Jazz looks back on a history of more than a hundred years, during which it was repeatedly declared dead, only to be resurrected again with new sounds and musical ideas. Jazz has shaped the image of America in the 20th century, it has influenced popular music, it has inspired musicians all over the world to go their own ways. In doing so, it has confronted Western-influenced art music with an alternative concept that places individual creativity not only in the hands of individual composers, but in the hands of all musicians within the ensemble. One reason why jazz has remained so productive and alive is that it is not so much a genre as a musical practice that can be reinterpreted by each generation, by artists of different backgrounds and cultural traditions.
So what is the future of jazz?
The 18th Darmstadt Jazzforum dares to look ahead, asking what this musical practice makes possible and where its limits are likely to be. We will discuss the balance between respect for the origins of jazz as an African American art form and the tasks of a current avant-garde, about the role jazz plays within the discourses of the time and the region in which it is received. We ask about the future of the recording or streaming industry, about the task of radio, internet or podcasts, about an education that not only has future jazz musicians in mind, but creative music as a whole. We talk about sustainability in all areas concerning this music. We ask about the awareness of the jazz scene for topics such as climate neutrality, gender equality, diversity. And we discuss the role of "jazz" as an idea and musical practice in a world where genre boundaries are becoming increasingly blurred.
We have used the one of Sun Ra's titles, "Destination Unknown" as motto of the 18th Darmstadt Jazzforum. Sun Ra's music is a prime example of how music can think future (as in "Afrofuturism") without forgetting the tradition. Of course, we don't really know what the future holds for jazz, but we can, we want to and we will talk about it in September 2023 with those involved, with professional observers and with interested parties.
The Darmstadt Jazzforum has been established as a platform for exchange between musical practice and discourse. We invite scholars from various disciplines, journalists, concert promoters, educators, but above all musicians from the active scene. The Jazzforum aims to provide food for thought as well as to open up musical spaces and thus to stimulate an exchange focused on the contributions of jazz and improvised music to the present cultural discourse.
-- see also: Random Thoughts (Blog about the 18th Darmstadt Jazzforum) --
Ablauf:
MITTWOCH, 27.9.2023, 20:30 Uhr
KONZERT
Pre-Opening@Jazzinstitut:
Kirke Karja Trio mit Kirke Karja, Etienne Renard, Ludwig Wandinger
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DONNERSTAG, 28.9.2023, 14-18 Uhr
PAST AND FUTURE
Am ersten Tag lassen wir das Pendel unseres Zukunftsmessgeräts gleich am weitesten ausschlagen. André Doehring überlegt, ob der Jazz nicht immer schon die Frage nach der Zukunft in sich getragen hat. Harald Kisiedu nimmt Theo Crokers Aussage “Jazz is dead” zum Anlass zu fragen, wie oft der Jazz schon totgesagt wurde und wie sich dieser Diskurs in einem größeren historischen Kontext lesen lässt. In unserem ersten Roundtable diskutieren wir unter der Überschrift “Jazz – aber für wen eigentlich?” ob der Jazz tatsächlich unsere gegenwärtige Gesellschaft abbildet bzw. was zu tun ist, um ihn noch stärker als eine Musik der Offenheit und des Aufeinanderhörens zu positionieren. Wir haben dafür den Bassisten James Banner eingeladen, über seine Auseinandersetzung mit Klassismus in seinem Class-Work-Projekt zu berichten; die Vibraphonistin Evi Filippou, die ihre Erfahrungen mit Schüler:innen thematisiert; sowie die Pianistin Julia Kadel, die sich im Projekt QueerCheer für sie Sichtbarkeit queerer Menschen auch in Jazz und improvisierter Musik einsetzt (Moderation: Sophie Emilie Beha).
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FREITAG, 29.9.2023, 9:30-12:30 Uhr
ANCIENT TO THE FUTURE
Der zweite Tag beginnt zwei Vorträgen, die sich dem Futurismus Afro-Amerikas widmen. Richard Herzog erklärt, wie wichtig die Idee der Traditionsverbundenheit in der Musik junger afro-amerikanischer Musiker:innen wie Matana Roberts und Moor Mother ist. Magdalena Fürnkranz wirft einen Blick auf den Afrofuturismus als historisches Konstrukt und Antriebsfeder für aktuelle Musik und stellt dabei eine Verbindung zwischen Sun Ra und Janelle Monáe her. Bettina Bohle wird genereller und fragt, inwieweit sich “Jazz” nicht oft selbst im Wege steht. Sie holt die Diskussion damit auch von Afro-Amerika nach Deutschland und diskutiert, was mit diesem Begriff hierzulande in ganz unterschiedlichen Kontexten eigentlich gemeint ist.
FREITAG, 29.9.2023, 14-18 Uhr
WAS WÄRE WENN?
