen Perspektivveränderungen handelt der letzte Nachmittag des Jazzforums. Zunächst stellen Sanni Lötzsch und Jo Wespel ihr Konzept FESTIVAL BOOST NOW! vor, das zugleich ein Aufruf zur Selbstermächtigung der Musiker:innen und zur Schaffung „zugänglicher Strukturen“ innerhalb der Kulturszene (Communities“) ist. Ihr Entwurf fordert die radikale Öffnung für queerfeminischtische, intersektionelle, antirassistische und interdisziplinäre Ansätze sowohl im kreativen Prozess als auch bei der Gestaltung des kulturellen Umfeldes. Dazu entwickeln sie mit ihrer „Meta-Community“ nicht nur multiperspektivische Veranstaltungsformate, sondern gleich ganze „Realutopien“. Die Saxophonistin Luise Volkmann hat im April 2021 den vom Jazzinstitut verliehenen Kathrin-Preis erhalten, der mit einer Residenzwoche in Darmstadt verbunden war, bei der sie Recherchen zu Sun Ra, zur afrikanischen Diaspora, zum Black Atlantic, zum sozio-musikalischen und politischen Einfluss von Musik anstellte- Zugleich diskutierte sie mit einem neuen Ensemble den Unterbau ihres Projekts, das am Freitagabend beim Darmstädter Jazzforum zu Gehör kommt, die afro-amerikanische Diaspora also und wie wir als Europäer mit dieser umgehen. In einem eigenen Beitrag und anschließend im Gespräch mit der Singer-Songwriterin Ella O’Brien-Coker wird Volkmann Aspekte von Ritualität, unsere vielen Identitäten und das performative Sprechen diskutieren. Im abschließenden Panel fragen wir danach, welchen Einfluss unsere Eigen- und Fremdsicht auf den Dialog mit „der Welt“ hat. Wir haben dazu Constanze Schliebs eingeladen, die über viele Jahre Agenturerfahrung im In- und Ausland verfügt, außerdem als Kuratorin und Festivalgründerin in China aktiv war und ist, Sophie-Therese Hueber vom Musikbereich des Goethe-Instituts, sowie Sylvia Freydank vom Internationalen Musikinstitut Darmstadt (Ferienkurse für Neue Musik), Institutionen, bei denen ähnliche Diskussion ebenfalls seit längerem geführt werden (Moderation: Sophie Emilie Beha). Und wir fragen etwas provokant: „Exportieren wir eigentlich nur Musik oder auch unsere Weltsicht?“
Ausführliche Abstracts für Samstag


Konzert:
Am Freitagabend, 1. Oktober 2021, wird Luise Volkmann mit LEONE sauvage im Saal der Bessunger Knabenschule zu hören sein. (mehr…)


Ausstellung:
Ab 4. Oktober 2021 zeigen wir in der Galerie im Jazzinstitut (und während der Konferenz auch im Konferenzraum) die Ausstellung „Jazzgeschichten in Rot und Blau“ mit Plakaten des Schweizer Künstlers Niklaus Troxler. (mehr…)


Weitere Fragen bitte an jazz@jazzinstitut.de


Das 17. Darmstädter Jazzforum wird gefördert von

Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung

Ekkehard Jost (Hg.): Darmstädter Jazzforum 89. Beiträge zur Jazzforschung
Hofheim 1990 (Wolke Verlag), 237 Seiten, ISBN 3-923997-40-X, 19 €

1989_darmstaedter-jazzforumBeim 1. Darmstädter Jazzforum trafen sich im Dezember 1989 Jazzforscher aus ganz Deutschland zu einem informellen, inhaltlich noch bunt-gemischten Symposium.

Die Beiträge:

  • Bert Noglik: Improvisierte Musik in der Folge des Free Jazz
  • Jürg Solothurnmann: Die aktuelle Situation des Jazz und der improvisierten Musik
  • Hans Kumpf: Sowjetischer Jazz
  • Klaus Scheuer: Zur Improvisationsweise Bix Beiderbeckes
  • Wolfram Knauer: Die Entwicklung des Jazz zwischen Bebop und Free Jazz
  • Ekkehard Jost: Cecil Taylor – Solo
  • Günter Sommer: Die Jazzszene in der DDR
  • Dieter Glawischnig: Eine Gemeinschaftsproduktion mit Ernst Jandl
  • Bernd Konrad: Probleme der Jazzpädagogik
  • Ludolf Kuchenbuch: „Notation“ im Amateurjazz der 60er und 70er Jahre
  • Wolfgang Schickhaus: Das Phänomen Swing
  • Peter Niklas Wilson: Syntax und Ästhetik der Musik Ornette Colemans
  • Herbert Hellhund: Einige Strukturprinzipien improvisierter Avantgardemusik

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Komposition. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 2
Hofheim 1992 (Wolke Verlag), 225 Seiten, ISBN 3-923997-41-8, 19 €

1991_jazz-und-kompositionBeim 2. Darmstädter Jazzforum ging es um unterschiedlichste Konzepte jazzmusikalischen Komponierens.

Die Beiträge:

  • J. Bradford Robinson: „Jazz“-Rezeption in der Weimarer Periode
  • Hans Ulrich Engelmann: Hans Ulrich Engelmann und der Jazz
  • Lutz Neitzert: Über das problematische Verhältnis der bürgerlichen Musikkultur zu improvisierter Musik
  • Gerhard Putschögl: John Coltrane. Strukturelle Organisation als orale Komposition
  • Wolfram Knauer: Charles Mingus. Jazzkomposition nach Ellington
  • Peter Niklas Wilson: Musikalische Systemphilosophie nach ihrem Ende. Anthony Braxtons musikalische Metaphysik
  • Ekkehard Jost: Typen jazzmusikalischer Komposition
  • Ran Blake: Third Stream – Vorrang des Ohrs
  • Hermann Keller: Komplexe Vorgänge – einfache Grundlagen. Was vom kompositorischen Handwerk in meine Improvisationen eingeht
  • Ulrich Kurth: Zur Rolle der Streichinstrumente. Kompositionen von Tony Oxley, Peter Herborn und Mark Dresser
  • Bert Noglik: Komposition und Improvisation. Anmerkungen zu einem spannungsreichen Verhältnis

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz in Europa. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 3
Hofheim 1994 (Wolke Verlag), 261 Seiten, ISBN 3-923997-42-6, 19 €

1993_jazz-in-europaDas 3. Darmstädter Jazzforum versuchte eine Rundreise mit allgemeinen genauso wie mit ganz speziellen Beiträgen zum europäischen Jazz.

