Ablauf der Konferenz:
DONNERSTAG – Nachmittag
28. September 2023
14:00:
Oberbürgermeister Hanno Benz
Grußwort: Eröffnung des 18. Darmstädter Jazzforums
Wolfram Knauer
Die Zukunft des Jazz. Eröffnung
Organisatorische und inhaltlich einführende Worte zur Konferenz und zur Bedeutung des Gesprächs über die Zukunft des Jazz für die aktuellen Jazzdiskurse insbesondere in Deutschland
14:15:
André Doehring (Graz)
Blubberbumm! Wolfgang Dauners Zukunft des Jazz ins Heute gewendet
— abstract: —
Die Frage nach dem Entwurf einer jazzmusikalischen Zukunft ist oft von den Nöten einer Gegenwart geprägt, die den Blick auf historische Kontinuitäten trüben können. In meinem Vortrag diskutiere ich am Beispiel Wolfgang Dauners während der 1970er, wie er eine musikalische Zukunft des Jazz entwarf, die meines Erachtens einerseits unsere Jazzgegenwart zu einem guten Teil kennzeichnet.
Doch ein Aspekt von Dauners Musik scheint mir andererseits ein wenig unterbelichtet: seine ernsthafte jazzmusikalische Ansprache eines kindlichen Publikums. Vor der Einsicht, dass eine lebendige Zukunft des Jazz stets nur in der Gegenwart gestaltet werden kann, schließt der Vortrag mit dem Plädoyer, sich heute stärker und anders zukünftigen Sympathisant*innen des Jazz zuzuwenden.
— bio: —
André Doehring (Dr. phil.) ist Professor für Jazz- und Popularmusikforschung am von ihm geleiteten Institut für Jazzforschung der Kunstuniversität Graz (Österreich). Seine Arbeitsgebiete sind Analyse und Historiographien von populärer Musik und Jazz sowie Musik und Medien. Er ist Mitherausgeber von Jazzforschung / Jazz Research und Beiträge zur Jazzforschung / Studies in Jazz Research.
15:15:
Harald Kisiedu (Hamburg)
Jazz is dead: Überlegungen zu einer gar nicht mal so neuen Idee
— abstract: —
2022 verkündete der Trompeter Theo Croker lapidar „JAZZ IS DEAD“. Dabei lässt sich die Vorstellung vom Tod des Jazz bis in die späten 1950er Jahre zurückverfolgen. So steht diese Idee beispielsweise im Zentrum von Ed Blands Film The Cry of Jazz, der 1959 erschien. In diesem Beitrag wird die Idee vom Tod des Jazz in den größeren historischen Kontext der Zurückweisung des Begriffs „Jazz“ seitens afroamerikanischer Musiker:innen gestellt, die mit kulturell-ästhetischer Selbstbestimmung einherging. Ausgehend von der mit einem einengenden Begriff von Jazz als Genre verbundenen Beschränkung der Mobilität Schwarzer Menschen wird mit Fokus auf die 1968 in New York gegründete Society of Black Composers das noch immer von Schweigen umgebene Schaffen afrodiasporischer Komponist:innen beleuchtet.
— bio: —
Harald Kisiedu ist historischer Musikwissenschaftler und Saxophonist, der an der Columbia University in historischer Musikwissenschaft promoviert wurde. Zu seinen Forschungsinteressen gehören afrodiasporische klassische und experimentelle Komponist:innen, Jazz als globales Phänomen, Improvisation, Musik und Politik sowie Wagner. Kisiedu ist Dozent am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück und hat bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und am British and Irish Modern Music Institute Hamburg gelehrt. Er ist u. a. mit Branford Marsalis, George Lewis, Hannibal Lokumbe und Henry Grimes aufgetreten und machte Aufnahmen mit dem von Greg Tate geleiteten New Yorker Ensemble Burnt Sugar, the Arkestra Chamber und dem Komponisten und Improvisator Jeff Morris. Kisiedu ist der Autor von European Echoes: Jazz Experimentalism in Germany, 1950-1975 (Wolke Verlag) und ist Mitherausgeber (mit George E. Lewis) von Composing While Black: Afrodiasporische Neue Musik Heute/Afrodiasporic New Music Today (ebenfalls Wolke Verlag).
16:15:
Roundtable 1
Jazz – aber für wen eigentlich?
James Banner (Berlin), Evi Filippou (Berlin), Julia Kadel (Dresden), Moderation: Sophie Emilie Beha
In unserem ersten Roundtable diskutieren wir unter der Überschrift „Jazz – aber für wen eigentlich?“ ob der Jazz tatsächlich unsere gegenwärtige Gesellschaft abbildet bzw. was zu tun ist, um ihn noch stärker als eine Musik der Offenheit und des Aufeinanderhörens zu positionieren. Wir haben dafür den Bassisten James Banner eingeladen, über seine Auseinandersetzung mit Klassismus in seinem Class-Work-Projekt zu berichten; die Vibraphonistin Evi Filippou, die ihre Erfahrungen mit Schüler:innen thematisiert; sowie die Pianistin Julia Kadel, die sich im Projekt QueerCheer für sie Sichtbarkeit queerer Menschen auch in Jazz und improvisierter Musik einsetzt (Moderation: Sophie Emilie Beha).
