(aus dem Jazzinstitut Darmstadt)
18. bis 31. Mai 2023 | Ausgabe 10/2023 (deutsch)

Wir lesen die Morgenzeitung für Sie!

Liebe Jazzfreunde,

Die Jazz News des Jazzinstituts versorgen Sie regelmäßig (zurzeit ca. alle zwei Wochen) mit Nachrichten, die wir aus der Online-Tagespresse für Sie zusammenfassen. Diese Rubrik wird auf unserer Website (www.jazzinstitut.de) täglich aktuell gehalten.

Wenn Sie an Literaturlisten zu den hier genannten Musiker:innen interessiert sind, so finden Sie etliche auf unserer Jazz-Index-Website. Der Jazz-Index ist eine bibliographische Datenbank, die kostenlos im Jazzinstitut abrufbar ist. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie ähnliche Auszüge zu noch nicht gelisteten Musiker:innen wünschen.

Viel Vergnügen bei Ihrer Lektüre zum Jazz in der/n vergangenen Woche/n.

... in aller Kürze ...

Ethan Iverson hört sich den Titelsong von Sonny Clarks Album "Cool Struttin'" aus dem Jahr 1958 an, transkribiert die Soli von Clark, Art Farmer und Jackie McLean und fragt, warum sie hier und anderswo, vor allem in Blues-Stücken, ihre Melodien leicht hinter den Beat setzen (Transitional Technology). --- Ted Panken spricht mit dem Pianisten Jason Moran über seine Recherchen zu James Reese Europe und seine Bedeutung für die schwarze Musik im frühen 20. Jahrhundert, über seine persönlichen Gründe, so stark in der Vergangenheit zu graben, über seine Studien bei Muhal Richard Abrams, über seinen interdisziplinären Ansatz sowie darüber, wie wertvoll Dokumente der Musikgeschichte für die Gegenwart sein können (The Honest Broker).

Lewis Porter hört eine Aufnahme von James P. Johnson über "If Dreams Come True" (Playback with Lewis Porter). Porter veröffentlicht außerdem den zweiten Teil eines Gesprächs, das der Journalist Ira Gitler 1963 mit den Schlagzeugern Tony Williams, Art Blakey, Cozy Cole und Mel Lewis führte (Playback with Lewis Porter). Und Porter kommentiert ein Audio-Interview mit Eric Dolphy, das der schwedische Journalist Claes Dahlgren 1963 aufnahm (Playback with Lewis Porter). --- Schlagzeuger Devin Gray spricht über seinen Weg zur Musik, über seinen musikalischen Approach sowie über sein aktuelles Album "Most Definitely" (15 Questions).

Ethan Iverson veröffentlicht einen Auszug aus der bald erscheinenden Autobiographie des Schlagzeugers Billy Hart (Transitional Technology). --- Ian Bell spricht mit der Sängerin Eugenie Jones (Vashon Beachcomber). --- Christina Fuoco-Karasinski spricht mit dem Komponisten und Perkussionisten Luis Muñoz (Tucson Weekly).

Allison Stewart spricht mit dem Saxophonisten Henry Threadgill (Audio, WNYC). --- Jeff Caltabiano spricht mit dem brasilianischen Saxophonisten Thiago França (Aquarium Drunkard; ein früherer Essay Caltabianos über den brasilianischen Perkussionisten Maurício Takara findet sich hier: Aquarium Drunkard). --- David McElhinney spricht mit dem irischen Fotografen Philip Arneill über seine Dokumentation der Jazzbars von Tokio (Belfast Telegraph).

Vinnie Sperrazza liest Aidan Levys neue Biografie des Saxophonisten Sonny Rollins und schreibt über Aufnahmen, die Rollins zusammen mit dem Schlagzeuger Max Roach gemacht hat (Chronicles). --- Ted Gioia schätzt Doris Day diesmal nicht als Schauspielerin, sondern als Sängerin, und er erklärt, dass die Ehrlichkeit, die man spürt, wenn man sie singen hört, vielleicht auch das Geheimnis ihrer erfolgreichen Filmkarriere ist (The Honest Broker).

Marc Myers spricht mit dem italienischen Pianisten Luciano Troja über seine Faszination für die Musik des Komponisten Earl Zindars (JazzWax). --- Luis Raphael blickt auf den Zustand der Jazzszene in San Francisco (Music in SF). --- Der Trompeter Claus Reichstaller wird 60 und Roland Spiegel gratuliert (BR-Klassik). --- Lee Mergner spricht mit dem Produzenten Don Was über WasFest, ein neues Festival, das für Ende Juni in Boston geplant ist (WBGO).