Die Beiträge:

  • Marko Paysan: Transatlantic Rhythm. Jazzkontakte zwischen Deutschland und den USA vor 1945
  • Erik Wiedemann: Jazz in Dänemark 1933 bis 1945
  • Kees Wouters: Von den Wandervögeln zum Wanderers Hotclub
  • Theo Mäusli: Jazz und Geistige Landesverteidigun. Zur Rezeption des Jazz in der Schweiz der Jahre 1933 bis 1945
  • Walter Ojakäär: Jazz in Estland. Hoffnungen und Wirklichkeit
  • Virgil Mihaiu: Entwicklung und Probleme des Jazz in Rumänien 1965 bis 1993
  • Lubomir Doruzka: Jazz in der Tschechoslowakei 1945 bis 1993
  • Bert Noglik: Osteuropäischer Jazz im Umbruch der Verhältnisse. Vom Wandel der Sinne im Prozeß gesellschaftlicher Veränderungen
  • Misha Mengelberg: Misha Mengelberg spricht über seine Musik
  • Wolfram Knauer: „Musicianer“, oder: Der Jazzmusiker als Musikant. Anmerkungen zum Verhältnis von Jazz und Folklore
  • Jürg Solothurnmann: Die Alpine Jazz Herd. Zeitgenössischer Jazz und natonale Folklore, paßt das zusammen?
  • Erik Kjellberg: „Old Folklore in Swedish Modern“. Zum Thema Volksmusik und Jazz in Schweden
  • Ekkehard Jost: Über das Europäische im europäischen Jazz

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz in Deutschland. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 4
Hofheim 1996 (Wolke Verlag), 287 Seiten, ISBN 3-923997-70-1, 19 €

1995_jazz-in-deutschlandBeim 4. Darmstädter Jazzforum wurde der deutsche Jazz thematisiert: von den 30er Jahren bis in die Gegenwart.

Die Beiträge:

  • Horst Bergmeier & Rainer Lotz: Charlie and his Orchestra. Ein obskures Kapitel der deutschen Jazzgeschichte
  • Guido Fackler: Jazz im KZ. Ein Forschungsbericht
  • Bernd Hoffmann: Die „Mitteilungen“. Anmerkungen zu einer „verbotenen Fanpostille“; Die „Mitteilungen (Reproduktion)
  • Wolfram Knauer: Emanzipation wovon? Zum Verhältnis des amerikanischen und des deutschen Jazz in den 50er und 60er Jahren
  • Musikergespräch mit Michael Naura: Es war ein lustiges Völkchen
  • Komponistengespräch mit Klaus König: Reviews (A Revue for Frank Zappa)
  • Bert Noglik: Hürdenlauf zum freien Spiel. Ein Rückblick auf den Jazz der DDR
  • Ernst Ludwig Pettrowsky & Uschi Brüning: Gednaken eines Menschen aus Güstrow, der zwischen Nazi-Märschen, Stalin-Panzern und FDJ-Liedern der Faszination des Jazz erlag
  • Ulrich Kurth: „Kurze Geschichten“. Die 90er Jahre
  • Joachim Ernst Berendt: Wandel und Widerstand

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Sprache, Sprache und Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 5
Hofheim 1998 (Wolke Verlag), 189 Seiten, ISBN 3-923997-79-5, 19 €

1997_jazz-und-spracheBeim 5. Darmstädter Jazzforum im Oktober 1997 ging es um den Einfluß des Jazz auf die Literatur, um den Einfluß von Literatur und Literaturästhetik auf das Verständnis des Jazz, um Lyrik-und-Jazz-Projekte in den USA wie in Europa, um die Umsetzung sprachlich-literarischer Vorlagen im kleinen wie im großen Umfang, um die Sprachlichkeit oder Sprachähnlichkeit von Jazznimprovisation, um Bezüge zwischen dem Sprechen über Musik (also: Jazzkritik) und der Musik selbst.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Jazz – Sprache – Lyrik – Kritik. Einige grundsätzliche Anmerkungen
  • Stephan Richter: Magic Books and a Jam Session. Das Spannungsfeld von Literatur, Literaturtheorie und Jazz
  • Heinz Steinert: „… und in dem allen ist der Gestus von Musik der Stimme entlehnt, die redet.“ Über das komplexe Arbeitsbündnis des Genres „Jazz und Lyrik“
  • Ernst Jandl & Dieter Glawischnig: ….. ‚texte und Jazz‘ …..
  • Mike Westbrook: The Westbrook Song Book
  • Ekkehard Jost: Zum Sprachcharakter von Musik im allgemeinen und Jazz im speziellen
  • Hans Ulrich Engelmann: Zur szenischen Kantate „Die Mauer“
  • Wolfram Knauer: From Ellington to Malcolm X. Vom Umgang mit Texten/Libretti im Jazz
  • George Gruntz: Jazz – Was für ein Theater?
  • Christian Broecking: Viel Lärm um große Worte. Auch fiese Sätze können swingen. Wynton Marsalis und die Verbalisierung des Jazz in den 90er Jahren

Wolfram Knauer (Hg.): Duke Ellington und die Folgen. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 6
Hofheim 2000 (Wolke Verlag), 276 Seiten, ISBN 3-923997-91-4, 19 €

1999_duke-ellingtonDas 6. Darmstädter Jazzforum widmete sich erstmals einem einzelnen Musiker. Aus Anlass seines 100. Geburtstages beschäftigten sich die Referate und Konzerte im September/Oktober 1999 mit der Musik des Pianisten, Komponisten und Bandleaders Edward Kennedy „Duke“ Ellington. Ellington, einer der wenigen stilübergreifenden Persönlichkeiten der Jazzgeschichte, war auf Musiker der 1920er und 1930er Jahre genauso einflussreich wie auf solche der 1960er bis 1990er Jahre. Die Referate des Darmstädter Jazzforums untersuchen ganz unterschiedliche Aspekte in Ellingtons Schaffen. Es geht um seine Rolle als Komponist, Arrangeur und Pianist, um seinen Einfluss auf die Musiker seiner eigenen Bands sowie viele nachfolgende Musiker, um seine Ästhetik und um die Rezeption seiner Konzerte in Deutschland. Die Vielfalt der Ansätze zwischen musikalischer Analyse und musikästhetischer Betrachtung lässt bekannte wie weniger bekannte Seiten seines Schaffens in neuem Licht erscheinen.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: „Each Man Prays In His Own Language…“ Duke Ellington und seine Welt
  • Wolfram Knauer: „Reminiscing in Tempo“. Tradition und musikästhetische Ideale in Ellingtons kompositorischem OEuvre
  • Bernd Hoffmann: „Zugunsten der deutschen Jugend“. Zur Rezeption afro-amerikanischer Musik in der Nachkriegszeit
  • Peter Niklas Wilson: „Money Jungle“. Fäden eines Beziehungsnetzes
  • Ekkehard Jost: „Open Letter to Duke“. Was Charles Mingus an Duke Ellington schrieb
  • Franz Krieger: „Piano in the Foreground?“. Zum Klavierstil Duke Ellingtons
  • Günter Lenz: „Die kulturelle Dynamik der afroamerikanischen Musik“. Duke Ellingtons Kulturbegriff und seine Bedeutung in der afro-amerikanischen Literatur
  • Bill Dobbins: „Mood Indigo“. Die harmonische Sprache Duke Ellingtons
  • Walter van de Leur: „Scores of Scores“. Einige Anmerkungen zu Manuscripten der Billy-Strayhorn- und Duke-Ellington-Sammlungen in den USA

