... in aller Kürze ...
Ted Gioia skizziert, welche Rolle kein Geringerer als Bing Crosby beim Entstehen des Silicon Valley gespielt haben könnte. Kurz gesagt hatte Crosby schon früh neue Technologien genutzt, das Mikrofon etwa, das es ihm ermöglichte, "auf unaufdringliche, eher gesprächsartige Art zu singen", oder, was noch wichtiger ist, die Tonbandaufzeichnung durch Bänder der Firma Ampex, die es ihm ermöglichte, statt zwei Radiosendungen pro Tag nur noch eine zu machen, die dann aufgezeichnet und erneut ausgestrahlt wurde. Das Magnetband, das er durch diese Projekte recht früh als Speichermedium für Musik propagierte, wurde natürlich auch zur Speicherung von Daten verwendet, und hier findet sich dann die Verbindung zum Silicon Valley (The Honest Broker). --- Lewis Porter setzt seine Analyse von John Coltranes "A Love Supreme" mit einem Fokus auf "Psalm" und den damit verbundenen Text fort (Playback with Lewis Porter).
Ricky Riccardi entdeckt Fotos, die Jack Bradley bei einer Aufnahmesession von Louis Armstrong im Dezember 1967 gemacht hatte, bei der Satchmo mehrere Stücke auf Italienisch aufnahm, um sich auf seine Teilnahme am Liederwettbewerb des San Remo Song Festival 1968 vorzubereiten. Riccardi präsentiert Dutzende von Fotos von der Session, von Armstrongs All Stars und weiteren Studiomusikern, von Vertretern des Festivals sowie einem Sprachcoach, der sicherstellte, dass Armstrong die richtige Aussprache hatte, Fotos, die alle im Louis Armstrong Archive in Queens aufbewahrt werden. Außerdem verlinkt er TV-Clips von Satchmos tatsächlichem Auftritt beim Festival und erklärt, das Publikum habe mehr als fünf Minuten lang gejubelt (Louis Armstrong House). --- Taryn Finley spricht mit der Sängerin Samara Joy über ihre Zusammenarbeit mit der Modemarke Theory, über ihren Sieg bei den Grammys im letzten Jahr, darüber, wie sie Jazz für sich entdeckte, nachdem sie mit Gospel aufgewachsen war, sowie darüber, dass sie von den Großen der Jazztradition gelernt habe und mit ihrer Musik versuche, Jazz für alle zugänglich zu machen, die sich dafür interessieren (Huffington Post).
Stefan Hochgesand spricht mit dem Sänger Erik Leuthäuser über sein nächstes Album, das sich mit dem Thema Sucht befasst, über das Thema Sucht in seinem eigenen Leben, den Konsum der Sexdroge Crystal Meth nämlich, sowie über das Zelebrieren seiner eigenen Sexualität als schwuler Mann auf seinem Porno-Account bei Onlyfans (Berliner Zeitung). --- Bret Primack erinnert sich an den Sommer 1978, als US-Präsident Jimmy Carter auf dem South Lawn des Weißen Hauses ein Jazzfestival veranstaltete, bei dem Musiker wie Eubie Blake, Mary Lou Williams, Jo Jones, Dexter Gordon, Dizzy Gillespie, Sonny Rollins, Herbie Hancock, Ornette Coleman, Cecil Taylor und andere auftraten. Primack verlinkt eine Aufnahme der Veranstaltung, die damals vom Sender NPR gemacht wurde (Syncopated Justice).
Ayesha Rascoe spricht mit dem Pianisten Sean Mason über sein Album "The Southern Suite", das er als Feier des Lebens versteht, über die Magie von New Orleans-Polyphonie sowie über die Inspiration zu einzelnen Stücken des Albums (NPR). --- Vinnie Sperrazza untersucht die Einflüsse auf "Miles Ahead", Miles Davis' Album von 1957 mit Arrangements von Gil Evans, und kommentiert die einzelnen Titel des Albums (Chronicles).
Halle Parker spricht mit dem Trompeter Reimer Loesch über seine Liebe zum frühen Jazz, die ihn in den 1960er Jahren nach New Orleans reisen ließ, um von den dortigen Musikern zu lernen, sowie über die Musik seiner Band La Foote Creole (WWNO). --- Herbie Hancock erinnert sich an seinen spirituellen Mentor Daisaku Ikeda und erzählt, was der Buddhismus ihn für das Leben und die Musik gelehrt hat (Time Magazine).
Elisabeth Samura präsentiert ein Interview mit Archie Shepp während des Enjoy Jazz Festivals 2016, kurz nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, in dem Shepp über die Quelle seines Gerechtigkeitssinns, über die möglichen Auswirkungen einer Trump-Präsidentschaft, über die politischen Aspekte von John Coltranes Spiritualität sowie über seine Zusammenarbeit mit und Coltranes Unterstützung für seinen ersten Plattenvertrag mit Impulse Records spricht (Enjoy Jazz). --- Ted Gioia wirft einen Blick auf das Modebewusstsein von Musikern wie Miles Davis, Wynton Marsalis und Duke Ellington (The Honest Broker).