— bios: —
James Banner ist ein in Berlin lebender Improvisator/Komponist. Er kreiert (elektro-)akustische Kompositionen, oftmals auf Basis von Improvisation. Er kuratiert kollaborative improvisierte Musikprojekte und tritt mit zeitgenössischer Kammermusik und Soloprogrammen auf. Seine Werke sind von der aktuellen – vor allem britischen – gesellschaftspolitischen Lage beeinflusst.
Evi Filippou studierte Schlagzeug in ihrer Heimatstadt Volos (Griechenland) und in Berlin. Nebenbei nahm sie Vibraphonunterricht und sammelte bald Berufserfahrungen in Orchestern und Kammermusikensembles sowie mit Solo- und Duoauftritten im Bereich klassischer und improvisierter Musik. Als Sidewoman spielte Filippou unter anderem mit Chris Dahlgren, Arne Braun, Elias Stemeseder, Uli Kempendorff und Angelika Niescier, ist außerdem Teil der Nïm Dance Company. Ihre eigene Musik spielt sie mit ihrem Projekt inEvitable. Seit 2019 setzt sich Filippou als Kuratorin für Diversität im Jazz und in der Improvisationsszene Berlins ein, organisierte etwa Balance for Better (Werkstatt der Kulturen, 2019), Das ist nicht eine Frauen-Konzertreihe (ZigZag Jazzclub, 2021) sowie zusammen mit Jacobien Vlasman dem Bitches Brew Festival (House of Music 2021, Gretchen 2022). Sie wirkt bei zahlreichen Musiktheaterproduktionen mit und ist Gründungsmitglied des Opera Lab Berlin Ensembles. Seit 2016 ist Evi zudem als Dozentin in Berliner Grundschulen in einem Projekt, das Berliner Kinder durch Kultur stärken will aktiv. Ständig beschäftigt mit der Koexistenz von Komposition und Improvisation, Präzision und authentischem persönlichen Ausdruck, wohnt und übt Evi Filippou in Berlin.
Julia Kadel ist europaweit in zahlreichen Projekten als Pianist:in und Komponist:in aktiv und spielte Konzerte in Philharmonien sowie bei internationalen Festivals. 2019 zählte das Magazin Jazzthing sie zu den deutschen „Top Ten Key Players“. Sie erforscht die Möglichkeiten des Ausdrucks durch Spiel und eine konzeptionelle Anlage der eigenen Kompositionen und Improvisationen, um die Themen des Alltags mit dem Publikum zu teilen. Als Solistin ist Kadel auch in Projekten wie „How to Fail (Together)“ mit dem australischen Konzeptkünstler Julian Day oder „Systemrelativismus – Was ist richtiger?“ mit dem Darmstädter Installationskünstler Stefan Mayer-Twiehaus aktiv. Politisch engagiert sich Kadel unter anderem in der 2021 von ihr mitgegründeten Queer Cheer Community for „Jazz“ and Improvised Music in Germany, die 2022 ihr erstes Event im Donau115 in Berlin veranstaltete und 2023 mit dem Sonderpreis der Jury des Deutschen Jazzpreises ausgezeichnet wurde.
Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie ist Autorin und Moderatorin für die verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sender. Daneben schreibt sie regelmäßig für die taz und Fachmagazine wie Jazz thing, JazzZeitung oder Jazz’n’More. Auf Bühnen sowie vor der Kamera moderiert sie Festivals (Leipziger Jazztage), Konzerteinführungen, Podcasts (domicil Dortmund) und Podiumsdiskussionen (Stadtgarten Köln). Außerdem steht sie immer wieder auch hinter der Kamera, beziehungsweise führt Regie für Videoprojekte (domicil Dortmund, WDR). In Köln kuratiert Beha Konzerte und Festivals im Stadtgarten und hat das interdisziplinäre Festival guterstoff mitgegründet. Außerdem ist sie Dramaturgin des Sänger*innenkollektivs PHØNIX16 in Berlin und Mitglied des experimentellen Vokalensembles Γλωσσα (Glossa), mit dem sie 2022 das Karl-Sczuka-Recherchestipendium gewonnen hat. Im Jahr 2021 wurde sie für den Preis für deutschen Jazzjournalismus nominiert und seit 2022 wird ihre kuratorische Tätigkeit von NICA artist development gefördert. In Köln und Budapest hat sie Musikjournalismus studiert.
FREITAG – Vormittag
29. September 2023
9:30:
Richard Herzog (Gießen)
Ancient to the Future.
