(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
14. bis 27. April 2022 | Ausgabe 08/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Tim Mak berichtet über einen Jazzclub in Odessa, Ukraine, der zwar wie viele andere Geschäfte wegen des Krieges schließen musste, aber immer noch spontane Shows veranstaltet, und er spricht mit den Besitzern des Clubs, Perron Number Seven, über das Leben in einer Stadt in Kriegszeiten und darüber, wie Theateraufführungen oder Jazz ihnen und anderen helfen können, mit der Realität des Krieges umzugehen (NPR). Sophia Alexandra Hall berichtet ebenfalls über den Club Perron Number Seven und darüber, dass dieser seine öffentlichen Konzerte mittlerweile auf einen Balkon verlegt hat (Classic FM). --- Das Goethe-Institut hat einen Fonds eingerichtet, um Musiker:innen und Künstler aus der Ukraine zu unterstützen, die sich wegen des Krieges in Deutschland niedergelassen haben (Goethe-Institut). --- Auch auf der JazzAhead in Bremen werden diese Woche auch Vertreter aus der Ukraine anwesend sein. Auf der Website der Messe finden sich zudem Hinweise darauf, wie man Musiker:innen aus der Ukraine in der Jazzwelt helfen kann (JazzAhead).

Jonny Hart spricht mit dem Trompeter Terell Stafford über das Vermächtnis der Jazzszene in Philadelphia, über einige Projekte, an denen er mitgewirkt hat und auf die er besonders stolz ist, darüber, wie die Pandemie seine Routine beim Schreiben, Aufnehmen und Aufführen von Musik verändert hat, sowie darüber, wie viel ihm an der Förderung der nächsten Generation von Jazzmusiker:innen liegt (Temple News). --- Andrea Kachelrieß spricht mit dem Saxophonisten Magnus Mehl über ein Projekt mit seinem Quartett und Tänzern des Stuttgarter Balletts, bei dem er sich und die anderen Musiker sowohl als ausführende Künstler wie auch als Zuschauer des Geschehens auf der Bühne sieht, sowie darüber, dass er auch zum nächsten Bühnenprogramm der Tanzkompanie einen Beitrag leisten wird, der Ende Mai uraufgeführt wird (Stuttgarter Nachrichten).

Ed Masley erinnert an den Bassisten und Komponisten Charles Mingus anlässlich seines 100. Geburtstags (The Arizona Republic). George Varga erinnert ebenfalls an Charles Mingus (The San Diego Union-Tribune), und er spricht mit dem früheren Mingus-Saxophonisten Charles McPherson über das musikalische Erbe seines ehemaligen Chefs und seine eigenen Erfahrungen in der Band, als er gerade mal Anfang 20 war (The San Diego Union-Tribune). Auch John Edward Hasse erinnert an Charles Mingus (Wall Street Journal), genauso wie Allison Fagan (Tucson Weekly), Tom Vitale (NPR), Robert Mießner (ND), Karl Lippegaus (Deutschlandfunk), Richard Williams (The Blue Moment), Giovanni Russonello (New York Times), Nichole Rustin-Paschal (Guitar World / Bassplayer) und Roland Spiegel (BR Klassik). asse --- Richard Williams erinnert sich daran, wie der Saxophonist Ornette Coleman vor 50 Jahren "The Skies of America" in den Abbey Road Studios in London aufnahm (The Blue Moment).