Phil Freeman spricht mit dem südafrikanischen Pianisten Bokani Dyer über seinen Vater, den Saxophonisten Steve Dyer, über sein jüngstes Projekt "Radio Sechaba", über das Thema Identität, "das viele südafrikanische Musiker beschäftigt", sowie über die Wahrnehmung der Südafrikaner:innen im Ausland (Stereogum). --- Die deutsche Musiker:innen-Initiative Queer Cheer hat gerade den Sonderpreis des Deutschen Jazzpreises gewonnen. Friede Merz und Erik Leuthäuser sprechen über die Idee hinter der Initiative und ihre Pläne für ein zukünftiges Festival sowie über ihre eigene Musik und wie diese ihre queere Identität reflektiert (Audio, SWR 2).

Pat Prescott spricht mit dem Gitarristen George Benson über seine Kindheitserinnerungen, über seine Faszination für Charlie Christian und Charlie Parker, über einige seiner Einflüsse, über sein Spiel mit den Organisten Jack McDuff und Jimmy Smith sowie über seine aktuellen Aktivitäten und die Kollegen, mit denen er zurzeit arbeitet (WBGO). --- Josephine Johnson spricht mit dem Sänger Kurt Elling über Musik als spirituelle Forschung, über seine Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Charlie Hunter sowie über sein aktuelles Album "SuperBlue": Iridescent Spree" (Savannah Morning News).

Andrew Gilbert spricht mit dem Schlagzeuger Akira Tana über sein Projekt "Music Makers: Bands Behind Barbed Wires", das vom Vermächtnis George Yoshidas inspiriert ist, der 1942 als Teenager wie seine Familie und viele andere japanische Amerikaner interniert wurde, nachdem die Roosevelt-Regierung so genannte "Umsiedlungslager für Japan-Amerikaner" genehmigt hatte (The Mercury News). --- Der Pianist Karl Berger starb im April und seine Freunde haben eine Go-Fund-Me-Kampagne zur Unterstützung seiner Familie ins Leben gerufen (Go Fund Me).

Xenia Reinfels spricht mit dem Schlagzeuger, Komponisten und Pädagogen Sascha Wild, der als Musikreferent der Stadt Frankfurt am Main das musikalische Geschehen in allen Genres im Blick hat, immer mit der Frage, was fehlt und wie die Stadt dazu beitragen kann, notwendige Räume zu schaffen (Frankfurter Allgemeine Zeitung). --- Anlässlich des 30. Todestages von Sun Ra erinnert Ted Gioia an den Pionier des Afrofuturismus und beleuchtet insbesondere die Singles, die Sun Ra im Laufe der Jahre veröffentlicht hat. Es handelt sich dabei um Stücke, die er für 45-RPM-Platten wählte, die aber, wie Gioia erklärt, "keinerlei Potenzial für Radio-Airplay hatten", aufgenommen zwischen den frühen 1950er und den 1980er Jahren. Gioia fasst zusammen: "Im Gegensatz zu vielen anderen, die diesen Namen tragen - Poser, die trotz all ihrer Pose nur wenig echte Risiken eingehen - führte Sun Ra tatsächlich Echtzeit-Experimente im Aufnahmestudio durch. Wenn sein Labor in die Luft flog, war das ganz in Ordnung. Er würde mit etwas anderem weitermachen, egal was passiert" (The Honest Broker). Auch Ssirus W. Pakzad erinnert an Sun Ra (BR-Klassik). [Mehr Informationen zu Sun Ra finden sich übrigens in der umfangreichen Recherche-Sammlung des "Sun Ra Arkive" von Hartmut Geerken im Jazzinstitut Darmstadt.]

Nachrufe

Wir erfuhren vom Ableben des Veranstalters Klaus Dieter Krawitz im Alter von 86 Jahren (Badische Zeitung), des Bassisten Bill Lee im Alter von 94 Jahren (New York Times), der Sängerin Tina Turner im Alter von 83 Jahren (New York Times, The Gig), des türkischen Pianisten Ilhami Gencer im Alter von 100 Jahren (Daily Sabah), des Schlagzeugers Isaac 'Redd' Holt im Alter von 91 Jahren (Pitchfork), des Grafikers Günther Kieser im Alter von 92 Jahren (Frankfurter Allgemeine Zeitung), des Klarinettisten, Saxophonisten und Veranstalters Renald Deppe im Alter von 67 Jahren (ORF, Der Standard) sowie des schwedischen Saxophonisten Bernt Rosengren im Alter von 85 Jahren (Göteborgs Posten, Burning Ambulance).

Aus der Welt der Jazzforschung

Jazz Encounters (Konferenz). Call for Papers
Die 8. Rhythm Changes-Konferenz Jazz Encounters wird vom 3. bis 6. April 2024 am Institut für Jazzforschung (Universität für Musik und darstellende Kunst, Graz, Österreich) stattfinden. Die Organisatoren haben einen Call for Papers veröffentlicht und bitten um Vorschläge für Vorträge und Diskussionsrunden, beispielsweise über: "gendered encounters, jazz in times of crisis, well-being, digital encounters, people and places" oder andere Themen.
Weitere Information: Institut für Jazzforschung Graz.