Free Jazz ersteht aus seiner Vergangenheit auf, bei Matana Roberts und Moor Mother
— abstract: —
Die Musiker:innen, die Free Jazz spielten, betonten bereits in den frühen 60er Jahren ihre Verwurzelung in zahlreichen Traditionen der afrikanischen Diaspora. Neben Blues-Licks bei Ornette Coleman entwickelten unter anderem Milford Graves oder Andrew Cyrille innovative Schlagzeug-Rhythmen, die aus karibischer und afrikanischer Perkussion entstammten. Diese Entwicklungen werden im Vortrag historisch nachgezeichnet, wie auch anhand zweier aktueller US-amerikanischer Musikerinnen: Matana Roberts und Moor Mother (Camae Ayewa). Beide setzen sich in ihren Werken mit den fortwährenden Traumata der Plantagen-Sklaverei auseinander; beide verbinden auf unterschiedliche Weise Free Jazz mit vorangegangenen und neueren Musikformen, von Spoken Word über Oper bis hin zu Noise.
— bio: —
Richard Herzog ist Historiker an der Philipps-Universität Marburg und am DFG-Sonderforschungsbereich „Dynamiken der Sicherheit“. Er promovierte zum Thema „Nahua-Stimmen aus dem kolonialen Zentralmexiko: zum Überleben ihrer gesellschaftlichen Überzeugungen“. Richards Forschungsinteressen umfassen Iberoamerika, Food Studies, sowie Emotionsgeschichte. Er forscht zudem zu Jazz, afrikanischer Musik und Improvisationsmusik.
10:30:
Magdalena Fürnkranz (Wien)
Jazz und Afrofuturismus.
Stellen Sie sich vor, Sun Ra hätte Janelle Monáe getroffen
— abstract: —
Mit Akteuren wie Sun Ra und George Clinton etablierte sich der Afrofuturismus in den 1960er und 70er Jahren zu einem popkulturellen Phänomen. Lange Zeit war es ruhig um die Bewegung, wiewohl sie in den letzten Jahren eine Renaissance in der Popkultur erlebte. Vor allem eine Reihe von Jazz- und Popmusikerinnen wie Janelle Monáe integrieren afrofuturistische Ideen und Ansätze in ihr Repertoire und definieren Aspekte afroamerikanischer Weiblichkeit durch die Verwendung verschiedener ästhetischer Elemente neu. Für Monáe und Sun Ra verkörpert Musik, insbesondere der Jazz, eine Form der Überschreitung sowie einen Bewusstseinszustand, in dem die Zuhörer:innen die Instabilität der künstlerisch gewählten Narrative vergegenwärtigen.
In diesem Vortrag diskutiere ich die einzigartigen Charakteristika von Janelle Monáe und Sun Ra in Bezug auf Afrofuturismus und Jazz und stelle erste Verbindungen zwischen den beiden Künstler:innen her. Anschließend möchte ich mich mit der Frage einer möglichen Kooperation auseinandersetzen und versuche die Entstehung eines gemeinsamen Albums zu skizzieren. Ich beabsichtige, eine klangliche, lyrische und visuelle Reise von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart zu entwerfen, um eine theoretische Grundlage für eine imaginäre Zusammenarbeit zu schaffen und eine mögliche Richtung für die Zukunft des Jazz zu diskutieren.
— bio: —
Magdalena Fürnkranz ist Senior Scientist am Institut für Popularmusik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) und als Mitinitiatorin des PopNet Austria Organisation des seit 2014 stattfindenden interdisziplinären Symposions zur Popularmusikforschung in Österreich an der mdw. Sie ist außerdem Co-Leiterin des künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekts „Instrumentalistinnen und Komponistinnen im Jazz“ gemeinsam mit der Bassistin Gina Schwarz. Zu den weiteren Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem: Performativität und Inszenierung in populären Musikformen, intersektionale, queere und postkoloniale Perspektiven auf musikkulturelle Felder, Musikszenen in Österreich und New Jazz Studies.
11:30:
Bettina Bohle (Berlin)
Genre no Genre
— abstract: —
Die Genrefrage scheint gerade in Bezug auf Jazz eine hochkomplexe Angelegenheit. Als Hilfsmaßnahme wird Jazz häufig nicht als Genre, sondern als Musikpraxis beschrieben. Damit wird die Frage nach einer tragfähigen Definition jedoch nur verschoben, nicht beantwortet. An den verschiedensten Stellen tauchen Abgrenzungs- und Zugehörigkeitsfragen dann wieder auf, mit mehr oder weniger starken Konsequenzen. Die Schwierigkeiten scheinen jedoch weniger im Jazz selbst, sondern in einem zu starren Genrebegriff zu liegen. Ausgehend von einer Arbeitsdefinition sollen verschiedene Bereiche der unter dem Begriff „Jazz“ in Deutschland laufenden Praxen beleuchtet werden. Denn: Über die Zukunft des „Jazz“ nachzudenken braucht ein solides Verständnis davon, worüber eigentlich gesprochen wird.