Martin Pfleiderer: „Far East of the Blues“. Ellington und Weltmusik


Wolfram Knauer (Hg.): Jazz und Gesellschaft. Sozialgeschichtliche Aspekte des Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 7
Hofheim 2002 (Wolke Verlag), 304 Seiten, ISBN 3-936000-01-8, 19 €

2003_jazz-und-gesellschaftDer Jazz war immer eine gesellschaftlich relevante Musik. Er hat das 20. Jahrhundert begleitet wie keine andere Musikrichtung, stand für kulturelle Entwicklungen, die auch auf anderen Gebieten von Bedeutung waren: den Wandel vom Euro- zum Amerikazentrismus, die Einführung neuer Medien zur massenkulturellen Verwertung, den Vorrang von Interpretation vor Komposition und individuellem Sound vor klassischem Klangideal. Um die unterschiedlichsten Aspekte der gegenseitigen Einflüsse von Jazzmusik und Gesellschaft, um die Lebensumstände der Musiker in den USA wie in Europa, um musikästhetische Fragen, um den Themenkreis Jazz und Kritik, um eine kritische Bestandsaufnahme soziologischer Forschungen zum Jazz und dergleichen mehr ging es beim 7. Darmstädter Jazzforum, dessen Referate in diesem Band zusammengefasst sind. Das 7. Darmstädter Jazzforum fand gerade mal zwei Wochen nach dem 11. September 2001 statt. Seine Beiträge über die soziale Relevanz von Kunst erhalten dadurch besondere Aktualität.

Die Beiträge:

  • Ralf-Peter Fuchs: Neue Menschen und Kultur der Moderne. Der Jazz und sein Publikum in der deutschen Nachkriegspresse 1945 – 1953
  • Christian Broecking: Adorno versus Berendt revisited. Was bleibt von der Kontroverse im Merkur 1953?
  • Tobias Richtsteig: Jazz und Zahlen. www.jazzpublikum.de – Sozialpsychologische Basisdaten im Zeitvergleich. Ein Forschungsbericht
  • Wolfram Knauer: „Wegweiser Jazz“. Anmerkungen zum Zustand der deutschen Jazzszene
  • Heinz Steinert: Musik und Lebensweise. Warum und wie sich Jazz-Musik eignet, eine soziale Position zu markieren
  • Wolfgang Sandner: Verbaler Impressionismus, wohlmeinende Apologie. Probleme der Jazzkritik
  • Ursel Schlicht: Individuelle Musik auf Jazzbasis. Arbeitsbedingungen und Ausdrucksformen von Musikerinnen in Hamburg und New York
  • Lewis A. Erenberg: Swing Left. Linke Politik und Bigband-Jazz in der Zeit des New-Deal
  • Ingrid Monson: Über Jazz, Geschichte und soziale Theorie. Theoretische Hintergründe der „Freedom Sounds“
  • George E. Lewis: „Gittin’ to know y’all“. Von improvisierter Musik, vom Treffen der Kulturen und von der „racial imagination“
  • Mike Heffley: Vom Anarchischen zum Archaischen. Zur Theorie der freienImprovisation
  • Peter Niklas Wilson: Von der sozialen Irrelevanz improvisierter Musik
  • Ekkehard Jost: Reflexionen über die Soziologie des Jazz

Wolfram Knauer (Hg.): improvisieren… Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 8
Hofheim 2004 (Wolke Verlag), 248 Seiten, ISBN 3-936000-02-6, 19,- €

2001_improvisieren… keine Definition des Jazz wird um diesen Eingangssatz herumkommen. Viele andere Momente spielen eine wichtige Rolle – swing, drive, Instrumentation, spezifische Soundcharakteristika – aber wo zu verschiedenen Zeiten all solche Parameter Schwankungen unterworfen, wechselbar waren, da bleibt die Improvisation sicheres Kontinuum in der Geschichte dieser Musik. Ein großartiger Musiker ist sicher auch, wer gut zu swingen vermag, an erster Stelle aber steht die Fähigkeit, in der Improvisation eine „gute Geschichte“ erzählen zu können. Die Improvisation wurde so sehr zum zentralen Merkmal des Jazz, dass die beiden fast synonym schienen: Wenn sich in den USA oder Europa ab den 1960er Jahren jemand als „improvising musician“, als „improvisierender Musiker“ bezeichnete, so erhielt er sicher in der Regel die Antwort, „Ach ja, Jazz!“ Solche Gleichsetzung zeigt nur, dass die Musikgeschichte offenbar vergesslich ist, denn auch die europäische Musik besaß ja über lange Zeit ihre ganz eigenen Improvisationstraditionen. Und in außereuropäischen Musikkulturen ist Improvisation bis heute selbstverständlich – und hier übrigens wiederum eine ganz andere Form von Improvisation als jene, die im Jazz entwickelt wurde.

Die Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Noodlin’ and Doodlin’ and Playin’ Around…Zum sich wandelnden Selbstverständnis des Jazz als improvisierter Musik
  • Lawrence Gushee: Improvisation im frühen Jazz
  • Martin Pfleiderer: Improvisieren – ästhetische Mythen und psychologische Einsichten
  • Thomas Mießgang: Die Kunst des Spontanen. Kann ein Bild improvisiert werden? Über Free Jazz, automatische Saxophone, Jack the Dripper, Materialaktionen und letzte Lockerungen
  • Christopher Dell: Möglicherweise Improvisation
  • George E. Lewis: „Voyager“ … Improvisieren mit dem Computer
  • Ekkehard Jost: Notizen zur Improvisation
  • Joachim Kühn und Bert Noglik im Gespräch: Improvisation und musikalische Realität
  • Paul F. Steinhardt: between the lines. Die verwunderliche Verbindung von Geld und Musik
  • Michael Rüsenberg: Improvisation als Modell wirtschaftlichen Handelns. Eine Erkundung
  • Peter Niklas Wilson: Neue Paradigmen in der improvisierten Musik

Wolfram Knauer (Hg.): Jazz goes Pop goes Jazz. Der Jazz und sein gespaltenes Verhältnis zur Popularmusik. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 9
Hofheim 2006 (Wolke Verlag), 284 Seiten, ISBN: 3-936000-03-4; 22 €

