Category Archives: Jazz in Darmstadt

Universal Consciousness [blog]

Spiritualität im Jazz und der Blues vom guten Leben.

Gedanken zum Thema der Konferenz zum 19. Darmstädter Jazzforum vom 25. bis 27. September 2025


Seit 1989, also eigentlich schon ein Jahr länger als das Jazzinstitut Darmstadt selbst (gegründet im Oktober 1990), gibt es das Darmstädter Jazzforum. Der Initiator des ersten Jazzforums, der Gießener Musikwissenschaftler und Jazzmusiker Ekkehard Jost, formulierte den Anspruch der Veranstaltung in einem Vorwort zum ersten Tagungsband als, „einen ersten Versuch, verstreute Forschungsvorhaben und -ergebnisse aufeinander beziehbar zu machen, Erfahrungsaustausch zwischen Musikwissenschaftlern und Musikern zu ermöglichen und eine interessierte Zuhörerschaft über den aktuellen Stand der Jazzforschung – oder doch zumindest einiger seiner Teilbereiche – zu informieren.“ (Ekkehard Jost (Hrsg.): Darmstädter Jazzforum 89. Beiträge zur Jazzforschung. Hofheim 1990, S. 9)

Unter der Leitung von von Wolfram Knauer (17 Ausgaben zwischen 1991 bis 2023) hat sich das Jazzforum nicht nur in seinen Vortragsformen (Referat und Diskussion) stark weiterentwickelt, sondern ist auch viel stärker an den konkreten Aus- und Wechselwirkungen seiner Themensetzungen mit der künstlerischen und sozialen Alltagserfahrung der Menschen innerhalb der Jazzszene interessiert. Seit 2024 lenkt nun Bettina Bohle die Geschicke des Jazzinstituts Darmstadt. Damit wurde auch das Jazzforum noch einmal einem kritischen Blick von außen unterworfen. Für die Ausgabe im September 2025 werden wir am in den letzten Ausgaben unter Wolfram Knauer etablierten Format im wesentlichen festhalten. Insbesondere den Ansatz, ein übergreifendes Thema bzw. eine zentrale Fragestellung in den Mittelpunkt des Jazzforum zu stellen, werden wir absehbar beibehalten.  Ebenso wollen wir Beiträge aus der akademischen Diskussion, von Forschenden, weiterhin in den Mittelpunkt stellen und darüber zur Diskussion einladen. Dabei spielt Interdisziplinarität auch weiterhin eine große Rolle: Jazzgeschichtliche  Forschung steht neben musikwissenschaftlicher Analyse und sozialwissenschaftliche Fragestellungen treffen auf kulturpolitische Debatten.

Für das bevorstehende 19. Darmstädter Jazzforum haben wir uns für das Thema „Spiritualität“ entschieden. Warum das so ist, wie unser teaminternen Überlegungen dazu verlaufen sind, welche anderen interessanten Ansätze von außen wir zu diesem Themenfeld entdecken, wollen wir hier vorstellen. Wir werden versuchen, diese Seite regelmäßig mit Beiträgen aus dem Jazzinstitut zu befüllen.

Wir freuen uns dabei auch über Input und Hinweise zu interessanten Aspekte von außerhalb, die wir gerne in Rücksprache mit den Autor*innen und natürlich nach unserer kritischen Betrachtung, gerne an dieser Stelle veröffentlichen.

Die aktuelle Einsendefrist für eigene Beiträge zum 19. Darmstädter Jazzforum endet zunächst am 31.1.2025. Einreichungen per E-Mail an: jazzforum@jazzinstitut.de


Im Juni 2024 starteten wir mit folgenden Überlegungen zu „Spiritualität und Jazz“ institutsintern ins Thema.

Juni 2024 von Marie Härtling

Jazz und Spiritualität – ein chronologischer Bogen

Jazz und Spiritualität sind nicht nur auf den zweiten Blick Themen, die eng im Austausch stehen. Begonnen mit der Versklavung und christlichen Missionierung von Afrikaner*innen in Amerika, über das Konvertieren von Jazzmusiker*innen zum Islam in den 1960er und 1970er-Jahren und in die Gegenwart, mit der Frage nach einem achtsamen Leben von Jazz-Musiker*innen.

Spirituals und Gospel

Robert Patterson Singers, 1962 (Archiv JID)

Ihrer ursprünglichen Spiritualität beraubt, beginnen die afrikanischen Sklaven im 19. Jahrhundert sich den Zwang, den christlichen Glauben praktizieren zu müssen, zunutze zu machen. Ohne dafür bestraft zu werden, dürfen sich die Sklav*innen und später die „befreiten“ Sklav*innen in Gottesdiensten treffen. In Spirituals und Gospel verarbeiten sie ihre kollektiven Erfahrungen und führen durch sprachliche Codes in den Liedtexten ihre Oral-History weiter. „Swing low, sweet chariot, coming for to carry me home“, die Liedzeile des berühmten Spirituals der Fisk Jubilee Singers vom Ende des 19. Jahrhunderts, drückt eine Sehnsucht nach den Roots und eine transzendente Verbindung zur Heimat Afrika aus. Gemeinsam praktizierter Glaube wird zu einer der Grundsäulen der Afroamerikanischen Kultur, wirkt sinnstiftend und verspricht Heilung und eine bessere Zukunft. Die Musik, die fester Bestandteil dieser religiösen Rituale ist, wird zu einem Grundstein für die musikalische Bildung der Afroamerikaner*innen und beflügelt die Weiterentwicklung der schwarzen Musik in Amerika, auch den Jazz.

Spiritualität in der Bürgerrechtsbewegung

Mit der Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren beginnt eine neue Form des kollektiven Glaubens. Es geht nicht mehr darum, sich durch Assimilation Freiräume zu schaffen, sondern Abgrenzung von „den Unterdrückenden“ soll eigene, selbstbestimmte Räume aufmachen. Dabei spalten sich die Lager. Während der eher christlich spirituell verwurzelte Martin Luther King im Sinne Gandhis den gewaltfreien Widerstand propagiert, macht der ebenso spirituelle Malcom X als Mitglied der Nation of Islam Furore mit seinem Aufruf zur Gewalt. Viele Afroamerikaner*innen konvertieren zum Islam, nicht nur weil sie sich hier der weißen Vorherrschaft entzogen fühlen, sondern auch aus pragmatischen Gründen. So werden Personen mit muslimischen Namen weniger diskriminiert.

Der Sound eines offen spirituell geprägten Jazz

Im Jazz findet ab den 1960er Jahren eine Hinwendung zu musikalischen Traditionen der islamischen und hinduistischen Kultur hin. Der von der Apartheit in Südafrika geprägte Musiker Abdullah Ibrahim (Dollar Brand) kommt in den 1960er Jahren in die USA und konvertiert zum Islam. Gemeinsam mit u.a. Pharoah Sanders, Don Cherry, Alice und John Coltrane, verkörpert er Figuren im Jazz, die sich sehr offen zu ihrer Spiritualität bekennen und das in die Musik einfließen lassen. Zusammenfassend, bietet die Spiritualität den Afroamerikaner*innen einen gemeinsamen Ausweg vor der rassistischen Wirklichkeit.

Forschungsfragen zu Spiritualität und Musik heute

Wirft man einen Blick in die Gegenwart, wird sich mit dem Thema Spiritualität im musikalischen Kontext allgemein gehäuft auseinander gesetzt. Im Band-Kontext wird das Zusammenspiel der Musiker*innen untersucht und nach einem „Band-Spirit“ und „Band-Ritualen“ geforscht. Dabei tauchen Begriffe wie „Atmosphäre“ als Platzhalter auf. Bezogen wird sich hier auf den gesamten Prozess, von der Lehratmosphäre im Musik- und Instrumentalunterricht, über das obengenannte Zusammenspiel von Musiker*innen und das Komponieren von Musikstücken selbst. Besonders während der Corona-Pandemie zeigte sich hier eine Veränderung in der Kompositionsatmosphäre. Viele Musiker*innen äußerten sich zu ihrer entweder sehr hohen oder sehr niedrigen Inspiration durch die Isolation während der Pandemie. Auch das Erlebnis der Hörer*innen wird untersucht. Welche Rituale gibt es, auf Konzertbesuche und das Musikhören generell bezogen und welche Atmosphäre entsteht dabei? Begriffe wie „Music is my Religion“ entstehen bereits in der Techno-Szene der 1990er-Jahre.

Jazz und Improvisation im Blickwinkel der Spiritualität

Bezogen auf den Jazz und die improvisierte Musik wird erforscht, wie sich der „Flow“ des Improvisierens auswirkt, auch auf die seelische Gesundheit der Musiker*innen. Ca. 100 Jahre nach der Entstehung des Jazz unter obengenannten Umständen, fragt man nach den persönlichkeitsbildenden Aspekten, Teil einer Jazz-Szene zu sein. Gibt es einen „Jazz-Spirit“? Wie spirituell ist der Zugang von Musiker*innen zur Jazzmusik und gibt es Punkte, an dem sie durch die Musik ihre eigene Wirklichkeit begründen? Gibt es Menschen die von sich behaupten, „Jazz als Sinn des eigenen Lebens“ zu haben?

Der chronologisch aufgespannte Bogen durch das Sujet „Jazz und Spiritualität“ umfasst eine Fülle an Themen aus verschiedenen Disziplinen und ist nach allen Seiten offen. Die Frage nach dem Sinn, warum gibt es Jazz, warum hört man Jazz, warum spielt man Jazz und was ist eigentlich Jazz, treiben seit Jahrzehnten Musiker*innen, Journalist*innen und Hörer*innen um. Es scheint als gäbe es keine definitive Antwort, nur: da ist einfach irgendetwas, das hat mich eingenommen, daran halte ich fest und ich kann es nicht sehen, aber es ist da.


Juni 2024 von Arndt Weidler

Free Your Spirit – Jazz und Spiritualität

Technologisch, gesellschaftlich und politisch betrachtet, befindet sich die Menschheit derzeit in einem gewaltigen Transformationsprozess. Veränderungen der persönlichen Lebenswelt werden dabei von den allermeisten Menschen weltweit als alltägliche Bedrohung  wahrgenommen. Künstliche Intelligenz, demografischer Wandel, die aggressive Konkurrenz internationaler Beziehungen, Klimakrise, Bedrohungen der Biodiversität oder der ungleiche Zugang zu gesellschaftlichen und natürlichen Ressourcen überfordern dabei ein balanciertes Empfinden für die Bewertung persönlicher Handlungsmacht der Individuen.

Grausame Realität vs. Heilende Parallelwelten

Liegt da nicht der Rückzug aus der erlebten Realität und der Übertritt in künstlich geschaffene oder transzendentale Erfahrungswelten nahe; der Rückzug in eine Welt, die, wenn nicht ideal, so doch scheinbar unberührt und verlässlich bleibt, ganz gleich wie tiefgreifend und nachhaltig sich die Wirklichkeit verändert?

Diese Welt kann einerseits im virtuellen Parallelraum liegen – Individuen handeln und interagieren dort als Avatare oder Pseudonyme (Stichwort „Metaverse“) – oder eben in einer spirituellen Sphäre, in jener geistigen Meta-Ebene also, die – enthoben von der Alltäglichkeit kognitiver und biophysikalischer Immanenz – Transzendenz, Übersinnliches, Irrationales zulässt.

Perspektivwechsel fürs nächste Jazzforum?

Wir haben bei unseren letzten Jazzforen viel darüber nachgedacht, inwieweit eine transformationsoffene Musik wie der Jazz, zu dessen Kernelementen die Improvisation, die Innovation und die Interaktion, aber auch die besondere, kunstbezogene Haltung und die kultursoziologische Erfahrung der sich in diesem Kontext bewegenden Akteur*innen zählen, mit den globalen Entwicklungen moderner Gesellschaften resonieren. Wie politisch ist der Jazz? Wie geht er mit Forderungen nach geschlechtlicher Gleichstellung (gender equity) oder der Repräsentanz ethnischer und sozialer Diversität um? Welche Verantwortung tragen Kulturschaffende und Kreative? Ist die musikalische Praxis, die Art und Weise wie Musiker*innen Jazz interpretieren, ihr persönlicher Kommentar zur selbst erlebten Realität?

Wir sind also immer davon ausgegangen, dass die Musiker*innen proaktiv auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren, nicht nur um diese nachvollziehbar, künstlerisch zu spiegeln, sondern vielfach sogar, um sie bewusst zu verändern.

Aber kann es nicht auch umgekehrt sein, dass sich der Transformationsdruck der Gesellschaft auch auf die Kreativen niederschlägt; dass der Rückzug aus der erlebten Realität, die ja ganz praktisch für viele Jazzmusiker*innen hart genug ist, auch hier stattfindet? Vielleicht ist ja die Erschaffung eines Kunstwerks, dass nur für sich Selbst steht, gespeist aus der „Energie“ eines Individuums, allein ausreichender Antrieb künstlerischer Produktivität? Welche Rolle spielen Konstrukte wie „neue Innerlichkeit“, „Selbstfindung“, „kosmische Ordnung“ als Quelle der Inspiration beim Erschaffen neuer Musik und in der Aufführungspraxis?

Spiritualität beschäftigt den Jazz immer schon

Die Rückbesinnung auf, die Hinwendung zu oder die „Flucht“ in die Spiritualität (je nach Perspektive) hat schließlich historisch immer eine Rolle gespielt, ganz besonders auch in der slave culture beider Amerikas zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert: Da geht es um die Bewahrung oder Adaption echter oder vermeintlicher Rituale der afrikanischen „Heimat“, aber auch um Widerständigkeit im gewalttätigen und willkürhaften Unterdrückungssystem der Sklaverei, der Segregation und der Zwangschristianisierung. Musikalischen und kulturellen Ausdruck findet das in Field Songs, Spirituals und Gospelmusik, in Mardi Gras und Okkultismus, im Country Blues als devils music, in „unchristlicher“ Soulmusik, bis hin zum Sprengen der (jazz)musikalischen Konventionen durch Free Jazz im Sinne Ornette Colemans, dem surrealen Impetus des Afrofuturismus eines Sun Ra Arkestra oder dem frenetisch Transzendentalen einer Alice Coltrane bis hin zu Kamasi Washington.

Was würde mich bei dem Thema interessieren?

Mit welchen Themen könnte sich also ein Jazzforum befassen, das das Spannungsverhältnis oder eben die Symbiose von Spiritualität und Jazz behandelt?

Musik- und Sozialhistorisch:

  • Analysen zur „afrikanischen“ Ritualität in klassischen Sprituals
  • Schaffung von Spiritualität durch call-and-response-Muster in Gospel und Blues
  • Bedeutung von Spiritualität und „devianter“ Religionen für schwarze US-amerikanische Musiker*innen anhand von Beispielen: Dizzy Gillespie, Art Blakey, Yusef A. Lateef, John & Alice Coltrane, Benny Golson, Al Jarreau u.a.

Musikwissenschaftlich

  • Einflüsse als besonders spirituell wahrgenommener Musiken des Orients oder Südostasiens auf Schaffensphasen einzelner Musiker*innen
  • Veränderungen des Personalstils unter dem Einfluss veränderter oder wachsender Religiosität
  • Auswirkungen auf Bandsound oder Interaktion im Bandkontext durch spirituell geprägte Rituale

Philosophisch

  • Musik als Lebenssinn oder sinnveränderndes Medium
  • Jazz als ideale Imagination vom „guten Leben“
  • Sind „gutes“ Leben und „verantwortliches“ Leben dasselbe? Hedonismus versus Ethik

Psychologisch

  • Seelische Heilung durch Musik
  • Aufbau von psycho-sozialer Resilienz durch Förderung besonderer (musikalischer) Talente
  • „Kopfkino“ als Antrieb künstlerischer Produktivität

Soziologisch

  • Die Rolle religiös vorgeprägter Musiker*innen-Netzwerke
  • Der Einfluss der Institution Kirche auf die Entwicklung und Verbreitung des Jazz

UNIVERSAL CONSCIOUSNESS

NEW DEADLINE FOR SUBMISSIONS!!! January 31, 2025

19th Darmstadt Jazzforum (September 25 to 28, 2025)

Jazz, spirituality and the Blues of good life – Call for Proposals

A music that is open to change, like jazz, most certainly reflects global societal developments. These aspects had been already discussed in previous editions of the Darmstadt Jazzforum. But how does social change influence artistic outcome and the so called jazz scene? How do individual musicians or collectives react to historical strains? Do they actively shape them or do they withdraw? The 2025 Jazzforum deals with the artistic and the spiritual exploration in jazz – in history and present – and investigates related artistic and social practices.