Javier C. Hernández spricht mit dem Posaunisten, Komponisten und Musikwissenschaftler George E. Lewis, der zum neuen künstlerischen Leiter des International Contemporary Ensemble ernannt wurde. Lewis erklärt, er wolle die zeitgenössische Musikcommunity erweitern, indem er "neue Leute mit großartigen Ideen, die von anderen Ensembles oder Institutionen vielleicht übersehen werden, in den Vordergrund rückt, damit sie von allen wahrgenommen werden können". Lewis hofft auch, die Genregrenzen zu überwinden, und er erklärt: "An einem bestimmten Punkt wird klassische Musik so fließend, dass sie wie eine durchlässige Membran wirkt, bei der man erkennt, dass sie eher eine Verbindung ist als ein Konvolut an Praktiken oder eine Reihe überlieferter Geschichten. Sie nimmt neue Informationen eher auf und akkumuliert sie, als diese auszuschließen oder sich von ihnen abzuschirmen." (New York Times). --- Jeff Terich spricht mit dem britischen Bassisten Ben Marc über sein jüngstes Album "Glass Effect", über die Verbindung von Jazzelementen mit solchen aus der elektronischen Musik, darüber, wie ihm sein klassischer Musik-Background geholfen habe, sowie über den Wunsch, wenigstens einmal für ein Sinfonieorchester zu schreiben (Treble Zine).

Christopher Berinato spricht mit dem Pianisten Eric Mintel über eine Videoreihe, die er über paranormale Vorfälle produziert, sowie über seine Jazzkarriere und den Einfluss Dave Brubecks auf sein Spiel (Savannah Now). --- Monica Freeman hört sich den neuesten Podcast des Pianisten Robert Glasper an, in dem er über die Notwendigkeit spricht, seiner Stimme und seiner Vision treu zu bleiben, über die Veränderungen in der Musikindustrie, in der sich der Schwerpunkt weg von der Vermarktung von CDs hin zum Aufbau einer Fangemeinde durch Instagram verlagert, über das, was er von seinem Pianistenkollegen Kenny Werner gelernt hat, sowie darüber, wie wichtig es sei, Musik nicht nur zu spielen, sondern sie tatsächlich aufzuführen und dem Publikum zu präsentieren (Spotify for Artists).

Jess McHugh berichtet über die Klassik- und Jazzkarriere der Pianistin Hazel Scott, die im Alter von 20 Jahren ein Konzert in der Carnegie Hall gab, die erste von einer schwarzen Amerikanerin moderierte Fernsehsendung präsentierte, eine aktivistische Einstellung zu den ihr angebotenen Hollywood-Rollen zeigte, vor dem House Committee on Un-American Activities der McCarthy-Ära aussagen musste, mehrere Jahre in Paris lebte und an der Seite ihres Freundes James Baldwin am Marsch auf Washington teilnahm (Washington Post). --- Ted Gioia erinnert sich, wie er Anfang der 1980er Jahre, als er gerade sein Studium abschloss, von der Agentur des Count Basie Orchesters kontaktiert und gefragt wurde, ob er nicht daran interessiert sei, die Basie-Band für ein Konzert zu buchen. Diese Anfrage beantwortete der gar nicht als Konzertveranstalter tätige Gioia mit dem Hinweis, es könne schwierig werden, die ganze Bigband in seiner kleinen, billigen Wohnung in Palo Alto zu präsentieren (The Honest Broker).

Paul de Barros spricht mit dem Pianisten Joey Alexander, der im Alter von 18 Jahren bereits sein sechstes Album veröffentlicht hat, über seine Karriere, die begann, als er den großen Preis bei einem internationalen Wettbewerb in Odessa, Ukraine, gewann, darüber, wie er versuchte, sich von der Pandemie nicht frustrieren zu lassen, sondern sie stattdessen als Quelle der Inspiration zu nutzen, sowie über seinen ang Hang zu Songs von Burt Bacharach (The Seattle Times). --- Ann Powers spricht mit der Sängerin Flora Purim über ihre Rückkehr nach Brasilien vor einem Jahrzehnt und das Ende ihrer Gesangskarriere, obwohl sie jetzt doch noch einmal ins Studio zurückgekehrt sei, um ein letztes Album aufzunehmen. Sie spricht auch über die perkussiven Klänge, die sie mit ihrer Stimme erzeugen kann, über die Zusammenarbeit mit dem Perkussionisten Airto, über Ron Carter, Miles Davis und Wayne Shorter, von denen sie gelernt habe, dass es in der Musik keine Fehler gibt, über ihren Karrierestart als Backgroundsängerin für Miriam Makeba, über die Zusammenarbeit mit Chick Corea, mit Kollegen aus ihrer Heimat Brasilien und mit Popstars wie Joni Mitchell oder The Carpenters, über die 18 Monate, die sie in den 1970er Jahren im Gefängnis von Terminal Island in Los Angeles verbrachte, sowie darüber, wie sowohl ihre vielen musikalischen Erfahrungen als auch ihr aktuelles Leben in Brasilien ihr neuestes Album "If You Will" prägen (NPR).