— bio: —
Bettina Bohle leitet das Projekt „House of Jazz – Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik“ (AT). Seit 2013 ist sie für verschiedene Jazz-Verbände aktiv (IG Jazz Berlin, BK Jazz, Deutsche Jazzunion). Zum Jazz kam die studierte Gräzistin, Musikwissenschaftlerin und Philosophin über selbst organisierte Hauskonzerte. Mehrere Jahre betrieb sie den Blog JAZZAffine samt zugehörigem Newsletter. Als freie Projektmanagerin hat sie die Initiative Musik beim Aufbau des Deutschen Jazzpreises unterstützt.
FREITAG – Nachmittag
29. September 2023
14:00:
Niels Klein + Jorik Bergman (Köln)
Zukunftsmusik
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Das BuJazzO hatte 2022 einen Kompositionswettbewerb unter der Überschrift „Zukunftsmusik“ ausgerichtet, damit allerdings vor allem auf das Alter der teilnehmenden Komponist:innen angespielt. Der Saxophonist Niels Klein, der den Wettbewerb leitete, und die Flötistin Jorik Bergmann, die zu den Preisträger:innen gehörte, machen sich dennoch gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag, ganz konkret, künstlerisch oder für ihre jeweilige Lebensplanung.
— bios: —
Niels Klein ist Saxophonist, Klarinettist, Komponist, Arrangeur und Dirigent und lebt in Köln. Seine zahlreichen Veröffentlichungen als Bandleader umfassen Alben von Trio-, und Quartettformaten über Large Ensembles verschiedener Grössen bis hin zu Bigband und Orchesterbesetzungen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den WDR Jazzpreis Komposition, ECHO Jazz, u.v.a. Als Komponist, Arrangeur und Dirigent arbeitet er regelmässig mit den Bigbands des NDR und WDR sowie vielen anderen Bigbands und Orchestern der freien Szene in Deutschland und Europa. Er ist seit 2011 Teil des festen künstlerischen Leitungsteams des Bundesjazzorchesters (BuJazzO) und ist seit 2016 als Professor für Jazz-Saxophon und Ensemble an der Hochschule für Musik und Tanz Köln tätig.
Jorik Bergman is a professional jazz flutist, composer, arranger and bandleader living in Cologne, Germany. She works with her own jazz trio, called the „Jorik Bergman Trio“, and various large ensemble projects. These include an upcoming EP with her own big band, a tour with her octet, the „Julius Eastman Project“ and her „Mingus Project. In the course of the last few years she has written arrangements for multiple big band constellations such as the Jazzorchestra of the Concertgebouw Amsterdam and the the JugendJazzOrchester (JJO) among others. She has also been in charge of the „Julius Eastman Project“ at the 10th edition, and the „Mingus Project“ at the 11th edition of the Weekend Festival. She has won 1st prize at the 2022 Composition Competition, from the JJO NRW, the 2021 Composition Competition from the Subway Jazz Orchestra, the 2022 Composition Competition from the BundesJazzOrchester and the ACADÉMIE DE COMPOSITION JAZZ 2023 by the ONJ (Orchestre National de Jazz) in Paris. As a flute player she has played at well-known festivals such as the aforementioned Weekend Festival, the Nijmegen International Music Meeting Festival and the renowned North Sea Jazz festival.
15:00:
Frank Gratkowski (Berlin)
Was ist Jazz? Oder: Was könnte Jazz heute sein bzw. aus ihm werden?
Eine persönliche Sichtweise
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Es ist nahezu unmöglich, heute genau zu definieren, was Jazz ist bzw. was der Begriff bedeutet – bleiben also die Fragen danach, was er sein und was daraus werden könnte. Ist Jazz ein Stil oder eher eine Haltung? Was zeichnet Musik aus, die auch heute als Jazz bezeichnet wird? Gibt es Merkmale, die Jazz deutlich von anderen Musikstilen unterscheiden? Ich persönlich frage mich oft, ob ich überhaupt noch ein Jazzmusiker bin. Die Wurzeln sind da, da bin ich mir sicher, bei manch anderem oft nicht mehr. In dem Vortrag will ich versuchen, eine Art kubistische Betrachtung des Begriffs Jazz vorzunehmen. Wo sind die Grenzen der Musik, um nicht mehr oder noch Jazz zu sein? Gibt es diese Grenzen überhaupt? Ich werde versuchen, diese und andere Fragen anhand meiner Einflüsse und meiner musikalischen Tätigkeiten zu untersuchen.
— bio: —
Frank Gratkowski ist ein in Berlin lebender freischaffender Saxophonist, Klarinettist, Flötist, Improvisator und Komponist. Er studierte an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, wo er seit über 30 Jahren unterrichtet. Frank Gratkowski veröffentlichte über 50 CDs unter seinem Namen und ist auf vielen weiteren als „Sideman“ zu hören.
Seine musikalische Spannbreite umfasst u.A. experimentelle Musik, Jazz, improvisierte Musik, Neue Musik, Rock und Elektronische Musik. Er konzertiert weltweit solo, in Bands sowie Orchestern und komponiert für Ensembles (u.A. Ensemble MusikFabrik und Ensemble Modern), in letzter Zeit mit einem Fokus auf Mikrotonalität.