Music has always played a central role in spiritual and ritual contexts. Call-and-response structures, found in many musical traditions, foster dialogue and community, often symbolizing spiritual connectedness. Music acts as a medium of inspiration and communication and can become a physical experience through dance and movement.

Many African-American musicians have used spiritual musical forms – from spirituals and gospel to free jazz – as a means of resistance against racism and discrimination. This spiritual resilience has profoundly shaped jazz's development. As an open and improvisational genre with a strong live performance element, jazz continues to provide a space for diverse spiritual and reflective quests.

Inspired by the song "Universal Conciousness" of Alice Coltrane, our Jazzforum 2025, which takes place from 25th to 28th of September in Darmstadt, will try to illuminate historic and current (artistic) reflections.

Call for participation to the Darmstadt Jazzforum 2025

We invite musicians, scientists, promoters, journalists, music teachers, and all beyond who are interested, to submit their contributions. Beside the traditional lectures, all kind of alternative formats of presentation and interdisciplinary methods to approach are welcome.

We encourage universities to include the Jazzforum as a credit-bearing course in their semester planning. Student contributions can be integrated by arrangement, and we offer support for course preparation to the extent possible.

Ways to submit

  • Written proposals: Please submit a one-page abstract, which presents the objective and the reference to the topic of the Jazzforum.
  • Sound and/or video contributions: Alternatively, other forms are conceivable (max five minutes). Contribution must highlight concisely the content reference and the integration of the contribution in the Jazzforums subject.
  • Bitte den Beitragseinreichungen eine kurze biographische Info beifügen.

Details of submission

  • !!! FRIST VERLÄNGERT !!! Einsendeschluss: 31. Januar 2025
  • Submissions via email to jazzforum@jazzinstitut.de

Questions or need for support, please address:
Bettina Bohle, Tel. +49 6151 963740, E-Mail: bohle@jazzinstitut.de
oder
Arndt Weidler, ph. +49 6151 963744, e-mail: weidler@jazzinstitut.de

Diversity

We would like to encourage specifically people from underrepresented groups in jazz and improvised music to submit. These proposals are given special priority.

No barriers

We strive for all venues and formats to be accessible to all. If you require support for submission or participation, please contact us.

Potential subjects and questions of the conference:

  1. Escapism vs inwardness: Music as a withdrawal or universal conciousness?
  • spirituality and self-discovery: Do jazz musicians use spiritual concepts to self-discovery as withdrawal or to express themselves?
  • utopia and spirituality - afrofuturism and beyond: Sun Ra's visions and their proceedings today. What's the "new thinking" in jazz today?
  1. Music and spirituality in different religions
  • religious musical practices in jazz: The influence of spirituals, gospel, and their modern forms.
  • jazz as a transcultural bridge
  • what means spirituality for non-religious musicians?
  1. Improvisation and the presence of "NOW"
  • flow, interaction and collective creation
  • "band-spirit" and the meaning of rituals in improvisation
  1. Streaming and alternative ways of encounter
  • creativity and new formats
  • isolation and its consequences
  • rituals in jazz and new ways of self-care

Jazz Conceptions (small print)

Anmeldungen:

Die Darmstädter Jazzconceptions finden traditionell in der ersten Woche der hessischen Sommerferien statt. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung erst möglich, wenn alle Dozentinnen und Dozenten feststehen und auch Veranstaltungsorte, Räumlichkeiten und Abläufe abschließend von den veranstaltenden Einrichtungen, Jazzinstitut Darmstadt und Bessunger Knabenschule geklärt sind.  In der Regel können sich Interessierte ab Anfang April über ein Online-Formular (siehe unten) anmelden. Für Fragen, die hier nicht beantwortet werden können, stehen wir gerne zur Verfügung.

WICHTIG: Wir empfehlen allen Interessierten, die sich fragen, ob ihr instrumentales Können für die Teilnahme am Kurs ausreicht, den ausführlichen Beschreibungstext durchzulesen. Sollten Zweifel oder Fragen bestehen, sollte man sich vor einer Anmeldung bitte unbedingt zunächst mit dem künstlerischen Leiter der Jazz Conceptions, Uli Partheil, kurzschließen.

Neues Raumkonzept:

Seit der zurückliegenden Pandemie gehören dezentrale, ausreichend große und gut belüftete Proberäume für die Kurse dazu. Neben der Halle und zwei weiteren Räumen in der Bessunger Knabenschule stehen uns drei Probenräume in der nahe gelegenen Akademie für Tonkunst zur Verfügung. Alle geselligen Teile der Veranstaltung, gemeinsames Frühstück und Mittagessen oder auch die abendlichen Sessions finden soweit möglich unter freiem Himmel statt.

Teilnehmerzahl:

Die unterschiedlichen Erfahrungen der vergangenen Jahre haben auch dauerhafte Veränderungen zur Folge. Dazu gehört vor allem die Begrenzung der Zahl der Musiker*innen pro Ensemble auf möglichst nicht mehr als acht Teilnehmende; davon in der Regel ein Piano, ein Schlagzeug, ein Bass und fünf weitere Instrumente. Die Teilnehmerzahl der Jazz Conceptions wird auf maximal 50 begrenzt.

Das ist weniger als in den Jahren vor Corona, aber wir – und vor allem die Teilnehmenden – haben kleinere Ensembles als individuell vorteilhaft und musikalisch fruchtbar  wahrgenommen.  Wir hoffen auf das Verständnis derjenigen, die dadurch möglicherweise nicht zum Zuge kommen.

Teilnahmemöglichkeit:

Es können Musikerinnen und Musiker aller Instrumente teilnehmen, auch Vokalist*innen sind willkommen! Aus allen Teilnehmenden werden sechs gemischte Ensembles gebildet, die von je einem Dozenten oder einer Dozentin geleitet werden. Die Ensembles bleiben die ganze Woche zusammen und erarbeiten gemeinsam ein etwa 20minütiges Konzertprogramm. Bei den Instrumenten Piano, Bass und Schlagzeug die Zahl der Plätze daher auf jeweils sechs insgesamt beschränkt. Darüber hinaus gehende Anfragen für eine Teilnahme nehmen wir aber gerne auf eine Warteliste.

Im Zweifelsfall sollte man vor der Online-Anmeldung bitte kurz telefonisch Kontakt mit Uli Partheil  aufnehmen, Tel. 06151 665138, oder eine E-Mail senden (siehe auch oben „Anmeldungen“).

Kosten:

Die Teilnahme am Kurs kostet 250 Euro; für Nichtverdienende* 125 Euro. In der Kursgebühr sind keine Kosten für Unterkunft oder Verpflegung enthalten.

Die Kursgebühr sollte möglichst rasch nach der schriftlichen Anmeldung auf das Konto der Bessunger Knabenschule überwiesen werden. Allerspätestens 28 Tage vor Kursbeginn. Erst nach Eingang der Kursgebühr ist die Anmeldung gültig.

Bessunger Knabenschule, IBAN: DE46 5085 0150 0008 0006 54 (Stadt- und Kreissparkasse Darmstadt, BIC: HELADEF1DAS); Verwendungszweck: „Name, Vorname“ und „Jazz Conceptions 2025“


*Als Nichtverdienende verstehen wir Schüler*innen und Student*innen, aber auch Menschen,  die etwa staatliche Transferleistungen erhalten, etwa „Bürgergeld“ oder AsylbLG. Bei Fragen bitte gerne und unbedingt anrufen unter Tel. 06151 61650 (Bessunger Knabenschule).

Online-Anmeldung

*** Kurs ausgebucht. Leider nur noch Warteliste. (Stand 26.6. 2024) ***  

Hier geht’s zur Online-Anmeldung (Achtung: Weiterleitung auf eine externe Webseite).

Bei organisatorischen Fragen oder bei Problemen mit der Online-Anmeldung melden Sie sich bitte per Mail (jazz@jazzinstitut.de) oder telefonisch beim Jazzinstitut Darmstadt, Tel. 06151 963744 (Jazzinstitut Darmstadt).

Wir bitten um Verständnis, falls es passieren sollte, dass einige Instrumentengruppen frühzeitig ausgebucht sind. Wir werden uns dann umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen und gerne dann auch auf eine Warteliste setzen. Wir versuchen hier auf diesen Seiten  immer zeitnah zu informieren, falls bestimmte Instrumente bereits überbucht sind (siehe „Teilnahmemöglichkeit“).

Die Anmeldung ist grundsätzlich erst dann vollständig gültig, wenn der Teilnehmerbeitrag überwiesen wurde (siehe „Kosten“ und „Das Kleinstgedruckte“).

Unterbringung:

Wir helfen gerne, die auswärtigen Teilnehmer*innen privat in der Nähe der Bessunger Knabenschule unterzubringen. Ihren Wunsch auf private Unterkunft können Sie auf dem Anmeldebogen vermerken. Sollten Sie sich selbst nach einer Unterkunft umschauen wollen, so gibt es in der Nähe des Veranstaltungsortes Möglichkeiten zur Unterbringung in Ferienwohnungen oder Hotels. Auch die Jugendherberge am Woog eignet sich als Unterkunft.

Wochenplan:

Traditionell beginnen die Darmstädter Jazz Conceptions seit 33 Jahren mit einem ersten Treffen aller Beteiligten am Montagmorgen im Hof der Bessunger Knabenschule. Dort findet die Vorstellung der Dozent*innen und die Einteilung der Gruppen statt. Anschließend verteilen sich die Ensembles auf die Probenräume.

JazzConceptions_2024_Ablaufplan

Das im vergangenen Jahr erstmals eingeführte offene Forum für alle Teilnehmenden, in dem jeweils an einem Tag der Woche die Dozent:innen ihr persönliches musikalisches Konzept  vorstellen, werden wir beibehalten. Soweit es das Wetter zulässt, werden die abendlichen Sessions sowie die beiden Abschlusskonzerte ausschließlich unter freiem Himmel stattfinden. Bei Regen können manche Sessions möglicherweise nicht  stattfinden, für andere gibt es Ausweichspielorte. Die Abschlusskonzerte der Ensembles am Freitag- und Samstagabend finden bei schlechtem Wetter in der Halle der Bessunger Knabenschule statt.

Essen und Trinken:

Während des Kurses bietet eine eigens eingerichtete Cafeteria in der Bessunger Knabenschule preiswert Speisen und Getränke an. Ein gemeinsames Frühstück und Mittagstisch gehört zum Angebot. Wie immer kocht das Team der Knabenschule für die Teilnehmenden ein leckeres Mittagessen (immer auch vegan). Mahlzeiten und Getränke müssen von den Teilnehmer*innen extra bezahlt werden.

Das Kleinstgedruckte:

Sollte der Kurs von Veranstalterseite abgesagt werden, erhalten die Teilnehmer*innen die volle Kursgebühr zurück. Bei Absagen von Teilnehmerseite später als vier Wochen vor Kursbeginn wird eine Rücktrittsgebühr von 20% einbehalten. Für Beschädigungen oder Diebstahl von mitgebrachten Instrumenten übernimmt der Veranstalter keine Haftung.

Was passiert noch bis zum Kursbeginn?

Etwa vier Wochen vor Beginn des Workshops gibt es ein Rundschreiben für alle angemeldeten Teilnehmer*innen. Darin finden sich dann weitere Detailinformationen (Wegbeschreibung und aktualisierter Wochenplan). Gerne helfen wir auch bei der Bildung von Fahrgemeinschaften, um nach Darmstadt zu kommen.

Ansprechpartner:

Kulturzentrum Bessunger Knabenschule, Jürgen Schüler, Ludwigshöhstraße 42, 64285 Darmstadt, Tel. (06151) 61650, info@knabenschule.de, Internet: www.knabenschule.de

Jazzinstitut Darmstadt, Arndt Weidler, Bessunger Straße 88d, 64285 Darmstadt, Tel. (06151) 963700, e-mail: weidler@jazzinstitut.de, Internet: www.jazzinstitut.de

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Dozentinnen und Dozenten 2024

Christopher Dell

Foto: Wilfried Heckmann

… ist seit den späten 1990er Jahren Stammgast in der illustren Riege der Lehrkräfte bei den Darmstädter Jazz Conceptions.  Seitdem hat der gebürtige Darmstädter eine fantastische musikalische Karriere hingelegt, die ihm neben dem Musikpreis seiner Heimatstadt, den der Vibraphonist bereits 2005 erhielt, 2021 den „Deutschen Jazzpreis“ und im folgenden Jahr auch noch den „Hessischen Jazzpreis“ einbrachte.

Aber nicht nur als improvisierender Musiker zählt Dell zu den herausragenden Protagonisten der Gegenwart, sondern auch als Stadtbautheoretiker, Philosoph und Architekturkritiker sind Dells Diskursbeiträge europaweit gefragt. Plan, Struktur, Komplexität, Information sind zentrale Begriffe im künstlerischen wie akademischen Kosmos Christopher Dells. Insbesondere mit seinen egalitären Trios D.R.A. (Dell/Ramond/Astor) und Dell/Lillinger/Westergaard verfolgt er diese musikalische Philosophie seit bald zwei Jahrzehnten konsequent. „Dell mag es schwierig, mag die Schwelle, den Widerstand. (…) Musikalische Forschung ohne Gefallsucht, das ist sein Metier“, schrieb Ulrich Stock in der ZEIT dazu.

Norbert Dömling

Foto: Doering

… ist Musikpreisträger 2023 der Kulturstadt Darmstadt. Seit über 40 Jahren ist der in Seeheim lebende Bassist eng mit der Darmstädter Jazzszene verwoben. Musikalisch führte ihn ein weiter Weg zur überaus populären Krautrock-Band „Missus Beasly“ von 1973 zu seinem aktuellen Duo „Bass ’n Flutes“ mit der ebenfalls in Seeheim lebenden Querflötistin Stephanie Wagner.

Dazwischen spielte er mit Top-Musikern in der ganzen Welt Konzerte und wirkte bei zahlreichen LPs, CDs, Radio- und TV-Aufnahmen mit (u.a. Toto Blanke, Biréli Lagrène, Joachim Kühn, Jasper van ́t Hoff, Stu Goldberg, Bob Degen, Billy Cobham, Trilok Gurtu, Ramesh Shotam, Carlo Rizzo, Christoph Lauer, Charlie Mariano, Tony Lakatos, Toots Thielemans, Tomasz Stańko); war Initiator von Projekten wie „Jazz meets Tango“, ein Trio mit Juan José Mosalini am Bandoneon oder „Family of Percussion meets Bass-Strings“ mit Peter Giger, Tom Nicholas und Dom Um Romão (Percussion), Vitold Rek und Jürgen Wuchner am Kontrabass und spielte mit Ali Neander im „Fifty Fingers Acoustic Orchestra“.

Norbert Dömling gehört noch der inzwischen rar gewordenen Spezies der Autodidakten im Jazzbetrieb an – und dennoch (oder gerade deswegen?) gibt er schon seit Ende der 1970er Jahre Workshops. Er unterrichtete an der Wiesbadener Musik- und Kunstakademie oder der Mannheimer Musikhochschule, verfasste ein vielbeachtetes Lehrbuch über Flageoletts am Bass und gab bereits Anfang der 1990er Jahre Solokonzerte mit E-Bass und Loopstation – in Deutschland ein Novum zu dieser Zeit.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

„Für meinen Kurs bei den Jazz Conceptions 2024 werde ich eigene Kompositionsfragmente mitbringen, die wir dann gemeinsam in eine aufführbare Form bringen werden, sodass alle Beteiligte ihre „Rolle“ darin finden. Außerdem möchte ich auch ein Stück ohne vorherige Vorgaben mit den Teilnehmern gemeinsam entwickeln. Ich freue mich auf die Aufgabe.“

Jan Leipnitz …

Foto: Ben Kraef

… zog es wie so viele zum Studium nach Berlin. Zunächst studierte er dort Philosophie, später Jazzschlagzeug an der Universität der Künste, fand aber keinen richtigen Abschluss der akademischen Karriere, vielleicht auch weil eher das Unkonventionelle das Metier des in Schkeudnitz, in der Nähe von Leipzig, geborenen Drummers ist.