Der Freitagnachmittag wird konkreter. Das BuJazzO hatte 2022 einen Kompositionswettbewerb unter der Überschrift “Zukunftsmusik” ausgerichtet, damit allerdings vor allem auf das Alter der teilnehmenden Komponist:innen angespielt. Der Saxophonist Niels Klein, der den Wettbewerb leitete, und die Flötistin Jorik Bergman, die zu den Preisträger:innen gehörte, machen sich dennoch gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag, ganz konkret, künstlerisch oder für ihre jeweilige Lebensplanung. Der Saxophonist Frank Gratkowski fragt aus eigener Perspektive, was Jazz ist, was er sein und was aus ihm werden könnte. Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift “Macht Platz!” danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt. Kreativität benötigt schließlich Räume, im wörtlichen Sinn genauso wie metaphorisch. Eingeladen haben wir dafür Ella O’Brien-Coker, selbst Musikerin und Projektkoordinatorin des NICA artist development am Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik des Stadtgarten Köln, das sie vorstellt; Camille Buscot, Projektleiterin bei der Deutschen Jazzunion und Co-Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin, die Einblick in regionale genauso wie nationale Strukturdiskurse hat; sowie einen in Landes- und kommunaler Kulturarbeit bewanderten Experten, der erklären kann, was es von öffentlicher Seite braucht um Räume zur Verfügung zu stellen (Moderation: Sophie Emilie Beha).
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DOPPELKONZERT
Centralstation, 20 Uhr
Jorik Bergman’s Julius Eastman Project mit Jorik Bergman, Maripepa Contreras, Inga Rothammel, Minhye Ko, Carla Köllner, Chae Yeon Lee, Luise Volkmann, Mareike Wiening
Mother mit Athina Kontou, Lucas Leidinger, Dominik Mahnig, Luise Volkmann (Mitschnitt hr2 Kultur)
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SAMSTAG, 30.9.2023, 9:30-12:30 Uhr
AM WANDEL MITWIRKEN
Benjamin Burkhart diskutiert, ob und wie sich Jazz für Plattformen eignet, die wir als zukünftig wahrnehmen, dem Jazz aber bislang kaum zugerechnet hätten, TikTok zum Beispiel. Monika Herzig berichtet von der kürzlich erschienenen Sammlung “New Standards”, die Kompositionen speziell von Musikerinnen enthält, und fragt, wie der Weg zu einer Geschlechtergerechtigkeit im Jazz aussehen könnte. Der Basler Bassist Kaspar von Grünigen stellt die “Volksinitiative für mehr Musikvielfalt” als eine Aktion aus der Schweizer Basis heraus vor, bei der eine öffentliche Musikförderung skizziert wird, die nicht in erster Linie durch Interessenspolitik und ästhetische Diskussionen gefärbt ist, sondern soziokulturelle Aspekte ins Zentrum stellt.
SAMSTAG, 30.9.2023, 14-18 Uhr
ES GEHT UMS GANZE!
Am Samstagnachmittag fassen wir zusammen. Dafür ist ein Blick von außen vielleicht nicht ganz falsch. Thomas Meinecke beschäftigt sich als Autor, DJ und Musiker mit Fragen der Ästhetik, der Geschlechtertheorie, mit Authentizität und künstlerischer Utopie. Im Gespräch mit Peter Kemper wird er über die Zukunft und die Grenzen des Jazz als Genre nachdenken und uns vielleicht das Bild eines Jazz vor Augen führen, den wir uns noch gar nicht vorstellen können. Saxophonist Uli Kempendorff denkt über Fehlstellen im Diskurs an Hochschulen nach, gibt einen Streikbericht, schaut auf interessante Lösungswege aus unseren Nachbarländern und fragt, was man heute von einer künstlerischen Ausbildung erwarten können sollte. Und beim Abschlusspanel unter der Überschrift “Es geht ums Ganze!” diskutieren wir Jazz als Teil eines aktuellen gesellschaftlichen Diskurses, fragen, welche Aspekte der Praxis improvisierter Musik dazu beitragen können, uns für Gegenwart und Zukunft zu engagieren? Mit dabei sind der Vibraphonist und Urbanitätsforscher Christopher Dell, der sich intensiv mit Improvisation als Modell des gesellschaftlichen Zusammenlebens auseinandergesetzt hat; die Geigerin Sabine Akiko Ahrendt, die über die Überschneidungen von Musik und politischem Aktivismus berichten wird; sowie die ukrainische Kulturmanagerin Mariana Bondarenko, die darüber reflektiert, welche Rolle Jazz, Musik, Kultur in Zeiten des Kriegs spielt, aber auch über die ganz direkten Auswirkungen des Kriegs, in dem ja zahlreiche Musiker als Soldaten aktiv sind (Moderation: Sophie Emilie Beha).
DOPPELKONZERT
Knabenschule, 20 Uhr
Les Marquises mit Emilie Škrijelj, Tom Malmendier plus Christine Abdelnour
Frank Gratkowski Quintett feat. Ingrid Laubrock
Since 1989, the Darmstadt Jazzforum combines the discourse on jazz and improvised music with the practical experience of music in a unique combination of international conference, concerts, workshops and exhibitions. All Jazzforums have been documented in our book series "Darmstadt Studies in Jazz Research" (Wolke Verlag).