Tag Archives: Jazzinstitut

77. Frühjahrstagung des INMM: Nachtkonzert

Ein traditioneller Baustein der Darmstädter Frühjahrstagung ist ein Konzert im Jazzkeller des Darmstädter Jazzinstituts, bei dem neben einer Darbietung elektronischer Musik von Christian Skjødt Hasselstrøm und die avancierte Saxofonistin Nikola Lutz sowie die Multi-Instrumentalistin Annette Krebs mitwirken. Die Musikerinnen entwickeln aus hochverstärkten Metallen, Saiten, Objekten und Mikrofonen Klangvisionen, die mit traditionellen Instrumenten und Setups nicht gespielt werden können.

Annette Krebs und Nikola Lutz treffen sich in der Methodik der Dekonstruktion von Klangmaterial, das sie dann mit einem komplexen Instrumentarium aus Stimme, Elektronik, Saxofonfragmenten und Krebs’ Konstruktion IV upcyclen. In der Annäherung an die Natur des Körpers einerseits und modernste Technologie andererseits verschmelzen klangliche Nanopartikel zu bionischen Soundtexturen. Dabei fällt feinster Klangstaub an der Grenze zur Stille ab, der in präzisen Gesten von den Musikerinnen verstreut wird.

“The All Of Everything” Künstlerinnengespräch: Paulina Stulin und Johanna Krimmel

Wie kann die Welt aussehen, in der Musik und speziell der Jazz in Zukunft existieren wird?

Wir haben fünf Expert:innen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft diese Frage gestellt und danach fünf Künstler:innen gebeten, die Gedanken der Sprecher:innen abzubilden. Die gefilmten Interviews und die Kunstwerke werden in der Ausstellung in Zusammenhang gesetzt.

Johanna Krimmels “Psychedelic Renaissance”

Johanna Krimmel und Paulina Stulin arbeiteten in diesem Rahmen als Tandem zusammen. Krimmel interpretierte Stulins komplexe Zukunftsgedanken in dem Werk “Psychedelic Renaissance”. Ein Gesamtwerk das bewegt und das Diskurse zulässt. Die beiden Künstlerinnen erzählen von ihren Erfahrungen während der Vorarbeit zu der Ausstellung, von ihren Utopien und Dystopien.

 

10 Jahre JETZTMUSIK! Goes…Jubiläumskonzert

Seit 2012 bereichern die JETZTMUSIK! Konzerte mit einer besonderen Konzeption und außergewöhnlichen Programmen das Musikleben in Darmstadt. Über Epochen und Genregrenzen hinweg präsentiert JETZTMUSIK! einzigartige Veranstaltungen, die Musik in Improvisation und Komposition durch Klang und Multimedia ins Heute weiterführt. Zum 10 jährigen Bestehen findet nun in Kooperation mit dem Jazzinstitut Darmstadt das Jubiläumskonzert mit MusikerInnen statt, die sich im Bereich improvisierter Musik  profiliert haben und auch aus JETZTMUSIK! Konzerten bekannt sind. Das  Jubiläumskonzert bietet damit ein Best of von JETZTMUSIK!

So sind der international bekannte Hessische Jazzpreisträger und Kontrabassist Vitold Rek mit seinem Duopartner Burkhard Kunkel (Bassklarinette) ebenso eingeladen wie der Komponist / Klangkünstler Nikolaus Heyduck (Darmstädter Musikpreis 2020), der renommierte Cellist Christoph von Erffa und der Pianist / Komponist Lukas Grossmann aus Darmstadt. Das line-up vervollständigen der europaweit tätige Schlagwerker Wolfgang Schliemann (Wiesbaden) und die Medienkünstlerin Monika Golla (Tübingen) sowie die Flötistin / Saxophonistin und JETZTMUSIK! Begründerin Susanne Resch.

Vitold Rek I Kontrabass
Burkhard Kunkel IBassklarinette
Nikolaus Heyduck I Live Elektronik
Christoph von Erffa I Violoncello
Monika Golla I Multimedia
Wolfgang Schliemann I Schlagwerk
Lukas Grossmann I Klavier
Susanne Resch I Saxophon, Flöten

Veranstaltung von Jetztmusik! e.V. in Kooperation mit dem Jazzinstitut Darmstadt

dazz-Festival 2024: Uli Partheil Quartett feat. Heidi Bayer

Ulli Jünemann und Uli Partheil kennen sich seit vielen Jahren, u.a. durch die Zusammenarbeit mit dem im Jahr 2020 verstorbenen Bassisten Jürgen Wuchner, in dessen Großensemble “United Colours of Bessungen”. Zusammen mit Bassist Ralf Cetto ist zunächst ein neues Trio entstanden, das später noch um die brasilianische Schlagzeugerin und Perkussionistin Angela Frontera zum Quartett erweitert wurde. Beim heutigen Konzert wird die 1987 geborene Trompeterin Heidi Bayer die Band zum Quintett erweitern. In Darmstadt bekannt u.a. als Dozentin bei den Jazz-Conceptions 2022 ist Heidi Bayer eine gefragte Instrumentalistin und Komponistin, mit einer eigenen unverwechselbaren Stimme auf ihrem Instrument. Sie erhielt 2023 den Deutschen Jazz-Preis in der Kategorie “Komposition des Jahres”.