Längst ist der umgängliche Mitvierziger unverzichtbarer Teil der vitalen Hauptstadtszene, spielte – und spielt noch – mit Kollegen wie Gebhard Ullmann, Allan Praskin, Larry Porter, Henrik Walsdorff, Johannes Barthelmes und unzähligen anderen. Was ihn auszeichnet, ist vor allem seine Vielseitigkeit, seine Offenheit für alle Spielarten des Genres, seine Wandlungsfähigkeit in einen „multidimensionalen musikalischen Organismus“ (wie er sich selbst bezeichnet), der sich mit seinem hochenergetischen Spiel in jede Situation bestens einfügt. Vielleicht gar nicht so ungewöhnlich, wenn man weiß, dass Leipnitz als Jugendlicher die Chemnitzer Hardcore-Szene mit seinen Trommelgewittern beglückte. In Darmstadt trat er zuletzt mit dem eher im souligen Mainstream verwurzelten Quartett der Saxophonistin Cordula Hamacher auf.

Bei dieser Gelegenheit hat ihn auch Uli Partheil für das Dozent:innenteam der diesjährigen Jazz Conceptions entdeckt und ist sich sicher, dass Jan Leipnitz, mit seiner von musikalischen Scheuklappen befreiten Art, genau der Richtige für unseren Darmstädter Sommerworkshop ist.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

„Ich stelle mir unsere Arbeit als zwangloses und intensives Zusammensein vor. Wir werden uns mit den elementaren Aspekten des gemeinsamen Musizierens beschäftigen, dem rhythmischen Puls, der harmonischen Intensität und des melodischen Ausdrucks. Eigenkompositionen sind absolut willkommen. Natürlich können und werden wir aus dem  reichen Fundus an Kompositionen der Jazzgeschichte schöpfen um unsere Fähigkeiten zu verbessern. Mir wird es in dieser Woche besonders darum gehen, unsere musikalischen Sinne zu schärfen und ein kleines, gemeinsames musikalisches Universum zu erschaffen, das wir mit unseren Persönlichkeiten und Spielfreude füllen werden.“

Anke Lucks

Foto: Dovile Sermokas

… stammt ursprünglich aus Mettmann in Westfalen. Sie studierte zunächst Rhythmikerziehung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und verbrachte ein Auslandsjahr an der  „Longy School of Music“ in Boston. Nach Abschluss des Studiums wechselte sie nach Berlin, wo sie an der Hochschule „Hans Eisler“ Jazzposaune und Instrumentalpädagogik u.a. bei Jiggs Whigham und Sören Fischer studierte.

Anschließend tourte sie weltweit mit dem Artistik und Musikprogramm „Balagan“ und europaweit mit der Band „Rotfront“, spielte Theater- und Filmmusik mit der Band „Shmaltz“. Als Solistin oder Mitglied in anderen Formationen ragen Aufritte mit Albert Mangelsdorff, Anthony Braxton, Tyshawn Sorey heraus. Gemeinsam mit Almut Schlichting und dem Schlagzeuger Christian Marien bildet sie seit einigen Jahren das Trio „Insomnia Brass Band“, das im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie Band des Jahres ausgezeichnet wurde.

Über ihre Gedanken zum Workshop sagt sie:

„Beim Workshop möchte ich mit den Teilnehmer:innen spielerisch Stücke auseinandernehmen, neu zusammensetzen und dadurch gemeinsam neue Arrangements und Kompositionen  für die aktuelle Besetzung entwickeln. Freie Improvisation wird bestimmt auch mit einfließen. Ich werde eigene Kompositionen mitbringen, freue mich aber auch auf Stücke der Teilnehmer:innen.“ 

Uli Partheil

Foto: Oskar Partheil

… ist seit 2021 künstlerischer Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions und damit Nachfolger seines langjährigen musikalischen Mentors und Freundes Jürgen Wuchner. Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Werken geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, außerdem Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitete er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Hanns Höhn, Peter Back, dem Wiener Kronenbräu Orchester und vielen anderen zusammen. Als Begleiter ist er auch immer wieder am Staatstheater Darmstadt zu hören. Bis zum Beginn der Pandemie leitete er das von ihm selbst ins Leben gerufene Darmstädter Jugendweltmusikorchester.

Mit seinem Working Trio „Playtime“ ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Ulli Jünemann, Ralf Cetto und Angela Frontera den Longplayer „Reflections2020“. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School und der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

Ich möchte wieder versuchen mindestens ein Stück auswendig und ganzheitlich zu erarbeiten, d.h. die Musiker:innen sollen nicht nur ihren Part, sondern das ganze Werk lernen und verstehen. Dazu werde ich eigene Kompositionen und andere ausgewählte Stücke mitbringen.“

Almut Schlichting

Foto: Frank Schindelbeck

… arbeitet seit 25 Jahren als Saxophonistin, Komponistin und Kuratorin in Berlin in den Bereichen Jazz, zeitgenössische Musik, Performance und Theatermusik. Noch während ihres Studiums an der Hochschule der Künste Berlin gründetet sie die Band Shoot the Moon als Heimathafen für ihre kompositorische Arbeit. Von 2009 bis 2015  verfolgte sie mit Ensembles wie dem Garagenoper Kollektiv und Le Sorelle Blu ihr Interesse am Crossover und der Zusammenarbeit mit Künstlern aus den Bereichen Tanz, Theater und Literatur.

2015 gründete Almut Schlichting gemeinsam mit Alexander Beierbach das Label Tiger
Moon Records. Dort erscheinen seitdem regelmäßig CDs von ihren verschiedenen Bands. Mittlerweile konzentriert sich Almut Schlichting wieder mehr auf die Bandarbeit im Bereich Jazz und ihr Instrument, das Baritonsaxophon. Aktuell ist sie meistens mit dem Duo Subsystem, dem Quartett Bauhauskapellentraum und dem Trio Insomnia Brass Band mit zahlreichen Konzerten in Jazzclubs und auf Festivals unterwegs.

Für ihre Kompositionsvorhaben, ihre Bandarbeit und ihre Audioproduktionen wurde Almut Schlichting in den letzten Jahren mehrmals durch Stipendien des Berliner Senats und des
Musikfonds gefördert. Die Insomnia Brass Band wurde im April 2023 mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet.

Zu ihren Vorstellungen für die Arbeit mit ihrem Ensemble sagt sie folgendes:

„Workshop-Preview: Improvisation und Komposition, Collage und Stilmix!“

Dozentinnen und Dozenten 2023

Matthew Bookert …

Rocco Dürlich©

… wird gerne als erstaunlich vielseitiger Musiker beschrieben, was umso außergewöhnlicher ist, als er ein Instrument bevorzugt, dem man in der Regel wenig klangliche Varianz zuspricht – das Sousaphon. Das große, um den Bauch geschlungene Instrument ersetzt bis heute in den klassischen Marching Bands des New Orleans-Jazz den weniger mobilen Kontrabass.

Was der inzwischen in Berlin lebende Texaner allerdings mit seinem wuchtigen Instrument musikalisch macht, ist in der Tat … VIELSEITIG! Bookert ist dabei nicht nur in verschiedensten Stilen von Klassik bis Worldmusik zu Hause, sondern spielt das riesige Blasinstrument mit erstaunlicher Leichtfüßigkeit. Kein Wunder, denn Matthew Bookert studierte Tuba an der Indiana University bei Daniel Perantoni sowie an der University of Michigan bei Fritz Kaenzig. 2007 kam er nach Deutschland, wo er an der Musikhochschule Stuttgart beim Tubisten der Staatsoper Stefan Heimann ebenso Kurse belegte wie im Jazzdepartment der Hochschule.

Trotz weiterhin enger Kontakte nach Südwestdeutschland (als Mitglied der Stuttgarter Band Volxtanz oder des Mannheimer/Frankenthaler/Mainzer Blechensembles Blassportgruppe Südwest) lebt Bookert inzwischen in Berlin und spielte dort in der Vergangenheit sowohl in Hannes Zerbes Jazz Orchestra, dem zeitgenössischen Trickster Orchestra von Cymin Samawatie und Ketan Bhatty wie im akustischen Live-Ensemble der populären Elektronik-Formation Brandt Bauer Frick. Bookert arbeitet zudem auch als Komponist und MC.

Über seinen Workshop sagt Matthew Bookert folgendes:

„Groove und Riff basiertes improvisieren zum Kopfnicken und Tanzen.  Jazz als Begriff hat immer weniger mit Arsch wackeln zu tun.  Nicht hier! Funk und Balkan inspirierte tanzbare „U“-Musik für jede die gerne Musik mit groove hört.“

Daniel Guggenheim

Foto: Anja Jahn

… hat als Schweizer nicht nur musikalisch einen weiten Weg zurückgelegt. Nach der Ausbildung an der Swiss Jazz School in Bern waren Paris, Südamerika und New York weitere Stationen, bevor er schließlich Ende der 1990er-Jahre in Frankfurt am Main landete.

Von sich selbst sagt er, dass starke musikalische Persönlichkeiten ihn immer inspiriert haben, ganz gleich, ob das Jimi Hendrix oder Sonny Rollins waren. Unverkennbar aber begleitet den Tenorsaxophonisten sein größtes Vorbild John Coltrane bis heute. Schon parallel zum Studium an der Swiss Jazz School leitete er sein eigenes Quartett und interpretierte John Coltrane nach seiner Version.

1983 trifft er in Brasilien auf Hermeto Pascoal, ein wahrer Glücksfall für ihn. Durch Musikanarchist Pascoal lernt Guggenheim seine Musik zu leben und Grenzen stets neu auszuloten. Daniel Guggenheims Musik lässt immer wieder neue Bilder entstehen, die für alle Beteiligten zu einem umfassenden Erlebnis werden.

In New York schließlich spielte er mit Leuten wie Elvin Jones, Cecil McBee, Richie Beirach, Billy Hart oder dem jungen Roy Hargrove. In Frankfurt  folgten Kooperationen mit bekannten Musikern wie Bob Degen, Vitold Rek, Keith Copeland, Janusz Stefanski, David Liebman, Peter Madsen, Jeff Williams, Jürgen Wuchner, John Tchicai und Harry Beckett. In seinem aktuellen QUARTET spielen Sebastian Sternal, Dietmar Fuhr und Silvio Morger.

Guggenheim verfügt über eine unglaubliche Bühnen- und Spielerfahrung, die durch Auftritte mit Pop-Größen wie Nena und Udo Lindenberg auch musikalisch erweitert wurde.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

„Es werden eigene Kompositionen erarbeitet. Im Vordergrund wird dabei das Zusammenspiel der Gruppe stehen. Die Wahrnehmung der Mitmusiker, das gemeinsame Timing, der „Gruppensound“ und die Interaktion werden anhand von gezielten Übungen spielerisch verbessert.“

Johannes Lauer

Benedikt Lauer©

… denkt groß. Eine seiner herausragenden und international besetzten Formationen nannte sich nicht umsonst „Lauer Large“ und verschob dabei alle Grenzen musikalischer Genre nach außen. Sicher bewegt sich Johannes Lauer mit seinen Kompositionen zwischen folkloristischen Motiven, dem Sound der Großstadt und Jazz und erschafft damit neue klangliche Welten.

Auch in kleineren Ensembles fühlt sich der Posaunist, Pianist und Komponist zu Hause. Zu seinen aktuellen Projekten gehören das Trio Lauer Westergaard Smith, Duos mit der afroperuanischen Musikerin Laura Robles und dem Pianisten Marc Schmolling sowie Kooperationen mit Moussa Coulibaly, Ahmed Soura und Ofrin.

Johannes Lauers stilistisches Wirken erstreckt sich über New Orleans Jazz bis Avantgarde, von zeitgenössischer Klassik bis experimenteller Pop-Musik oder traditioneller Musik aus Peru, Westafrika, Kolumbien, Brasilien und dem Alpenland.

Seine Fähigkeit des kompositorischen Weltenbummelns hat seine Wurzeln sicherlich in Lauers Biographie. Er wuchs in Ravensburg und Florenz auf, studierte bei Dieter Ammann und Nils Wogram Jazz-Posaune und Jazz-Komposition erst in Berlin und später in Luzern. Lauer war Mitglied des im Bundesjazzorchester (BuJazzo) und reiste schon in jungen Jahren mit Ensembles um die Welt. Unter anderem arbeitete er mit Künstlern wie Tyshawn Sorey, Peter Evans, Chris Speed, Henning Sieverts, Drew Gress, Michael Wollny, Steffen Schorn, dem RIAS Kammerchor, den Big Bands von SWR, NDR und WDR und Christoph Schlingensief. Seinen Lebensmittelpunkt hat Johannes Lauer seit 2008 in Berlin.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

„Was den Inhalt des Kurses angeht – ich kann mir da ganz unterschiedliche Themen vorstellen (Ellington, Monk, Shorter, Carla Bley, Jimmy Giuffre, Brasil, Hermeto Pascoal, Tom Harrell, American Songbook). Oder eben die Idee, dass in einem gemeinsamen Prozess neue Kompositionen entstehen. Oder man nimmt sich ein inhaltliches Thema (z.B. so etwas altmodisches wie „Friede“) und daraus ergibt sich dann das Repertoire. Jedenfalls hab ich das Gefühl, es wäre gut, ohne Noten auszukommen.“

Uli Partheil

… ist seit 2021 künstlerischer Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions und damit Nachfolger seines langjährigen musikalischen Mentors und Freundes Jürgen Wuchner. Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Werken geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, außerdem Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitete er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Hanns Höhn, Peter Back, dem Wiener Kronenbräu Orchester und vielen anderen zusammen. Als Begleiter ist er auch immer wieder am Staatstheater Darmstadt zu hören. Bis zum Beginn der Pandemie leitete er das von ihm selbst ins Leben gerufene Darmstädter Jugendweltmusikorchester.

Mit seinem Working Trio „Playtime“ ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Ulli Jünemann, Ralf Cetto und Angela Frontera den Longplayer „Reflections2020“. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

Ich möchte wieder versuchen mindestens ein Stück auswendig und ganzheitlich zu erarbeiten, d.h. die Musiker:innen sollen nicht nur ihren Part, sondern das ganze Werk lernen und verstehen. Dazu werde ich eigene Kompositionen und andere ausgewählte Stücke mitbringen.“

Laura Robles…

Peter Tümmers©

… lebt den Beat. Geboren in Swasiland und aufgewachsen in Peru, fand Robles bereits mit vier Jahren den Zugang zur afro-peruanischen Musik. Seitdem möchte sie die Menschen mit ihren Rhythmen zum Tanzen bringen. Sie spielt Cajón, Batás, Congas und E-Bass und ist eine der wenigen Frauen, die mit ihrem Spiel derartig in der Öffentlichkeit stehen.

Ihre Rolle als Vorbild für junge Instrumentalistinnen ist Laura Robles wichtig. Sie selbst nahm mit 13 ihr Studium am Susana Bacas „Instituto Negro Continuo“ auf und studierte intensiv kubanische Folklore, Popularmusik und die komplexe Musik der Yoruba-Kultur.

Robles gründete die erfolgreichen Bands „Astrocombo“, „Stretch it to The Limit“ und die sozialpädagogische Initiative „Parió Paula“. Sie spielte mit Theater- und Tanz-Kompanien und einigen der renommiertesten Folklore-, Jazz- und Rock-Musikern Perus in Peru und auf internationalen Festivals.