2005_jazz-goes-popDer Jazz saß zeitlebens zwischen den Stühlen der ästhetischen Schubladen: Für die einen war er die populäre Musik der 1930er Jahre und Grundlage für viele Musikstile in der späteren Popmusik, für die anderen eine dezidierte Kunstmusik, ein Gegenentwurf zu den kommerziellen Seiten der Popmusik. Mit diesem Spagat mussten Jazzmusiker immer leben, mit ihm mussten sie sich auseinandersetzen, ihn konnten sie allerdings durchaus auch für ihre Zwecke nutzen. Beim 9. Darmstädter Jazzforum werden die verschiedenen Seiten im Verhältnis von populärer Musik und Jazz beleuchtet. Dabei geht es um grundsätzliche Fragen (Was macht Musik populär?), um historische Einordnungen (Wo trennen sich Jazz und Popmusik und wie entwickelte sich ihr Verhältnis zueinander?), um wirtschaftliche Fragen (den Einfluss der Plattenfirmen), um aktuelle Tendenzen (das bewusste Spiel mit Popmusik in Aktivitäten jüngerer Musiker), um ästhetische Fragen (Jazz als Kunstmusik und der suspekte Charakter des kommerziellen Erfolgs) und vieles mehr. Neben Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich, Dänemark und Australien kommen auch Praktiker zu Wort wie der britische Komponist Colin Towns, der New Yorker Paul D. Miller alias DJ Spooky. Schließlich kommen in einer Diskussionsrunde Vertreter aus der Plattenproduktion, diverser Medien, Agenturen aber auch Musiker zusammen.

Die Beiträge:

  • Martin Pfleiderer: Was macht Musik populär? Überlegungen zur (Un-)Popularität im Jazz und anderswo
  • Andrew Hurley: Joachim Ernst Berendt – Jazz, U-Musik, Pop-Jazz und die Ambivalenz (1950-1970)
  • Fabian Holt: Not a Silent Way. Populäre Musik und Jazzmodernismus nach Elvis
  • Wolfram Knauer: Healing Force of the Universe? Warum der Free Jazz zahm wurde
  • Jürgen Schwab: New Standards – Die (gar nicht mal so) neue Lust am Covern im Jazz
  • Frithjof Strauß: Zwischen Mystizismus und Funktionalismus. Zur Popularität des Jazz aus Skandinavien
  • Doris Schröder: Bunte Musik. Die Jazzbilder Tony Munzlingers zwischen Karikatur, Popart und Gebrauchskunst
  • Roundtable zu Aspekten der Produktion und Vermarktung von Jazz mit Veit Bremme, Bodo Jacoby, Harald Justin, Reiner Michalke und Olaf Schönborn
  • Peter Kemper: Wer wär nicht gern ein Global Player? – Über die orthodoxe und paradoxe Annäherung von Jazz und Pop
  • Colin Towns: Musik für Herz, Kopf und Füße. Die unterschiedlichen musikalischen Seiten des Colin Towns
  • Wolfram Knauer: Die Wissenschaft vom Rhythmus. DJ Spooky, der Philosoph der Plattenleger, erklärt die DJ-Kunst
  • Andreas Felber: Alter Greis auf der Suche nach neuer Jugend? Anmerkungen zur neuen Offenheit zwischen Jazz und populärer Musik in den 90er- und 00er-Jahren
  • Diedrich Diederichsen: Jazz als Concept-Art

Wolfram Knauer (Hg.): Begegnungen. The World Meets Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 10
Hofheim 2008 (Wolke Verlag), 320 Seiten, ISBN: 3-936000-04-7; 24 €

2007_begegnungen-the-worldDer Jazz ist eine Musik mit afro-amerikanischen Wurzeln, doch er blüht überall auf der Welt in allen möglichen (Klang)-Farben. Jazz ist eine produktive Kunst: Musiker in aller Welt, die sich ihm zuwandten, mussten seine Wurzeln als afro-amerikanische Musik genauso kennen und respektieren wie sie aufgefordert waren, ihre eigenen Traditionen mit einzubringen. Von diesen Prozessen zwischen Respekt und Eigenständigkeit handelt dieses Buch. Es geht dabei nicht so sehr um „Weltmusik“ an sich als vielmehr um die produktive Auseinandersetzung mit den Traditionen, und um die Tatsache, dass der Jazz mittlerweile jede Menge Impulse aus allen möglichen Ecken der Welt erhält, wo man ihn auch als eigene Musik begreift.

Dieser Band enthält die Referate des 10. Darmstädter Jazzforums, in denen unterschiedliche musikalische Annäherungen, Adaptionen oder Adoptionen näher beleuchtet werden. Oft handelt es sich dabei um Ideen, die zwar aus ethnischen Musikrichtungen stammen, aber mit der Spielhaltung des Jazz so hervorragend harmonieren, dass es schwer fällt, die musikalischen Ergebnisse noch unter gängigen Genrebegriffen abzulegen. Weder kann man dann nämlich wirklich von „Weltmusik“ sprechen, noch ist es Mainstream-Jazz im herkömmlichen Sinne. Es ist ein kreativer Austausch, der den Jazz verändert, egal ob einem das gefällt oder nicht.

Die Beiträge:

  • Andrew W. Hurley: But Did the World Meet Jazz? Ein Blick hinter Joachim Ernst Berendts Plattenreihe“Jazz Meets the World“
  • Martin Pfleiderer: The World Meets Jazz. Zur Ästhetik des Jazz im Zeitalter der Globalisierung
  • Maximilian Hendler: Jazz oder nicht Jazz? Rollenpolyphonie und ihr Vorkommen auch außerhalb des Jazz
  • Torsten Eßer: Jazz in Lateinamerika – Eine periphere Erscheinung?
  • Wolfram Knauer: Blowin’ Up a (European) Storm. Eine Annäherung an die Personalstile von Harry Beckett, Tomasz Stanko und Enrico Rava
  • Gerhard Putschögl: Flamenco Jazz
  • Timothy R. Mangin: Cosmopolitan Roots. Jazz im Senegal
  • Gerhard Kubik: Referentielle Elementarpulsationen. Bemerkungen zur konzeptuellen Welt unseres Jazz aus dem südlichen Afrika
  • Günther Huesmann: John Zorn und der japanische Traditionsbegriff
  • Ralf Dombrowski: Das Originale und das Originelle. Techniken kultureller Aneignung am Beispiel des Oriental Jazz
  • Gilad Atzmon: Jazz und Jihad. Ein (Bird-)Fundamentalist erklärt seine Sicht des Jazz
  • Karl Berger: Skizzen weltmusikalischer Erfahrungen
  • Harald Justin: Jazz und World Music im Fadenkreuz des Kulturkampfes

Wolfram Knauer (Hg.): Albert Mangelsdorff. Tension | Spannung. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Bd. 11
Hofheim 2010 (Wolke Verlag), 320 Seiten, ISBN: 078-3-936000-05-4; 27,- €

2009_albert-mangelsdorffAlbert Mangelsdorff galt seit den 1950er Jahren als die überragende Persönlichkeit des deutschen Jazz. Er war ein Musiker, der stil- und genreübergreifend Anerkennung fand und an Projekten beteiligt war, die zwischen Tradition, Avantgarde und Rock/Pop wechselten. Man achtete ihn international als einen Künstler mit einem ausgewiesen eigenständigen Stil, als einen Virtuosen auf der Posaune, als einen bedeutenden Komponisten und als einen Wegbereiter des Jazz in Deutschland. Für die Autoren dieses Bandes ist Mangelsdorff Ideengeber für Beiträge, in denen es um Albert Mangelsdorff geht, um die Geschichte des Jazz in Deutschland, um Instrumentaltechnik, um Free Jazz, die Frankfurter Szene, um vokale Expressivität im Jazz, soziale Ordnung im Free-Jazz-Kontext, ein erwachendes politisches Bewusstsein bei Musikern der 1960er Jahre oder das neue ästhetische Selbstbewusstsein europäischer Jazzmusiker heute.