16:00:
Roundtable 2
Macht Platz!
- Esther Weickel (Köln)
- Camille Buscot (Berlin)
- Jonas Pirzer (Stuttgart)
- Moderation: Sophie Emilie Beha
— abstract: —
Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift „Macht Platz!“ danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt. Kreativität benötigt schließlich Räume, im wörtlichen Sinn genauso wie metaphorisch. Eingeladen haben wir dafür Esther Weickel, die als Projektleiterin des NICA artist development am Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik des Stadtgarten Köln arbeitet, das sie vorstellt; Camille Buscot, Projektleiterin bei der Deutschen Jazzunion und Co-Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin, die Einblick in regionale genauso wie nationale Strukturdiskurse hat; sowie Jonas Pirzer, Referent im Kunstministerium Baden-Württemberg, der erklären kann, was es von öffentlicher Seite braucht, um Räume zur Verfügung zu stellen (Moderation: Sophie Emilie Beha).
— bios: —
Aufgewachsen in den 90ern auf einem Pferdehof in Süddeutschland, konnte Esther Weickel Pferde am Klang ihres Wieherns unterscheiden, Musik war meistens nur als flirrendes Hintergrundgeräusch aus dem Radio präsent. Während ihres Philosophiestudiums landete sie zufällig auf einer Jazz-Session und ihre Neugierde wurde geweckt. In der Folge begann Esther aufmerksam Musik zu hören und für sie öffnete sich eine neue Welt. Ab 2018 arbeitete sie für den Jazzclub Leipzig e. V., leitete zunächst hauptverantwortlich dessen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, zu der auch die Redaktion einer monatlichen Veranstaltungsbroschüre für „Jazz und andere Musik“ für Leipzig und Umgebung gehörte. Später hinzukam die mitverantwortliche Planung und Umsetzung der Leipziger Jazztage 2020 und 2021. Im vergangenen Jahr ist Esther mit dem Bestreben, Neues zu Lernen und so der weiter wachsenden Neugierde nachzukommen für die Übernahme der Projektleitung von NICA artist development nach Köln gezogen. NICA artist development ist ein vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen getragenes Förderprogramm für herausragende Musiker:innen aus NRW, angesiedelt am Stadtgarten Köln.
Camille Buscot: Nach ihrem Masterabschluss 2020 hat die Kulturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin ihre im Studium angefangene Tätigkeit bei der Deutschen Jazzunion als Referentin intensiviert. Mittlerweile ist sie als Leiterin Kommunikation und Netzwerke für den Verband tätig. Seit 2022 ist sie zudem Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin. Durch diese Tätigkeiten kennt sie sich sehr gut mit den aktuellen politischen Herausforderungen der Szene sowohl auf regionaler als auch der Bundesebene aus.
Jonas Pirzer ist Jazzmusiker (Schlagzeug, Komposition) und Kulturmanager. Seine Band Trilith und Jonas Pirzers Konfrontationen spielten ausschließlich seine Eigenkompositionen. Er war Geschäftsführer der Deutschen Jazzunion, arbeitete als Referent für Kunst und Kultur bei der BASF, in den Kulturämtern der Städte Esslingen und Leonberg (in letzterem als Amtsleiter) und ist seit 2023 als Referent im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg beschäftigt und dort unter anderem für die Landesjazzförderung zuständig.
Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie ist Autorin und Moderatorin für die verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sender. Daneben schreibt sie regelmäßig für die taz und Fachmagazine wie Jazz thing, JazzZeitung oder Jazz’n’More. Auf Bühnen sowie vor der Kamera moderiert sie Festivals (Leipziger Jazztage), Konzerteinführungen, Podcasts (domicil Dortmund) und Podiumsdiskussionen (Stadtgarten Köln). Außerdem steht sie immer wieder auch hinter der Kamera, beziehungsweise führt Regie für Videoprojekte (domicil Dortmund, WDR). In Köln kuratiert Beha Konzerte und Festivals im Stadtgarten und hat das interdisziplinäre Festival guterstoff mitgegründet. Außerdem ist sie Dramaturgin des Sänger:innenkollektivs PHØNIX16 in Berlin und Mitglied des experimentellen Vokalensembles Γλωσσα (Glossa), mit dem sie 2022 das Karl-Sczuka-Recherchestipendium gewonnen hat. Im Jahr 2021 wurde sie für den Preis für deutschen Jazzjournalismus nominiert und seit 2022 wird ihre kuratorische Tätigkeit von NICA artist development gefördert. In Köln und Budapest hat sie Musikjournalismus studiert.
SAMSTAG – Vormittag
30. September 2023
9:30:
Teresa Becker (Hannover)
Musiker:innen als Key Change Agents in Sustainability.