Letzte Woche im Jazzinstitut

Kathrin-Preis für Robert Lucaciu
Robert Lucaciu wurde am 20. Mai im Rahmen der Preisverleihung im Wolf-Werk, der eindrucksvollen Werkstatt des Stahlbildhauers Georg Friedrich Wolf, mit dem Kathrin-Preis 2023 ausgezeichnet. Lucaciu und seine Band Fallen Crooner mit Laura Totenhagen, Pascal Klewer, Shannon Barnett, Sofia Salvo und Moritz Baumgärtner spielten vor vollem Haus ein großartiges Konzert, bei dem sie tatsächlich verwirklichten, was sie sich vorgenommen hatten, nämlich: wichtige gesellschaftliche Themen wie toxische Männlichkeit, Heteronormativität oder Alltagsrassismus mit Humor und Ironie anzugehen. Frank Schindelbeck hat Fotos von der Veranstaltung auf der Website des Awards eingestellt (Kathrin-Preis). 

Kisten verschieben
Wir sind den Mitarbeitern des Umzugsunternehmens wirklich dankbar, die in dieser Woche mehr als 400 Kartons mit LPs, CDs, 78-RPM-Schallplatten, Fotos, Büchern und vielem mehr aus unserem Außenlager ins neu eröffnete Kunstdepot Darmstadt gebracht haben (vgl. Neues Kunstdepot). Und während ein solcher Umzug an sich schon nach viel Arbeit klingt, steckt noch weit mehr dahinter: Da der neue Anbau auch wertvolle Kunstschätze aus dem städtischen Museum Mathildenhöhe sowie einen großen Teil des historischen Stadtarchivs beherbergt, müssen wir alle Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass keine ungebetenen Besucher mitreisen. So werden sämtliche Kisten dem Prozess des Integrated Pest Management (integrierte Schädlingsbekämpfung) unterzogen: Ein Teil des Materials wird eingefroren, bevor es an seinen endgültigen Bestimmungsort gebracht wird; anderes, nicht einfrierbares Material (Schellackplatten, Kassetten oder Filmmaterial aller Art) wird unter Quarantäne gestellt und vor dem Weitertransport genau untersucht. Unsere Kollegin Marie Härtling hat den Umzug organisiert, und wir freuen uns auf die Arbeit in den neuen, hochmodernen Archivräumen. Unser Hauptstandort bleibt allerdings das historische Kavaliershaus im Darmstädter Stadtteil Bessungen, wo die meisten der Materialien, in denen die Besucher recherchieren wollen, persönlich betrachtet werden können.

Destination Known: The Past of Darmstadt Jazzforum
Im Zuge der Vorbereitung des 18. Darmstädter Jazzforums (siehe unten) sind wir zurzeit in engem Kontakt mit unserem Grafiker Roland Stein, mit dem uns eine ungewöhnlich lange Zusammenarbeit verbindet, die 1991 begann und bis heute andauert. Roland hat alle Plakate, Flyer und Programmhefte fürs Darmstädter Jazzforum entworfen, er ist außerdem für das Logo des Jazzinstituts, für das Layout einer Reihe von Wanderausstellungen im Laufe der Jahre, für den Header unserer Website und vieles mehr verantwortlich. Als Reminiszenz an unsere 32-jährige Zusammenarbeit zeigen wir die Plakatmotive der Darmstädter Jazzforen von 1991 bis 2023 und erzählen ein wenig über ihren Hintergrund (Jazzforum: Die Plakate).

Destination Unknown: The Future of Jazz
Wir aktualisieren das Programm des 18. Darmstädter Jazzforums laufend auf unserer Website. Merken Sie sich schon jetzt den Termin vor: 27./28. bis 30. September 2023. Mehr hier: Destination Unknown sowie auf dem korrespondierenden Blog, in dem wir einige unserer eigenen Gedanken zum Thema diskutieren.

Aktuelle Öffnungszeiten des Jazzinstituts
Das Archiv des Jazzinstituts ist für Besucher und Nutzer nach Anmeldung geöffnet. Daneben können Sie uns weiterhin per Telefon, E-Mail oder Video-Call erreichen. Sollten Sie einen Video-Call wünschen, bitten wir Sie, dafür per e-mail einen Termin abzumachen und uns dabei bereits mitzuteilen, worum es in dem Gespräch gehen soll. Wir werden Ihnen dann einen Link für eine Webex Videosession für unser Treffen zusenden.

Unsubscribe   |   Manage your subscription   |   View online
facebook  youtube  soundcloud  instagram  vimeo 
Jazzinstitut Darmstadt
Bessunger Strasse 88d | 64285 Darmstadt | Germany
The Jazzinstitut is an institution of the City of Sciences Darmstadt | Das Jazzinstitut ist eine Einrichtung der Wissenschaftsstadt Darmstadt