(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
4. bis 17. August 2022 | Ausgabe 15/2022 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Ken Abrams spricht mit der Sängerin Samara Joy über ihren ersten Auftritt beim Newport Jazz Festival, über ihre persönliche musikalische Entwicklung seit dem Gewinn der Sarah Vaughan Vocal Competition im Jahr 2019, darüber, dass sie in einer musikalischen Familie aufwuchs, aber erst mit 16 oder 17 Jahren mit Jazz in Berührung kam, sowie über ihr erstes, selbstbetiteltes Album, das 2021 erscheint (What's Up Newport). --- Giovanni Russonello und Marcus J. Moore befragen Jazzmusiker, Schriftsteller und andere Personen nach Aufnahmen, mit denen sie anderen die Musik von Duke Ellington näher bringen würden. Ihre Auswahl ist: "Diminuendo in Blue" (Darcy James Argue); "Come Sunday" (Ayana Contreras); "Isfahan" (Giovanni Russonello); "Anatomy of a Murder, Main Title" (Billy Childs); "Solitude" (Marcus J. Moore); "Fleurette Africaine" (Harmony Holiday); "Black, Brown and Beige, Part I" (Maurice Jackson); "Ko-Ko" (David Berger); "In a Sentimental Mood" (Jon Pareles); "Peanut Brittle Parade" (Miho Hazama); "Symphony in Black" (Fredara Hadley); "Searching (Pleading for Love)" (Guillermo Klein); "Exposition Swing" (Seth Colter Walls) (New York Times).

Nate Chinen spricht mit dem Pianisten Keith Jarrett über seine Genesung nach zwei Schlaganfällen, die er 2018 erlitten hat ("Meine rechte Hand ist nicht mehr so, wie sie einmal war, und meine linke Hand überhaupt nicht mehr"), über eine neue ECM-Veröffentlichung, "Bordeaux", aufgenommen während seiner letzten Europatournee, darüber, wie Teile von dem, was er bei einem Konzert spielt, von der Atmosphäre vor oder während des Konzerts abhängen ("Während eines Konzerts sind bestimmte Dinge nicht nicht existent"), über "gutes" und "lautes" Publikum sowie darüber, dass er weiterhin übt, aber bezweifelt, dass er je wieder die Kraft aufbauen wird, die es bräuchte, auch nur eine Melodie zu spielen und mit derselben Hand einen Akkord anzudeuten (NPR). --- Ted Gioia befasst sich mit der Geschichte und der möglichen Zukunft von "Fahrstuhlmusik", die angeblich erfunden wurde, um Menschen "die Angst vor der Fahrt" zu nehmen, die allerdings heute kaum noch in Aufzügen zu hören ist, und die, obwohl sie am ehesten mit den Vereinigten Staaten assoziiert wird, wenn überhaupt, in Asien üblicher ist als in Europa (The Honest Broker).

Nicky Schrire spricht mit der Pianistin Julia Hülsmann über den Spagat Mutter und zugleich Jazzmusikerin zu sein. Hülsmann gibt Tipps für Tourneen mit Kind und erklärt, wie überrascht sie darüber gewesen sei, dass es möglich war, neben ihrer Rolle als Mutter auch ihre beruflichen Aktivitäten weiter zu verfolgen (London Jazz News). --- Gladys Fuentes spricht mit dem 92-jährigen Vibraphonisten Harry Sheppard, der von den 1950er bis in die 1980er Jahre in der New Yorker Jazzszene tätig war und dann nach Houston, Texas, zurückkehrte, wo er immer noch regelmäßig auftritt (Houston Press).

Andrew Gilbert spricht mit dem Saxophonisten Bobby Watson über die Unterschiede zwischen einem Tenorsaxophon ("eher ein Punch-Horn") und einem Altinstrument ("ich versuche, mich vor allem auf die der Melodie zu konzentrieren"), über seine Herangehensweise beim Schreiben von Songs ("ich denke nicht über die Form nach"), über seine aktuelle Band und sein jüngstes Album, sowie über die Arbeit mit Art Blakey's Jazz Messengers in den 1970er Jahren (The Mercury News). --- Noah Sheidlower blickt auf die Jazzgeschichte Atlantas zurück, die in den 1950er bis 1970er Jahren ihre größte Blütezeit erlebte, und vergleicht sie mit der heutigen Szene. Er spricht dafür mit den Trompetern Joe Gransden, Terence Harper, Michael Cruse, dem Saxophonisten Joseph Jennings sowie dem Bassisten Edwin Williams (Atlanta Journal-Constitution).

Susanne Dübber spricht mit der Berliner Trompeterin Lisa-Marlene Buchholz über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Jazzmusiker:innen in Deutschland, die sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit untersucht hat. Dabei stellte sie fest, dass in Berlin, immerhin einem der Zentren des deutschen Jazz, die niedrigsten Gagen gezahlt werden. Buchholz macht dafür sowohl die geringe Finanzierung von Spielstätten als auch die üblichen Door-Digs verantwortlich, argumentiert, dass die meisten Jazzmusiker:innen Freiberufler sind, die oft unterrichten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und vergleicht die Situation mit der gut finanzierten Szene der klassischen Musik in Deutschland. Sie schlägt Mindesthonorare und mehr Jazz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor und beklagt, dass "der Staat" zwar eine akademische Ausbildung für Jazzmusiker anbiete, aber nicht in Möglichkeiten investiere, tatsächlich von der Musik leben zu können. Das Publikum sei bei weitem nicht so alt, wie man oft denke, denn es gebe sowohl Spielstätten als auch Festivals, die jüngere Zuhörer anziehen, die aber selten ausreichend gefördert würden (Berliner Zeitung). --- Kaya Laterman spricht mit dem Bassisten Matthew Garrison über die aktuelle Musikszene sowie über seine Sonntagsroutinen, Kaffee als Schlafmittel, Wochenendarbeit, Spaziergänge im Park, einen neuen Aufführungsraum, den er bald eröffnen will, und die Arbeit an seiner App Tunebend, "die die virtuelle Zusammenarbeit und Aufnahme zwischen Musikern erleichtert" (New York Times).