Zur Rolle und Funktion von Musiker:innen in der Nachhaltigkeitskommunikation
— abstract: —
1713 sprach Hans Carl von Carlowitz das Thema nachhaltige Entwicklung zum ersten Mal an, mit dem Industriezeitalter im 20. Jahrhundert waren die Emissionen auf dem europäischen Kontinent hoch wie noch nie, 1972 beschloss der Club of Rome international, dass etwas getan werden muss, um der täglich zunehmenden Umweltverschmutzung und der Ausbeutung unseres Planeten entgegenzuwirken. Seitdem wird viel über nachhaltige Entwicklung geredet und (ein bisschen) gehandelt, doch die Transformation unserer auf Kosten des Planeten lebenden Gesellschaft hin zu einer nachhaltig handelnden bleibt aus. Musiker:innen haben durch ihre Aktivitäten und ihre Reichweite das Potential, als Kommunikator*innen und Multiplikator:innen nachhaltiger Entwicklung zu agieren. Immer mehr Musiker:innen nutzen ihre Präsenz auf öffentlichen Bühnen und ihre Reichweite, um das Thema nachhaltige Entwicklung vor ihrem Publikum anzusprechen. Doch viele stellen sich auch die Frage, wie schaffe ich es, mein Publikum zu erreichen und ihnen mein Ziel einer lebenswerten Zukunft für Alle näher zu bringen? Bin ich als Musiker:in dafür geeignet, diese Rolle zu übernehmen? Nicht zuletzt quält jede:n auch mal die Frage nach dem Sinn ihres Engagements.
Bisher wurde der Rolle von Musiker:innen für eine nachhaltige Entwicklung noch nicht viel Aufmerksamkeit in der Forschung gewidmet. Doch für die Zukunft des Jazz und unserer Gesellschaft können Musiker:innen eine wichtige Rolle in der Nachhaltigkeitskommunikation einnehmen. Sie weisen unter anderem viele Eigenschaften auf, mit denen sie kreativ und flexibel auf den komplexen Diskurs reagieren können und sind mit ihren Aktivitäten und ihrer Nachhaltigkeitskommunikation unter anderem dazu in der Lage, ihr Publikum niedrigschwellig zu inspirieren, sich im Alltag nachhaltiger zu verhalten. In meinem Vortrag möchte ich die Ergebnisse meiner Forschung zur Rolle und Funktion von Musiker:innen in der Nachhaltigkeitskommunikation präsentieren und Musiker:innen sowie Akteur:innen der Musikindustrie dazu aufrufen, sich mit ihrer Funktion und ihren Möglichkeiten zur Vermittlung von Nachhaltigkeitswerten auseinander zu setzen.
— bio: —
Teresa Becker (M.A.) ist Kulturmanagerin und unter anderem im Artist- und Projektmanagement tätig. Zudem forscht sie zur Rolle und Funktion von Musiker:innen in der Nachhaltigkeitskommunikation. Sie ist Mitglied bei Music Declares Emergency und engagiert sich für ökologische Nachhaltigkeit in der Musikbranche. Angetrieben von dem Wunsch einer nachhaltigen Entwicklung und Klimagerechtigkeit ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema ihrer beruflichen Tätigkeiten und die Reduktion von Emissionen sowie ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen stehen neben den Projektzielen im Vordergrund.
10:30:
Monika Herzig (Wien)
New Standards: 101 Action Items
Ein praktischer Leitfaden zur Geschlechterparität
— abstract: —
Dieser Vortrag bezieht sich auf Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen mit mehreren Projekten: Berklee`s New Standards: 101 Lead Sheets by Women Composers, the Routledge Companion to Jazz and Gender, Sheroes, Jazz Girls Days, und die 2022 Jazzstudie der Deutschen Jazzunion. Das Ziel ist klare Richtlinien zur Geschlechtsparität im Jazz zu erarbeiten die in den kommenden zwei Jahrzehnten den Ausgleich bewirken können. Der praktische Ansatz beruht auf der persönlichen Perspektive als Teilnehmer, Musiker, und Forscher.
— bio: —
Professor of Artistic Research an der Jam Music Lab University, Monika Herzig ist Autor und Co-Editor von „David Baker: A Legacy in Music“, „Experiencing Chick Corea: A Listener’s Companion“ und des „Routledge Companion to Jazz and Gender“ sowie weiteren Forschungsartikeln. Sie leitet das Research Committee des Jazz Education Network. Als Jazzpianistin und Leiterin von Sheroes erscheint sie regelmäßig auf den größten Weltbühnen. Info: www.monikaherzig.com
11:30:
Kaspar von Grüningen (Basel)
Die Basler „Volksinitiative für mehr Musikvielfalt“ und ihr kultur- und gesellschaftspolitisches Potential
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Aktuell gehen 95% der öffentlichen Fördergelder in Basel an Institutionen, davon über 90% an klassische Orchester. Die „Volksinitiative für mehr Musikvielfalt“ wurde im Sommer 2022 eingereicht und verlangt, dass künftig ein Drittel der öffentlichen Fördergelder für Musik an das freie Musikschaffen aller Genres gehen soll. Zudem soll die kantonale Verwaltung ihre Förderstrukturen und Vergaberichtlinien anpassen. Wann es zur Abstimmung kommt, ist noch offen. Ich berichte zum politischen Prozess, zu Reaktionen aus Musikszene, Politik und Bevölkerung.