Eine Veranstaltung im Rahmen von dazz – Jazz Winter Darmstadt 2024

dazz-Festival 2024: JazzTalk 146: Sascha Ley & Georg Ruby “Hildegard Knef revisited”

So originell, artistisch und exzentrisch hat sich wohl noch niemand dem musikalischen und literarischen Nachlass der großen deutschen Leinwand- und Bühnendiva Hildegard Knef (1925-2002) genähert, wie der Kölner Pianist Georg Ruby und die luxemburgische Schauspielerin, Sängerin, Performerin Sascha Ley in ihrem gemeinsamen Projekt “Hildegard Knef revisited” – nachzuhören auf ihrer neuen CD “The Laughter of the Red Moon” (JazzHausMusik, 2023).

Hildegard Knef ist eine Legende: Ihr Lebenswerk offenbarte eine unglaubliche Bündelung von Talenten, kombiniert mit einer einzigartigen Ausdrucksenergie. Für ihren Mann, den britischen Schauspieler und Regisseur David Cameron, war “die Knef” „a woman and a half“: eine Frau, die in all ihren Facetten weit mehr ausstrahlt, als ein alltäglicher Stern es jemals vermag. Ihre Zusammenarbeit mit Cole Porter ist legendär und führte mittelbar zu Hunderten von Knef-Chansons anderer Komponisten, deren Text-Autorin sie war.

Ley und Ruby präsentieren einerseits eine sehr unterhaltsame Neuinterpretation der Musik und literarischen Versatzstücke, würdigen andererseits aber auch die Werke ihres musikalischen Umfelds samt dessen Komponisten wie Theo Mackeben, Peter Kreuder, Robert Heymann, Charly Niessen, Ralph Maria Siegel und Cole Porter.

Die zwei nehmen dabei die melodischen und rhythmischen Strukturen der Originale ernst und verarbeiten sie so, dass einerseits deren Wiedererkennbarkeit erhalten bleibt, andererseits aber der improvisatorische Ruby-Ley-Personalstil unverkennbar wirkt. Bei den Neuinterpretationen der Knef-Chansons gibt es dabei keine stilistische Grenzen: jazzorientiertes Ambiente steht neben Songstrukturen und geht in Varianten Hildegard Knefs lyrischer Texte über.

Eine Veranstaltung im Rahmen von dazz – Jazz Winter Darmstadt 2024

JazzTalk 145: Niescier | Reid | Harris

Dieses Trio schmeißt sich und uns ihre Spiellust in atemberaubendem Tempo um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist. Das Dreiergespann durchforscht jeden möglichen Aspekt des Zusammenspiels, mal kammermusikalisch fein und transparent, mal explosionsartig ungestüm und dicht, immer spannungsgeladen bis in den letzten Ton und die letzte Pause. Die Komplexität und Originalität Niesciers Kompositionen ist unüberhörbar, die organische Struktur der Musik bleibt dennoch erhalten, was die Performance des Trios so unfassbar spannend macht. Mit absoluter Souveränität transportieren die drei eine fesselnde Intensität durch ihre Musik und ihren Sound.

Als Cellistin und Komponistin ist die aus Chicago stammende Tomeka Reid eine der treibenden künstlerischen Kräfte der amerikanischen Jazzszene. Sie arbeitet u.a. mit Roscoe Mitchell, Craig Taborn, Myra Melford, Anthony Braxton und Mary Halvorson.

Savannah Harris gehört zu „New York’s finest players“. Als extrem vielseitige Drummerin arbeitet sie über alle Genregrenzen hinweg, ob mit Geri Allen, Peter Evans, Christian McBride, Jason Moran, Kenny Barron oder dem Hip Hop Collective Standing in The Corner.

Angelika Niescier, laut Berliner Zeitung „die große europäische Saxophonistin“, ist eine der Musikerinnen, die sich bemühen den Jazz permanent auf internationalem Niveau weiterzuentwickeln. Die vielfach ausgezeichnete Kölnerin ist eine atemberaubend temperamentvolle und virtuose Musikerin, was, neben Joachim Kühn, Tyshawn Sorey, Nasheet Waits, Jim Black, Sylvie Courvoisier, Ernie Watts, Soweto Kinch, Alexander Hawkins oder Mariá Portugal, auch viele andere Kolleg:innen, mit denen sie auf der Bühne steht, bezeugen würden.