Der Band enthält die Referate des 11. Darmstädter Jazzforums vom Oktober 2009. Er beleuchtet Facetten im Schaffen des Posaunisten, schaut auf musikalische und ästhetische Parallelentwicklungen, aber auch auf jüngste Entwicklungen im deutschen Jazz. Der rote Faden ist dabei letztlich die musikalische Offenheit, die Albert Mangelsdorff vorgelebt hat.

Beiträge:

  • Wolfgang Sandner: Ein Prototyp und Sonderfall: Albert Mangelsdorff, Jazzmusiker in Deutschland
  • Rüdiger Ritter: Jazz-Musiker als „Gründungsväter“ für nationale Jazzszenen? Krzysztof Komeda und der polnische Jazz
  • René Grohnert: Bilder zur Musik. Jazzplakate (von Günther Kieser und Niklaus Troxler) zwischen Ankündigung und Erinnerung
  • Wolfram Knauer: Es sungen drei Engel. Zum Umgang von Jazzmusikern mit deutscher Musiktradition
  • Martin Pfleiderer: Singin’ the Blues. Vokale Expressivität im instrumentalen Jazz
  • Kai Stefan Lothwesen: Emanzipation, Jazz-Dissidenten und Paradigmenwechsel. Anmerkungen zur Diversität des europäischen Jazz
  • Harald Kisiedu: „European Freedom“. Zum Verhältnis von Musik und Politik bei Peter Brötzmann
  • William Bares: Play Your Own Thing „Our“ Thing: „Young German Jazz“ und die deutsche Jazzidentität
  • Silvana K. Figueroa-Dreher: Was kann die Soziologie vom Free Jazz lernen?
  • Harald Justin: Jenseits des Skandals. Albert Mangelsdorff: Autobiographisches Erzählen im Kontext (und mögliche Paradigmenwechsel im deutschen Jazz)
  • Michael Rieth: Goethe und der Blues, Kropotkin und die Krone, Albert und die Anarchie
  • Jürgen Schwab: „50 Jahre institutionalisierte Subkultur“. Das hr-Jazzensemble, eine Bestandsaufnahme
  • Michael Rüsenberg: „Ein musikalisches Zwiegespräch zwischen dem weltberühmten Posaunisten und dem unbekannten Wal“. Anmerkungen zu Albert Mangelsdorff

Wolfram Knauer (Hg.): JAZZ.SCHULE.MEDIEN. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Band 12
Hofheim 2012 (Wolke Verlag), 256 Seiten, ISBN: 978-3-936000-92-4; 24,- €

2011_jazz-schule-medienAuch eine unmittelbare Musik wie der Jazz kommt nicht um Vermittlungsstrategien herum. Die Beiträge in diesem Buch beleuchten unterschiedliche Facetten einer solchen Jazzvermittlung. In einem ersten Block geht es darum, welchen Stellenwert Jazz im schulischen Unterricht besitzt, wie er in Lehrpläne eingebaut werden kann, welche pädagogischen Ansätze sich mit jazzaffinen Themen verbinden lassen, worauf die Musiklehrerausbildung achten muss, um Jazz und Popularmusik an Allgemeinbildenden Schulen gezielt einsetzen zu können. In einem zweiten Block wird aus unterschiedlichen Sichtweisen der Stellenwert diskutiert, den Jazz in den tagesaktuellen Medien besitzt, also in Tageszeitungen, Blogs etc. Schließlich kommen auch Jazzmusiker selbst zu Wort, die über Strategien berichten, ihr Publikum zu erreichen, in einer Zeit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne Lust auf die Konzentration machen, die der Jazz verlangt, Neugier zu wecken auf das spontane Experiment der musikalischen Improvisation.

Die in diesem Band enthaltenen Beiträge entstanden aus Anlass des 12. Darmstädter Jazzforums im September 2011, das der theoretischen Diskussion über Jazzvermittlung auch einige praktische Workshops und Konzerte zur Seite stellte. Mit der Publikation wollen wir den Leser mit in den Diskurs darüber einbinden, wie der Jazz auch in Zukunft ein breites Publikum erreichen kann, ohne sich zu verbiegen, ohne seine kreative Freiheit aufzugeben.

Beiträge:

  • Walter Turkenburg: Jazzpädagogik in Europa . Straße und Schule
  • Joe Viera: Jazzpädagogik. Zur Geschichte in Deutschland nach 1945. Aufgaben – Methoden – Zukunft
  • Siegried Busch: Jazz für Lehrer
  • Bert Gerhardt: Jazz in der Schule – nur was für die Elite?
  • Jürgen Terhag: Jazz als Basis der musikpädagogischen Arbeit mit Populärer Musik. Wege aus dem Ghetto
  • Günter B. Schmidt und Cordula Groß: Black Music als Teil der Schulsozialarbeit
  • Daphne Lipp und Sascha Wild: Jazz und improvisierte Musik in der Schule.! Eine Förderausschreibung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main
  • Olaf Stötzler und Jochen Stolla: Vermittlung durch Begegnung. Jugendprojekte der hr-Bigband. Bedingungen und Chancen musikalischer Bildung durch eine Rundfunk-Bigband
  • Wolfram Knauer: jazzwissen.de. Online-Modul als Hilfe zur Vermittlung von Jazz im Schulunterricht
  • Michael Rüsenberg: „Amylgada: das Jazz-Zentrum im Gehirn“. Eine Exkursion zu den Neurowissenschaften
  • Elena Ungeheuer: Herausforderungen der Musikvermittlung heute
  • Bernd Hoffmann: Spieglein, Spieglein an der Wand. Präsentationen des Jazz in deutschsprachigen Medien
  • Hans-Jürgen Linke: Alltagsraunen. Über inhaltliche FRagen, Jazz in der Tagespresse, Feulleton-Betrieb und andere langsam veraltende Probleme
  • Reinhard Köchl: Jazzjournalismus heute: Ohne Anzeige keine Zeile?
  • Nils Wülker: Über dem Publikum muss die Sonne aufgehen
  • Roundtable Jazzjournalismus: Reporter, Kritiker, Vermittler
  • Arndt Weidler: PSSST! … und wenn das Jazzpublikum schuld daran ist, dass so wenig Publikum zu Jazzkonzerten kommt?!
  • Roundtable Musiker: Das Publikum: Amorphe Masse oder Energiespender?