Seit 2012 ist Berlin Laura Robles Wahlheimat. Hier knüpfte sie an ihre Arbeit an und gründete 2012 die Berliner Version ihrer „Astrocombo“. Robles ist eine gefragte Instrumental-Pädagogin und kooperiert in verschiedenen Projekten vom Kindergarten bis in die Hochschule. Sie musizierte gemeinsam mit Johannes Lauer, Joscha Oetz, Almut Kühne, Ahmed Soura, Uli Kempendorff, Greg Cohen, Simon Nabatov, Niels Klein, Pablo Held Trio, Wanja Slavin, Christian Weidner, Bodek Janke, MORF, DUS-TI, Berlin Art Orchestra und Lauer Large. Dabei vergisst sie nie ihre „roots“ und ihre Eigenständigkeit als Musikerin.

Taiko Saito…

Foto: Natalie Savey

… liebt das Experiment. Dabei verliert die musikalische Gestaltenwanderlin Taiko Saito nie ihre Sensibilität für die Wirkung ihrer Instrumente, die durchweg mit Mallets bespielt werden. An Marimba oder Vibraphon regt sie die Zuhörenden  sofort an, innezuhalten. Sie bewegt sich gekonnt zwischen europäischer Kunstmusik und Jazz, zwischen der musikalischen Begleitung von Schauspielstücken der Schaubühne Berlin und der Arbeit in ihren Band- und Soloprojekten.

Taiko Saito wuchs in Japan auf und begann bereits mit sieben Jahren Marimba zu spielen. Sie studierte klassische Marimba und Percussion an der Toho School of Music. Ihr Drang nach freier Komposition und Improvisation zog sie 1997 an die Universität der Künste in Berlin. Dort lernte sie bei Prof. David Friedman Vibraphon und Komposition. Saito gewann zahlreiche Preise, wie den Atelierpreis des Berliner Senats im Jahr 2010.

Ihr reicher musikalischer Fundus erlaubt es der Vibraphonistin in verschiedenen Formationen zu arbeiten. 2003 gründete sie das Duo KoKo mit dem Pianisten Niko Meinhold. Mit ihm spielt sie unter anderem im Trickster Orchester, das 2022 den Deutschen Jazzpreis als bestes großes Ensemble gewann. Auch in diesem Jahr ist sie als Mitglied von Silke Eberhards Potsa Lotsa XL-Ensemble wieder für den Deutschen Jazzpreis nominiert.

Taiko Saito arbeitete außerdem mit Keiko Abe, Satoko Fujii, Yuko Oshima, David Friedman, Tom van der Geld, Eric Sammut, Michael Schiefel, Celine Rudolph, Daniel Matter, Yelena Kuljic, Cymin Samawatie, Kazuhisa Uchihashi, Oli Potratz, Ketan Batti. Sie experimentierte an musikalischen Stücken mit dem Hip-Hop-Künstler und Produzenten Shing02 und der zeitgenössischen Komponistin Sofia Gubaidulina.

Zu ihren Vorstellungen für die Arbeit mit ihrem Ensemble sagt sie folgendes:

„In meinem Workshop geht es um das Öffnen der Ohren, um miteinander zuzuhören und darauf zu reagieren und zu agieren, ohne zu sprechen. Wir werden verschiedene Techniken und Methoden der aktiven Interaktion erkunden, von freier Improvisation bis hin zur minimalen Musik.“

Kathrin-Preis – Kathrin Lemke Scholarship for Young Jazz improvisers

Since 2019 Darmstadt awards the Kathrin-Preis – Kathrin Lemke Scholarship for Young Jazz improvisers . The award is named after the Berlin based jazz saxofonist Kathrin Lemke who was born on September 27, 1971 in Heidelberg and who died at her early age of 44 years.

Together with Kathrin's mother Irene Lemke-Stein, the Mannheim based DESTAG-Stiftung, the internet platform jazzpages.de and Zeitschrift JAZZTHETIK , the Jazzinstitut Darmstadt donates the award, which is biannually implemented in form of a fully financed one-week residency in Darmstadt.

First winner in 2019 was the percussionist Joss Turnbull . In 2021 the saxofonist Luise Volkmannreceived the award. The residence of 2023's laureate, bassist Robert Lucaciu, fand vom 15. bis 21. Mai 2023 statt. Den Abschluss bildete die offizielle Verleihung des Kathrin-Preises während des Preisträgerkonzerts am 20. Mai 2023 im Wolf Werk Darmstadt.

Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz (blog)

Random thoughts / zufällige Gedanken
zum 18. Darmstädter Jazzforum 2023


20. Juni 2023
(10) Diversity…

… war ja das Thema unseres letzten Darmstädter Jazzforums, aber natürlich spielt der Bereich der Diversität auch eine Rolle, wenn wir über die Zukunft dieser Musik reden. Wir stellen fest: Jazzmusiker:innen in Deutschland sind nach wie vor zu einem großen Prozentsatz männlich, überwiegend weiß („caucasian“ sagt man im Amerikanischen), stammen meist aus eher gebildeten Familien und haben in der Regel auch selbst studiert.

How, for example, did those responsible for the Deutscher Jazzpreis, which was criticized in the first few years for its lack of diversity on the advisory board, jury and among the prize winners (Musicians For), ask themselves, can all this be changed? Concepts have been around for a long time: affirmative action in the U.S., quota regulations over here.

Und ja, es hat sich einiges geändert in den letzten Jahren: Öffentliche Jurys haben in der Regel Geschlechterparität (wenn nicht, ist der Ärger – berechtigt! – vorprogrammiert). Es gibt namhafte Preise und Förderprogramme, die darauf achten abwechselnd Künstlerinnen und Künstler zu bedenken. Die Awareness gerade für die Präsenz von Musikerinnen im Jazz ist auch bei den Musikern selbst angelangt, die entweder aus strategischen Gründen Bands mit Musikerinnenanteil gründen („macht sich gut auf Anträgen“) oder aber (eigentlich immer öfter, und das ist der Fortschritt, den zumindest ich hier sehe) erkennen, dass Bands mit Musikerinnen und Musikern einen ganz anderen kreativen Weg einschlagen können, neue Räume aufmachen, zu einem anderen Aufeinander-Reagieren, Miteinander-Umgehen führen.

I tend, I must emphasize at this point, to be optimistic. I see this last development in numerous young ensembles (i.e. musicians in their 20s, early 30s), for whom gender balance is almost a matter of course, whereas just a few years ago one could argue about it with artists (and really both male and female musicians). So all is well? Not at all!

Der Jazz, behaupten wir gern – übrigens auch im Teaser für die letzten, also das 16. (Jazz and politics) und das 17. Darmstädter Jazzforum (Diversität im Jazz), – bildet idealerweise die Diskurse unserer Gesellschaft ab. Wo aber sind dann die Musiker:innen migrantischen Backgrounds? Wo findet sich die „letzte Generation“ auf der Jazzbühne wieder? Wo kämpfen Instrumentalist:innen für die Rechte marginalisierter Gruppen unserer Gesellschaft?

In any case, all these are topics that will occupy us during the 18th Darmstadt Jazzforum, for example when Evi Filippou talks about her work with elementary school students, when James Banner presents his class-work project, in which he has invited mainly colleagues from a working-class rather than an educational background, when Julia Kadel describes the reasons why the Queer Cheer initiative was started in 2022 (which, by the way, received the special prize of the jury of the German Jazz Award), when Christopher Dell understands improvisation as a model of social coexistence, when Sabina Akiko Ahrendt reports on the connection between music and political activism, when Mariana Bodarenko reflects on the role music plays in times of war.

We cannot foresee the future. We can prepare for it. We can create spaces, secure spaces, in which the future can be experienced. We can work towards ensuring that at some point, when we talk about diversity, it is no longer about quotas and blame, but about the creative power of diversity. In jazz, too. But not just in jazz. In every place we get involved. Awareness. Change in consciousness. Not in others. In ourselves. This is how the future works. (I think...)

Wolfram Knauer (20. Juni 2023)


1. Juni 2023
(9) Ohne Vergangenheit keine Zukunft

Es ist ja eine Binsenweisheit, dass das „Neue um des Neuen willen“ eigentlich ein alter Hut ist. Spätestens seit den 1970er Jahren geht das nicht mehr, diese Forderung, Jazz, Musik, Kunst ganz allgemein habe sich immer weiter zu entwickeln, immer neue Spielformen, Klänge, Approaches zu erfinden, dürfe sich auf keinen Fall wiederholen.

Tatsächlich hält sich diese Denkweise aber bis heute, zumindest bei uns in Deutschland, und sie ist wahrscheinlich auch dem Kulturdiskurs der Nachkriegszeit geschuldet, der in der Entwicklung ja immer die Hoffnung des Sich-Neu-Erfindens sah … verstehen Sie: sich neu erfinden in einer Gesellschaft, die an die zumindest jüngere Vergangenheit am liebsten gar nicht mehr denken wollte.

Die Amerikaner haben weniger Probleme mit dem Verweis auf Tradition, mit dem Nebeneinander-Stehenlassen von stilistischen Richtungen. Naja, stimmt nicht ganz, Wynton Marsalis führte, zumindest in New York (oder in Europa) durchaus zu Diskussionen, als er in den 1990er Jahren eine swing- und harmonie-bezogene Ästhetik des Jazz verteidigte und Fusion-Sounds oder improvisatorische Experimente aus der freieren Ecke als ganz interessant, „aber warum muss man das auch Jazz nennen“ bezeichnete und deshalb seinerseits von der Avantgardeszene des Big Apple (und darüber hinaus) angefeindet wurde. Von Mickymaus-Bands reden wir also gar nicht, wenn wir Tradition meinen, sondern erst einmal von kreativen Versuchen aus der Jazzgeschichte heraus eine eigene Stimme zu gewinnen. Marsalis ist das ja durchaus gelungen: sowohl als Trompeter wie auch als Komponist.

Wo finden wir das hierzulande? Ach ja, Till Brönner, auf jeden Fall, er hat ähnliche Anwürfe auszuhalten aus einer jungen sich als Experiment verstehenden Jazzszene; er ist ähnlich gesettled in seinem Erfolg. Er setzt sich andererseits seit Jahren für ein House of Jazz Berlin ein, auch wenn das nicht seine eigene Klangfarbe widergeben würde. Tills Musik ist … ich wollte schreiben massenkompatibel, aber stapeln wir mal nicht zu hoch, auf jeden Fall aber kompatibel mit vielen musikalisch offenen Menschen, die auch Jazz gern hören, zumindest wenn er melodisch ist, aber „wenn es zu wild wird, ist das nichts mehr für uns“.

Tatsächlich vertritt Brönner genauso den Diskurs um die Zukunft dieser Musik hierzulande wie die in ihrem musikalischen Ansatz sehr unterschiedlichen Künstler:innen, die etwa mit dem diesjährigen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurden, genauso wie aber auch die (inzwischen nicht mehr allzu zahlreichen) Trad-Bands, die sich der Musik der 1920er und 1930er Jahre oder Musiker, die sich dem swingenden Mainstream verschrieben haben, sofern sie denn einen eigenen Klang daraus generieren konnten. Letztere Szene ist in diesem Diskurs (also dem um die Zukunft des Jazz) übrigens kaum zu hören, wird, wenn sie erklingt, auch nicht sonderlich wahr- bzw. ernstgenommen, unter anderem, weil ihre Fürsprecher oft gerade nicht die Musiker:innen sind, sondern Fans, die eher ideologisch als musikalisch argumentieren. Wenn man genau hinhört, dann lassen sich durchaus Bands entdecken, denen eine eigene Positionierung auch innerhalb traditioneller Spielarten des Jazz gelungen ist, die Echoes of Swing etwa, sicher Musiker wie Trevor Richards oder Reimer von Essen, Martin Sasse, Thilo Wagner und andere.

Deren Musik macht enorm Spaß. Sie wirkt kein bisschen museal, weil sie im Hier und Jetzt erklingt und eine Energie erzeugt, die sich direkt mitteilt. Und doch wird sie, zumindest in der Jazzszene als rückwärtsgewandt wahrgenommen. Gegenbeispiele sind etwa Uwe Obergs Ellington-Projekt, der Lacy Pool, oder „Transformations and Further Passages“ des Clarinet Trio, ein Projekt, das sich Kompositionen deutscher Jazzmusiker:innen aus den 1950er und 1960er Jahren annimmt.

Was also ist die Zukunft des Jazz? Ganz bestimmt geht es bei ihr nicht nur um das „bislang Un-gehörte“. Es geht um das Bewusstsein, dass Musik Positionen markiert, musikalische, ästhetische, gesellschaftliche, und dass man sich als Musiker:in dieser Positionen klar sein sollte, im Konzert, in der Entscheidung fürs nächste Albumrepertoire, in der Ansprache an sein Publikum. Wenn überhaupt, ist Zukunft nämlich keine Zeit-, sondern eine Ortsbestimmung. Sie bezeichnet ein Ziel, auf das man zusteuert, auf das man aber nur zusteuern kann, wenn man weiß, wo man sich eigentlich befindet. Position beziehen aber lässt sich tatsächlich von jeder stilistischen Warte aus. Es gehört nur der Mut dazu, diese immer wieder neu zu beschreiben und sie in Beziehung zur aktuellen Wirklichkeit zu bringen.

(Wolfram Knauer, 1. Juni 2023)


9. Januar 2023
... left 2 3 4, right 2 3 4, or: Artificial Intelligence and Jazz

Mark Schieritz hat eine französische Website entdeckt, die rein durch „Künstliche Intelligenz“ alle möglichen Begriffe danach verortet, ob sie politisch „links“ oder „rechts“ stehen (https://linksoderrechts.delemazure.fr/). This leads to curious associations such as: rose = left; tulip = right; tomato = left; rye = right; two = left; three = right. As a test, Schieritz lets numerous everyday words pass through the AI filter and then considers (a) how the classification may have come about and (b) how he himself thinks about it. The French computer science student Theo Délemazure, who programmed the aforementioned website, uses the software GPT3 for this purpose, which processes the entered terms in a kind of blunt context search on the Internet.

Schieritz's article is highly amusing (Die Zeit, hinter der Bezahlschranke). Er hat Délemazures KI übrigens auch auf musikalische Begriffe befragt: Georg Friedrich Händel = rechts; Johann Sebastian Bach = links; C-Dur = rechts; D-Dur = links. (Schieritz: „D-Dur klingt nach Revolution, C-Dur nach Restauration. Fragen Sie nicht!“) Was mich neugierig machte. Den Jazz verorten wir ja immer schon Links (richtig!). Laut Délemazure hat er das gemeinsam mit Neuer Musik, mit Rock (aber nicht mit Rechtsrock), mit Barock. Klassik ist links, Klassische Musik dagegen rechts. Lydisch ist links, phrygisch rechts. Count Basie: links; Glenn Miller: rechts. Und dann gibt es auch genügend Widersprüche: Charlie Parker: links, aber Bebop: rechts. Selbst im Jazzinstitut Darmstadt stehen wir nicht alle auf derselben Seite, zumindest, wenn es nach der Erkenntnis der Künstlichen Intelligenz geht.

Aber vergnügen Sie sich selbst damit: Es macht großen Spaß, die Website „links oder rechts“ nach allen möglichen Begriffen, Namen, Kontexten zu befragen. Und tatsächlich kann man die Zukunft (sprich: die künftigen Ergebnisse) auch beeinflussen, kann also zurückspiegeln, wenn ein Ergebnis einem nicht richtig erscheint.

What does all this have to do with the future of jazz? Well, nothing... or a lot. In fact, quite a lot of research is being done on how artificial intelligence and music can be brought together. Computers are already suitable for analyzing and evaluating music (Jazzomat). Man könnte „neue Musik“ historischer Jazzgrößen generieren lassen, wie kein Geringerer als Kenny G kürzlich vormachte, als er Künstliche Intelligenz mit Samples von Stan Getz’s Saxophonton fütterte und sie dann eine neue Melodie „erfinden“ ließ (AI and Jazz). Or: George E. Lewis, trombonist, composer and musicologist, has for a long time been working on computer software allowing him or others to improvise along the computer (MIT lecture). Interaction, re-creation, analysis - the new technologies can therefore be used for all sorts of things.