Florian Herzog Almost Natural

Während der Pandemie fand viel Arbeit hinter verschlossenen Türen statt und nun wird Florian Herzog sein Quartett mit dem Arbeitstitel ‘Almost Natural’ der Öffentlichkeit präsentieren. Mit einer Besetzung aus Elias Stemeseder an den Keys, den er in New York kennenlernte und den zwei langjährigen musikalischen Weggefährten, dem Saxophonisten Sebastian Gille und Schlagzeuger Leif Berger, bildet Bassist Florian Herzog eine hochkarätige Band, die es ihm ermöglicht seine Vision ohne Abstriche umzusetzen: Komplexe Kompositionen mit einer Flexibilität und Offenheit zu kombinieren, ohne dabei den musikalischen Faden zu verlieren.

Florian Herzog | Bass, Komposition
Sebastian Gille | Saxophon
Elias Stemeseder | Piano/Synthesizer
Leif Berger | Schlagzeug

Diplomat

„Dem Deutschen Jazz“ ist Titel und Hommage gleichermaßen. Mit ihrem neuen Album ehrt die Band Diplomat die hohe Qualität und Vielseitigkeit der zeitgenössische deutschen Jazz-Szene. Eine überaus gelungene musikalische Würdigung. Die Kompositionen des Quartetts verströmen ein hohes Maß an Kreativität und wirken dabei spielerisch-leichtfüßig. Was nicht zuletzt an den vielen, liebevollen Anspielungen auf einflussreiche Jazzmusiker aus der Bebop- und Swing-Ära liegen dürfte. Zutaten, die bestens geeignet sind, um eingeweihten Hörerinnen und Hörern ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

„Berlin ist unsere kreative Homebase. Sie hat großen Einfluss auf unseren Stil. Die Menschen dort mögen es einfach nicht, in Schubladen gesteckt zu werden. In diesem Projekt geht es deshalb darum, bewusst die Regeln zu brechen und die richtige Balance zwischen traditionellem und avantgardistischem Jazz zu finden. Typisch Berlin eben, wo vieles anders klingt als im Rest der Republik“, sagt Drummer Mathias Ruppnig. Posaunist Gerhard Gschlößl ergänzt: „Unser Ansatz ist freigeistlich und betont nicht-akademisch, obwohl alle Bandmitglieder einen akademischen Hintergrund haben.“

Felix Wahnschaffe | Saxophon
Gerhard Gschlößl | Posaune
Johannes Fink |  Cello & Bass
Mathias Ruppnig | Schlagzeug

DRA

Heimspiel für den Vibraphonisten Christopher Dell. Die Musik von DRA ist komplex, klingt doch jederzeit flüssig und überrascht mit einer Menge Humor. In den 25 Jahren, die dieses Trio bereits existiert, hat es sich eine unvergleichliche rhythmische und  harmonische Dichte angeeignet, die weltweit bei ihren Konzerten enthusiastische Reaktionen und allerhöchste Anerkennung hervorruft. Dieser andauernde Grenzgang zwischen vielschichtigen Improvisationen in ihrer Annäherung an kompositorische Strukturen und eingeübten Patterns fordert nicht nur diese drei herausragenden Solisten permanent heraus, sondern verlangt auch von seinem Publikum ein hohes Maß an Wachheit und Bewusstsein.

Christopher Dell | Vibraphon
Christian Ramond | Bass
Felix Astor | Schlagzeug

Ruf der Heimat

Eigentlich wollte Saxofonist Thomas Borgmann nicht wieder in seiner Geburtsstadt Münster auftreten. Dann tat er es aber doch. Auf der Fahrt dorthin witzelte sein ebenfalls in Münster geborener Langzeitpartner, der Schlagzeuger Willi Kellers, etwas vom Ruf der Heimat. Sie wiederholten unterwegs immer wieder die drei Worte. Und plötzlich war der Bandname da. So könnte es gewesen sein. Seither ist „Ruf der Heimat“ für den deutsch-deutschen Jazz nach dem Fall der Mauer nicht nur einfach eine Band. Das Quartett ist eine Institution und als solche seit ihrer Gründung 1992 eine Legende.

34 Jahre nach dem Mauerfall hat sich vieles in Deutschland verändert. Die Stimmung ist komplett eine andere. Nicht mehr Aufbruch und Suche, sondern Ungewissheit und Radikalisierung dominieren. Was ist von der Heimat geblieben? Von ihrer Ursprungsidee. Zwei Mitglieder der Gründungszeit sind nicht mehr dabei (Ernst “Luten” Petrowsky und Bassist Christoph Winckel) – eine neue Besetzung spielt. Die Musik klingt anders, bleibt aber genauso genial. Mehrstimmige Melodien und Rhythmen bestimmen das Klangbild. Der Jazz wird noch mehr zur Heimat. Die Metamorphose gelingt! Die Musik passt in die neue Zeit.

Thomas Borgmann | Saxophon
Christof Thewes | Posaune
Jan Roder | Bass
Willi Kellers | Schlagzeug