Ross Boissoneau spricht mit dem Bassisten Jimmy Haslip über einige der Alben, die seine Karriere geprägt haben (Something Else Reviews). --- Ted Gioia untersucht die Ursprünge des Blues in New Orleans (The Honest Broker). --- Marc Myers spricht mit Marshall Rogers über seinen Vater, den Trompeter und Komponisten Shorty Rogers (JazzWax). --- Kate Oczypok spricht mit Sunny Sumter, der Präsidentin des DC Jazz Festivals (The Georgetowner). --- Nela Ulaby listet neue Einträge im National Recording Registry der Library of Congress auf, darunter Aufnahmen von James P. Johnson, Duke Ellington, Max Roach und Nat King Cole (NPR). --- Philip Watson spricht über die Recherchen für seine bald erscheinende Biographie des Gitarristen Bill Frisell (Irish Examiner). --- Koen Spil spricht mit dem niederländischen Schlagzeuger Han Bennink (Mare Online). --- Die verstorbene kanadische Sängerin Salome Bey wird mit einer von der kanadischen Post herausgegebenen Briefmarke geehrt (Linns). --- Shaun Brady besucht ein Konzert des Gitarristen Kevin Eubanks und des Pianisten Orrin Evans (The Philadelphia Inquirer). --- Hans-Jürgen Linke hört sich das neue Album "Isolated Flowers" des Saxophonisten Fabian Dudek an (Frankfurter Rundschau).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Bassisten Charnett Moffett im Alter von 54 Jahren (The Mercury News, Do the Math), des niederländischen Pianisten Polo de Haas im Alter von 88 Jahren (Trouw), des Produzenten Art Rupe im Alter von 104 Jahren (Washington Post), des Klarinettisten Skip Parsons im Alter von 86 Jahren (Times-Union), sowie des Schlagzeugers und Sängers George Greene im Alter von 79 Jahren.

Aus der Welt der Jazzforschung

Radio Jazz Research erinnert an Ekkehard Jost
Der Verein Radio Jazz Research widmet seine nächste Tagung (9.-11. Juni 2022, Graz, Österreich) dem verstorbenen Musikwissenschaftler und Baritonsaxophonisten Ekkehard Jost. In den Vorträgen geht es um Josts Beiträge zur Jazzforschung als Analyseinstrument, um seine Bedeutung sowohl für die regionale Szene seiner hessischen Heimat als auch für den internationalen Jazzdiskurs, um seine Rolle als kritischer Lehrer für die nächste Generation von Jazzforschern und darüber hinaus. Jost hatte übrigens in den späten 1980er Jahren die Stadt Darmstadt beraten, als es um die Gründung des Jazzinstituts Darmstadt ging, und er war regelmäßiger Teilnehmer unseres Darmstädter Jazzforums.

Mehr Information: Radio Jazz Research.

Jazzstudie 2022
Das Jazzinstitut ist Partner der Jazzstudie 2022 der Deutschen Jazzunion.  Die Studie will allgemeine Veränderungen in der sozioökonomischen Situation der deutschen Jazzszene seit der vielbeachteten Jazzstudie 2016 abbilden und Aspekte der professionellen Praxis in Deutschland untersuchen. Ein weiterer Fokus liegt auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die künstlerische und wirtschaftliche Situation und das persönliche Wohlbefinden der Künstlerinnen und Künstler sowie auf Vielfalt und Partizipation innerhalb der deutschen Jazzszene. Der Online-Fragebogen ist seit dem 10. März freigeschaltet und richtet sich an professionelle Jazzmusiker:innen und -pädagog:innen, die überwiegend in Deutschland arbeiten.  Wir würden uns über eine rege Teilnahme von Seiten der Musikerinnen und Musiker in Deutschland freuen.