But how can all of this be used in a musical practice that is so strongly characterized by individuality, authenticity, uniqueness as jazz? Or, to put it another way: Is this kind of individuality aesthetic, which has shaped jazz discourse right up to the present, something we will have to accept for all future? Couldn't we perhaps talk about it? The discussion that is going on everywhere about the hegemony of a European value aesthetic also concerns the ideas of what is actually good in music, what is considered progressive, how important progressiveness is for the development of an art form. Or whether the alternative model to individuality might be that of community, whether progress does not also include the rediscovery of supposedly old practices. Part of the future of every art form is that we constantly renegotiate the space we give it, how it participates in the social and cultural discourse, how it thereby constantly redefines itself, explores its different contexts, consolidates its position in the association of current arts, contributes its political weight, develops its creative power. In all art forms, and thus also in jazz!

Julia Hülsmann = left; Christopher Dell = right; Till Brönner = left; Angelika Niescier = right????

Ah, artificial intelligence, you still have a lot to learn!

Wolfram Knauer (9. Januar 2023)


3. Januar 2023
(7) Jazz ist die Mutter des HipHop

Unlängst stolperte ich über ein Video des Pianisten Robert Glasper, der 2019 in einem „Jazz-Night in America“-Video erklärte „why Jazz is the mother of HipHop“.  Robert Glasper über Jazz und HipHop

Wenn es nach mir geht, brauche ich diese Erklärung gar nicht. Hört man sich die Samples von DJs wie Africa Bambaataa der frühen HipHop-Ära an, ist für mich evident: Dem HipHop fließt Jazz-DNA in den Adern. Und es ist kein Blick über den Großen Teich oder in die Vergangenheit nötig, um die Verbindung zwischen HipHop und Jazz zu finden. Man braucht sich bloß junge Jazz-Schlagzeuger wie Silvan Strauss anzuhören.  Album „Facing“ von Silvan Strauss

Längst tue ich mich schwer damit, Jazz oder irgendeine andere Musikform als ein abgeschlossenes Genre anzusehen. Die Zuschreibung von unterschiedlicher Musik zu festgelegten Genre ist ein künstliches (kein künstlerisches) Konstrukt.

Die Eingrenzung und Legitimationsversuche des Jazz in Abgrenzung zur populären Musik machen mich regelmäßig stutzig und das Naserümpfen, wenn es um HipHop-Musik geht, wirft für mich einige Fragen auf. Ist es nicht leichter, Jazz und HipHop, sei es historisch oder musikalisch betrachtet, in den Zusammenhang zu stellen, als sie zu unterscheiden? Und wäre es nicht klüger, in der ständigen Debatte um den hohen Altersdurchschnitt bei Jazzfans von einer reaktionären Denke abzusehen?

Denn wirft man einen realistischen und gegenwartsbezogenen Blick auf das Ganze, stellt man fest, dass die jungen Leute Jazzstandards wegen der HipHop-Samples im Ohr haben und sich dessen gar nicht bewusst sind. Worüber sie sich aber bewusst sind, ist, dass MCs und DJs Zukunftsmusik spielen, sich immer wieder selbst überhöhen und gegenseitig steigern und damit das Innovative in der Szene befeuern, den jungen Leuten eine Zugewandtheit zur Zukunft vermitteln. Virtuos batteln sich Rapper:innen während der Cypher; Freestyle bedeutet Improvisation, bedeutet Innovation. Und das kennen wir doch irgendwoher.

Das alles kann man anerkennen, kann den Geist, der durch diese Musik weht, bündeln und das Potenzial, das in der Innovationsfähigkeit von Jazz und HipHop liegt, nutzen, um für das Große und Ganze eine vorteilhafte Zukunft zu gestalten.

Marie Härtling (3. Januar 2023)


20 December 2022
(6) Jazz: the most political of all art forms... really?

Wir machen’s ja auch, zählen auf, wofür der Jazz alles steht: Individualität, Freiheit, Offenheit, Toleranz, Diversität, Experiment, Fortschritt, Zukunft… Aber tun wir der Musik mit diesen Aufladungen wirklich etwas Gutes? Oder entstammen sie nicht tatsächlich unseren politischen Strategien, dem Jazz, also „unserer“ Musik, zu mehr Ansehen und Respekt zu verhelfen, zu mehr Spielräumen, zu mehr Förderung?

Tatsächlich ist Jazz für jede:n von uns ja ganz unterschiedlichste Dinge. Für mich ist Whitney Ballietts Definition des „sound of surprise“ immer noch eine der stimmigsten. Ja, im besten Fall überrascht mich Jazz – mehr als ich das von beinahe jeder anderen Kunstform erwarte… aber Stop! Da geht schon wieder der Jazzer in mir durch, der dem Jazz gleich noch ein „mehr“ an Fähigkeiten zuspricht als der zeitgenössischen Neuen Musik, als avancierten Formen populärer Musik, als der Avantgarde in Bildender Kunst, Tanz, Theater oder Literatur…

Und ähnlich ist es ja mit dem „Repertoire“, also mit den Rückbesinnungen auf die großen Aufnahmen der Jazzgeschichte. Tatsächlich fallen diese oft genug aus unserem Diskurs einer fortschritts-gerichteten Kunstform. Der „Mainstream“ – also der Jazz-Mainstream, was ein anderer Begriff ist als der „Mainstream“ an sich… wieder so ein Thema, wie nämlich Begriffe so oft etwas anderes meinen, wenn man sie in unterschiedlichen Kontexten nutzt… der Mainstream also taucht in der Förderung unserer Musik nicht auf. Er „forscht“ offenbar nicht genug, er verlässt sich aufs „Gefällige“: der Blick in den Rückspiegel kann doch nicht die Zukunft sein! Vom traditionellen Jazz mal ganz abgesehen. Schauen Sie nur auf die Gewinner des Deutschen Jazzpreises.

Ich will das gar nicht kritisieren. Ich glaube, dass es Musik gibt, die der Förderung eher bedarf als andere, und ich glaube, dass wir hierzulande durchaus ein ganz gutes System gefunden haben, „Räume“ für kreative Musik zu schaffen und zu sichern. ABER: Sollten wir uns nicht ehrlich machen, den Jazz als nur eine von zahlreichen Avantgarden identifizieren und vielleicht das wirklich Herausragende in den Vordergrund stellen: dass er nämlich eigentlich gar nicht so in unser europäisch geprägtes Avantgarde-Konzept passt, dass in ihm als einer afro-diasporischen Tradition andere Wertmaßstäbe möglich sind und gelebt werden, dass er uns im Idealfall immer auch mit unseren eigenen Missverständnissen gegenüber dieser Musik konfrontiert?

Admittedly: It's hard for me to do without the superlatives. After all, they work quite well in conversation with jazz lovers as much as with jazz newbies. And for me personally, jazz is about all of those things: individuality, freedom, openness, tolerance, diversity, experiment, progress, the future - more than any other form of music. But that has more to do with my own focus than with the music itself.

Perhaps we should just be aware of this from time to time, of the fact that many arguments in favor of jazz are due more to our love of the music than to an objective view of it. And to the fact that they also close our eyes to what a more unbiased view of jazz could contribute to the general cultural discourse.

Wolfram Knauer (20 December 2022)


31 October 2022
(5) just go ahead ... (women in jazz)

Zukunft ist ja immer auch Gegenwart und Vergangenheit, weil wir sie aus unserer Erfahrung des Erlebten heraus gestalten und weil wir jetzt anfangen müssen, Dinge zu verändern, die wir anders haben wollen. Das geht mir dieser Tage durch den Kopf, wo ich in deutschen und amerikanischen Zeitungen von Terri Lyne Carringtons Veröffentlichung „New Standards. 101 Lead Sheets by Women Composers“ lese (z.B. die tageszeitung). Das Thema „Women in Jazz“ ist ja kein Neues. Zugleich ist es eins, an dem sich die Veränderungen in unserer Szene fast schon beispielhaft nachverfolgen lässt. Bis mindestens in die 1970er Jahre hinein waren Jazzmusikerinnen / Instrumentalistinnen rar – zumindest schien dies so, weil die Presse vor allem über ihre männlichen Kollegen berichtete.

Immer mal wieder gab es Vorstöße in der Jazzpresse, dann in den 1980er Jahren erste Veröffentlichungen, die dokumentieren sollten, dass es da eine eklatante Lücke der Jazzgeschichte gab. Rosetta Reitz’s Plattenreihe „Women in Jazz“ (1980-1981), Sally Placksins Buch „Women in Jazz“ (1982), Linda Dahls „Stormy Weather. The Music and Lives of a Century of Jazzwomen“ (1984) veränderten das Narrativ. Sie dokumentierten, dass es über die gesamte Jazzgeschichte hinweg immer Musikerinnen gegeben hatte, Vokalistinnen genau wie Instrumentalistinnen. Sie veränderten also die Wahrnehmung von Geschichte, nicht so sehr aber die Gegenwart, die nach wie vor geprägt war von einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber Musikerinnen in einer männlich geprägten Szene.

At first it was singular, then more and more events, workshops, concerts, festivals that focused on the presence of women in jazz. And there were increasing calls for gender-balanced panels, for programs where the quota of women musicians (or at least bandleaders) was at least as high as that of men. There was an awareness that a desirable future can only be achieved by making changes in the present. Parity within juries is now the norm rather than the exception; festivals or workshops that fail to ensure at least adequate representation of women artists face a well-deserved shitstorm. There is still work to be done in university professorships and in radio big bands, but basically the issue has arrived everywhere. It is an issue not only in jazz, but actually in the whole of society, so it can no longer be pushed aside so easily. At the Darmstadt Jazzforum, we, too, have placed a focus on the topic (e.g., 2015: Gender and Identity in Jazz; 2021: Roots | Heimat: Diversity in Jazz), and yet we, too, must allow ourselves to be reproached for not always having designed our program in an exemplary manner: The lack of gender balance is not only prevalent in jazz, but also in jazz research and jazz journalism.

Jetzt also Terri Lyne Carringtons „New Standards“: ein mindestens doppeldeutiger Titel ihres Buchs, das einerseits nach einem anderen Repertoire sucht, das Musikerinnen sichtbarer (hörbarer) macht, das aber andererseits auch neue Standards im Jazzalltag verlangt – und zwar nicht nur verlangt, sondern dafür gleich das nötige Material zur Verfügung stellt. Damit aber verändert Carrington eben nicht nur die Gegenwart, ihr Buch – genauso wie ihre Arbeit am von ihr 2018 gegründeten Berklee Institute of Jazz and Gender Justice – ist auf die Zukunft des Jazz gerichtet.

The future, it should be noted, never consists of hope alone; it needs activists in the present. However, this is not exactly new to us; after all we are experiencing this everywhere around us at the moment. Thus, when we talk about the future, we must always look at the discourses of the present, not so much in a critically questioning way than with as encouragement. The more opinions are expressed and involved in the discussion, the more people identify with the topic, the better a future can be negotiated in which everyone feels involved.

(Wolfram Knauer, 31 October 2022)


6 Octber 2022
... "infinite vastness"* ...

Theo Croker hat vor kurzem ein Original aufgenommen mit dem Titel „Jazz Is Dead“. Pirmin Bossart überschreibt seinen Artikel im Herbstheft des Schweizer Magazins Jazz ’n‘ More „Jazz ist tot – aber die kreative Musik lebt“ und zitiert Croker, der Genres für veraltet hält und findet, dass das, was einige HipHopper heute machen „mehr Jazz ist als das, was Jazzmusiker machen“.

Da sind wir dann also bei der Frage, die den Jazz schon seit Jahrzehnten begleitet und die in den letzten Jahren – unter veränderten Vorzeichen – wieder laut geworden ist: Behindert das Label „Jazz“ nicht eher die Wahrnehmung  der Musik als eine kreative, die Gegenwart widerspiegelnde Kunst? Trägt das Label nicht viel zu viel Ballast mit sich herum und wäre uns nicht allen geholfen, wenn wir endlich darauf verzichten würden, Musik in Genres einzuteilen?

Meine eigene Meinung: Ich finde „Jazz“ einen Klasse-Begriff, aber auch, weil ich ihn so lange kenne und weil er nun mal für die Musik steht, der ich mich emotional so stark verbunden fühle. Ich finde, dass es Labels braucht, um über etwas zu sprechen – hätte ich keine Genrelabels, müsste ich jedes Mal neu definieren, von was ich gerade rede (natürlich, das kann auch schön sein, ist aber ziemlich mühselig…). Das Problem sind – meiner Meinung nach – nicht die Labels, sondern die Tendenz vieler Rezipientinnen und Rezipienten, diese Labels absolut zu setzen, die Schubladenbeschriftung also mit der Sache selbst zu verwechseln. Das Problem ist immer noch, dass „Jazz“ als ein klar umschreibbares Genre verstanden wird statt als eine musikalische Praxis. Das Problem wurde durch die Tonträgerindustrie noch befördert, die sehr bewusst labelte – „file under jazz / rock / country“ etc. –, um ihre Produkte gezielt an potentielle Käufer:innen vermarkten zu können.

Eigentlich aber ist es egal, wie man es benennt, solange man sich der Offenheit dieser Musik bewusst bleibt. Persönlich habe ich nie ganz verstanden, dass ausgerechnet in der – meiner Meinung nach – offensten Musik, dem Jazz, so starre ästhetische Diskussionen über die Zulässigkeit von stilistischen Entwicklungen möglich waren, wo doch diese Musik – nochmals: meiner Auffassung nach – gerade von In- statt Exklusivität lebt. So verstehe ich dann auch den Satz von Theo Croker. Wenn man „Jazz“ als eine musikalische Praxis erkennt, lässt er sich in allen möglichen musikalischen Projekten ausmachen. Kritiker warnen, das führe zur Beliebigkeit, tatsächlich aber fordert ein solches Verständnis halt einfach zum offeneren und zugleich genaueren Zuhören auf. Und warum sollte man sich nicht ab und zu darüber streiten, ob eine Aufnahme, ob ein Konzert, ob eine musikalische Haltung für einen persönlich noch die Kriterien dessen erfüllt, was „Jazz“ ist?

Insofar as art is creative, it changes continuously, and with it the aesthetic criteria. All of us who are somehow involved with this music, whether professionally or not, have to deal with this change. Whether we accept it or not, who cares! Creativity makes demands not only on the creators themselves, but also on their recipients. That's why art, especially music, is a mirror of society. Particularly in art, experiments often challenge us to question ourselves, because they distruct the thought patterns in which we have actually made ourselves quite comfortable.

Also, zurück zum Darmstädter Jazzforum. Das haben wir mit einem Sun Ra-Zitat überschrieben:  Destination unknown: Die Zukunft des Jazz. Die Ungewissheit des Ziels, sie ist uns ja allen irgendwie bekannt: Wir wissen in der Regel, woher wir kommen, wir wissen, in welchen Strukturen wir leben. Aber wie wir die Zukunft gestalten, wie diese Zukunft unser eigenes Leben und Denken beeinflussen wird, das wissen wir eben nicht. Das Unbekannte, das Unbestimmte ist allerdings nicht nur furchteinflößend, es beschreibt zugleich die Hoffnung auf eine „bessere“, „gerechtere“ Welt.

Development, at any rate, is actually always a step ... forward.

*"Space: infinite vastness" [Der Weltraum: unendliche Weiten] would be the introduction to the TV series "Star Track" in its dubbed German version where the original has: "Space: The final frontier".

(Wolfram Knauer, 6 October 2022)


4 October 2022
(3) If you have visions...

Ich hab’s ja schon zweimal angekündigt. Heute also „Visionen“. Und, nein, man muss nicht zum Arzt gehen, wenn man Visionen hat, wie Helmut Schmidt das einst so schön geraten hat. Es reicht, die Visionen regelmäßig mit der Wirklichkeit abzugleichen, sich also bewusst zu bleiben, dass die Vision eventuell ein Fernziel ist, auf das man hinarbeiten kann, das sich dabei allerdings einerseits selbst immer wieder verändert, das andererseits aber schon allein im Denken die eigene Wirklichkeitswahrnehmung und in der Arbeit am Weg oder im Sprechen über ihn auch tatsächlich die Realität beeinflusst.

