Letzte Woche im Jazzinstitut
Neue Bücher, die wir gelesen haben
Zu den Büchern, die wir in den vergangenen Wochen lasen, gehören "Artistic Research in Jazz. Positions, Theories, Methods", herausgegeben von Michael Kahr; "Kansas City Jazz. A Little Evil Will Do You Good", von Con Chapman; "Schöner fremder Klang. Wie exotische Musik nach Deutschland kam", eine drei Bände umfassende Reihe von Claus Schreiner; sowie "Sight Readings. Photographers and American Jazz, 1900-1960", von Alan John Ainsworth (siehe die Rubrik "Neue Bücher" auf der Website des Jazzinstituts).
JazzTalk mit Hank Roberts
Am vergangenen Freitag setzten wir unsere 25-jährige Reihe JazzTalk mit einem Konzert des Trios des Cellisten Hank Roberts, des Pianisten Aruan Ortiz und des Schlagzeugers Matt Wilson fort. Das Konzert in unserem ausverkauften Gewölbekeller ließ glückliche Musiker und ein begeistertes Publikum zurück. Wie immer im JazzTalk begann der zweite Teil des Abends mit einem kurzen Gespräch, bei dem Hank Roberts die Idee erläuterte, die zu diesem Trio geführt hatte, erklärte, wie sich das Konzept seiner Kompositionen verändert und welchen Einfluss die Musiker, mit denen er spielt, auf diese Veränderungen haben. Er sprach über seinen eigenen Weg zum Jazz und wie er sich für das Cello entschieden hat, über die New Yorker Knitting Factory-Szene der 1980er Jahre im Vergleich zur heutigen Szene im Big Apple, sowie über sein Instrument selbst, das Cello, was es ihm erlaubt und was nicht. Dann spielte das Trio ein zweites Set und zwei Zugaben, von denen eine allerdings vom Publikum gegeben wurde, das für Hank Roberts, der an diesem Tag 69 Jahre alt geworden war, Happy Birthday sang.
Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz
In unseren letzten JazzNews haben wir das vorläufige Programm des ersten Tages unseres 18. Darmstädter Jazzforums im Herbst vorgestellt. Der Vormittag des zweiten Tages im Hoffart Theater steht unter dem Titel ANCIENT TO THE FUTURE und beginnt mit zwei Vorträgen zum Thema Afrofuturismus. Richard Herzog erklärt, wie wichtig die Idee der Traditionsverbundenheit in der Musik junger afro-amerikanischer Musiker:innen wie Matana Roberts und Moor Mother ist. Magdalena Fürnkranz wirft einen Blick auf den Afrofuturismus als historisches Konstrukt und Antriebsfeder für aktuelle Musik und stellt dabei eine Verbindung zwischen Sun Ra und Janelle Monáe her. Bettina Bohle wird genereller und fragt, inwieweit sich "Jazz" nicht oft selbst im Wege steht. Sie holt die Diskussion damit auch von Afro-Amerika nach Deutschland und diskutiert, was mit diesem Begriff hierzulande in ganz unterschiedlichen Kontexten eigentlich gemeint ist.
Der Nachmittag wird konkreter und fragt: WAS WÄRE WENN? Das BuJazzO hatte 2022 einen Kompositionswettbewerb unter der Überschrift "Zukunftsmusik" ausgerichtet, damit allerdings vor allem auf das Alter der teilnehmenden Komponist:innen angespielt. Der Saxophonist Niels Klein, der den Wettbewerb leitete, und die Flötistin Jorik Bergmann, die zu den Preisträger:innen gehörte, machen sich dennoch gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag, ganz konkret, künstlerisch oder für ihre jeweilige Lebensplanung. Der Saxophonist Frank Gratkowski fragt aus eigener Perspektive, was Jazz ist, was er sein und was aus ihm werden könnte.
Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift "Macht Platz!" danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt. Kreativität benötigt schließlich Räume, im wörtlichen Sinn genauso wie metaphorisch. Eingeladen haben wir dafür Ella O'Brien-Coker, selbst Musikerin und Leiterin des NICA artist development am Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik des Stadtgarten Köln; Camille Buscot, Projektleiterin bei der Deutschen Jazzunion und Co-Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin, die Einblick in regionale genauso wie nationale Strukturdiskurse hat; sowie die Sängerin und Kulturmanagerin Lisa Tuyala, die unter anderem das Frauen*musiknetzwerks Women* of Music (W*oM) initiiert hat. Es moderiert Sophie Emilie Beha.
Der Freitag geht mit einem Doppelkonzert in der Darmstädter Centralstation zu Ende, bei dem wir Jorik Bergmann's Julius Eastman Project hören sowie die Band Mother der Kontrabassistin Athina Kontou. Das Konzert wird von hr2 aufzeichnet.
In den nächsten JazzNews werden wir Details über den dritten Konferenztag des 18. Darmstädter Jazzforums verraten. Das gesamte Programm mit Vortragstiteln, Biografien der Referent:innen und ausführlicheren Abstracts der Beiträge finden Sie bald auf unserer Website. Merken Sie sich aber schon jetzt den Termin vor: 27./28.-30. September 2023. Und schauen Sie auf unserer Website vorbei (Destination Unknown), die auch einen korrespondierenden Blog enthält, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zu diesem Thema darlegen. Übrigens: Konferenzsprache ist diesmal überwiegend Deutsch.
Hartmut Geerken Sun Ra Archive
Vor zwei Jahren hatten wir das Sun Ra Archiv des Sammlers, Musikers und... ja, irgendwie Universalgelehrten Hartmut Geerken übernommen. Inzwischen haben wir bereits mehr als die Hälfte davon digitalisiert. Das Archiv wird rege genutzt, vor kurzem etwa für die Recherchen zu einer geplanten Dokumentation des US-Filmemachers Stanley Nelson. In der aktuellen Ausgabe von JAZZpects haben wir einige Ordner und Kisten geöffnet, um Ihnen einen kleinen Einblick in die Sammlung zu geben – versprochen: da werden noch einige Kapitel folgen.
32. Darmstädter Jazz Conceptions 2023
Seit 1992 veranstalten wir jeden Sommer gemeinsam mit dem Kulturzentrum Bessunger Knabenschule einen einwöchigen Workshop. Zu den Darmstädter Jazz Conceptions werden Dozent:innen eingeladen, die einen ganz eigenen Zugang zur Musik entwickelt haben, die Teilnehmenden stammen vor allem aus der Region. Der Workshop findet vom 24. bis 29. Juli 2023 statt, an jedem Abend gibt es Konzerte und Sessions in der ganzen Stadt. Die diesjährigen Dozent:innen sind: Matthew Bookert (Sousaphon), Daniel Guggenheim (Saxophon), Johannes Lauer (Posaune), Laura Robles (Cajon), Taiko Saito (Mallets), sowie Uli Partheil (Klavier). Partheil ist nach dem Tod des Workshop-Gründers Jürgen Wuchner im Jahr 2020 auch der künstlerische Leiter.
Mehr Informationen: Darmstadt Jazz Conceptions.
Die Online-Anmeldung ist ab 2 April 2023 möglich.
Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden. |