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Jazz Debates / Jazzdebatten, Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 13
Wolke Verlag (Hofheim), 2014, English and German, 224 pp., Photos, Paperback, € 24,-, ISBN: 978-3-95593-013-4

2013_debatten

Debatten in der Jazzgeschichte sind ästhetische Wegmarken. Sie spiegeln Entscheidungsdiskurse darüber wider, wie es in der Musik weitergehen kann. Beim Darmstädter Jazzforum im September 2013 ergründeten Experten aus Europa und den USA, wie solche Debatten bis heute die Wahrnehmung des Jazz bestimmen. Die Beiträge dieses Buchs fragen etwa nach den Auswirkungen von Debatten auf das ästhetische Urteil. Sie beleuchten historische und aktuelle Jazzdebatten der deutschen Jazzszene. Sie diskutieren die Genderdebatte, fragen also, wie das Ideal von Maskulinität die Musik und ihre Rezeption prägt und wo in den Jazzdiskursen Raum etwa für Frauen oder die LGBT-Community ist. Und sie thematisieren die jüngste Debatte über den Begriff „Jazz“ selbst und damit die Frage, wem der Jazz seiner historischen und ästhetischen Entwicklung nach „gehört“.

Beiträge:

  • Jürgen Arndt: Schlager, Jazz und Argumente: 1953 und 60 Jahre danach oder: Als der Jazz seine Stimme verlor
  • Siegfried Schmidt-Joos: Jazzpapst Revisited. Rückblick auf einen Konflikt
  • Martin Pfleiderer / Wolf-Georg Zaddach: Der gegenwärtige Jazzdiskurs in Deutschland. Versuch einer empirischen Rekonstruktion anhand von Jazzzeitschriften
  • John Gennari:  Remapping the Boundaries of Jazz: The Case of Jason Moran
  • Peter Elsdon: The Potential of the Jazz Record
  • Nichole Rustin-Paschal: Self Portrait: On Emotion and Experience As Useful Categories of Gender Analysis in Jazz History
  • John Gill: Miles in the Sky: Dismantling the glass closet in jazz
  • Tony Whyton: Crosscurrents: the cultural dynamics of jazz
  • Christian Broecking: Not Black enough? Debating jazz in the post-blackness time space
  • Wolfram Knauer „Jazz“ or not „Jazz“. From Word to Non-Word and Back

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Gender and Identity in Jazz, Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 14
Wolke Verlag (Hofheim), 2016, English and German, 308 pp., Photos, Paperback, € 28,-, ISBN: 978-3-95593-014-1

2016knauer

Das 14. Darmstädter Jazzforum im Oktober 2015 befasste sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten von Identität im Jazz. Es ging um die Wahrnehmung von Instrumentalistinnen, um „männlichen“ oder „weiblichen“ Sound, um Homosexualität, Körperlichkeit und die Verleugnung des erotischen Moments in der Musik, um Jutta Hipp, Ivy Benson, Clare Fischer, Sun Ra und andere. Die Teilnehmer der Konferenz reflektierten über Jazzgeschichte und schauten selbstbewusst auf die Gegenwart. Sie diskutierten Wege, wie sich Vorurteile überwinden lassen und wie man den Gender-Diskurs des 21sten Jahrhunderts im Jazz angemessen beschreiben kann. Dass der Blick auf den Jazz verfälscht wird, wenn man seine Protagonisten auf einzelne Teile ihrer vielfältigen Identität reduziert, ist klar. Diese jedoch in Jazzgeschichte und -gegenwart völlig außer Acht zu lassen, ist ein genauso großes Versäumnis. In diesem Buch wollen wir somit einen Diskurs fortführen, der auch in unserer bereits erheblich veränderten Welt wichtig bleibt.

Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Clash of Identities
  • Mario Dunkel: Sexuality, Eroticism, and the Construction of the Jazz Tradition
  • Katherine Williams: “Alright for a Girl”, and Other Jazz Myths
  • Michael Kahr: Chromaticism and Identity in the Music of Clare Fischer
  • Yoko Suzuki: Gendering Musical Sound in Jazz Saxophone Performance
  • Ilona Haberkamp: Hipp Style or Adaption?
  • Martin Niederauer: Male Hegemony in Jazz – Trying to Understand One Important Element of Jazz’s Gender Relations
  • Joy Ellis and Adam Osmianski: Women and the Jazz Jam
  • Christopher Dennison: One-Armed Ball Players: The Language of Homophobia in Jazz
  • Jenna Bailey: “Play Like a Man and Look Like a Woman”, Exploring the Role of Gender in Ivy Benson’s All Girl Band
  • Ilka Siedenburg: Bigbandklassen: Ein Weg zur musikalischen Praxis jenseits von Geschlechterstereotypen?
  • Mane Stelzer: „Für uns war es fremde Musik“, Wie junge Instrumentalistinnen zum Jazz finden (oder auch nicht)
  • Nicole Johänntgen: SOFIA und mehr, Eine persönliche Annäherung an ein Frauen-Musikprojekt
  • Sherrie Tucker: A Conundrum is a Woman-in-Jazz: Enduring Improvisations on the Categorical Exclusions of Being Included
  • John Murph: Exploring Queer Notions Inside Sun Ra’s Outer Space Ways
  • Christian Broecking: “Authentic Lesbian As I Am”, Aspects of Gender, Marginalization and Political Protest in the Life and Work of Irène Schweizer
  • Nicolas Pillai: Watching Men Play. The Erotics of the Hollywood Jazz Film

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Jazz@100. An alternative to a story of heroes. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 15
Wolke Verlag (Hofheim), 2018, English, 296 pp., Photos, Paperback, € 28,-, ISBN: 978-3-95593-015-8

Im hundertsten Geburtsjahr des Jazz warf das Darmstädter Jazzforum 2017 einen Blick auf die Tücken einer Jazzgeschichtsschreibung, in der Legenden oft den Blick auf das verstellen, worauf es in dieser Musik noch viel mehr ankommt: auf die Multiperspektivität einer Musik, die nicht nur von den großen Meistern, auf jeden Fall aber von vielen Individualisten geprägt wird. Die fünfzehn Aufsätze in diesem Buch wagen die Perspektivverschiebung im Blick auf Personen, Orte oder Stile. Sie legen den Fokus auf scheinbar Bekanntes, um genau das zu hinterfragen, und sie machen uns dadurch darauf aufmerksam, auf welche Weise unser Verständnis von Jazz, seiner Geschichte und Ästhetik geprägt wurde und wie es bis in die Gegenwart Veränderungen unterworfen ist.