Bret Primack erinnert sich an ein Telefoninterview mit dem Organisten Jimmy Smith und denkt über die Gründe nach, warum bei dem Anruf fast alles falsch lief (Syncopated Justice). --- John Burnett spricht mit dem Schlagzeuger Herlin Riley über seinen Großvater, der ebenfalls Schlagzeuger war und 1915 mit Louis Armstrong zusammen im "Colored Waif's Home" untergebracht war, über eine Kindheit mit den Street Beats von New Orleans, über den Einfluss der Sanctified Church sowie über den Respekt, dem ihn so viele Musiker zollen (Wyoming Public Radio).
Rafael Greboggy spricht mit Kornelia Vossebein über den kulturellen Reichtum Kölns und insbesondere über die lebendige Jazzszene der Stadt (Kölner Stadt-Anzeiger). --- Keith Spera spricht mit dem Klarinettisten Dr. Michael White über sein langjähriges Interesse am Studium afro-amerikanischer Musik und des frühen Jazz, über seine Entscheidung für die Klarinette und darüber, wie der New Orleans Jazz ihn "einfach ansprach", über die mehreren hundert Songs, die er im Laufe der Jahre geschrieben hat, sowie darüber, dass der traditionelle New Orleans Jazz "wie eine internationale Sprache unter dieser kleinen Gruppe von Fans und Musikern geworden ist, die diese Musik spielen und am Leben erhalten" (New Orleans Times-Picayune).
Bret Primack erinnert sich an einen Auftritt von Sun Ra und seinem Arkestra bei Saturday Night Live, an ein Gespräch mit dem Maestro in seinem Haus in Philadelphia, das weniger ein Interview als vielmehr "ein Eintauchen in seine Philosophie war, eine klangliche und visuelle Symphonie, die den Begriff von Musik neu definierte", und an eine Begegnung mit dem Arkestra auf einer Zugfahrt von Chicago nach New York (Syncopated Justice). --- Vinnie Sperrazza erinnert an den Pianisten James Williams (Chronicles).
Lewis Porter würdigt die Virtuosität des Pianisten Nat King Cole und hört sich Aufnahmen einer privaten Jam Session aus dem Jahr 1942 an, bei der Cole auch am Bass, und zwar hinter Art Tatum zu hören ist (Playback with Lewis Porter). Im Folgebeitrag findet Porter noch mehr Musik von Tatum, zusammen mit dem Bassisten Slam Stewart, der bald nach der Aufnahme Mitglied seines Trios werden sollte (Playback with Lewis Porter). --- Marcus J. Moore hat Musiker:innen und Autor:innen nach ihren Lieblingsveröffentlichungen auf dem Label Strata-East Records gefragt, und hier sind ihre Favoriten: Autor Nabil Ayers ("Alkebu-Lan" von Mtume Umoja Ensemble), Sängerin/Produzentin Midnight Roba ("On the Nile" von Music Inc.), Schriftstellerin Alisa L. Block ("First Impressions" von Shamek Farrah), Gitarrist Jeff Parker ("Hopscotch" von Charles Rouse), Musiker/Broadcaster Greg Bryant ("Wiplan's" von Music Inc.), DJ Cosmo Baker ("Prince of Peace" von Pharoah Sanders) sowie Geiger/Komponist V.C.R. ("Winter in America" von Gil Scott-Heron und Brian Jackson) (New York Times).
Colin Warren-Hicks spricht mit der Sängerin Queen Esther Marrow über ihre Jugend in Newport News, Virginia, und darüber, dass die Christopher Newport University auf einem Grundstück gebaut wurde, das einst einer "blühenden schwarzen Gemeinde" gehörte, deren Mitgliedern, darunter auch ihre Großmutter, die Grundstücke weit unter Wert abgekauft wurden (The Virgina Pilot). --- Emmanuel Ojo spricht mit dem nigerianischen Saxophonisten Herbert Ajayi über seine Anfänge in der Musik, über die Wahl seines Instruments, darüber, warum er nicht in Fela Kutis Band spielte, darüber, dass Jazz "nur etwas für anspruchsvolle und gebildete Menschen ist, und in Nigeria gibt es davon nicht so viele" sowie über seine Ratschläge für jüngere Musiker (Punch).