What, then, are visions? In our context, we could speculate about the musical vision, the idea, for example, of creating a constellation of sounds that is unheard of, at least for oneself, or the idea of an intercultural improvisation in which all participating artists follow the conventions to which improvisation is subject in their respective cultures. A vision could be limited only to one's own instrument, to technical details, to the mastery of it, or to mechanical changes that simplify intended musical processes. Wouldn't it be great, could be another vision to work towards, if our society was completely represented in the field of jazz and improvised music, in all its diversity?

Visions are really just that, the idea of an ideal goal. However, they usually have very practical effects, often already on one's own very current actions. The moment I have something in mind that seems desirable to me, I will already check my current actions to see whether they help or hinder the way to get there. And thus, every vision influences my actions. At the same time, my actions influence the vision as well. The vision has the advantage of blocking out reality. When working on its realization one then recognizes what is really possible, better perhaps: what seems possible to oneself, and automatically one adapts one's own vision. With each step, the vision becomes more of a goal, more of a compromise between vision and reality. So that's the third concept here: Vision - Reality - Compromise. But the compromise is not a slimmed down vision, it is what is feasible in reality (for oneself).

Jazz, Jazz Jazz…. Für mich war der Jazz immer eine visionäre Musik. Über die einzelnen Visionen der Musiker kann ich nur spekulieren; selbst wenn sie drüber gesprochen haben, sind „ausgeprochene“ Visionen ja etwas anderes als die Idee an sich. Für mich hatte Duke Ellington die Vision, dass Musik die Realität der afro-amerikanischen Erfahrung fassen und damit das Verständnis für die Missstände in der US-amerikanischen Gesellschaft verstärken könne. Für mich hatte Charlie Parker die Vision einer musikalischen Sprache, bei der das Zusammenkommen melodischer, harmonischer, rhythmischer Aspekte mit dem Moment der Komplexität, das insbesondere durch die technische Beherrschung seines Instruments mit hineinkam, neue klangliche Welten hervorbringen konnte. Miles Davis und seine Vision des Klangs – seiner Trompete genauso wie seiner Band und seiner Produktionen. Peter Brötzmann und die / eine Vision des freien Zusammenspiels. Die Vision national oder regional verbundener Klänge (Garbarek, Stanko). Die Vision einer nicht zuordbaren Folklore (Louis Sclavis, Erika Stucky, ARFI). Die Vision des Jazz als eines Beispiels für Demokratie (Willis Conover oder das US-amerikanische State Department der 1950er und 1960er Jahre) oder als Beispiel für eine gerechte Gesellschaft (John Lewis, Billy Taylor, Gunter Hampel). Die Vision von Geschlechtergerechtigkeit – auch im Jazz (Terri Lyne Carrington). Die Vision des Jazz als politische und gesellschaftliche Positionierung (Abbey Lincoln, Charles Mingus, Archie Shepp, Sebastian Gramss). Man muss die Visionen nicht kennen, die den Musikern vorschwebten, um ihre Musik genießen zu können, aber wenn man um sie weiß, gibt das den Aufnahmen und Konzerten noch zusätzliche Informationen.

The examples show: Sometimes it is really about visions, sometimes the musicians - who, I hope you are aware, are only mentioned as examples - have already set out on the path, sometimes you can follow the comparison of vision with reality almost simultaneously. What they all have in common and what the 18th Darmstadt Jazzforum will also be about is: Jazz is a music that is directed towards the future. Musicians want to create something new together with others. They want to generate new sounds, new constellations, new experiences, and ones that reflect their respective present, that - like perhaps every kind of avant-garde - contribute something to the current cultural discourse. But in order to have the freedom to develop artistic visions at all, structures are needed that at least promote them. Such structures can be artists' collectives as well as educational institutions, funding programs as well as state institutions. Visions without the possibility to realize them remain - mostly - visions.

So what is needed to encourage musicians, organizers, journalists, music curators to tackle their visions? We hope to be able to discuss concrete proposals, especially in the panels of the Darmstadt Jazzforum, not about what we don't like in the present, but about how we imagine a better future.

(Wolfram Knauer, 4 October 2022)


28 September 2022
Soothsaying

Ted Gioia hat sich unsere 18. Darmstädter Jazzforum heute zum Thema seines Blogeintrags gemacht – naja, nicht wirklich, aber sein Beitrag über „20 Predictions for the Music Business in 10 Years“ (The Honest Broker) lässt einen zumindest darüber nachdenken, was sich überhaupt über die Zukunft aussagen lässt. Gioia sagt augenzwinkernd voraus, dass die Musik der Zukunft wieder stärker auf das Musikalische fokussiert sein wird, zumindest will uns das Marketing so etwas weismachen wollen. Physische Tonträger werden keine Rolle mehr für die Karriere von Künstler:innen spielen. Diese entwickeln Strategien, beim Vermarkten ihrer Musik im Internet immerhin 80-90 Prozent der Einnahmen für sich behalten zu können. Der größte Hit auf den Billboard-Charts wird von Künstlicher Intelligenz erzeugt worden sein. Die einzelnen Tracks eines neuen Albums (von großen Stars) werden vor Veröffentlichung als NFTs versteigert. Gestreamte Musik wird mehr Umsatz bringen als Livekonzerte (ist das nicht schon heute so?). Es wird weiterhin Plattenfirmen geben, die allerdings vor allem ihren Backkatalog vermarkten und sich um das Auslaufen des Urheberrechtsschutzes für ihre Produkte sorgen. Die neuen Hubs der Musikindustrie werden in Seoul, Kinshasa und Jakarta liegen.  Gioia sagt außerdem noch voraus, dass in zehn Jahren Posaunen zum großen neuen Ding werden, weil es einen groß gehypten Celebrity-Skandal gab, bei dem das Instrument eine zentrale Rolle spielte.

Hmmm, hopefully we will all see. For our topic, at least, one important aspect is emerging: music seems to have been inescapably linked to the development of the recording industry since the 1920s - so much so that technological developments automatically have an impact on musicians' lives, incomes and art. This is true for the entire music industry, but perhaps even more so for jazz because, as improvised music, it has always sold NFTs, non-fungible tokens. Every recording, every performance by jazz musicians is unique. There were and are artists who actually record as much as possible, partly for their own archive (e.g. Duke Ellington in the 1960s), partly to make them accessible to an audience that knows about the singularity of each performance (e.g. Gunter Hampel). Duke Ellington in den 1960ern), teils, um sie zu pressen und einem Publikum zugänglich zu machen, dass um die Singularität eines jeden Auftritts weiß (z.B. Gunter Hampel).

Die Dystopie einer zukünftigen Musik wäre vielleicht tatsächlich die Vorstellung, dass durch Artificial Intelligence erzeugte Kunst ähnliche emotionale Wirkung haben könnte wie von Menschen gemachte. Ich bin da relativ relaxt: Klar wird es möglich sein, Musik zu generieren, die klingt „wie“ etwas anderes, Musik also, die auf Klangklischees der Vergangenheit Bezug nimmt, Parker, Coltrane, Miles, diese aber neu mischt. Bestimmt kann AI irgendwann auch Musik erzeugen, die klingt „wie ein Experiment“, wie das also, was wir an aktueller improvisierter Musik spannend finden. Kann aber eine Maschine Risiken eingehen? Improvisatorische Risiken, wenn Musiker:innen sich auf die Reaktion anderer Kolleg:innen einlassen, auf die sie wiederum selbst reagieren; ästhetische Risiken des Gelingens eines vorher vorgestellten Konzepts, bei dessen Ausarbeitung man in improvisierter Musik allerdings eben nie bis zum Ende plant, sondern ganz bewusst aufs Risiko setzt? Es gibt diesbezüglich ja durchaus schon Versuchsanordnungen (George Lewis‘ Voyager; Dan Tepfers „Natural Machines“-Projekt).

Ich mag die Vergleiche zwischen Musik und Sport nicht, aber doch: Klar kann eine Maschine schneller laufen als ein Mensch. Aber wird sie schwitzen? Wird man die Aufregung riechen? Wird man die emotionale Verausgabung spüren und die Freude oder Enttäuschung über das Ergebnis? Musik kann man auch „riechen“. Sie entsteht im gemeinsamen Agieren von Musiker:innen, die zu immer neuen musikalischen Aggregatzuständen führen, zu neuen klanglichen Verbindungen, zu unerwarteten oder aber auch erwartbaren Reaktionen, zu Freude, einsetzender Langeweile, Nervenkitzel oder diesem unbeschreibbaren Selbst-Teil-des-kreativen-Prozesses-Werden.

The future of the music industry, and the involvement of musicians in it: certainly an important topic for the Darmstadt Jazzforum. Actually, it has been an important topic in jazz for a long time, at the latest since Charles Mingus and Max Roach wanted to take the marketing of their recordings into their own hands with the Debut record label. What is possible, what is desirable, what is inevitable, what should be prevented at all costs? Or shouldn't we rely on the creativity of our field, which can generate something exciting out of every situation, because it ideally reacts to the present and explores future possibilities instead of regurgitating the past?

Ah, eigentlich hatte ich über „Vision und Wirklichkeit“ schreiben wollen, jetzt hat mich Ted Gioia aber erst mal auf ein anderes Pferd gehoben. Next time also…

(Wolfram Knauer, 28 September 2022)


26 September 2022
(1) The devil You (don’t) know…

Foreseeing cultural developments has never really worked out. We are far too stuck in the thought structures that shape our cultural present for that, but we would not only have to foresee artistic discourses, but also alternative spaces in which such discourses can be conducted, topics that we perhaps do not consider that important at the moment, a changed (self-)conception of art. We would have to think about institutions and their changes (cf. e.g. the demands made at the Darmstadt Jazzforum 17 regarding diversity in institutions), political sensitivities (cf. e.g. the discussions about Documenta 15 and the control obligations of curators as well as politics), changes in the perception and recognition of artists and their creative work in society. And of course we would have to think about the artistic statement itself, the creative process and its result, in the case of music the concert, the studio production, the connection with the audience.

Wie sähe das alles im Jazz aus? Wir haben uns da ja auf – wenn auch unterschiedlich bewertete – Identifikatoren „unserer“ Musik geeinigt. Zum Beispiel: improvisatorisch, forschend, die Intensität neu ausdeutend, die bislang entweder durch „swing“ oder „energy play“ oder andere Arten der Verzahnung rhythmischer, melodischer und harmonischer Impulse gekennzeichnet war. Ein Bezug auf die afro-amerikanische Herkunft der Musik und all die damit verbundenen Konnotationen, insbesondere jene der Community: dass also Jazz eine Musik ist, die Gemeinschaft braucht, die Reaktion des Publikums. Ein solcher Bezug kann ganz direkt passieren (melodisches, harmonisches oder Sound-Zitat), aber genauso auch indirekt („mit dem Bewusstsein von…“). Zurzeit wird dieser Respekt vor der afro-amerikanischen Herkunft und Erfahrung des Jazz auch hierzulande vermehrt eingefordert, zum Beispiel in Bezug auf ethnische Diversität bei Konzert- und Festivalprogrammen.

Wird das aber in zehn Jahren auch noch der Fall sein oder werden wird die aktuelle Tendenz zum aktiven Ausgleich sozialer und kultureller Ungerechtigkeiten bis dahin nicht mehr als so wichtig erachtet werden und stattdessen vielleicht stärker darauf geachtet, was improvisierte Musik uns „heute“, also 2032, sagen kann? Wird das House of Jazz in Berlin realisiert sein und werden ähnliche  Konzerträume auch anderswo in der Republik zur Verfügung stehen, entweder hochsubventioniert durch die öffentliche Hand oder aber privat finanziert durch kommerzielle Geldgeber, die erkannt haben, das künstlerische Forschung auch für ihr Gebiet nicht weniger wichtig ist als jene im analogen oder virtuellen Labor? Werden wir nach wie vor Clubkonzerte vor Livepublikum haben, oder ermöglichen die Entwicklungen der virtuellen Realität uns entsprechende gemeinsame Erlebnisse auf andere Weise? Wird das Musiker:innenleben nach wie vor vor allem aus Reisen, Forschen und Unterrichten bestehen oder werden sie ihrer kreativen Arbeit co2-neutral mehr und mehr von Zuhause aus nachgehen können?

Arrghhh… Ich bin nicht gut in Science Fiction. Vielleicht bin ich zu sehr Realist, vielleicht zu furchtsam, vielleicht einfach zu wenig Künstler… Jedenfalls folgen jedem „Warum nicht!“ in meinem Kopf jede Menge an Fragezeichen. Man neigt ja leicht dazu, die Sicherheit der aktuellen Realität der Unsicherheit des Experiments vorzuziehen: „the devil you know is better than the devil you don’t know…“ Ich belasse es mal dabei und ahne: genauso wenig, wie ich die Zukunft des Jazz ausmalen kann, kann ich mir wirklich die Diskussionen ausmalen, die wir im September 2023 beim Darmstädter Jazzforum über sie haben könnten. Was mich dabei versöhnlich stimmt: dass ich weiß, es mit kreativen Künstler:innen zu tun zu haben, die sich nicht scheuen, einen Gedanken zu nehmen und ihn einfach mal weiterzuspinnen, egal wieviel Anpassungen des Kontextes dabei nötig sind. Das ist schließlich eine der Stärken des Jazz (wie auch anderer künstlerischer Avantgarden): dass er dazu in der Lage ist, sich auf einzelne Motive zu fokussieren, auf rhythmische Strukturen, auf emotionale Ahnungen, diese jeweils zu sezieren und dabei quasi nebenbei Neues zu erschaffen.

Was mich allerdings gleich wieder darüber sinnieren lässt, ob Zukunft immer, nun, zumindest „auch“ Zufall ist? Aber das wäre das Thema eines weiteren Blogeintrags – übrigens genauso wie das Thema „Vision meets Wirklichkeit“, über das ich mir beim nächsten Mal Gedanken machen möchte…

Wolfram Knauer (26 September 2022)


All photos on this blog page come from the Sun Ra Archive of the Hartmut Geerken collection at the Jazzinstitut Darmstadt.

Destination Unknown: Die Zukunft des Jazz

Mittwoch, 27. bis Samstag, 30. September 2023

Der Jazz blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, in der er immer wieder totgesagt wurde, um gleich darauf mit neuen Sounds wiederzuerstehen. Er hat das Bild US-Amerikas im 20. Jahrhundert geprägt, er hat die populäre Musik beeinflusst, er hat Musiker:innen überall auf der Welt inspiriert eigene Wege zu gehen. Damit wurde der westlich geprägten Kunstmusik ein alternatives Konzept gegenübergestellt, das individuelle Kreativität nicht nur bei einzelnen Komponist:innen, sondern bei allen Musiker:innen des Ensembles verortet. Ein Grund dafür, warum der Jazz so produktiv und lebendig blieb, ist die Tatsache, dass diese Musik weniger ein Genre als vielmehr eine musikalische Praxis ist, die von jeder Generation, von Künstler:innen unterschiedlichster Herkunft und kultureller Traditionen jeweils neu interpretiert werden kann.

Programmheft fürs 18. Darmstädter Jazzforum (PDF)

So what is the future of jazz?

Das 18. Darmstädter Jazzforum wagt den Blick nach vorn, fragt danach, was diese musikalische Praxis alles möglich macht und wo ihre Grenzen sind.

Wir diskutieren über die Balance zwischen Respekt vor den Ursprüngen des Jazz als einer afro-amerikanischen Kunstform und den Aufgaben einer aktuellen Avantgarde sowie über die Rolle, die Jazz innerhalb der Diskurse der Zeit und der Region spielt, in der er rezipiert wird.

Wir fragen nach der Zukunft der Tonträger- und Streamingindustrie, nach der Aufgabe von Radio, Internet und Podcasts, nach einer Ausbildung, die nicht nur künftige Jazzmusiker:innen im Blick hat, sondern kreative Musik als Ganzes. Wir sprechen über Nachhaltigkeit in allen diese Musik betreffenden Bereichen.

Wir fragen nach dem Bewusstsein der Jazzszene für Themen wie etwa Klimaneutralität, Geschlechtergerechtigkeit, Diversität. Und wir diskutieren, welche Aufgaben dem „Jazz“ als einer Idee und musikalischen Praxis in einer Welt zukommen, in der sich Genregrenzen zusehends verwischen.