Im Kern geht es um kulturelle Demokratie. Soll steuerfinanzierte Kultur das Produkt von Interessenspolitik sein oder sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten?
— bio: —
Kaspar von Grüningen (*1982) wuchs in den Schweizer Voralpen auf. Er studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in Bern und Jazz-Kontrabass und Komposition in Basel. Er ist seit 20 Jahren aktiver Musiker, Veranstalter, Organisator, vielfaches Vorstandsmitglied. Seit 2016 leitet er die Musikschule Jazz Basel und gründete 2019 die IG Musik Basel mit. www.kasparvongruenigen.com
SAMSTAG – Nachmittag
30. September 2023
14:00:
Thomas Meinecke im Gespräch mit Peter Kemper
— abstract: —
Am Samstagnachmittag fassen wir zusammen. Dafür ist ein Blick von außen vielleicht nicht ganz falsch. Thomas Meinecke beschäftigt sich als Autor, DJ und Musiker mit Fragen der Ästhetik, der Geschlechtertheorie, mit Authentizität und künstlerischer Utopie. Im Gespräch mit Peter Kemper wird er über die Zukunft und die Grenzen des Jazz als Genre nachdenken und uns vielleicht das Bild eines Jazz vor Augen führen, den wir uns noch gar nicht vorstellen können.
–bios:–
Thomas Meinecke, *1955 in Hamburg, lebt bei München und in Marseille und veröffentlicht seit 1986 Bücher im Suhrkamp Verlag. Seit 1980 ist er Mitglied der Band F.S.K. und hat seit 1998 gemeinsame Projekte mit Move D., zwei davon mit Karl Berger. Als Radio-DJ im BR hatte er sein erstes Interview 1983 mit Sun Ra und 1985-2021 eine eigene Show und ist auch als DJ in Techno Clubs tätig. Im Berliner HAU lud er zwischen 2007 und 2020 in der Reihe „Plattenspieler“ verschiedenste Gäste von Schlippenbach bis Moor Mother ein. Seit 2022 wird das Programm an der Berliner Volksbühne fortgesetzt wird, mit Baby Sommer als erstem Gast.
Peter Kemper, Jahrgang 1950, ist langjähriger Kulturredakteur im Hessischen Rundfunk (hr) und war von 1981 bis 2015 einer der Programmverantwortlichen für das Deutsche Jazzfestival Frankfurt. Seit 1981 ist er Musikkritiker im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er kann zahlreiche Veröffentlichungen unter seinem Namen verbuchen, wie zuletzt John Coltrane – Eine Biographie und Eric Clapton – Ein Leben für den Blues. Im Oktober 2023 erscheint mit The Sound of Rebellion sein Buch zur politischen Ästhetik des Jazz (alle Reclam-Verlag).
15:00:
Uli Kempendorff (Berlin)
Exit from the Nineties.
Fehlstellen im Diskurs an Hochschulen
— abstract: —
Uli Kempendorff denkt über Fehlstellen im Diskurs an Hochschulen nach, gibt einen Streikbericht und schaut auf interessante Lösungswege aus unseren Nachbarländern. Für die meisten aktiven Musiker:innen sind die Hochschulen ein selbstverständlich gewordenes Nadelöhr auf dem Weg in die Professionalität – was sollten man heute von einer künstlerischen Ausbildung erwarten können?
— bio: —
Uli Kempendorff, (*1981 in Berlin) ist als Saxophonist dokumentiert auf Labels wie ECM, Enja, Enja/Yellowbird, WhyPlayJazz, oder Four Music, worunter fünf eigene Produktionen mit seinem Projekt »Field«. Er spielt und spielte u.a. mit Christopher Dell, Benjamin Weidekamp, Julia Hülsmann, Felix Henkelhausen, Tobias Delius, Kalle Kalima, Rudi Mahall, Wanja Slavin, Lina Allemano, Janning Trumann, Pablo Held, SEEED, Rolf Kühn, Jimi Tenor und ‚Little‘ Jimmy Scott. Er ist bei Konzertreihen-und Festivalkuration in Berlin und Polen tätig und in der kulturpolitischen Arbeit in der IG Jazz Berlin und DJU seit 2012.
16:00:
Roundtable 3
Es geht ums Ganze!