Beiträge:

  • Arne Reimer: My Encounters with American Jazz Heroes
  • Nicholas Gebhardt: Reality Remade. Narrative and the historical imagination in Alan Lomax’s Mister Jelly Roll
  • Katherine M. Leo: The ODJB at 100. Revisiting Essential Narratives and Copyright Control of Victor 18255
  • Klaus Frieler: A Feature History of Jazz Improvisation
  • Andrew Wright Hurley: In and Out: Processes of Inclusion and Exclusion in Joachim Ernst Berendt’s Jazzbuch, or Towards the Biography of a Book
  • Tony Whyton: A Familial Story: Hidden Musicians and Cosmopolitan Connections in Jazz History
  • Mario Dunkel: Darcy James Argue’s Uchronic Jazz
  • A talk with pianist and composer Orrin Evans: “Just be me!”
  • Krin Gabbard: Syncopated Women. Gender and Jazz History in 1942 Hollywood
  • Wolfram Knauer: Four Sides of a House. How Jazz Spaces Irritate, Fascinate, Stimulate Creativity or Become Icons
  • Oleg Pronitschew: Die Institutionalisierung des Jazz. Wie die westdeutsche Jazzdebatte der 1970er Jahre das Selbstverständnis einer Szene veränderte
  • Rüdiger Ritter: Myths in Jazz – Artistic Prison or Productive Element? The Shaping of “Polish Jazz”
  • Karen A. Chandler: Bin Yah (Been Here). Africanisms and Jazz Influences in Gullah Culture
  • Scott DeVeaux: Was Bebop a Mistake?
  • Nicolas Pillai: A Star Named Miles. Tracking Jazz Musicians Across Media

Wolfram Knauer (ed./Hg.): Positionen! Jazz und Politik. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 16
Wolke Verlag (Hofheim), 2020, Deutsch, 248 pp., Photos, Paperback, € 24,-, ISBN: 978-3-95593-016-5

„Jazz ist immer politisch …“ Was ist übrig geblieben vom oft behaupteten politischen Impetus und der gesellschaftlichen Relevanz im Jazz der Gegenwart? Der Blick beim 16. Darmstädter Jazzforum im Herbst 2019 richtete sich weniger auf das Mutterland des Jazz, wo lange vor #BlackLivesMatter, #Metoo und Donald Trump viele Jazzmusiker:innen politische Statements abgaben. In Darmstadt wurde vielmehr darüber diskutiert, ob Musik einerseits überhaupt politische Aussagen treffen kann, welche konkreten Beispiele sich andererseits hierzulande dafür finden lassen, dass sich aktuelle Jazzmusiker:innen mit Themen auseinandersetzen wie dem wachsenden Populismus, dem Klimawandel, Krieg, Hunger, ungleicher Wohlstandsverteilung, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus. In Vorträgen und Diskussionsrunden mit Musiker:innen, Journalist:innen und Expert:innen unterschiedlicher Fachbereiche ging es dabei auch um die grundlegende Frage, inwiefern nicht vielleicht gerade durch die Tatsache, dass improvisierte Musik ein seismographisch ziemlich empfindliches Abbild der Gegenwart ist, dieser Musik auch 2020 and beyond ein besonders wichtiger Platz im Kanon der aktuellen Musik gebührt.

Beiträge:

  • Stephan Braese: Stammheim war nie Attica. Zur politischen Widerständigkeit des Jazz in Deutschland seit 1945
  • Henning Vetter: Politischer Jazz oder Deutungshoheit: Wem gehört das Gehörte? Eine Untersuchung am Beispiel des Musikerkollektives The Dorf
  • Nina Polaschegg: Sind frei Improvisierende die besseren Demokraten?
  • Benjamin Weidekamp + Michael Haves: Alles wird gut gegangen sein – Der Talk
  • Wolfram Knauer: Jazz und Politik – politischer Jazz?Eine bundesdeutsche Perspektive
  • Mario Dunkel: Zusammenhänge zwischen Populismus, Jazz und afrodiasporischen Musiken als Ausgangspunkt für Demokratiebildung
  • Martin Pfleiderer: „… an outstanding artistic model of democratic cooperation“? Zur Interaktion im Jazz
  • Nadin Deventer, Tina Heine, Lena Jeckel, Ulrich Stock: Veranstalter:innen: die Influencer des Jazz?
  • Nikolaus Neuser (Trompete) und Florian Juncker (Posaune): „Occupied Reading“. Musikalische Intervention
  • Hans Lüdemann: Gesellschaftliche und politische Positionierung eines deutschen Jazzmusikers heute
  • Nikolaus Neuser: Improvisation als Handlungskonzept
  • Michael Rüsenberg: „Jazz ist stets politisch“. Stimmt diese Aussage von Mark Turner? Und, hört man sie in seiner Musik?
  • Thomas Krüger:Politische Dimensionen des Jazz im Kontext von Emanzipation und Kulturalisierung
  • Korhan Erel, Tim Isfort, Angelika Niescier, Victoriah Szirmai: … im Ohr des Betrachters …Ein Panel über das Politische in der Musik
  • Atef Ben Bouzid / Ulrich Stock: „Cairo Jazzman – The Groove of a Megacity“

Wolfram Knauer (Hg.): ROOTS | HEIMAT. Diversity in Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 17
Wolke Verlag (Hofheim), 2022, Deutsch, 303 pp., Fotos, Paperback, € 29,-, ISBN: 978-3-95593-017-2

Jazz ist ein Symbol für Diversität – so mag man zumindest meinen, wenn man die Geschichte afro-amerikanischer Musik betrachtet. Doch zollen wir insbesondere in Europa dieser Idee genügend Respekt? Ist unsere Verehrung der großen Jazzheroen nicht ein bloßes Lippenbekenntnis, wenn wir in dieser Musik, die doch von Freiheit und Individualität handelt, gleichzeitig feststellen müssen, dass Frauen hierzulande nach wie vor selten sind, von BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) einmal ganz zu schweigen? Ist der Jazz in Deutschland nicht lange zu einer etablierten Hochkultur geworden, die nur von einer akademischen Minderheit gemacht und gehört wird? Und wenn dem so ist, wie zufrieden sind wir mit dem Status quo bzw. wie können wir diesen ändern? Fragen, auf die dieses Buchs in sehr unterschiedlichen Ansätzen nach Antworten sucht.