Mia Jackson berichtet über die reiche Geschichte des Jazz in Queens, New York, und erklärt, dass viele Musiker in den Stadtteil zogen, obwohl sie hauptsächlich in Manhattan arbeiteten. Insbesondere fokussiert sie ihren Bericht auf die Häuser, in denen Dizzy Gillespie und Louis Armstrong in Corona wohnten (New York Times). --- Peter Hum spricht mit dem kanadischen Posaunisten Nick Adema über seine Anfänge in der Musik, über die Wahl seines Instruments, über seine Entwicklung als Komponist sowie über seine aktuelle Band Urban Chaos (Ottawa Citizen).
Ted Gioia erinnert sich bei der Lektüre einer neuen Autobiographie an den Sänger Sly Stone, der über den "Psychedelic Soul", wie er seine Musik nannte, hinaus erfolgreich war und keinen Geringeren als Miles Davis sowohl mit seinem Sound als auch mit seinem Kleidungsstil beeinflusste (The Honest Broker). --- Bret Primack erinnert an den Saxophonisten Andrew White und verlinkt eine seltene Aufnahme aus dem Village Gate von 1975 (Syncopated Justice). --- Charles Pépin spricht mit dem französischen Saxophonisten Raphaël Imbert über die Ähnlichkeit des Saxophons mit der menschlichen Stimme, über sein Interesse an Bach und Coltrane, über falsche Noten im Jazz und darüber, dass er sich sein Instrument autodidaktisch beigebracht habe (Radio France).
Chris Almeda erkundet die Magie des Selmer Mark VI, das 1954 auf den Markt kam und seither von Musikern wie Sonny Rollins, John Coltrane, Stan Getz, Wayne Shorter und Kamasi Washington gespielt wurde. Er spricht mit aktuellen Spielern des Instruments wie Chris Potter ("Der Himmel ging auf") und Bob Reynolds ("einfach magisch"), erzählt die Geschichte des Saxophons von Adolphe Sax bis Henri Selmer, erklärt den Unterschied zwischen den Fabrikaten, auf denen Jazzmusiker früher spielten, besucht das Selmer-Werk in der Nähe von Paris, erfährt, welche Änderungen am Design des Mark VI im Laufe der Jahre vorgenommen wurden, erklärt, warum das in den 1970er Jahren eingeführte Mark VII ein Fehler war, und spricht mit einem Spezialisten für Holzblasinstrumente in Chicago (The New Yorker). --- Noah Schaffer spricht mit dem Vibraphonisten Terry Gibbs über das Album "Jewish Melodies in Jazztime", das er vor 60 Jahren aufnahm und für das er sowohl Jazzmusiker wie Alice Coltrane (damals McLeod) als auch jüdische Musiker engagierte (ArtsFuse).
Ayesha Rascoe spricht mit dem Pianisten Aaron Diehl über seine Interpretation von Mary Lou Williams' "The Zodiac Suite", darüber, wie sehr Williams von klassischen Komponisten wie Hindemith, Strawinsky und Schönberg fasziniert war, und darüber, dass er mit seiner Version der Suite letztlich das Ziel verfolgt, "mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, wer Mary Lou Williams war und welche Bedeutung sie hatte" (NPR). --- Nicky Schrire spricht mit der Pianistin Kris Davis über den Spagat zwischen ihrer Musikkarriere und ihrem Muttersein (London Jazz News).
Mike Rubin trifft die Sängerin Linda Sharrock, die nach einem Schlaganfall im Jahr 2009 an Aphasie litt, aber weiterhin auftritt. Dann erzählt er von Sharrocks Bedeutung für Jazz und improvisierte Musik und erklärt, dass in ihrem Debütalbum "Black Woman" aus dem Jahr 1969 "ihre wortlosen Mahnrufe psychedelische Seufzer, orgasmische Jodler und Kälte verbreitende Schreie enthielten, die mit einer Intensität vorgetragen wurden, die Yoko Ono aus der 'Plastic Ono Band'-Ära im Vergleich wie Anne Murray klingen ließ". Rubin verfolgt ihre Karriere durch die Zusammenarbeit mit ihren beiden Ehemännern, dem Gitarristen Sonny Sharrock und dem österreichischen Saxophonisten Wolfgang Puschnig, und er spricht mit ihrem Betreuer, dem Saxophonisten Mario Rechtern, der sie ermutigte und ihr half, wieder aufzutreten (New York Times). --- In ihrem Rückblick auf die deutsche Jazzszene im Jahr 2023 hebt Maxi Broecking einige Veteranen wie Alexander von Schlippenbach, den im vergangenen Jahr verstorbenen Peter Brötzmann und den Posaunisten Conny Bauer hervor, spricht mit der künstlerischen Leiterin des Jazzfest Berlin, Nadin Deventer, über die immer noch patriarchalischen Strukturen im Jazz sowie über ihre eigene Vision für das Festival, diskutiert unterschiedliche Ansichten über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland und listet einige spannende Neuerscheinungen auf (Goethe-Institut). |