Sarah Mills spricht mit der Sängerin Judi Jackson (National Post). --- Tara D. Sonenshine blickt auf die Geschichte der Voice of America zurück und findet, dass "Amerika ein wenig Jazz-Diplomatie gebrauchen könnte" (The Hill). --- Jordannah Elizabeth erinnert an die Harfenistin Dorothy Ashby (Yahoo). --- Steph Rodriguez berichtet über den Dawn Club, eine Jazz-Lounge aus den 1930er Jahren, die in der Innenstadt von San Francisco wiedereröffnet wird (San Francisco Gate).

Christian Mensch berichtet über einen Rechtsstreit zwischen dem Schweizer Bassisten Stephan Kurmann und dem Jazzclub Bird's Eye in Basel, wo er bis letztes Jahr als künstlerischer Leiter tätig war (BZ Basel). --- Charles Rees spricht mit dem Pianisten Richie Beirach über seine Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Saxophonisten Steve Grossman (London Jazz News).

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Pianisten Mike Lang im Alter von 80 Jahren (Variety), des britischen Sängers Paul Ryan im Alter von 69 Jahren (The Guardian), des französischen Cartoonisten Jean-Jacques Sempé im Alter von 89 Jahren (Libération), des Cellisten Abdul Wadud im Alter von 75 Jahren (NPR), des Berliner Clubbesitzers (und "Playboys") Rolf Eden im Alter von 92 Jahren (Der Spiegel), sowie des Veranstalters Howard Stone im Alter von 79 Jahren (Vail Jazz).

Letzte Woche im Jazzinstitut

Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehören "Sittin' In. Jazz Clubs of the 1940s and 1950s", von Jeff Gold; sowie "Beneath Missouri Skies. Pat Metheny in Kansas City 1964-1972", von Carolyn Glenn Brewer (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).

Appaloosa: Sustainability on tour
Statt regelmäßiger Auftritte haben wir uns in diesem Jahr entschieden, musikalische Projekte für kurze Residenzen ins Jazzinstitut einzuladen. Nach Nicole Schneider und Ronny Graupe im Januar, dem Quartertone Project im März und Angelika Niesciers Projekt Hidden Tune im Mai begrüßen wir nun das Nürnberger Quintett Appaloosa um die Saxophonistin Sandrine Ramamonjisoa. Die fünf jungen Musiker:innen setzen sich in ihrer Musik mit ökologischen und sozialen Krisen auseinander und versuchen auch in ihrem Tournee- und Konzertalltag den ökologischen Fußabdruck klein zu halten.

Das Thema Nachhaltigkeit steht - neben der Musik - im Mittelpunkt ihrer Darmstädter Residenz vom 18. bis 22. August, bei der sie proben, ein Open-Air-Konzert spielen, eines ihrer längeren Stücke professionell aufnehmen und an einem Coaching zum Thema Nachhaltigkeit in der Musik mit dem Pianisten Benjamin Schaefer teilnehmen, der sich als Mitglied der Deutschen Jazzunion mit solchen Fragen beschäftigt.

Nachhaltigkeit wird auch ein Schwerpunkt der Veranstaltung selbst sein, wobei alle Beteiligten entweder öffentliche Verkehrsmittel oder CO2-freie Alternativen nutzen werden, einschließlich unseres Klavierstimmers, der mit dem Fahrrad anreist, des Transports eines Vibraphons von der nahe gelegenen Akademie für Tonkunst oder der Nutzung von Solarenergie für die Beschallung und Beleuchtung des Konzerts.

Mehr über die Residenz: heimat@jazzinstitut; mehr über das Konzert am 21. August 2022 (18 Uhr): Jagdhof-Openair; mehr über die Band: Appaloosa; mehr über das Studio, das das Projekt begleitet: Sound & More; mehr über den Nachhaltigkeits-Coach: Benjamin Schaefer.

SLAK! Musiker-Comics von Holger Klein
Kurz vor dem Konzert von Appaloosa eröffnen wir die Ausstellung "SLAK! Musiker-Comics von Holger Klein" mit Originalzeichnungen und Gemälden des Frankfurter Grafikdesigners Holger Klein (21. August 2022, 17 Uhr). Im Mittelpunkt der ausgestellten Werke steht seine Graphic Novel "Tödliches Spiel" mit Bezügen zu Jazzmusikern wie Chet Baker und anderen. Der Künstler wird anwesend sein und im Gespräch mit Doris Schröder, der Kuratorin der Ausstellung, und dem Comicexperten Naaman Wakin über den Einfluss der Musik auf seine Kunst berichten. Mehr zur Ausstellung: SLAK!

Sun Ra's "Sun Harp"
Sun Ra ist bekannt für eine Reihe seltsamer Instrumente, mit denen er und seine Band auftraten. Seit den frühen 1960er Jahren war eines dieser Instrumente die "Sun Harp", eine ukrainische Bandura, die er in Ägypten zurückließ, wohin ihn Hartmut Geerken im Dezember 1971 eingeladen hatte. Dieses Instrument, das zum Beispiel auf "Mysterious Crystal" (YouTube) zu hören ist, hat nun als Teil des Sun Ra Archive des verstorbenen Hartmut Geerken seinen Weg in das Archiv des Jazzinstituts gefunden.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

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