Wir haben das 18. Darmstädter Jazzforum mit einem Titel Sun Ras überschrieben, „Destination Unknown“. Sun Ras Musik ist ein Paradebeispiel dafür, wie Musik Zukunft  (Stichwort „Afrofuturism“) denken kann, ohne die Tradition zu vergessen. Wie es weitergeht mit dem Jazz wissen wir nicht. Darüber sprechen, was wir uns wünschen würden, wollen und werden wir bei diesem Jazzforum mit Beteiligten, mit professionellen Beobachter:innen und mit Interessierten.

Das Darmstädter Jazzforum versteht sich als aktiver Mittler zwischen musikalischer Praxis und Diskursen. Wir laden Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen ein, Journalist:innen, Veranstalter:innen, Pädagog:innen, vor allem aber auch Musiker:innen aus der aktiven Szene.

Das Jazzforum will sowohl Denkanstöße geben als auch musikalische Räume öffnen und damit zu einem Austausch anregen, bei dem die Beiträge von Jazz und improvisierter Musik für den kulturellen Diskurs der Gegenwart im Vordergrund stehen.

see also Abstracts und Bios der Referent:innen und Panelist:innen —
see also Zufällige Gedanken (Blog zum 18. Darmstädter Jazzforum) —

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MITTWOCH, 27.9.2023, 18 Uhr

AUSSTELLUNG
Vernissage: The all of everything@Jazzinstitut
mit Yaeko Asano und NEDE, Paulina Stulin und Johanna Krimmel, Fabian Rücker und MOLUSK, Bianca Dührssen und Jan Niklas Diwisch, Kerstin (Kiki) Rau und dink
Eintritt frei

MITTWOCH, 27.9.2023, 20 Uhr

KONZERT
Pre-Opening: young experimental music@Jazzinstitut

Karja /Renard/Wandinger Trio mit Kirke Karja, Etienne Renard, Ludwig Wandinger
Eintritt: 18 € / erm. 12 €
Kartenreservierungen an jazz@jazzinstitut.de. Tickets werden an der AK hinterlegt.

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DONNERSTAG, 28.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

PAST AND FUTURE
Am ersten Tag lassen wir das Pendel unseres Zukunftsmessgeräts gleich am weitesten ausschlagen. André Doehring überlegt, ob der Jazz nicht immer schon die Frage nach der Zukunft in sich getragen hat. Harald Kisiedu nimmt Theo Crokers Aussage „JAZZ IS DEAD“ zum Anlass zu fragen, wie oft der Jazz schon totgesagt wurde und wie sich dieser Diskurs in einem größeren historischen Kontext lesen lässt. In unserem ersten Roundtable diskutieren wir unter der Überschrift „Jazz – aber für wen eigentlich?“ ob der Jazz tatsächlich unsere gegenwärtige Gesellschaft abbildet bzw. was zu tun ist, um ihn noch stärker als eine Musik der Offenheit und des Aufeinanderhörens zu positionieren. Wir haben dafür den Bassisten James Banner eingeladen, über seine Auseinandersetzung mit Klassismus in seinem Class-Work-Projekt zu berichten; die Vibraphonistin Evi Filippou, die ihre Erfahrungen mit Schüler:innen thematisiert; sowie die Pianistin Julia Kadel, die sich im Projekt QueerCheer für sie Sichtbarkeit queerer Menschen auch in Jazz und improvisierter Musik einsetzt (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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FREITAG, 29.9.2023, 9:30-12:30 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

ANCIENT TO THE FUTURE
Der zweite Tag beginnt zwei Vorträgen, die sich dem Futurismus Afro-Amerikas widmen. Richard Herzog erklärt, wie wichtig die Idee der Traditionsverbundenheit in der Musik junger afro-amerikanischer Musiker:innen wie Matana Roberts und Moor Mother ist. Magdalena Fürnkranz wirft einen Blick auf den Afrofuturismus als historisches Konstrukt und Antriebsfeder für aktuelle Musik und stellt dabei eine Verbindung zwischen Sun Ra und Janelle Monáe her. Bettina Bohle wird genereller und fragt, inwieweit sich „Jazz“ nicht oft selbst im Wege steht. Sie holt die Diskussion damit auch von Afro-Amerika nach Deutschland und diskutiert, was mit diesem Begriff hierzulande in ganz unterschiedlichen Kontexten eigentlich gemeint ist.

FREITAG, 29.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

WAS WÄRE WENN?
Der Freitagnachmittag wird konkreter. Das BuJazzO hatte 2022 einen Kompositionswettbewerb unter der Überschrift „Zukunftsmusik“ ausgerichtet, damit allerdings vor allem auf das Alter der teilnehmenden Komponist:innen angespielt. Der Saxophonist Niels Klein, der den Wettbewerb leitete, und die Flötistin Jorik Bergman, die zu den Preisträger:innen gehörte, machen sich dennoch gemeinsam Gedanken darüber, was Zukunft für sie und für ihre jeweilige Musik bedeuten mag, ganz konkret, künstlerisch oder für ihre jeweilige Lebensplanung. Der Saxophonist Frank Gratkowski fragt aus eigener Perspektive, was Jazz ist, was er sein und was aus ihm werden könnte. Im zweiten Panel des Jazzforums fragen wir unter der Überschrift „Macht Platz!“ danach, wo sich die Zukunft der Musik gestalten lässt. Kreativität benötigt schließlich Räume, im wörtlichen Sinn genauso wie metaphorisch. Eingeladen haben wir dafür Esther Weickel, die als Projektleiterin des NICA artist development am Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik des Stadtgarten Köln arbeitet, das sie vorstellt; Camille Buscot, Co-Geschäftsführerin der IG Jazz Berlin, die Einblick in regionale genauso wie nationale Strukturdiskurse hat; sowie Jonas Pirzer, Referent im Kunstminsterium Baden-Württemberg, der erklären kann, was es von öffentlicher Seite braucht, um Räume zur Verfügung zu stellen (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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Freitag, 29.9.2023, 20 Uhr

DOPPELKONZERT
femenine music@Centralstation
Mother mit Athina Kontou, Lucas Leidinger, Dominik Mahnig, Luise Volkmann
Jorik Bergman’s Julius Eastman Project mit Jorik Bergman, Maripepa Contreras, Inga Rothammel, Minhye Ko, Carla Köllner, Chae Yeon Lee, Luise Volkmann, Mareike Wiening (Mitschnitt hr2 Kultur)
Eintritt: 22 € / Ermäßigungen möglich
Vorverkauf über Centralstation Darmstadt (Link zu ztix)

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SAMSTAG, 30.9.2023, 9:30-12:30 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

AM WANDEL MITWIRKEN
Teresa Becker fragt, welche Rolle Musiker:innen bei dem Zukunftsthema überhaupt spielen können: der nachhaltigen Entwicklung. Monika Herzig berichtet von der kürzlich erschienenen Sammlung „New Standards“, die Kompositionen speziell von Musikerinnen enthält, und fragt, wie der Weg zu einer Geschlechtergerechtigkeit im Jazz aussehen könnte. Der Basler Bassist Kaspar von Grünigen stellt die „Volksinitiative für mehr Musikvielfalt“ als eine Aktion aus der Schweizer Basis heraus vor, bei der eine öffentliche Musikförderung skizziert wird, die nicht in erster Linie durch Interessenspolitik und ästhetische Diskussionen gefärbt ist, sondern soziokulturelle Aspekte ins Zentrum stellt.

SAMSTAG, 30.9.2023, 14-18 Uhr

KONFERENZ
Destination Unknown@HoffART-Theater
Eintritt frei, Registrierung über QR-Code (oder anklicken)

ES GEHT UMS GANZE!
Am Samstagnachmittag fassen wir zusammen. Dafür ist ein Blick von außen vielleicht nicht ganz falsch. Thomas Meinecke beschäftigt sich als Autor, DJ und Musiker mit Fragen der Ästhetik, der Geschlechtertheorie, mit Authentizität und künstlerischer Utopie. Im Gespräch mit Peter Kemper wird er über die Zukunft und die Grenzen des Jazz als Genre nachdenken und uns vielleicht das Bild eines Jazz vor Augen führen, den wir uns noch gar nicht vorstellen können. Saxophonist Uli Kempendorff denkt über Fehlstellen im Diskurs an Hochschulen nach, gibt einen Streikbericht, schaut auf interessante Lösungswege aus unseren Nachbarländern und fragt, was man heute von einer künstlerischen Ausbildung erwarten können sollte. Und beim Abschlusspanel unter der Überschrift „Es geht ums Ganze!“ diskutieren wir Jazz als Teil eines aktuellen gesellschaftlichen Diskurses, fragen, welche Aspekte der Praxis improvisierter Musik dazu beitragen können, uns für Gegenwart und Zukunft zu engagieren? Saxophonist Jan Klare erläutert die inneren Strukturen und die Arbeitsweise seiner Band Das Dorf, reflektiert Rollenverständnisse im Ensemble und erklärt, wie sich politische Überzeugung und Musikmachen miteinander vereinen lassen. Die Geigerin Akiko Ahrendt berichtet über die Überschneidungen von Musik und politischem Aktivismus; und die ukrainische Kulturmanagerin Mariana Bondarenko reflektiert, welche Rolle Jazz, Musik, Kultur in Zeiten des Kriegs spielt, spricht aber auch über die ganz direkten Auswirkungen des Kriegs, in dem ja zahlreiche Musiker als Soldaten aktiv sind (Moderation: Sophie Emilie Beha).

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SAMSTAG, 30.9.2023, 20 Uhr

DOPPELKONZERT
out of the box music@Knabenschule
Les Marquises mit Emilie Škrijelj, Tom Malmendier plus Christine Abdelnour
Gratkowskis 5 mit Frank Gratkowski, Philip Zoubek, Robert Landfermann, Dominik Mahnig feat. Ingrid Laubrock
Eintritt: 22 € / erm. 18 €
Vorverkauf über Bessunger Knabenschule (Link zu ztix)

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Das Darmstädter Jazzforum verbindet seit 1989  den Diskurs um Jazz und Improvisierte Musik mit dem praktischen Musikerlebnis in einer einzigartigen Verbindung aus internationaler Konferenz, Konzerten, Workshops und Ausstellungen. Alle Jazzforen sind in unserer Buchreihe „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung“ dokumentiert (Wolke Verlag).

Dozenten und Dozentinnen 2022

Rabie Azar …

… war in Syrien acht Jahre lang Mitglied des Syrischen Nationalorchesters und des National Syrian Orchestra of Arabic Music sowie des Mediterranean Orchestra gewesen, bevor er dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland entfloh. Von 2015 bis 2018 war der Bratschist Mitglied im Florida Lake Symphony Orchestra. Internationale Tourneen mit all diesen Orchestern führten ihn durch Europa und in die halbe arabische Welt.

Foto: Imago/Bridges-Musikprojekt©

In seiner Heimat Syrien lehrte er parallel zu seinen Konzertengagements zunächst auch Violine und Viola an der Al Baath Universität in Homs sowie dem Sulhi al Wadi-Institut für Musik in Damaskus. Sein Studium hatte er 2005 am nationalen Musikkonservatorium von Damaskus abgeschlossen, wo er in klassisch-westlicher und in traditionell-orientalischer ebenso wie in zeitgenössischer populärer Musik ausgebildet wurde.

In Deutschland ist Rabie Azar u.a. Mitglied des Frankfurter „Bridges – Musik verbindet“-Kammerorchesters und lebt seit ein paar Jahren in Darmstadt. Neben zahlreichen Bühnenerfahrungen in sehr unterschiedlichen Kontexten während der letzten Jahre unterrichtet Azar auch im musikalischen Weiterbildungsprojekt Waggong e.V. in Frankfurt, wo er sein Wissen über die Fusion unterschiedlichster Musiktraditionen und deren vielfältigen Elementen der Improvisation an seine Schüler:innen weitergibt.

Heidi Bayer

… hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Karriere hingelegt, die sie in eine Reihe mit anderen jungen (sie ist Jahrgang 1987) europäischen Spitzen-Trompeterinnen wie Andrea Motis, Laura Jurd oder Airelle Besson stellt. Seit 2020 ist sie Resident des NICA-Artist Development Program im Kölner „Stadtgarten“. Heidi Bayer ist eine von drei Nominierten für den diesjährigen „Deutschen Jazzpreis“ in der Kategorie „Blechblasinstrumente“.

Foto: Franka Hills©

Bayer, die aus dem oberfränkischen Kulmbach stammt und ursprünglich mit der Klarinette begann, kam über die Schul-Bigband zur Trompete und zum Jazz, und wurde anschließend kulturell-musikalisch im Großraum Frankfurt sozialisiert. Einem Studium im Fach Kulturmanagement in Marburg schloss sich ein Bachelor in Jazz- und Popularmusik an der Hochschule für Musik in Mainz an, bevor es sie nach einem Auslandssemester in Miami endgültig in die Jazzmetropole Köln weiterzog und einen Masterstudiengang Jazz / Improvising Artist bei Ryan Carniaux und Thomas Rückert an der Folkwangschule in Essen folgen ließ.

In ihrer neuen Wahlheimat, in der Domstadt, mischte Bayer sich in die vielfältige Szene ein, zeigte Präsenz auf unzähligen Sessions und war schnell gefragt bei diversen großen und kleinen Bands, die das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Struktur immer wieder anders ausbuchstabieren; in Bigbands wie dem Subway Jazz Orchestra, der Hendrika Entzian Bigband oder dem Fuchsthone Orchestra ebenso wie beispielsweise in den Bands von Janning Trumann, Shannon Barnett, Stefan Karl Schmid oder Sven Decker. In Darmstadt war sie zuletzt 2021 mit Luise Volkmanns LEONEsauvage zu hören.

Zunehmend fokussiert sich Bayer auf ihre eigenen Projekte, ihr Duo mit dem Pianisten Sebastian Scobel oder ihr Quartett Virtual Leak, dessen Debüt-CD im Frühjahr 2020 erschienen ist. Nicht nur als Instrumentalistin, sondern zunehmend auch als Bandleaderin, Arrangeurin und Komponistin erarbeitet sie sich den Zugriff auf die ganz große Palette der Klänge.

Christopher Dell …

… ist seit den späten 1990er Jahren Stammgast in der illustren Riege der Lehrkräfte bei den Darmstädter Jazz Conceptions.  Seitdem hat der gebürtige Darmstädter eine fantastische musikalische Karriere hingelegt, die ihm neben dem Musikpreis seiner Heimatstadt, den der Vibraphonist bereits 2005 erhielt, im vergangenen Jahr den „Deutschen Jazzpreis“ und in diesem Jahr auch noch den „Hessischen Jazzpreis 2022“ einbrachte.

Foto: Johanna Lippmann©

Aber nicht nur als improvisierender Musiker zählt Dell zu den herausragenden Protagonisten der Gegenwart, sondern auch als Stadtbautheoretiker, Philosoph und Architekturkritiker sind Dells Diskursbeiträge europaweit gefragt. Plan, Struktur, Komplexität, Information sind zentrale Begriffe im künstlerischen wie akademischen Kosmos Christopher Dells. Insbesondere mit seinen egalitären Trios D.R.A. (Dell/Ramond/Astor) und Dell/Lillinger/Westergaard verfolgt er diese musikalische Philosophie seit bald zwei Jahrzehnten konsequent. „Dell mag es schwierig, mag die Schwelle, den Widerstand. (…) Musikalische Forschung ohne Gefallsucht, das ist sein Metier“, schrieb Ulrich Stock in der ZEIT dazu.

Über seine Ideen für den diesjährigen Kurs sagt er folgendes:

„Ich werde mit den TeilnehmerInnen Materialien aus meinem Werkzyklus „Das Arbeitende Konzert/ The Working Concert“ erarbeiten.“

Angela Frontera

… fand 1993 den weiten Weg von Belo Horizonte ins beschauliche Rheinhessen. Die Tochter einer Musikerfamilie, die als Perkussionistin bereits in Brasilien mit vielen großen Namen aufgetreten war, fasste in Deutschland und Europa schnell in der vitalen Latin-Szene Fuß. Neben „ernsthaften“ musikalischen Projekten mit Airto Moreira, Paulo Cardoso, Edo Zanki oder dem auch kommerziell sehr erfolgreichen LatinJazz-Projekt Café del Mundo, sah man die Perkussionistin in vielen Fernsehshows an der Seite von Nina Hagen, Grace Jones, Lou Bega oder gelegentlich auch in der „Harald-Schmidt-Show“.