Beiträge:

  • Wolfram Knauer: Vorwort – Wie offen ist der Jazz?
  • Philipp Teriete: The Classical Training of Early African American Jazz Musicians. Der musikalische Ausbildungskanon an den Historically Black Colleges and Universities im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und der Einfluss auf den frühen Jazz
  • Vincent Bababoutilabo: Black Music Matters. Beobachtungen eines Antirassisten in der deutschen Jazzausbildung
  • Roundtable 1 mit Simin Tander, Reza Askari, Gabriele Maurer: Vom Fremdsein, Ankommen, Fremdbleiben. Gespräch über eigene Erfahrung der Identitätswahrnehmung.
  • Philipp Schmickl: Re-inventing the World at Home. How Globally Circulating Forms Fuel the Imagination of Local Festival Organizers
  • Ádám Havas: Zur Dekonstruktion hegemonialer Jazz-Narrative. Die Rolle von Roma-Musikern bei der Artikulation einer osteuropäischen Differenz
  • Gestaltung ist eine Haltung. Niklaus Troxler im Gespräch mit Wolfram Knauer
  • Harald Kisiedu: „We Are Bessie Smith’s Grandchildren“. Reflections on Creolization in post-1950s Experimental Jazz in Europe
  • Timo Vollbrecht: Das Problem des Othering. Exotismus im Jazz, Artistic Othering und Komplexe Intersektionalität
  • Stephan Meinberg: Vom Umgang mit dem Privilegiert-Sein
  • Roundtable 2 mit Jean-Paul Bourelly, Kornelia Vossebein, Frieder Blume und Joana Tischkau: An die Arbeit: Realität verändern!!! Get to work! Let’s change reality!!!
  • Nico Thom: „Der Mann mit der schwarzen Stimme“. Europäischer Amerikanismus am Beispiel von Bill Ramsey
  • Anna-Lise Malmros: Black Dada / Ascension Unending. From Baraka to Coltrane, from Hell to Heaven. John Tchicai in the 1960s in New York and Copenhagen: Breaking the Hidden and Open Rules of Jazz
  • Peter Kemper: „Ich hatte halt den Blues nicht mit der Muttermilch eingesogen.“ Heinz Sauer & Archie Shepp: Differenzen eines musikalischen Dialogs
  • Wir wie die Welt sehen (wollen) Jo Wespel & Sanni Lötzsch: FESTIVAL BOOST NOW! Selbstermächtigung der Musiker:innen, Communities und zugängliche Strukturen
  • Luise Volkmann: Ritualität im Jazz. Das Musikritual als Synthese von Herkunft, Heimat und dem futuristischen Jetzt
  • Luise Volkmann & Ella O’Brien-Coker: Ritualität, unsere vielen Identitäten und das performative Sprechen
  • Roundtable 3 mit Constanze Schliebs, Therese Hueber und Sylvia Freydank: Exportieren wir eigentlich nur Musik oder auch unsere Weltsicht?

Wolfram Knauer (Hg.): destination unknown. Die Zukunft des Jazz. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung Bd. 18
Wolke Verlag (Hofheim), 2024, Deutsch, 272 pp., Fotos, Paperback, € 29,-, ISBN: 978-3-95593-018-9
Wie klingt der Jazz der Zukunft? Wen erreichen wir mit dieser Musik und wen wollen wir erreichen? Wie wichtig sind Räume, im wörtlichen genauso wie im metaphorischen Sinne, um musikalische Kreativität zu ermöglichen, und wie sichern wir diese? Wie sahen Musiker:innen der Vergangenheit die Zukunft ihrer Kunst und was lässt sich daraus für die Gegenwart ableiten? Macht es überhaupt noch Sinn von der Zukunft einer Musik zu sprechen, die als Genre Vergangenheit zu sein scheint? Und überhaupt: Was ist eigentlich „Jazz“ in einer Welt des Post-Genre? Dieses Buch enthält einige Antworten, vor allem aber weitere Fragen, die zeigen, dass Jazz, improvisierte Musik, Black American Music oder wie immer man sie bezeichnen will, gerade deshalb eine Zukunft hat, weil sie Diskurse der Gegenwart aufgreift, dreht, wendet und dabei neue Perspektiven aufzeigt.
Beiträge:
  • Wolfram Knauer: Vorwort – Destination Unknown. Die Zukunft des Jazz
  • André Doehring: Glotzmusik und Blubberbumm: Wolfgang Dauners vergangene Zukunft des Jazz ins Heute gewendet
  • Harald Kisiedu: “JAZZ IS DEAD”: Überlegungen zu einer gar nicht mal so neuen Idee
  • Panel 1 Jazz – aber für wen eigentlich? mit James Banner, Evi Filippou und Julia Kadel
  • Richard Herzog: Ancient to the Future – Jazz ersteht aus seiner Vergangenheit auf, bei Matana Roberts und Moor Mother
  • Magdalena Fürnkranz: Jazz and Afrofuturism. When Sun Ra met Janelle Monáe
  • Bettina Bohle: Genre & Jazz – Eine sprachpragmatische Annäherung an eine hitzige Diskussion
  • Niels Klein + Jorik Bergman: Zukunftsmusik. Ein Gespräch
  • Marie Härtling: The All of Everything
  • Frank Gratkowski: Was ist Jazz? Was könnte Jazz sein? Was könnte aus ihm werden? Ein paar persönliche Anmerkungen
  • Panel 2 Macht Platz! mit Esther Weickel, Jonas Pirzer und Camille Buscot
  • Teresa Becker: Zur Rolle und Funktion von Musiker:innen in der Nachhaltigkeitskommunikation
  • Monika Herzig: New Standards: 101 Action Items. Ein praktischer Leitfaden zur Genderparität
  • Kaspar von Grünigen: Möglichkeiten und Grenzen der Demokratisierung von Kulturpolitik: Die Basler „Initiative für mehr Musikvielfalt“
  • Thomas Meinecke im Gespräch mit Peter Kemper
  • Uli Kempendorff: Exit from the Nineties
  • Panel 3 Es geht ums Ganze! mit Mariana Bondarenko, Akiko Arendt und Jan Klare

Darmstädter Jazzforum

Das Darmstädter Jazzforum findet seit 1989 alle zwei Jahre statt und widmet sich dabei jedes Mal einem anderen Oberthema. Es ist eine weltweit einmalige Mischung aus Fachkongress, Konzertreihe, Workshop und Ausstellung und wird von Anfang an in Buchform dokumentiert. Die daraus resultierende Buchreihe “Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung” (erschienen beim Wolke-Verlag Hofheim) ist mit bislang siebzehn Bänden die einzige in Deutschland erscheinende regelmäßige Buchreihe, die sich zwischen Wissenschaft und Dokumentation mit dem Jazz auseinandersetzt.

Die Konferenz des 18. Darmstädter Jazzforums (Thema „Destination Unknown: Die zukunft des Jazz“) findet vom 27. bis 30. September 2023 statt.

Die bisherigen Darmstädter Jazzforen befassten sich mit den Themen „Darmstädter Jazzforum 89“ (1989), „Jazz und Komposition“ (1991), „Jazz in Europa“ (1993), „Jazz in Deutschland“ (1995), „Jazz und Sprache“ (1997), „Duke Ellington und die Folgen“ (1999), „Jazz und Gesellschaft“ (2001), „Improvisieren…“ (2003), „Verrat!!… oder Chance. Der Jazz und sein gespaltenes Verhälnis zur Popmusik“ (2005), „Begegnungen… The World meets Jazz“ (2007), „Spannung | Tension. Albert Mangelsdorff“ (2009), „Jazz.Schule.Medien.“ (2011), „Jazzdebatten / jazz debates“ (2013), „Gender and Identity in Jazz“ (2015), „Jazz@100“ (2017), „Positionen! Jazz und Politik“ (2019), „Roots | Heimat. Wie offen ist der Jazz?“ (2021)

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