- Jan Klare (Münster)
- Mariana Bondarenko (Kyiv)
- Akiko Ahrendt (Köln)
- Moderation: Sophie Emilie Beha
— abstract: —
Beim Abschlusspanel unter der Überschrift „Es geht ums Ganze!“ diskutieren wir Jazz als Teil eines aktuellen gesellschaftlichen Diskurses, fragen, welche Aspekte der Praxis improvisierter Musik dazu beitragen können, uns für Gegenwart und Zukunft zu engagieren? Saxophonist Jan Klare erläutert die inneren Strukturen und die Arbeitsweise seiner Band Das Dorf, reflektiert Rollenverständnisse im Ensemble und erklärt, wie sich politische Überzeugung und Musikmachen miteinander vereinen lassen. Die Geigerin Akiko Ahrendt berichtet über die Überschneidungen von Musik und politischem Aktivismus; und die ukrainische Kulturmanagerin Mariana Bondarenko reflektiert, welche Rolle Jazz, Musik, Kultur in Zeiten des Kriegs spielt, spricht aber auch über die ganz direkten Auswirkungen des Kriegs, in dem ja zahlreiche Musiker als Soldaten aktiv sind (Moderation: Sophie Emilie Beha).
— bios: —
Akiko Ahrendt arbeitet im Kollektiv und alleine. Der Fokus liegt auf ungewöhnlichen live Settings mit Sound. Sie ist daran interessiert, verschiedene bubbles aneinander stoßen und miteinander agieren zu lassen und fragt sich, ob z.B. Kunst und Politik in einen produktiven Widerspruch zueinander geraten können. Akiko spielt/e als Performerin und Geigerin in den Gruppen radikaltranslation, orange gruppe, Rundfunk-Tanz-Orchester Ehrenfeld, ensemble Garage, Contrechamps u.a. Sie ist außerdem in verschiedenen Kontexten politisch aktiv, so z.B. bei radionordpol.
Mariana Bondarenko (Kyjiw, Ukraine) arbeitet als Kulturmittlerin seit ihrer Studentenzeit an der Nationalen Taras Schewtschenko Universität in Kyjiw. Als OeAD Stipendiatin hatte sie drei Semester an der Uni Wien an der Dissertation im Bereich Germanistik und Linguokulturologie gearbeitet. Später war sie in den internationalen diplomatischen Institutionen tätig, unter denen das Goethe Institut und das Österreichische Kulturforum, sowie auch bei german films in München. Zurzeit arbeitet sie als Jazzmusik Managerin für das Ukrainische Institut, eine staatliche Institution, die seit 2018 als Struktur des Außenministeriums der Ukraine Auslandskulturpolitik ausübt. In ihrem Tätigkeitsbereich liegen Präsentation der ukrainischen Jazz Bühne im Ausland, Initiierung der Kooperationen mit Festivals, Musikinstitutionen, Musikmedien sowie Musikakademien.
Jan Klare ist seit Mitte der 80er Jahre als Saxofonist, Bandleader und Komponist unterwegs und hat wenig ausgelassen. Seine Biographie verweist auf Konzerte in vielen Ländern, dutzende CD-/ Radio/ TV- Produktionen und Kooperationen mit namhaften Kollegen. Verschiedene Preise belegen die Qualität seiner Arbeit – als Begründer des Orchesters „The Dorf“ hat er in den letzten Jahren Spuren hinterlassen, eine Masterclass am New England Conservatory in Boston, die Fußballoper „Duell D/NL 74“, die Mitbegründung des Labels „Umland Records“, Kompositionen für „Neue Musik“ Ensembles sowie die WDR BigBand, ein Stück für zwei Blasorchester/ Gospelchor/ Rockband/ Kirchenglocken und Pyrotechnik und vieles mehr lässt sich aufzählen. Klare versteht seine Arbeit als „soziologische Feldforschung“ über Hörgewohnheiten, Hörerwartungen und deren Manipulation.
Sophie Emilie Beha ist multimediale Musikjournalistin. Sie ist Autorin und Moderatorin für die verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sender. Daneben schreibt sie regelmäßig für die taz und Fachmagazine wie Jazz thing, JazzZeitung oder Jazz’n’More. Auf Bühnen sowie vor der Kamera moderiert sie Festivals (Leipziger Jazztage), Konzerteinführungen, Podcasts (domicil Dortmund) und Podiumsdiskussionen (Stadtgarten Köln). Außerdem steht sie immer wieder auch hinter der Kamera, beziehungsweise führt Regie für Videoprojekte (domicil Dortmund, WDR). In Köln kuratiert Beha Konzerte und Festivals im Stadtgarten und hat das interdisziplinäre Festival guterstoff mitgegründet. Außerdem ist sie Dramaturgin des Sänger*innenkollektivs PHØNIX16 in Berlin und Mitglied des experimentellen Vokalensembles Γλωσσα (Glossa), mit dem sie 2022 das Karl-Sczuka-Recherchestipendium gewonnen hat. Im Jahr 2021 wurde sie für den Preis für deutschen Jazzjournalismus nominiert und seit 2022 wird ihre kuratorische Tätigkeit von NICA artist development gefördert. In Köln und Budapest hat sie Musikjournalismus studiert.
Das 17. Darmstädter Jazzforum wird gefördert von