Foto: Seele Zeigen©

Ihre wohl bekannteste und dauerhafteste Zusammenarbeit mit dem Duo „Rosanna & Zélia“ brachte ihr viel internationale Aufmerksamkeit in der so genannten World Music-Szene der 90er und 00er-Jahre. Aber auch in der Jazzband Witchcraft um die Bassistin Lindy Huppertsberg oder der Frankfurter Frauen-Popband Kick La Luna fühlt sich Frontera in den letzten Jahren wohl. Vor allem ihre Vielseitigkeit als Perkussionistin, seltener am klassischen Schlagzeug-Set – wobei sie auch das beherrscht, wie sie nicht zuletzt auf Uli Partheils letzter Produktion „Reflections2020“ unter Beweis stellt – machen Angela Frontera zu einer äußerst gefragten und damit überaus Band-erfahrenen Musikerin.

Uli Partheil

… ist seit 2021 künstlerischer Leiter der Darmstädter Jazz Conceptions und damit Nachfolger seines langjährigen musikalischen Mentors und Freundes Jürgen Wuchner. Partheil ist einer der aktivsten Protagonisten der Darmstädter Szene, beeinflusst von der Musik Duke Ellingtons, Thelonious Monks, kubanischen Rhythmen und dem Blues. Er ist nicht nur ein versierter Pianist in sämtlichen Stilistiken des Jazz, sondern auch als Komponist tätig. In seinen Kompositionen geht er äußerst kreativ mit den verschiedenen Einflüssen um, die ihn als Musiker prägen.

Foto: Oskar Partheil©

Uli Partheil studierte an der Mannheimer Musikhochschule unter anderem bei Professor Jörg Reiter Jazzpiano, außerdem Komposition und Arrangement. Seit Beginn der 1990er Jahre arbeitete er mit Jürgen Wuchner, Matthias Schubert, Janusz Stefanski, Ack van Rooyen, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Hanns Höhn, Peter Back, dem Wiener Kronenbräu Orchester und vielen anderen zusammen. Als Begleiter ist er auch immer wieder am Staatstheater Darmstadt zu hören. Bis zum Beginn der Pandemie leitete er das von ihm selbst ins Leben gerufene Darmstädter Jugendweltmusikorchester.

Mit seinem Working Trio „Playtime“ ist er in den letzten Jahren mit verschiedenen Literatur- & Jazz-Projekten erfolgreich. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit Ulli Jünemann, Ralf Cetto und Angela Frontera den Longplayer „Reflections2020“. Partheil unterrichtet an der Jazz & Pop School Darmstadt. Für seine musikalischen Verdienste und sein Wirken für die Förderung des jazzmusikalischen Nachwuchses erhielt er 2008 den Darmstädter Musikpreis.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

Ich möchte wieder versuchen mindestens ein Stück auswendig und ganzheitlich zu erarbeiten, d.h. die Musiker:innen sollen nicht nur ihren Part, sondern das ganze Werk lernen und verstehen. Dazu werde ich eigene Kompositionen und andere ausgewählte Stücke mitbringen.“

Christian Ramond …

… hat sie alle begleitet: Joe Pass, Lee Konitz, Dave Liebman, Kenny Wheeler, Charlie Mariano, Thomas Stanko, Albert Mangelsdorf, Doug Rainey, Randy Brecker, Don Friedman, Philippe Catherine, Keith Copeland … eine nicht enden wollende Reihe großartiger Jazzmusiker. Und wahrscheinlich wäre die Reihe der Länder, in denen Ramond noch nicht aufgetreten ist weitaus kürzer als die Liste seiner internationalen Gastspiele. Hinzu kommen annähernd 100 Einspielungen auf CD oder Schallplatte.

Foto: Christian Ramond©

Dieses enorme Lebenswerk liegt darin begründet, dass der in Bonn geborene Kontrabassist in allen Stilistiken des Jazz – von Swing bis zum freien Zusammenspiel – zuhause ist. Ramonds Spiel ist dabei nicht nur äußerst solide, sondern auch höchst wandlungsfähig – ohne seine eigene, charaktervolle Klangsprache zu verlieren, die mit Sicherheit auch in seinem Ensemble während der 31. Darmstädter Jazz Conceptions zum Tragen kommen wird.

Über seine Vorstellungen zum diesjährigen Workshop schreibt er folgendes:

„In meinem Ensemble möchte ich Kompositionen von drei Wegbereitern des modernen Jazz – Duke Ellington, Charles Mingus und Ornette Coleman – erarbeiten. Die lineare, harmonische und rhythmische Sprache des Jazz soll wie bei Mingus ergänzt werden durch freie Improvisation ,Kommunikation und kollektives Zusammenspiel. Material und Form der Improvisation soll gemeinsam entdeckt und erarbeitet werden und es besteht Offenheit für Ideen, gegebenenfalls eigene Stücke der Ensemblemitglieder.“

Jazz Conceptions

34. Darmstädter Jazz Conceptions finden vom  7. bis 12. Juli 2025 statt

Sommerworkshop seit 1992

Die Darmstädter Jazz Conceptions wurden 1992 von dem Darmstädter Bassisten Jürgen Wuchner (1948-2020) ins Leben gerufen und finden bis heute in nahezu unveränderter Form statt. Die Einzigartigkeit beruht auf dem Konzept eines reinen Ensemble-Workshops mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmenden und auch der Dozent:innen. Es geht darum individuelle musikalische Konzepte, die in der Welt des zeitgenössischen Jazz in großer Vielfalt existieren, den Teilnehmer:innen näher zu bringen und ihnen einen Einblick in die Werkstatt des Musik-Schaffens zu geben.

„Die beste Erfindung seit es Musikunterricht gibt…?“ (Teilnehmer:in)

Eine offene Haltung mitbringen, sein Instrument „beherrschen“, sich wohlfühlen 

Was bedeutet dies für die Teilnahme an den Jazz Conceptions? Das allerwichtigste zuerst: Es geht immer darum innerhalb einer Woche ein Ensemble zu entwickeln, in dem alle Beteiligten, egal welchen Background sie besitzen, eine musikalische Rolle finden in der sie sich wohl fühlen. Um das zu erreichen, sind bestimmte Kompetenzen wünschenswert. Grundsätzlich sollte man beim Spielen seines Instruments nur in dem Maße mit sich selbst beschäftigt sein, dass man immer noch in der Lage ist den anderen zuzuhören. Man sollte auch wissen, dass es Techniken wie Intonation, Timing, Improvisation gibt, die im Jazz eine zentrale Rolle spielen. Dabei ist eine langjährige Erfahrung mit Jazz und Improvisation gar nicht von Bedeutung. Die Fähigkeit zuhören zu können, ist sehr viel entscheidender – und das fällt eben leichter, wenn man sein Instrument beherrscht.

Hilfreich ist auch, mit einer grundsätzlich offenen Haltung in den Workshop zu gehen und das eigene Ego hinten anzustellen. Denn es geht darum gemeinsam etwas zu erarbeiten. Und am Ende sollten alle ihren Spaß haben.

„Meine ersten Jazz Conceptions / Die bestehenden Zweifel an dem offenen Konzept hatten sich nach einem Tag vollständig zerschlagen. / Es ist anders, aber sehr gut.“ (Teilnehmer:in)

Die Jazz Conceptions sind ein Ensembleworkshop

Bei der Bildung der Ensembles ist die Eigenverantwortung und Selbsteinschätzung der Teilnehmenden gefragt. Beim ersten Zusammentreffen erklären alle Dozent:innen, was sie in der Woche vorhaben. Anschließend überlegen die Teilnehmer:innen sich, in wessen Gruppe sie gerne möchten. Auf dem Hof der Knabenschule finden sich dann die Ensembles erstmals zusammen. Man kann in Ruhe miteinander reden über Erwartungen und eventuelle Unsicherheiten. Man muss vielleicht Kompromisse eingehen. Am Ende haben sich die Ensembles gefunden. Das funktioniert seit über 30 Jahren in hervorragender Weise und ist eine der Besonderheiten dieses Workshops.

„Ein breites Leistungsspektrum der TeilnehmerInnen wird durch das Konzept und die Qualität der DozentInnen zu sehr guten musikalischen Ergebnissen gelenkt. Jeder ist in die Ausarbeitung der Stücke eingebunden.“ (Teilnehmer:in)

Seit Corona: Veränderte Raumbelegungen

Zwei Dinge, die sich in den beiden vergangenen Corona-Jahren bewährt haben möchten wir künftig gerne beibehalten: Die Begrenzung der Ensemblegrößen auf höchstens acht Mitglieder sowie die räumliche Verteilung der Gruppen auf verschiedene Probenorte, wobei der zentrale Treffpunkt im Hof der Bessunger Knabenschule beibehalten wird. Mit je drei Proberäumen in der nahe gelegenen Akademie für Tonkunst sowie in der Bessunger Knabenschule wird ruhiges und konzentriertes Arbeiten in den Gruppen mit ausreichend Platz wesentlich einfacher.

„Zentraler Treffpunkt: Bessunger Knabenschule! Super Team. Verpflegung und Ambiente bei tollem Wetter perfekt.“ (Teilnehmer:in)

Was sind die typischen Inhalte der Jazz Conceptions?

Die Darmstädter Jazz Conceptions bieten die einmalige Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit professionellen Musikschaffenden im wahrsten Sinne des Wortes etwas aus der Werkstatt des Jazz zu erfahren. Gruppen erarbeiten Stücke; da wird über die richtige Art des Übens gesprochen und harmonische Feinheiten erklärt, solistische oder kollektive Improvisationen geprobt und besprochen. Zwischen den Gruppensitzungen besteht die Möglichkeit des individuellen Übens oder des lockeren Gesprächs in der nur für den Workshop geöffneten Cafeteria unter freiem Himmel. Begleitend werden theoretische oder gelegentlich auch jazzhistorische Programmpunkte angeboten. An jedem Abend der Woche gibt es bei Sessions in verschiedenen Darmstädter Openair Locations die Möglichkeit, die Ergebnisse der täglichen Arbeit zu zeigen oder einfach nur zu „jammen“.

„Was mir neben den super Locations der Jamsessions besonders gefallen hat, war die unterstützende Haltung der Dozenten an diesen Abenden. Hierdurch haben sich einige Teilnehmer mehr auf die Bühne getraut – trotz eines voll besetzten Schlossgartens.“ (Teilnehmer:in)

Die Profis als ein Teil des Ganzen

Die fünf Dozent:innen, die von uns ausgewählt werden, sowie der künstlerische Leiter Uli Partheil bringen Kompetenzen mit, die es ihnen ermöglichen offen, flexibel und spontan aus einer mehr oder weniger zufällig entstandenen Gruppe von unterschiedlichen Talenten ein funktionierendes Ensemble zu formen. Dabei ist es wichtig, dass sie in der Lage sind auf die individuellen Fähigkeiten der Gruppenmitglieder einzugehen und vor allem deren individuellen Stärken herauszuarbeiten.

Die Ensemblearbeit bewegt sich immer in einem Spannungsfeld. Alle Teilnehmenden möchten einerseits tun, was sie schon gut können, andererseits möchten sie aber auch neue Erfahrungen machen und Dinge ausprobieren. Die Herausforderung für Lernende und Unterrichtende besteht darin, hier eine Balance zu finden.

Die Darmstädter Jazz Conceptions arbeiten jedes Jahr aufs Neue daran, Laien und professionelle Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen, die sich gemeinsam auf die Suche nach dieser Balance machen. Am Ende geht es immer nur um die Musik und ihr zu dienen.

„Super Dozent:innen mit ganz unterschiedlichen Konzepten. Durch die gelöste Atmosphäre entstand die Möglichkeit, auch abseits des offiziellen Teils mit diesen neue Möglichkeiten zu entdecken und auch bekanntes anders einzuordnen. Tolle Erfahrungen. Danke dafür.“ (Teilnehmer:in)

Dozentinnen und Dozenten 2024 waren

Christopher Dell (Vibraphon)
Norbert Dömling (Bass)
Jan Leipnitz (Schlagzeug)
Uli Partheil (Piano)
Anke Lucks (Posaune)
Almut Schlichting (Baritonsaxophon)

Als künstlerischer Leiter des Workshops ist der Pianist Uli Partheil seit 2022 für die Auswahl der Dozent:innen verantwortlich. Die ausgewählten  Musiker:innen für den Sommer-Workshop stehen in der Regel im Februar oder März fest. Das aktuelle Workshop-Programm wird dann um Ostern herum bekannt gegeben. Anmeldungen sind erst dann verbindlich möglich, wenn das Online-Anmeldeformular auf dieser Seite freigeschaltet wurde.

HIER GEHT’S zu weiteren INFORMATIONEN (bitte zuerst lesen!) zur Teilnahme.
Das  ANMELDEFORMULAR für die Darmstädter Jazz Conceptions 2025 wird Ende März  2025 freigeschaltet. 

„Ein tiefgreifender musikalischer Plan. Am Ende der Woche fühlt man ein Leuchten.“ (Teilnehmer:in)

Die Darmstädter Jazz Conceptions sind eine Gemeinschaftsveranstaltung des Kulturzentrums Bessunger Knabenschule und des städtischen Jazzinstituts Darmstadt.

Mit freundlicher Unterstützung der Wissenschaftsstadt Darmstadt and the Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Alle Dozenten der Jazz Conceptions von 1992 bis 2024 

Felix Astor, Rabie Azar, Peter Back, Johannes Bauer, Heidi Bayer, Harry Beckett, Han Bennink, Karl Berger, Matthew Bookert, Élodie Brochier, Rüdiger Carl, Graham Collier, Marty Cook, Thomas Cremer, Christopher Dell, Erwin Ditzner, Norbert Dömling, Axel Dörner, Silke Eberhard,  Johannes Fink, Jörg Fischer, Martial Frenzel, Angela Frontera, Christina Fuchs, Valentin Garvie, Peter Giger, Rachel Gould, Sebastian Gramss, Carola Grey, Michael Griener, Gerhard Gschlößl, Daniel Guggenheim, Gunter Hampel, Gabriele Hasler, Maike Hilbig, Allen Jacobson, Ute Jeutter, Nicole Johänntgen, Sven-Ake Johansson, Llewellyn Jones, Ekkehard Jost, Wollie Kaiser, Kalle Kalima, Anna Kaluza, Günter Klatt, Morris Kliphuis, Richard Koch, Hans Koller, Peter Kowald, Steve Lacy, Tony Lakatos, Detlef Landeck, Ingrid Laubrock, Christoph Lauer, Johannes Lauer, Hazel Leach, Jan Leipnitz, Martin LeJeune, Kathrin Lemke, Anke Lucks, Rudi Mahall, Emil Mangelsdorff, Lucía Martínez, Stefan Meinberg, Krzysztof Misiak, Frank Möbus, Mani Neumaier, Angelika Niescier, Tom Nicholas, Uwe Oberg, Axel Pape, Uli Partheil, Michel Pilz, Elvira Plenar, Wolfgang Puschnig, Gerd Putschögl, Adam Pieronczyk, Christian Ramond, John-Dennis Renken, Wolfgang Reisinger, Bertram Ritter, Laura Robles, Michael Sagmeister, Heinz Sauer, Joe Sachse, Taiko Saito, Jon Sass, Uli Scherer, Ulli Schiffelholz, Almut  Schlichting, Daniel Schmitz, Johannes Schmitz, John Schröder, Matthias Schubert, Henning Sieverts, Thomas Siffling, Günter ‚Baby‘ Sommer, Janusz Stefanski, Oliver Steidle, Norbert Stein, John Tchicai, Christof Thewes, Gebhard Ullmann, Philipp van Endert, Ack van Rooyen, Reimer von Essen, Felix Wahnschaffe, Peter Weiss, Jürgen Wuchner … (to be continued)

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