Mehr Information: https://www.jazzstudie.de/

Letzte Woche im Jazzinstitut

Deutscher Jazzpreis
Der Deutsche Jazzpreis wird am 27. April 2022 in Bremen in 31 Kategorien verliehen, und obwohl es sich um einen Preis handelt, der auf Initiative der Bundesregierung von der Initiative Musik finanziert und organisiert wird, war auch das Jazzinstitut beteiligt: Arndt Weidler ist einer der beiden Sprecher des Beirats und Wolfram Knauer Mitglied der Hauptjury. Wenn Sie gerade nicht in Bremen sind, können Sie sich den Live-Stream der Preisverleihung heute Abend, 27. April 2022, um 18 Uhr, ansehen (Deutscher Jazzpreis).

JazzAhead
Seit seiner Gründung im Jahr 2006 war das Jazzinstitut immer auf der Fachmesse JazzAhead vertreten, der es seither bestens gelingt unterschiedlichste Akteure der Jazzwelt miteinander zu verbinden. In manchen Jahren waren wir mit eigenem Stand vertreten, in anderen nahmen wir an Panels teil, manchmal kamen wir auch nur zum Zuschauen. In diesem Jahr wird Arndt Weidler vom Jazzinstitut auf der JazzAhead sein, um sich mit Musikern, Veranstaltern, Journalisten, Labelchefs und vielen anderen Akteur:innen der internationalen Jazzszene auszutauschen, an der Verleihung des Deutschen Jazzpreises teilzunehmen (s.o.) und einen Vortrag vor internationalen Gästen zu halten, in dem er die Struktur der deutschen Jazzszene erläutert (JazzAhead).

Applaus
In unterschiedlichsten Funktionen war das Jazzinstitut auch an der Etablierung des APPLAUS beteiligt, dem deutschen Clubpreis für unabhängige Spielstätten, die alle möglichen Genres der populären, elektronischen oder experimentellen Musik sowie Jazz und improvisierte Musik präsentieren. Die Bewerbungsphase für den APPLAUS 2022 hat diese Woche begonnen; Spielstätten können sich online bewerben; die Preise sind mit 10.000 bis 50.000 Euro dotiert (Initiative Musik).

Duo:log
Wir zeigen weiterhin eine Ausstellung der Darmstädter Grafikerin Nicole Schneider, die im Januar für ein gemeinsames audio-visuelles Projekt mit dem Berliner Gitarristen Ronnie Graupe ihr iPad auf die Konzertbühne des Jazzinstituts brachte (Jazzinstitut). Inzwischen ist aus dem Konzert eine Kunstinstallation in der Galerie des Jazzinstituts entstanden, die noch bis Juni zu sehen ist. Die Ausstellung gibt eine Einführung in Schneiders und Graupes Reaktion aufeinander und fasst einige der grafischen und musikalischen Ergebnisse in einem 20-minütigen Video zusammen, das auf zwei Wände in unserer Galerie im Obergeschoss projiziert wird. Wir freuen uns auf Ihren Besuch, bitten Sie aber um Terminvereinbarung, da jeweils nur eine sehr begrenzte Anzahl an Besuchern gleichzeitig in die Ausstellung kann.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Dafür werden wir Recherche-Slots mit genauen zeitlichen Vorgaben für jeweils immer nur eine/n Besucher/in zur Zeit vergeben. Bitte beachten Sie, dass wir für Ihren Besuch einen Nachweis über Ihren Impf- oder Genesenen-Status bzw. einen aktuellen offiziellen Test benötigen (3G-Regel). Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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